Schwedische Literatur

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Brockhaus 1841

[131] Schwedische Literatur, Wissenschaft und Kunst. Die schwed. Sprache stammt wie die dän., norweg. und isländ. von der gothischen ab. In den vorchristlichen Zeiten bediente man sich zur Aufzeichnung der priesterlichen Geheimlehren, Gesetze und Volkslieder der Runenschrift. (S. Runen.) Skalden (s.d.) hießen die alten Sänger, welche die Thaten der Götter und Menschen feierten. Mit dem Christenthum kamen der gelehrte Priesterstand, die lat. Sprache und Schrift nach Schweden und die alte Literatur wurde bald völlig verdrängt. In der vaterländischen Sprache wurden nur noch einige fürs Volk bestimmte religiöse Schriften abgefaßt, während man sich zu wissenschaftlichen Werken vorzugsweise der lat. Sprache bediente. Die Reformation brachte die schwed. Sprache wieder zu Ehren; Bibel, Gesangbuch und Katechismus wurden in ihr abgefaßt und der Gottesdienst in ihr gehalten. König Gustav I. that viel zur Bildung des Volkes, Karl IX. war bemüht, die Universität Upsala zu heben, noch mehr aber thaten für diese Gustav II. und Christine, welche auch eine Anzahl gelehrter Schulen einrichteten. Privatleute fanden sich bewogen, aus eignen Mitteln die Unterrichtsanstalten zu unterstützen und zu vermehren. Gustav Adolf ordnete den Volksunterricht durch gesetzliche Bestimmungen. Bald erwachte in den Wissenschaften ein regeres Leben, nicht nur Theologie, auch Jurisprudenz, Mathematik und Geographie wurden mit Eifer betrieben. Der 1628 zum Reichsgeographen ernannte Buräus lieferte treffliche Karten von Schweden und den angrenzenden Ländern. Christine war eine eifrige Verehrerin der alten Literatur, rief ausgezeichnete Gelehrte nach Schweden und bald wurde von schwed. Gelehrten über griech. und röm. Sprache und Literatur Ausgezeichnetes geleistet. Auch auf vaterländische Geschichte und Alterthümer wendete man jetzt Fleiß; seit 1629 gab es einen Reichsantiquar, der mit Sammlung altskandinavischer Denkmäler beauftragt war. Als Dichter zeichnete sich Georg Stjernhjelm aus, und Christine rief nicht nur Gelehrte, sondern auch ausländische Künstler an ihren Hof und errichtete ein Theater, auf welchem neben franz. auch in schwed. Sprache geschriebene dramatische Stücke gegeben wurden. Bei der Ausdehnung des schwed. Reichs unter Karl IX. hatte dasselbe vier Universitäten, zu Upsala, Åbo, Dorpat und Greifswald, und zu diesen kam noch während Karl XI. Minderjährigkeit Lund. Ausgezeichnete Gelehrte waren der allseitig gebildete Arzt und Naturforscher Olav Rudbek und der Geschichtschreiber und Lehrer des Naturrechtes Pufendorf, ein geborener Deutscher. Karl XI. begünstigte die Künste und Gewerbe. Lemke und Ehrenstrahl zeichneten sich als Maler, Nikodemus Tessin aus Stralsund als Baumeister aus. Der bekannte Schwärmer Swedenborg (s.d.) war ein ausgezeichneter Gelehrter. Unter Ulrike Eleonore und ihrem Gemahl Friedrich I. wurden die Bildhauer- und Malerakademie und die Akademie der Wissenschaften zu Stockholm gestiftet. Olav von Dalin (1708–63) verdient den Namen des Vaters der neuern schwed. Literatur, indem er sich als Dichter und Geschichtschreiber gleiche Verdienste erwarb. Karl von Linné's (s.d.) Verdienste um die Naturwissenschaft wurden in der ganzen gebildeten Welt anerkannt und bewundert, und Andr. Celsius (1701–44) war einer der ersten Astronomen seiner Zeit. Wissenschaften und Künste hatten eine eifrige Gönnerin an der Königin Luise Ulrike, der Gemahlin Adolf Friedrich's und Schwester Friedrich's des Großen von Preußen. Sie legte mehre wissenschaftliche Sammlungen an und stiftete die Akademie der schönen Wissenschaften. Die Grafen von Creutz (1726–85) und Gyllenborg, sowie Bellman (1741–95) waren höchst ruhmwürdige Dichter. Unter Gustav III., welcher für Ausbildung der Sprache und schönen Literatur die schwed. Akademie stiftete, erwachte ein reges Leben in der schwed. Literatur, und es sind namentlich Kellgren (1751–95) als lyrischer Dichter und Satiriker, Leopold (1756–1829) seiner Vielseitigkeit wegen auszuzeichnen. Thorild (gest. 1819) schrieb mit scharfem Verstand in vortrefflicher Prosa gegen den conventionellen oberflächlichen Geschmack, welchem Kellgren und Leopold huldigten. Scheele (1742–86) aus Stralsund wurde einer der Begründer der neuern Chemie. Der Dichter Atterbom (geb. 1790), gebildet durch die deutsche Literatur, suchte durch Streitschriften und eigne poetische Schöpfungen den bisher vorwaltenden Einfluß der franz. Bildung zu verdrängen. Neuere schwed. Dichter sind noch Stagnelius (gest. 1823), Franzén, Nicander, Vitalis, Beskow, Grafström, Böttiger, Fräulein von Bremer u. A., unter allen aber ragt Esaias Tegner (geb. 1782) hervor. Sein »Landwehrgesang«, seine »Nachtmahlskinder«, seine »Frithiofs-Saga« und sein erzählendes Gedicht »Axel« sind herrliche Blätter der Poesie. Auch in den Wissenschaften hat bis zur Gegenwart ein reges Leben geherrscht. Namentlich haben sich Hoijer als Philosoph, Geijer, Sirinholm, Tryxell, Lundblad als Historiker, Palmblad und Sven Ågren als Geographen, von Forsell als Statistiker, Wahlenberg, Agardh, Fries, Nilson u. A. als Naturhistoriker ausgezeichnet und Berzelius (s.d.) ist anerkannt der größte Chemiker. Unter den Künstlern haben sich Sergell und Byström als Bildhauer, Fahlcrantz, Sandberg, Södermark und Westin als Maler vortheilhaft hervorgethan.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 131. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000863319


Herders 1854

[144] Schwedische Sprache u. Literatur. Die schwed. Sprache gehört zu dem skandinav. Zweige der germanischen Sprachfamilie, ist männlich, wohlklingend und sehr ausgebildet. Grammatiken: die von der Akademie herausgegebene Enbergs, [144] Stockh. 1836; ferner von Fryxell, Sjöborg, Dietrich, Schram, Rydquist, Strömborg, beide letztern der Grimm'schen Schule angehörig. Wörterbuch von Dalin, 2 Bde., Stockh. 1850–54. Die schwed. Nation steht zwar hinsichtlich der allgemeinen Bildung keiner andern nach, hat aber erst seit der Mitte des vorigen Jahrh. eine eigentliche Literatur. Diese ist besonders in den Naturwissenschaften von europ. Bedeutung; das bezeugen die Namen: Linné, Wallerius, Kronstadt, Celsius, Bergemann, Scheele, Godberg, Wahlenberg, Fries, Nilsson, Berzelius etc. Eine europ. Berühmtheit hat auch der Theosoph Swedenborg. Der alte Ruhm der schwed. Nation hat zu zahlreichen historischen Arbeiten angeregt, denselben theilweise auch eine einseitige Richtung gegeben; die geachtetsten Historiker sind Geijer, Fryxell u. Strinnholm. Die schöne Literatur folgte im vorigen Jahrh. der von Frankreich angegebenen Richtung; hieher gehören: Dalin, die Frau Nordenflycht, die bekannteren Namen Gyllenborg und Creutz, Kellgren, Leopold, Silvferstolpe, Adlerbeth, Stenhammar, Blom; freier bewegten sich besonders Bellmann u. Thorild. Die neue Periode beginnt mit dem Anfange des 19. Jahrh. durch die Lyriker Franzen, Wallin und nach dem erbitterten Kampfe gegen die Alleinherrschaft des franz. Geschmacks erwarben sich vorzüglichen Ruhm: Tégner u. Nicander, und sind geschätzt: Stagnelius, Vitalis, Atterbom, Elgström, Hedborn, Dahlgren etc. Romane schrieben: Crusenstolpe, Sparre, Almquist, Wetterbergh, Mellin, Palmblad, die Frauen Bremer, Flygare-Carlén und Knorring. Im Drama haben die Schweden kaum Nennenswerthes aufzuweisen. (Ueber die schwed. schöne Literatur hat der 1855 gest. Atterbom ein vorzügliches Werk geliefert.)

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 144-145. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000351076X


Pierer 1862

[572] Schwedische Literatur. In Schweden entstand erst spät eine Literatur. Das erste geschriebene Buch, die Konunga och höfdinga styrelse, eine Art Fürstenspiegel, setzt man freilich gewöhnlich in das 14. Jahrh., allein erst gegen Ende des 16. Jahrh. sind Spuren wirklicher Literatur vorhanden u. erst im Laufe der ersten Hälfte des 17. Jahrh. kann von einer Entwickelung der Keime vorhergehender u. damals gegenwärtiger Kräfte die Rede sein. Die Sprache, welche im Verlaufe des 12. Jahrh. sich von der allgemeinen alten Skandinavischen Sprache abzulösen begann (s. Schwedische Sprache), hat (abgesehen von den Runeninschriften) ihre ersten schriftlichen Monumente in den alten Landschaftsgesetzen u. bildete sich während der Union der drei nordischen Reiche zu dem sogen. Altschwedischen aus, welches in demselben Maße deutschen, als die erstere Periode dänischen Einfluß zeigt. Erst in Folge der Verbreitung der Reformation nach Schweden wurde die Schwedische Sprache mehr ausgebildet, da von da ab der Gottesdienst in der Landessprache gehalten, die Bibel in dieselbe übersetzt, geistliche Lieder gedichtet u. ein Katechismus verfaßt wurde. Besonders die Könige aus dem Hause Wasa zeichneten sich durch Liebe zu den Wissenschaften aus, weniger zwar Gustav I., welchem seine anderen Sorgen weder Zeit, noch Mittel für die Pflege der Wissenschaften übrig ließen, aber Erich XIV., Karl IX., Gustav II. Adolf, welcher viel für die Universität Upsala that, bes. die Königin Christine, welche viele Gelehrte aus dem Auslande um sich versammelte. Den Grund zur Unzufriedenheit, welche sich darüber im Lande äußerte, darf man weniger in einer Abgeneigtheit des Volkes gegen die Wissenschaften selbst suchen, als vielmehr darin, daß Christine zu viele Geldmittel auf die Gewinnung der fremden Gelehrten verwendete. Darin lag aber auch ein neues Hinderniß für die Ausbildung der Sprache; denn durch den Einfluß, welchen bald Deutsche, bald Italiener u. Franzosen auf dieselbe übten, konnte lange nichts Eigenthümliches geschaffen u. begründet werden; ja es war die Deutsche Sprache seit der Regierung des Pfälzischen Hauses, welches nach Christinen den schwedischen Thron bestieg, u. der innigeren Verbindung mit Deutschland, schon seit dem Dreißigjährigen Kriege, Hof- u. Lagersprache, so wie auch meist die Geschäftssprache bei Verhandlungen u. in der Correspondenz; zu gelehrten Abhandlungen diente die Lateinische Sprache. Indeß war doch allmälig der Grund zu einer Literatur gelegt worden; Schweden hatte schon seine Dichter, auch unter den Königen, aber die Poesie war freilich blose Reimerei, wie die Gedichte des Messenius, Andr. Prytz, Columbus, Lassen u.a. beweisen; die Königin Christine begünstigte bes. das Theater. Sonst waren der Werke der Literatur wenig; die Hauptwissenschaft war zu Upsala die Theologie u. die Theologie war in ihrer orthodoxen Richtung eine abgeschlossene Wissenschaft, nur Erbauungsschriften wurden geschrieben; aber jetzt wurde zuerst das schwedische Recht bearbeitet; die klassischen Studien liebte u. förderte Christine selbst, auch das Studium der nordischen Alterthümer blühte. Karl X. that nichts für die Wissenschaften u. Literatur, Karl XI. begünstigte vorzugsweise diejenigen Wissenschaften, welche auf Gewerbe Bezug hatten. Unter ihm brannte das Stockholmer Schloß ab, wobei an 4000 Handschriften verloren gingen. Epoche für Sprache u. Literatur machte in de. Mine des 18. Jahrh. O. von Dalin, welcher sich theils durch seine Schriften überhaupt, theils durch besondere Aufsätze über Schwedische Sprache in seiner Zeitschrift Argus entschiedene Verdienste erwarb. Die Königin Ulrike Eleonore gründete 1737 die Wissenschaftsakademie (Vetenskapsakademien) zu Stockholm für Mathematik Physik, Astronomie, Naturwissenschaften, u. Adolf Friedrichs Gemahlin, Luise Ulrike, die geistreiche Schwester Friedrichs d. Gr., legte 1753 den Grund zur Akademie der schönen Wissenschaften (Vitterhetsakademien) u. gründete die Bibliothek, sammelte auch viele Kunstschätze u. begünstigte die Gelehrten (darunter Linné); die Akademie sollte bes. der Belebung u. Bildung der Landessprache förderlich sein, indem ihre Verhandlungen in derselben geschrieben wurden, u. nicht allein der Hof u. die Aristokratie unterstützten wissenschaftliche Unternehmungen, sondern auch Privatvereine bildeten sich zu gleichem Zweck, so der von Hedw. Ch. Nordenflycht, Creutz, Gyllenborg u.a. gebildete Verein Utile dulci. Unter den Dichtern zeichneten sich Creutz u. Gyllenborg aus, Geschichte wurde schon mit Auszeichnung geschrieben u. in den Naturwissenschaften glänzte Linné. Doch bekam jetzt der französische Geschmack von Neuem Einfluß auf die S. L.; unter diesem Einfluß dichteten neben dem nationalen Bellmann bes. Kellgren, Leopold, die Lenngren, Oxenstjerna, Wallenberg, Lidner, Kexel u.a., u. bes. huldigte ihm König Gustav III., welcher sich durch die Stiftung einer neuen Schwedischen Akademie (1786) u. durch die Belebung der von seiner Mutter Ulrike gestifteten um die Wissenschaften große Verdienste erwarb. Als die erste Glanzperiode der S-n L., das Gustavianische Zeitalter, verblichen war u. Thomas Thorild, dessen theoretischen Anregungen später Höijers, Ehrenswärds u. Hammarskölds systematischere Arbeiten folgten, ferner der Lyriker Franzén, der Kanzelredner u. Psalmist Wallin u. der diesem verwandte Choräus, nebst den Lyrikern A. T. von Kullberg, I. D. Wallerius u. die Dramatiker A. Lindegren, P. A. Granberg u. C. H. Nordforß die neue Periode vorbereitet hatten: begann der Kampf zwischen dem theils selbständigen, theils durch Deutschlands literarische Revolution geweckten Streben nach nationaler Literatur (Romanticismus) u. der längst veralteten Akademie (Klassicismus). Diese neue Richtung wurde von den Mitgliedern des Aurorabundes vertreten, welcher 1807 aus einer, von Studenten in Upsala unter Höijer gebildeten Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften hervorgegangen war. Den Angriffen Ehrenswärds in seiner Philosophie der freien Künste folgten die Literaturblätter Litteraturtidning, Journal för Svensk Litteratur u. Allmänna Litteraturtidning, welchen die Regierung eine privilegirte Literaturzeitung, das von Wallmark redigirte Journal för Litteraturen och Theatern entgegensetzte. Letzteres bekämpfte Askelöf im Polyfem, der Hauptstoß geschah jedoch erst durch die. Zeitschrift Phosphorus seit 1810, nach welcher die Vertreter der neuen Richtung den Namen Phosphoristen[572] erhielten. Nach dem Aufhören derselben bildeten die Svenska Litteraturtidning u. der Poetisk Kalender die Organe der Partei, an deren Spitze A. Atterbom, Palmblad u. L. Hammarsköld standen. Derselben Richtung gehörten an Ingelgren, Elgström, Sondén, Börjesson, And. Fryxell, K. von Zeipell, A. J. Arwidson u. Euphrosyne. Philosoph der Phosphoristen war der Deutsche Schelling; einem körperlosen Idealismus nachstrebend, enthoben sie sich allem bestimmten Boden, wählten ihre Stoffe überall her u. suchten sich die Formen für denselben aus jeder südländischen antiken u. modernen Literatur anzueignen. Diesem idealistischen Elemente fast parallel entwickelte sich das andere vaterländische in der Gothischen Schule, welche eine in Sprache u. Inhalt echt nationale, rein nordische Dichtung wollte; ihr Organ war die Zeitschrift Iduna; charakteristisch für diese Richtung ist Geijers Gedicht Manhem. Geijer, E. Tegnér, A. A. Aszelius u. Ling waren die vorzüglichsten Vertreter dieser Schule. Beide Richtungen, die der Phosphoristen u. Gothen, schmelzen zusammen in Dichtern wie Hedborn, Grafström, B. von Beskow, Nicander, Stagnelius, C. J. L. Almquist, Fahlcrantz, Dahlgren, Sjöberg (Vitalis), welche gewissermaßen den Übergang zu der jüngsten Literaturperiode Schwedens bilden, welche man mit neueren Literaturhistorikern die romandichtende nennen könnte u. welche in Cederborgh, Livijn, Gumälius, Sparre, Mellin, Wetterbergh, Crusenstolpe, Blanche, den Frauen Bremer, Knorring, Pseudonym Wilhelmine (Stålberg) u. Carlén ihre vorzüglichsten Vertreter findet. Neben diesen Novellisten ist noch Böttigers, Rudas, Ingelmanns, Lindblads, Brauns, Nyboms zu gedenken. Die neuere Zeit hat auch in der wissenschaftlichen Literatur neue Schulen entstehen lassen; Berzelius, Elias Fries, Wahlenberg, C. A. Agardh, And. Retzius, Nilsson, Berlin, Holmberg u.a. glänzten in den Naturwissenschaften; die Geschichtsschreibung (Geijer, Afzelius, Carlson, Strinnholm, Fryxell), die Statistik (Tham, Fries, Thomée, Agardh, Ljunberg), die Staatswissenschaften (Carlson, Nauman u.a.) nahmen einen großen Aufschwung, auch die theologischen u. philologischen Wissenschaften wurden bearbeitet. Die S. L. hat eine Tochter in der, merkwürdig genug erst seit der Trennung Finnlands von Schweden in diesem Lande entstandenen Literatur in Schwedischer Sprache, u. zwar eine ebenbürtige Tochter. Der Dichter Runeberg, vielleicht gegenwärtig der größte Dichter des skandinavischen Nordens, Topelius, Nervander, Cygnäus, Snellman sind die hervorragendsten, welche dieselben vertreten.

Neben einigen romant. Poesien, welche Schweden vom Continent erhielt, waren die ersten Originalwerke Legenden, Reimchroniken, Volks- u. Heldenlieder etc. Dichter gab es aus dem Hause Wasa; aber den Vater ihrer Poesie nennen die Schweden Stjernhjelm, dessen Versuch antike Versmaße einzuführen viel Nachahmer fand. Auf der Grenze des 17. u. 18. Jahrh. erschienen manche gute Dichter in Wallerius, Lindemann, Langerlöf, Bröms, Geißler, u.a., doch die Sänger in Karls XII. Zeit waren schon schwächer; auch Dalins Bemühungen für die Poesie hatten doch mehr den Zweck dieselbe zur Hofunterhaltung u. zum Gegenstand des Wetteifers in Zirkeln von Schöngeistern zu machen, u. sie wurde weniger Volkssache. Erst in späterer Zeit begann ein kühner u. gediegener Geist sich zu regen; auch die metrische Technik macht Fortschritte, Adlerbeth stellte feste Regeln der Prosodik auf. Seine Heldensage theilt Schweden mit dem ganzen Nordland, welches Odin als seinen ersten König verehrt; die Lieder, welche diese Heldensage enthalten, rührten unstreitig aus denselben einzelnen Liedern her, wie sie in der alten Edda noch vorhanden sind, doch vermischten sich hier die Grundzüge mehr, als indem entfernten Island. Die schwedische Heldensage ist noch in den Liedern der Ynglinga. Saga enthalten; sie feiert Odins Sieg über König Gylfe u. seine weiteren Unternehmungen u. Eroberungen. Ein Nachtheil für die Poesie war es gewiß, daß sie Anfangs ganz getrennt von Volkssagen behandelt wurde u. daß man lieber Fremdes nachahmte, als seine eignen Volkslieder sammelte. Erst die neuere Zeit hat die Trümmer der untergegangenen Volkspoesie (Folkvisor) Schwedens wieder gesammelt; hierher gehört das altfäröische Lied Ismals Hochzeit von G. W. Gumälius übersetzt im 10. Band der Iduna; Gesänge von Nordens ältesten Dichtern, ins Schwedische übersetzt von Afzelius; P. Wieselgrens Erinnerungsgesänge aus Wärend, Gesänge Stark Odders; Schwedische Volksweisen der Vorzeit, von Geijer u. Afzelius gesammelt (Svenska folkvisor; Stockh. 1814–16, 3 Bde.); I. L. Studach, Die schwedische Volksharfe, Stockh. 1826; Atterbom's Normannaharpan, Upsala 1816; Arwidsson, Svenska fornsånger, Stockh. 1834–48, 3 Bde.; Afzelius, Afskedaf Svenska folksharpan, Stockh. 1849; Schwedische Anthologie, gesammelt von P. A. Wallmark, Stockh. 1828, 3 Thle.; Cavallius u. Stephens, Sveriges historiska och politiska visor, Örebro 1853; Bäckström, Folkböcker och sagor, Stockh. 1825, 2 Bde., u.a. Das Epos, wenigstens das romantische, ist hier in früherer Zeit nicht behandelt worden, u. Gylienbörgs Tåget öfver Belt ([Karls X.] Zug über den Belt) war das erste, welches sich über das Gewöhnliche erhob; Branders Gustaviade, Rudbecks Borosiade 1776 u. Neri sind komischen Inhalts; noch sind zu nennen Gustav Wasa von O. Celsius, Odin u. Gustav Erichsson von Skjöldebrand. Das reine Epos ist auch in der neueren S-n L. nur schwach vertreten; P. H. Ling wußte in seinen Epopöen Gylfe u. Tyrfing (Stockh. 1836, 2 Bde.) u. in Asarne (1833) das epische Element mit dem lyrisch-dramatischen zu verbinden u. lieferte zugleich in dem letzteren das weitläufigste Kunstepos, welches die S. L. besitzt; Franzén dichtete die heroischen Epen Gustaf Wasa u. Columbus u. die idyllische Epopöe Julie de St. Julien, Stagnelius das Epos Wladimir, Almquist die romantischen Epopöen Hirden, Drottningens juvelsmycke. Schems-el-Nihar, Arthur's jagt, E. W. Ruda (st. 1833) das Epos Die Eberjagd (in Skaldestycken, Örebro 1834); A. Hollander die Epen Gustaf Wasa (Stockh 1841) u. Agandicea (2. A. Stockh. 1848); lyrische Epopöen lieferten Malmström, Ariadne (Stockh. 1838), u. Nybom Byron i Grekland (Stockh. 1844), Runeberg in Finnland die dem skandinavischen Sagenkreife angehörige Dichtung Konung Fjallar, 1849; das idyllische Epos Elgskyttarne (1832; 1850), die Erzählung Nadeschda (1841); historisch-religiöse Epen dichteten C. E. Fahlcrantz (Ansgarius, Upsala 1846), u. Nylander (Konung David, Stockh. 1851); ein vaterländisches Epos G. Nybläus Johan Banér (Stockh. 1848). In neuester Zeit verherrlichte Prinz Oskar die Thaten der schwedischen Flotte in schwunghaften [573] Gedichten (Svenska flottanminnen). In Romanzen versuchten sich zuerst Fallgren, Silfwerstolpe u. Franzen; Cyclen von Romanzen bilden unter anderen Atterboms Blommorna u. Runebergs Fänrik Ståls sägner (2. A. 1850). Alle diese epischen Dichtungen, mit Ausnahme von den Runebergschen übertrifft jedoch E. Tegnér mit der Frithiofssaga. Im Idyll, welches zuerst Lidner in Geßnerscher Manier bearbeitete, liegen zum Theil gelungene Leistungen vor von Lenngrén, Franzén (u.a. Die Zusammenkunft bei Alavastra), bes. von Teguér (Nattvardsbarnen, d.i. Die Nachtmahlskinder), Ling (Kärleken), Almquist (Kapellet, ein christliches Fischeridyll), Dahlgrén u. Runeberg (Hanna). Im didaktischen Gedicht versuchte sich Stjernhjelm (Die Wahl des Hercules) u. die Nordenflycht (Vertheidigung des weiblichen Geschlechts gegen Rousseau, Versuch über die schwedischen Dichter), u. zeichnete sich aus Gyllenborg (Die Jahreszeiten, Versuch über die Dichtkunst), Oxenstjerna (die Ernte), Lidner (Das jüngste Gericht), Thorild (Die Leidenschaften), Wallerius (Braminen), Wallin (Uppfostraren) u. Börjesson (Die Schöpfung); als didaktischer Lyriker Kjellman-Göransson (Smärre dikter, 1839; ABC-Bok för fäderneslandets barn, 1842; Snöklocker for toiletten, 1842; Den gode herden, 1844 etc.). Als beschreibender Dichter ist v. Kullberg zu nennen. Eins der bedeutendsten Werke der neueren schwedischen Poesie ist Atterbom's allegorische Dichtung Lycksalighetens Ö (deutsch von Neus, Lpz. 1831–1833). Zur Satire gaben die vielen Mißstände in dem schwedischen Verfassungswesen mehrfachen Stoff; Dalin griff in dem Argus die Thorheiten seiner Zeit an, ferner schrieben Satiren Gyllenborg, Kellgren, die Lenngren, auch Bergström u. Leopold, der Letztere bes. gegen die Romantiker. Fabeln entlehnten Schwedens Dichter zum großen Theil aus fremden Literaturen, so Dalin (Fabeln in Lafontainescher Manier), Lidner, Silfwerstolpe u. Bellmann (welcher Gellertsche Fabeln nachahmte); am besten sind Gyllenborgs großentheils aus Äsop u. Lafontaine entlehnte Fabeln. Poetische Episteln schrieb Adlerbeth (Reflexionen über philosophische moralische Wahrheiten), dagegen ist Oxenstjerna in den seinigen mehr scherzhaft u. ironisch, während Leopold deren in Voltaireschen Manier schrieb. Die lyrische Poesie fand früh an I. Thomasson Bureus (1568–1652, Nymäre visor, Ups. 1637) u. Lorenz Johansson ihre Dichter, bei jenem tritt ein schwärmerischer Charakter, bei diesem eine regellose Natur hervor. Dalins Feier der schwedischen Freiheit (1742) galt lange als Muster des lyrischen Gedichts. Zur Ausbildung dieser Gattung wurden die Schweden durch die Preistellungen der schwedischen Akademie veranlaßt, u. nicht ohne Verdienst dichteten Oden Kellgren, Gyllenborg, Oxenstjerna, Leopold (z.B. Sehnsucht nach unsterblichem Ruhm), Adlerbeth, Kasström Ode über die Vorsehung); durch einzelne Schönheiten zeichneten sich Sjöbergs (st. 1822) Ode auf Gustav Adolf u. Stenhammars Ode auf die Schacht bei Swenskasund aus. Einen vorzüglichen Platz nahmen als Lyriker ein C. M. Bellmann, der schwedische Anakreon, u. Franzén, der schwedische Byron. In geistlichen Liedern (Psalmer) machten Versuche Joh. Åström (geb. 1767), Bellmann, Stenhammar, Ödmann. Unter den neueren Lyrikern sind als die hervorragendsten zu nennen: Arwidsson, E. Geijer, E. Tegnér, A. Grafström, S. J. Hedborn (Minne och poesi, Linköping 1835); Joh. E. Rydquist (der Übersetzer von Moore'sirischen Melodien), Julia Christine Swärdström (Pseudonym Euphrosyne), Carl Aug. Nicander, Bernhard von Beskow; Assar Lindeblad, ein Nachahmer Tegnérs (Blekings blommor, 1828; Svenska sången, 1832, 2 Bde.; Dikter, 1822–1833; Missionären, 1839; Christi seger; 1841; Religiösa sånger, Gothenb. 1843; Fosterländska sånger 1843; Missions sånger, 1846 etc.). Letzter gehört neben Wallin zu den bedeutendsten Dichtern geistlicher Lieder, auch Kjellman – Göransson hat Einiges hierher Gehörige (Bönbok i det Christliga hemmet, 2. A. 1848) gedichtet. Ferner sind zu nennen Franzén, Almquist, Clas Levijn u. Dahlgren, welche auch viele lyrische Poesien veröffentlichten. Des bedeutendsten Rufs u. der größten Beliebtheit unter den neuesten schwedischen Dichtern genießt der Finne I. L. Runeberg; sehr beliebt ist auch Wilhelm von Braun, als Dichter das Gegenstück des Vorigen (Nyare dikter, 1840; Calle, 1843, Dikter, 1844, Carolina, 1844, Bror, 1846. u. Knut, 1846, poetische Kalender, etc.). Von untergeordnetem Range sind C. W. Böttiger, der Gelegenheitsdichter Ingelman (st. 1845, Skaldeförsök, Stockh. 1828–38; Griftekrans jemte några andra skaldeförsök, 1834; Menniskolifvets åldrar, 1838; Valda skaldeförsök, 1843). P. Wieselgren (Minnesånger ur Wärend, 1824, 2 Bde.; Starkodds sånger, 1820); Olof Fryxell (Dikter, 1824; Dag och natt, 1840 f.; Natt og dag, 1846); C. A. Hagberg, B. E. Malmström (Fiskarslickan vid Igunelsö, 1839; Linnaea borealis, 1840 f., poetische Kalender; Dikter, Ups. 1847. 2 Bde.); I. Nybom (Dikter, 1840; Samlade dikter, 1844, 2 Bde.; Dannemora och Österby, 1847), Ridderstad (Ungdomsbilder 1838; Tids- och krigs – bilder, 2. Aufl. 1842; Snöballar i barvintern från Ostergothland, 1842 f., 2 Bde.; Den fattiges makt, 1846; Skådespelerskan, 1846 etc.). H. Sätherberg (Vid Carthagos ruiner, 1846; Blommorna vid vägen, 1841–45, 3 Thle.); G. E. Silfwerstolpe (Dikter, 1852); etc. Mehre der Genannten sind auch zugleich politische Dichter, vorzugsweise aber Ridderstad. O. P. Sturzenbecher, pseudonym Örwar Odd, eines der bedeutenderen Talente der neueren Periode, u. Strandberg. In Finnland sind außer Runeberg noch Z. Topelius (Ljungblommor, 1845–1850, 2 Thle., Fältskärns berättelser, 3 Thle.; Sångar), L. Stenbäck (Dikter, 2. A. 1850) u. Fr. Cygnäus (Skaldestykken, 1851, 2 Bde.) in neuester Zeit nicht ohne Beifall als Dichter aufgetreten. Elegien schrieb die Nordenflycht (Klagen über den Tod ihres Gatten), Creutz, Stenhammar, Franzén, in neuester Zeit Malmström. Im Epigramm versuchte sich außer Oxenstjerna die Nordenflycht 1763), die Lenngren u. J. Elers (Meine Versuche, Stockh. 1755–59). Als Parodist zeichnete sich Hellmann aus. Von poetischen Übersetzungen sind zu erwähnen die von griechischen u. lateinischen Dichtern (s. unten S. 580), aber auch neuere Dichter wurden dem schwedischen Volke zugängig gemacht; Oxenstjerna übersetzte Miltons Verlornes Paradies, Geijer Shakespeares Makbeth, von Bildstein Klopstocks Messias, Skjöldebrand Tassos Befreites Jerusalem (1825), Nervander die Gedichte des Königs Ludwig von Baiern, Stjernstolpe Wielands Oberon,[574] den Don Quijote, Blumeuers Äneis, Lovén die Lusiade; in neuester Zeit gab Prinz Ostar gelungene Übersetzungen von Herders Cid u. Goethes Tasso heraus; Shakespeare wurde von K. A. Hagborg (1847 ff.), Ossian von Nils Arfwidsson (1842–46, 2 Bde), Byrous Don Juan von Strandberg, Tasso von Kullberg, Tasso's Befreites Jerusalem (1848 f.) u. Stücke aus Dante (1849 f.) von Böttiger übersetzt. Eine gute Auswahl von Proden schwedischer. Poesie enthält Lenström's Svensk Anthologi (Örebro 1840 f., 3 Bde.).

Die dramatische Poesie begann zu Gustav Adolfs Zeit, wo J. Messenius Geschichtskomödien verfaßte, welche von Studenten aufgeführt wurden. Schon Christine begünstigte das Theater, u. an ihrem Hofe wurden schwedische u. französische Stücke aufgeführt. Ein eigenes Theater entstand unter Ulrike Eleonore 1740 in Stockholm, u. in Ermanglung eigner Dramen übersetzte man fremde, so Ch. Kürppel. An Gustav III. fand das Theater einen mächtigen u. liberalen Beschützer, u. er selbst schrieb mehre Theaterstücke; Dalin gab das erste Originalwerk. Jetzt entstanden aber nicht allein in der Hauptstadt mehre Theater (das große Opernhaus u. das sogenannte Dramatische Theater), sondern auch in den Provinzialstädten, u. Gustavs Vorliebe für die Franzosen machte, daß man die berühmtesten französischen Schauspiele übersetzte od. bearbeitete, so I. D. Flintenberg, J. Murberg, die Lenngren, G. Rothmann u.a.; Kellgren schrieb nach des Königs Plan mehre lyrische Tragödien u. Dramen. Unter den Trauerspielen aus neuester Zeit sind die von Ling kaum für die Bühne geeignet; Erik XIV. u. Erik XIV. Son (2. A. Stockh. 1846 u. 1860) u. Prinz Magnus von Börjesson haben viel Anklang gefunden; von B. von Beskow's Tragödien gilt Torkel Knutson für die beste der bühnengerechten Tragödien der neueren schwedischen Literatur; neben ihm sind andere Dramatiker Stagnelius, Skjöldebrand, G. F. Ackerhjelm (Engelbrekt), G. A. Brakel (Oden i Svidhiod), Engström (Hjalmar och Ingeborg, Erik Segersäll), P. Sparre (Vid ett bad, 1847); von Atterbom's Arbeiten gehören dem dramatischen Fach Signora Luna, Godolfin eller Ninon l'Enclos, Svangrottan på Ipsara, Ferrando Brano, Isidorus af Tadmor, Marjam etc. an. Die meisten dramatischen Novitäten beschränkten sich lange auf Übersetzungen aus dem Französischen, Dänischen, Deutschen, selbst Shakespearesche Lustspiele übersetzte Thomander (so die Lustigen Weiber von Windsor, Wie es euch gefällt, Der heilige Dreikönigsabend). Von einheimischen Dichtern lieferten noch Hallmann, Gyllenborg u.a. leichte Stücke wie Lustspiele, Schauspiele, Possen u. Vaudevilles, für das Repertoir der Stockholmer Bühne, vor Allen Aug. Blanche (Kröningsdagen, 1844; Scenisk trolleci, 1845; Stockholm, Westerås och Upsala, 1847; Jenny eller Ångbåtsfärden, 1845; Läkaren, Magister Bläkstadius, Engelbrecht och hans Dalkarlar, Rika Morbror, 1846; Hittebarnet, 1848; Tegnérsminne, 1847; Herr Dardanell, 1847; 1846–1946, 1847; Jernbäraren, 1847 etc.), Mauritz Cramär (st. 1848, Symamsellerne, 1848; Brottslingarne, 1843; Femhundra riksdaler banko, 1846, 2. A. 1847; En half million, 1847, Års revyen, 1847), J. Jolin (Fjellbruden, 2. A. 1848; En Komedi, 3. A. 1847; Mäster Smith, 1847; Barahusbarnen, 1849; Ung Hans's dotter, 1860). In Finnland sind unter Anderen F. Berndtson (Ur lifvets strid, 2. A. 1851) u. L. Topelius (Efter femtio år, 1851) als Schauspieldichter aufgetreten. Eine Sammlung von Stücken lebender dramatischer Dichter bildet Svenska-Theatern; der Theater-Almanach (seit 1830) enthält meist Übersetzungen u. Bearbeitungen ausländischer Producte. Opern wurden auch seit Gustav III. gegeben u. ausgebildet, mehre gehören den Schweden eigenthümlich; großen Beifall fand die von Wellander nach des Königs eigenem Plan verfaßte Thetis u. Peleus; Lidner schrieb die Medea in großem u. kühnem Styl, auch Titus u. die Vestalin wurden ins Schwedische übersetzt. Jetzt kommen Opern einheimischer Autoren selten zur Aufführung; aus der letztern Zeit sind etwa die Cydippe des Stagnelius u. von Beskow's Troubadouren u. Ryno zu nennen.

Die Versuche in der poetischen Erzählung gehören zu den bessern in der S-n L., so von Stenhammar, Silswerstolpe, Leopold, Creutz (Atis u. Camilla), El. Charl. Alsedyhll (Gefion 1814), Frau Lenngren (Die Portraits); Ödmann (Erinnerungen aus der Schule u. Heimath), Wetterbergh. Im Fache des Romans hat Schweden manche bedeutende Leistung aufzuweisen. Zu Anfang der politischen u. literarischen Revolution Schwedens wardie Romanliteratur ein beinahe völlig unbebautes Feld. Die ersten Versuche C. G. Walberg's (Uggleviksbalen 1814) übertraf Fr. Cederborgh, dessen burlesk-witzige Erzählungen, wie Uno af Trasenberg u. Ottar Trallenberg (gesammelt in Ungdoms tids, fördrif; 1834, 3 Bde.), ihn bald zum Liebling des schwedischen Volkes machten. Ihm folgte Livijn (st. 1844: Axel Sigfridsson, Stockh. 1817; Spader Dame, 1824, deutsch von Fouqué als Pique-Dame). Das Auftreten Walter Scott's rief auch verwandte Schöpfungen in Schweden hervor, G. A. Gumälius lieferte in seinem Thord Bonde (Ups, 1828) den ersten historischen Roman; seinem Beispiele folgten Graf P. G. Sparre (Den siste Friseglaren, 1832, 3 Bde., deutsch Lpz. 1841;, Adolf Findling, 1835, 3 Bde., deutsch Lpz. 1840), ein gewisser O. K. (Snapphanerne, 1831, 3 Bde.; Sista aftonen på Ostanborg, 1833, 2 Bde.) u. der Finnländer G. H. Mellin, einer der fruchtbarsten Schriftsteller, zugleich aber auch einer der besten Prosaiker Schwedens, welcher in den Erzählungen Blomman på Kinnekulle (3. A. 1831, deutsch von Arndt, Berl. 1838), Siward Kruses bröllopp (1832) u. Anna Reibnitz (1833), so wir namentlich in seinen kleineren Arbeiten aus früherer Zeit, wenn er innerhalb der vaterländischen Geschichte seine Stoffe wählte, Vortreffliches leistete (Johannes Fjällman, 1831–33, 2 Bde.; Flickornai Ackersund, 1832; Gustaf Brahe, 1832; Ojungfrun, 1832; Helena Wrede, 1834; Fröken Beata's anteckningar, 1836; Kölai flickan, 1837; Pawo Nissinen, 1838; Naema, 1839; Prinsessin af Angola, 1839; Fröknarna, 1840; Sveriges sista strid, 1840; Kolmårds Börna, 1841; Fremlingen bland de Sina, 1842; Ulla Fersen, 2. A. 1845; Svenska historiska noveller, 1846, 4 Thle.; Den gamla grefvinnan, 1846; Den unga grefvinnan, 1847; Framlingen från Als, 1848; J. C. de la Gardie 1849; Tåget öfver store Belt, 1849; Bilder ur Finska folklifvet, 2 Thle.) etc. In die Kategorie des historischen [575] Romans gehören auch mehre seiner Arbeiten (Maximilian, Kalmar 1834; Carl Gustaf Wrangel, 1833 etc.), sowie K. Kullberg's, namentlich dessen Gustaf III. och hans hof (1830). Der eigentliche historische Roman hatte nur eine kurze Blüthezeit u. mußte bald den Sittenschilderungen weichen. In dieser Richtung hat sich namentlich Wetterbergh, genannt Onkel Adam, in Altartaflan, 1848; Hat och kärlek, Penningar och arbete, 1849; Kapellpresten, 1849; Träskeden, 1851; Tännforsen, 1848; Ein Name; Die Gouvernante; Nur zu; De fyra signaturer; Ephemerider etc. ausgezeichnet u. mit vielem Talent, ähnlich dem englischen Dickens (Boz), für Besserung der socialen Zustände durch poetische Schilderungen gewirkt; so auch für das Bauernleben der in den Tendenzroman überspielende Engström (Förbundsbröderna, 1834; Nybyggarna, 1838; Björn Ulfland, 1840; Des Ansiedlers Hochzeit). Bes. hervorzuheben sind die eigenthümlichen romantischen, an die Memoiren streifenden Erzählungen aus der schwedischen Geschichte von Magnus Jakob Crusenstolpe (Skildringar ur det inre af dagens historia, 1836, 2 Bde.; 1720, 1772, 1809, 1837; Morianen, 1840–44, 6 Bde., deutsch, Berl. 1844; Huset Tessin, 1847–1849, 4 Bde., deutsch, Berl. 1847 ff.; Carl Johann och Svenskarne). Andere schwedische Romanschriftsteller sind außer dem schon erwähnten K. Kullberg (Syskonbarnen, 1846; Domaren, 1842; Den sista menniskan, 1843; En sommar i Småland, 1847; Samlade smärre berättelser och skizzer, 1847 f., 3 Bde.), C. F. Ridderstad (Ungdomsbilder, 1838; Gömdt är icke glömdt, 1846–49, 4 Thle.; Samwetet eller Stockholms mysterier, 1851; Samlade smärre berättelser och utkast, 1848 f., 2 Thle.; Svarta handen, 1848 etc.); J. A. Kjellman-Göransson (Kärlekens seger, 1846; Abednego, 1847, 3 Bde.; Den blifvande konungen, 1847; Trollets son, Westerlånggatans engel, 1848 etc.), J. W. Snellman, dessen Fyra giftermål (Stockh. 1842) eine dichterische Production von hohem Werthe ist; Baron de Geer, pseudonym S. H. T. (Das Herzklopfen auf Delwik), Graf Adlersparre, pseudonym Albano (Smärre skizzer, 1849 f.; Ludwig XV., 1841; Dante Alighieri, 1841; Anna Montford, 1842; Martyren, 1843; Skizzer och reseminnen, 1844; etc.); A. Blanche (Banditen, 1848), bekannt durch seine Schilderungen aus dem Stockholmer Leben (Taflor och berättelser ur Stockholms lifvet, 1845, 7 Hfte.; Kråksnästet, 1849; Första älskarinnan, 1848 etc.). Zahlreiche Romane von geringer Bedeutung verfaßte E. van Zeipel (Noveller, 1842; Carl XI., Rabenius och hexeriprocessen, 1845; Wasa-Ättlingarne i Rom, 1846; Seton, 1847, 4 Bde.; Die Verschwornen, 1849, 3 Bde). Im socialen Roman versuchten sich O. V. Bergman (Clara Vinquist, 1849, 2 Bde.), u. Sillén (Svenska studentlifvet, 1838–39). Almquist (s.d.) hat eine lange Reihe von Romanen veröffentlicht; W. F. Palmblad ist ein ausgezeichneter Novellist, seine Noveller (1851) u. namentlich Aurora Königsmark (1846–1848) gehören zu dem Besten, was die neuere S. L. auf diesem Gebiete aufzuweisen hat. Das größte Interesse, nicht blos im Inlande, sondern auch im Auslande haben drei weibliche Romanschriftstellerinnen zu erringen gewußt: Friderike Bremer (s.d.), dir Freifrau von Knorring, welche Schilderungen vom Leben der großen Welt schrieb (Cousinerna, 1836, 3 Bde.; Axel, 1836, 3 Bde.; Ståndsparalleler; Skizzer; Tante Lisbeths 19. Testament; Die Frauen; Die Freunde; Der Häusler u. seine Umgebung; Tänsehungen; sämmtlich ins Deutsche übersetzt etc.), u. Emilie Flygare-Carlén (s.d.). Neben diesen hat sich Wilhelmine des besten Russ zu erfreuen (Miniatyrer ur familjelifvet; Sverige; Catharina Månsdotter, 1848; De begge Aristokraterna, 1848; Drottning Filippa, 1849 etc.). Sonst haben in neuester Zeit noch Arwidsson (Vadstena Kloster, 1849, 3 Thle.), M. Axelson (Romantiska berättelser flån Småland, 1852), J. U. Grönlund, der frühverstorbene Eduard Flygare (Sohn der Frau Carlén), Bjursten u.a. Romane geliefert. Die Sammelplätze für die schwedischen Dichter u. Belletristen bilden außer den Feuilletons der Zeitschriften die Taschenbücher, welche an Gehalt den Deutschen zur Seite stehen. In den letzten Decennien genossen Norden, Terpsichore, Scandia, Novellkalender för Damer, Melpomene, Driftkuku (komischen Inhalts), Allvar och Narri, der Miniaturalmanach u. namentlich Svea allgemeinere Verbreitung. Eine belletristische Zeitschrift im strengen Sinne des Worts besaß Schweden im letzten Jahrzehend nicht; das Illustreradt Söndagsmagasin u. das Illustreradt Magasin. so wie Illustreradt Tidning sind Blätter in der Art der Pfennigmagazine; ähnlichen Inhalts, doch ohne Illustrationen, ist das Svenska familjbok von Carlén. Sammlungen belletristischer Producte bilden Nytt Originalbibliothek i den sköna Literaturen (zu Norrköping erscheinend), der Nya Svenska Parnassen für schwedische u. Europeiska Följetongen für ausländische Romanliteratur.

Die Beredtsamkeit hatte nicht allein königliche Gönner, welche zugleich selbst große Rednertalente besaßen, wie Gustav Adolf u. Gustav III. (dessen Lobrede auf Torstenson von der Akademie gekrönt wurde), sondern auch Staatsmänner zeichneten sich als Redner aus. Gefördert wurde die Beredtsamkeit durch die Reichstage u. durch die Preise, welche alljährlich die Akademie auf die beste Lobrede auf einen berühmten Vaterlandsgenossen aussetzt. Man kann indeß bei alledem nur wenig vorzügliche Werke dieser Gattung nennen; denn die politischen Reden sind zu einförmig u. alle nach einem Muster gebildet; in den Lob- u. Gedächtnißreden aber findet man mehr schöne Worte, als Kraft u. Gedankenreichthum. Berühmt war Lehnberg (Reden auf Birger Jarl u. Are Gylienhjelm); in den Gedächtnißreden der neueren Zeit findet sich mehr Würde, Tiefe u. Gehalt, so in Tegnérs u. Atterboms Reden. Die Kanzelberedtsamkeit hielt sich an deutsche Muster; allein es geschah zu einer Zeit, wo selbst in Deutschland zu viel declamatorischer Ton in den Predigten herrschte, daher die Sammlungen von Kanzelvorträgen, welche schon zu den bessern gehören, wie von Bälter, Tolesson, Eckmannsson u. Anderen, an diesem Gebrechen leiden; Lehnbergs (st. 1808), des größten schwedischen Redners seiner Zeit, Predigten (Stockh. 1809–1813) u. Gedächtnißreden (1819), Hagbergs Passionspredigten (1821–1825), E. Callianders Christliche Predigten 1824 (nach des Verfassers Tod herausgegeben) gelten für besser; auch Forßberg u. Hedrén ließen Predigten drucken; die größten Redner der neuesten Zeit sind Wallin, Rogberg, [576] Franzén, Aström, Hagberg, Thomander, Lindblad; eine Anthologie der schwedischen Beredtsamkeit gab Lenström (Brage, Stockh. 1837) heraus. Briefe besitzt die S. L. wenig; im Allgemeinen gilt Gellert, dessen Briefe sowohl im Original, als in der Übersetzung viel gelesen werden, als Muster; Tessins Briefe an den Prinzen Gustav sind originell u. rein didaktisch; Scheffers u. Gustavs III. Briefe können nicht wohl hierher gerechnet werden, da die des Erstern alle, die des Letztern größtentheils französisch geschrieben sind; Törneros Briefe, 1840 mit seinen Tagebüchern herausgegeben, machten Aufsehen. In der Bearbeitung der Philosophie folgten die Schweden dem Auslande, namentlich Deutschland; als philosophischer Schriftsteller zeichnete sich zuerst Rydelius aus, welcher aber, wegen der Armuth der Schwedischen Sprache für diesen Zweck, noch lateinisch schrieb; Boethius suchte zuerst die Kantesche Philosophie in Schweden bekannt zu machen; Rosenstein, Kellgren, Ehrenswärd folgten auch noch deutschen Systemen. Zur Selbständigkeit erhob sich die Philosophie in Schweden durch B. C. H. Höijer (st. 1812); ihm zunächst stand N. F. Biberg (st. 1827), an Geist mit Schleiermacher verwandt (Samlade skrifter, Ups. 1827–30, 3 Bde.). Werke von eigentlicher Bedeutung für die Weiterentwickelung der speculativen Wissenschaft hat die S. L. jedoch nicht aufzuweisen. Am bemerkenswerrhesten sind aus neuerer Zeit für Geschichte der Philosophie die Schriften von L. Hammarskjöld (Grunddragen af philosophiens hist., 1825–27, 3 Bde.), P. D. A. Atterbom (Studier till philosophiens historia och system, Ups. 1835, 1. Bd.) u. E. A. Schröder (st. 1849: Plato och Goethe, Ups. 1840, mit Atterbom; Handbok i philosophiens historia, Stockh 1846–1848); für Rechtsphilosophie u. Staatslehre die von C. J. Boström (z.B. Satser om lag och lagstifting, Ups. 1845), P. S. Grubbe (Filosofisk rätts- och samhallslära, Ups. 1839) u. F. G. Afzelius (Rätts- och statsfilosophiens historia, 1846); für Psyhologie die Lehrdücher von Lindholt, Fr. Geo. Aszelius u. I. Petrelli (Om menniskosjälens natur, 2. A. 1848). Sonst sind zu nennen als philosophische Schriftsteller F. G. Afzelius (Lärobok i logiken, 3. A. 1843; Hegelska philosophien, 1843; Schellings nya lära, 1843 Framställing af den philosophiske methodens utveckling1850 etc.); Pehr Wilh. von Afzelius (st. 1846), Sigurd Ribbing (z.B. Om pantheismen, Ups. 1851), Nic. Ignell (Übersetzung von Hegels Philosophie der Geschichte, Stockh. 1850), E. A. Carlsten (Einiges über Hegelsche Philosophie), I. W. Snellman (Philosophisk element arkurs, 1837–1840, 3 Thle.; Läran om staten, 1842), Engberg (Försök till en populär framställning af filosofiens grundläror, 1848); Agardt (Essai sur la metaphysique, 1849). Auf dem Gebiete der Ästhetik versuchte sich zuerst in Schweden C. J. Lenström (Lärobok i ästhetiken, 1836; Konsttheoriernas hist., Ups. 1839, 2 Bde.); in neuester Zeit F. T. Hagberg (Tankar om skaldekonsten och dess arter, Ups. 1848). Sonst flüchtet sich die Ästhetik, die Theorie u. Kritik in die Feuilletons der Zeitschriften. Eine biographische Theatergalleri (Stockh. 1844) gaben A. Blanche u. J. Kullberg heraus. Bis jetzt das einzige Werk über allgemeine Kunstgeschichte lieferte C. J. Lenström (Stockh. 1848), meist nach deutschen ästhetischen Schriften gearbeitet. Im Gebiete der einzelnen Künste ist für die Ästhetik de. Tonkunst nicht unwichtig C. A. Mankell's Blickar i musikens inre helgedom; (Stockh. 1849). In künstlerischer wie kritischer Hinsicht bedeutend ist Byström's Skulptur galleri (mit Zeichnungen von Küchler, Text von Wolfahrt u. Sätherberg, 1849). Unter den Verfassern von Schriften über Pädagogik sind Dahm (Skolmästarkonst, Kalmar 1846), Hazelius (Om läroverks frågorna, 1846), E. G. Geijer (Anmärkningar om uppfostran och undervisning, 1820); C. Skal (Om ondervisningsverket, 1848), A. Oldberg (Handbok i pädagogik, 1843) u. einige Andere zu nennen; doch haben sich nur Ling's Gymnastikens almänna grunder (Ups. 1840) auch außerhalb Schwedens eines verdienten Rufs zu erfreuen. Wie in Dänemark ist in Schweden die theoretische Pädagogik durch Aufsätze in den Schulzeitungen vertreten. In um so größerer Anzahl sind dagegen die Jugendschriften vorhanden; größere Sammlungen derselben sind die Bibliothek för barn och ungdom, Vikupan's Kalender för barn och ungdom, Julstjernan's Månadsskrift för ungdom u. die Handbibliothek for ungdom. Hübsche Kinderbücher hat auch Zeipell veröffentlicht. Die Literatur der Volksschriften ist nicht unbedeutend; neben den genannten Volkskalendern Svea u. Europa bestehen für den Zweck der Volksbildung noch die Zeitschrift Läsning för folket. Einen Zuwachs hat dieser Literaturzweig durch die Mäßigkeitsschriften (Nykterhetsskrifter) erhalten, zu denen auch die Nykterhetstidskrift gehört.

Viele u. zum Theil sehr vorzügliche Arbeiten hat die S. L. auf dem Gebiete der Geschichte aufzuweisen. Die älteren Werke wurden noch, nach der Sitte der damaligen Zeit, lateinisch geschrieben, so die Schwedische Chronik von Erich Olafsson gegen Ende des 15. Jahrh.; obgleich dann zu allen Zeiten Geschichte geschrieben wurde, wie von Messenius, Loccenius, Tegel, Lagerbring, O. von Dalin, A. von Botin, Adlerbeth etc., so sind doch erst die neueren Historiker von Bedeutung. Ein umfassenderes Werk über Universalgeschichte ist zwar in neuerer Zeit nicht erschienen, aber sehr augesehen als Lehrbuch ist Palmblad's Historische Übersicht. Im Allgemeinen wird Geschichte u. Geographie in den schwedischen Handbüchern gern verbunden; so in denen von I. M. Winge, I. Ekelund u. Swartegren. Unter den Schriften über alte Geschichte sind die von I. Ekelund u. Mellin, von denen über die Geschichte des Mittelalters die Lehrbücher von Ekelund u. Alander sehr beliebt. Ein sehr verbreitetes Lehrbuch der neueren Geschichte hat ebenfalls Palmblad geliefert. Die Geschichte der neuesten Zeit behandelte Rohmann, Mellin (Krigen och statshvälfningerna i våra dagar, Stockh. 1848 f.); einzelne Partien der neueren Geschichte bearbeiteten C. F. Gyuther (Elisabeth och Maria Stuart, 1835), Abr. Cronholm (Catholska Ligan och Huguenotterna, 1839) etc.; über den für Schweden bes. anziehenden Dreißigjährigen Krieg schrieben u.a. Mellin (1849 ff.), A. J. Arwidsson (1843–45, 3 Thle.), A. Heising (Magdeburg icke genom Tilly förstördt, 1847). Ganz besondere Aufmerksamkeit haben aber in neuerer Zeit die Schweden der Geschichte ihres Vaterlandes zugewendet, namentlich hat man auch begonnen die bisher wenig geachteten Schätze des Reichsarchivs[577] zu benutzen u. durch Sammelwerke zugänglich zu machen. Zu diesen Geschichtsquellen gehören die Handlingar rörande Skandinaviens historia, das von Liljegren begründete, von Bror Em. Hildebrand fortgesetzte Diploma tariam Suecanum, die Scriptores rerum Suecicarum, gesammelt von Fant, Geijer u. J. H. Schröder, Ups. 1818 ff., die Publicationen der Svensk Fornsikrift Selskap im Allgemeinen, u. bes. für einzelne Geschichtsepochen die Handlingar till upplysning af Finlands häfder Stockh. 1851, 4 Bde.) von A. J. Arwidsson, das Christian II. arkiv von N. J. Ekdahl (1835–42, 4 Bde.), das De la Gardeska arkiv (12 Bde.) von Wieselgren, die Konung Gustafs III: s efterlemnade papper (1843–45, 3 Bde.) von E. G. Geijer u. Schönbergs Historiska bref (1850 f., 1–3. Bd.). Die vier bedeutendsten Geschichtsschreiber Schwedens sind der genannte Geijer (s.d.), A. Frypell (Berättelser ur Svenska historien, Stockh 1832.–59, 1.–28. Bd.), A. M. Strinnholm (Svenska folkets historia, 1834 ff., 1–3. Bd.) u. Carlson, welcher Geijers berühmtes Werk über die vaterländische Geschichte in seinem Konungarna af Phalziska huset, fortgesetzt hat. In kürzerer Fassung bearbeiteten die gesammte schwedische Geschichte außer Strinnholm (Stockh. 1848) noch Dahm (3. A. 1849), A. Fryxell (1835), Kindblad (1851 f.), Mellin (4. A. 1852), J. Ekelund (6. A. 1847) u.a. Einzig in ihrer Art ist Svenska folkets sagohäfiter (1839–51, 6 Bde.) von A. A. Afzelius nach Volkssagen, Volksliedern u. Volksüberlieferungen. Einzelne Abschnitte der schwedischen Geschichte behandelten Strinnholm (Svenska folkets historia under konungarne af Wasa ätten, 1819–23, 3 Bde.), A. Fryxell (Karl XI. historia, 1952), C. A. Dahlström (Teckningar ur Sveriges historia under Carolinska tidenvarfet, 1948, 9 Thle.), R. v. Döbeln (Bidrag til historien om 1808, 1809 och 1813, 1840), C. A. Adlersparre (1809 års revolution, 1849, 2 Bde.), C. E. Bladh (Minnen från Finnska kriget 1808–1809, 1849); über Gustav II. Adolf schrieb Cronholm, über Gustav III. schrieb. Elis Schröderheim (1851), v. Beskow (1860–62), über Karl X. Gustav (1829) u. Karl XII. (1835–39) Lundblad, über Karl XIV. Johann C. F. Bergstedt (1844) u. P. Wieselgren (1844), über des König Oskar I. Mellin (1844); über die schwedischen Seekriege C. A. Gyliengranat (Sjökrigshistorien, 1837, 2 Bde.; Sveriges sjökrigshistoria, 1840, 2 Bde.). Prinz Oskar, der Bruder des Königs Karl XV., steht an der Spitze der Herausgabe eines kriegshistorischen Archivs, bereits mit drei Bdn. erschienen, eine Urkundensammlung, wache von großem Werth u. großer Wichtigkeit ist. Über die innere Geschichte haben Wilh. Tham (Svenska riksdagarnas och regeringsformernas historia, Stockh. 1846–1848, 2 Bde.), Bexell (Riksdags-historiens anteckningar, 1839), so wie mit Ahlquist u. Lignell (Bidrag till Svenska kyrkans oeh riksdagarnes hist., 1835), Rietz (Skånska skoleväsendets hist., 1848) etc. beachtenswerthe Arbeiten geliefert. Mellin (Den Skandinaviska Nordens hist., Stockh. 1850 ff.) wählte die Geschichte des gesammten Skandinavien zum Gegenstand, während sich P. Wieselgren (Sydskandinavernas förstfödslorätt, Ups. 1846), A. E. Holmberg (Om våra hedna fāders fredliga näringar, 1848; Om Skandinavian och dess inbyggare, 1849), Joh. Ad. Lindström (Om Finska folkvandringar, 1848 f.), Abr. Cronholm (Väringarne, Lund 1832; Forn-nordiska minnen, 1833–35, 2 Bde.), J. P. Tollstorp (Olof Tryggveson, 1847) u. And. mit der heidnischen Vorzeit Skandinaviens beschäftigten. Die Geschichte ausländischer Staaten wurde auch geschrieben, so von Herzmann (Geschichte Venedigs, 1825), N. F. Aschling (Geschichte der griechischen Revolution, 1824), Björnstjerna (das britische Reich in Ostindien, 1837). Auch fremde Geschichtswerke wurden übersetzt, so von Schröderheim W. Robertsons Geschichte Karls V.; Schillers Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs, Beckers Weltgeschichte, Rottecks Allgemeine Geschichte, Raumers Geschichte Europas u.v.a.; so ist die Historisk läsebibliothek eine Übersetzung aus fremden Geschichtswerken. Die schwedische Alterthumskunde förderten namentlich Ak. Em. Holmberg (Skandinaviens hällristningar, Stockh. 1848 f.), Dybeck (in den Svenska minnesmärken, der Zeitschrift Runa u. Runurkunder), u. Brunius (Nordens äldsta Metropolitankyrka, Lund 1836; Antiquarisk och arkitektonisk resa, 1839; Konstanteckningar under en resa från Lund om Linköping och Strengnäs till Falun, 1852; Skånes konsthisorie för medeltiden, 1850). Auf dem Gebiet der Biographie versuchten sich schon Botin, Berch, Tengström (Leben des Terserus), Boethius (Andenken an Rydelius), Lindeberg (Schwedische Biographien etc.), Lundblad (Schwedischer Plutarch); aus neuerer Zeit ist vor Allem des Svensk biographisk lexicon (Ups. 1935–1852, 1.–23. Bd. nebst Supplementbänden) unter der Redaction Palmblad's zu gedenken, nächst diesem der Sammelwerke Mellin's (Sveriges store män; 1847 ff.; Sveriges mārkvärdigaste fruntimer, 1849), eines Anonymen Minnesteckningar öfver utmärkte Svenska män (1848), W. Malm's (Svenska konungalängden, Stockh. 1842; Svenska drottningar, 1844); P. Thomasson's (Lefnadsteckningar öfver Sveriges mest utmärkte bönder, 1851), Adlersparre (Bortgängne samtida, 2 Bde.). Von Einzelbiographien sind die Luthers von A. Cnattingius (1846), des Feldmarschalls Grafen Toll (1849), die Charakteristik Franzéns (1849); von Memoiren die Job. v. Wingards, Erzbischofs von Upsala (1849–1848), u. Magnus Björnstjerna's (1851) bemerkenswerth. Um die Münzkunde haben sich J. H. Schröder, Hildebrand (Anglosaxiska mynt, 1846) u. Lindfors (Om goldbracteater, 1846) Verdienste erworben. Die Kirchengeschichte hat außer Reuterdahl (Svenska kyrkans historia, Lund 1838–43, 2 Bde.), L. A. Anjou (Svenska kyrkoreformationens historia, 1848–50, 3 Bde.), Thyselins (Svenska kyrkans och läroverkens hist., 1848; Handlingar rörande Svenska kyrkans och läroverkens hist., 1840 f., 2 Hefte; Reformationens införande och fortgång i Sverige, 1843, etc.), Tbomäus (starb 1844: Skandinaviens kyrkohäfder, 1835–38, 2 Thle., u.a. m), nur wenige Vertreter von wissenschaftlicher Bedeutung. Die Lebensgeschichte Jesu haben S. Bälter (1846) u. Melin (Föreläsningar öfver Jesu lefverne, 1842–52, 4 Bde.) behandelt. Lehrbücher der allgemeinen Kirchengeschichte schrieben Lenström (1843)[578] u. Anjon (3. A. 1846), Erster auch eins der Dogmengeschichte (1843). Im Fach der Geographie begegnet man fast nur gewöhnlichen Schul- u. Handbüchern; im 18. Jahrh. schrieb Tuneld über die Geographie Schwedens, welche zahlreiche Auflagen erlebte, Sundter verfaßte ein Geographisches Lexikon; das Hauptwerk über allgemeine Geographie ist von Palmblad (1827–37, 5 Bde.); verbreitete Lehrbücher sind unter Andern die von Palmblad u. Hartman. Ein Lehrbuch der Handelsgeographie gab Fagerberg (1848); populäre Zwecke verfolgen das Weltpanorama (1848) u. W. sterbergs Europeiska nat ionerna (1848). Unter der nicht geringen Anzahl von Chorographien, Specialgeschichten u. Topographien einzelner Landschaften, Provinzen u. Orte befindet sich manche sorgfältige u. gründliche Arbeit, so schrieben u.a. über Wermland P. Björkman (1842) u. M. Axelson (1852), über Schonen Abr. Cronholm (1850), über Öland A. Ahlquist (1822–27), über Helsingland P. H. Widmark (1849), über Ostgothland P. D. Widegren (1817–30, 4 Bde.), über Götabörgs Stift S. P. u. J. G. Bexel (1835), über Bleking S. W. Gynther (1847), über Södermanland Tollstorp (1837), über Bohuslän A. E. Holmberg (1842–45, 3 Bde.), über Småland P. Wieselgren (Wexiö 1844–46), über die Grafschaft Dal Lignell (1851) über Wäsibo Härad Allwin (1846), über Ydre Härad Rääf etc.; fleißige Arbeiten über Dalekarlien veröffentlichte C. G. Kröningswärd (Diplomatarium Dalecarlicum, 1844 f., 3 Bde.; Samling af äldre författningar och handlingar rörande Dalarne, 1845 ff.); über Stockholm u. dessen Umgebung schrieben P. O. Bäckström (1841), G. H. Mellin, N. Lundeqwist, Strinnholm, Tollstorp u.a. Außer J. F. Ek, welcher den Götakanal beschrieb (Stockh. 1841 ff.), haben sich durch Topographien noch bekannt gemacht: Tollstorp über Wadstena (1832) u. Linköping (1834), N. J. Löfgren über Calmar (1828), Söderberg über Wisby (1845), I. O. Friberg über Malmö (1842), L. G. Sohlberg über den Dom zu Westerås (1834), Nortin über Sala (1842), I. Allwin über Jönköping (1839) etc. Von Reisebeschreibungen u. geographischen Schriften über die fremden Welttheile sind die von Gosselman (Resa i Columbia [deutsch von Freese, Strals. 1829], Resa emellan Södra och Norra Amerika, 1833; Resa i Norra Amer., 1835; Bref från en vandrande sjöman, 1839; Rapporter on Sydamerikanska staterna, 1840; Resor i Södra Amerika, 1842) u.a. A. Arfwedson (Vereinigte Staaten), P. A. Siljeström (Vereinigte Staaten, 1851), Bladh (Chile, 1837; Montevideo och Buenos-Ayres, 1839) für Amerika; die von M. Björnstjerna (Det Brittiska riket i Ostindien, 1839; Über die Hindu, 1843), Liljewalch (Chinas handel, industri och statsförfattning, 1849), v. Düben (Resa till Kap, Ostindien och China, 1847), I. Hedenborg (Turkiska nationens seder etc., 1835–42) für Asien von Wichtigkeit. Geschätzt ist Palmblads Palästina (3. A. 1842). Afrika besuchte I. Hedenborg (Resa i Egypten och det inre Afrika, 1843). Von den Reisewerken, welche Beiträge zur Kunde der Völker u. Staaten Europas geben, sind die von Beskow (Vandrings minnen, 1833) über Italien, von Wåhlin (1846), Carlsund (1834), Jungberg (1846) über Deutschland, Frankreich u. England, von Snellman (1842) über Deutschland, von Lästadins, Engström u. Zetterstedt über Lappland, von Atterbom über Deutschland u. Frankreich, von Anderson Reise um die Welt u. die von Skogman herausgegebenen Reiseberichte über die Weltumsegelung der schwedischen Fregatte Eugenie von Bedeutung. Zur Geschichte der Reisen gehört C. H. Mellins Svenska resandes afventyr á fremnade länder (1848). Neben einer brauchbaren Beschreibung der Skandinavischen Halbinsel von B. P. Sköldberg (1846) lieferten W. F. Palmblad ein schätzbares Werk über Norwegen (1847), W. Tham eine sehr umfassende Beskrifning öf er Sveriges rike (1850–52, 5 Bde.), Rudbeck Beschreibung der schwedischen Städte u. Ljungberg einen vortrefflichen Städteatlas. Ein anderes beschreibendes Werk ist Tbersners Fordna och närvarande Sverige 1816–52). Die Hauptautorität für die Statistik Schwedens bildet noch immer Karl von Forsell (Statistik öfver Sverige, 5. A. 1851); ferner gab Thomée eine Statistik Schwedens u. Bischof Agardh u. Ljungberg eine staatswissenschaftliche Statistik über Schweden heraus. Im Jahre 1861 begann die Herausgabe einer statistischen Zeitschrift.

In dem Studium der Naturwissenschaften stehen die Schweden wenigen Völkern nach; unsterbliches Verdienst erwarb sich in der Zoologie u. Botanik Linné, u. neben ihm zeichneten sich aus G. A. Murray, D. C. Solander, Bergmann, de Geer, G. Wahlenberg, E. Fries, B. F. Fries (st. 1839), Ekström, Hartmann, Lindblom, Wikström, Ström, Agardh, Boheman; in der Ornithologie S. Nilsson (Schwedische Fauna, Lund 1820–24, 2 Bde.); in der Mineralogie u. Chemié Wallerius, Bergmann, Scheele, Cronstedt, Bromel, Berzelius, Sefström, Swedeusstjerna (st. 1825); in der Physik Brömstedt, Rudberg (st. 1839). Schriften über Mathematik aus neuerer Zeit sind von Cronstrand, E. Harsweseldt, A. Gerelius u.a. Die schätzbarsten Abhandlungen über Gegenstände aus dem Gebiet der Mathematik findet man in den Abhandlungen der Akademie der Kriegswissenschaften. Um die Astronomie machte sich P. W. Wargentin (st. 1783) verdient, später namentlich Svanberg. Was im Fach der Physik u. Astronomie Bedeutendes geleistet worden ist, steht ebenfalls in den Abhandlungen der Akademie. Schriften über Medicin finden sich meist in einzelnen Abhandlungen in den Verhandlungen schwedischer Ärzte. Große Ärzte hat Schweden nicht gehabt, etwa ausgenommen den geistreichen u. tiefstdenkenden Hvasser (Kleinere Schriften, 1839); auch schrieben in dieses Fach einschlagende Schriften Wistrand (Handbuch der gerichtlichen Arzneikunde), Retzius (Über Cranien), Huß (Über Alkoholkrankheit u. Typhus), Forßlär (Lehrbuch der Pharmacie). Die schwedische Gesellschaft der Ärzte (Svenska Läkare-Sällskapet) gibt jährlich einen Bericht u. seit 1832 eine Zeitschrift, indeß ohne bedeutende Arbeiten, heraus.

Die ältesten Gesetze (Lagar) Schwedens waren weder Landesgesetze, noch überhaupt schriftlich aufgezeichnet, sondern bloße Rechtsgewohnheiten für die einzelnen Landschaften, welche aus kurzen Erinnerungsregeln bestanden, abgefaßt in der allitterirenden Versart der Vorzeit; eine solche Regel hieß Flockar, deren mehre einen Abschnitt (Balk) ausmachen.[579] So gab es ein Vestgöta-, Uplands-, Ostgöta-, Dala-, Helsinga-, Vestmannalag; die beiden ersten sind die ältesten; sie sollen ihren Ursprung noch in der Heidenzeit von den Sehern Lumb u. Wiger Spa (daher das Uplandsgesetz auch Vigers Flockar hieß) haben. Aufgezeichnet wurden die Gesetze erst nach der Einführung des Christenthums; geordnet u. verbessert zuerst das Uplandsgesetz 1295 von dem Lagman (Landschaftsrichter) Birger Pedersson u. vom König Birger bestätigt; dann das Södermanländische verbesserte Gesetz 1327 von König Magnus Smek; unter demselben König wurde auch das erste allgemeine Landesgesetz 1347 abgefaßt, kam aber nur allmählig in Gebrauch Die schwedischen Gesetze übersetzte R. Ingemund 1481 in lateinischer Sprache, aber herausgegeben wurden sie erst 1608 u. 1614 durch I. Messenius. Neu herausgeg. wurden die Landschaftsgesetze in neuerer Zeit von Collin u. Schlyter (s.d.). Das neuere schwedische Recht zerfällt in zwei Abtheilungen, das gemeine Recht (königliche Verordnungen) u. Reichstagsabschiede; das gemeine Recht wurde durch Christoph I. (dah. Lex Christophori, Jus Christophorianum) nach Magnus Smeks Sammlung geordnet u. begreift das Land- u. Stadtrecht; lat. von I. Loccenius, Stockh. 1672, Lund 1676, Fol., neu herausgegeben von P. Abrahamsson 1704; Revisionen dieses Theils der Gesetze unternahmen Karl XI., Christine (welche eine besondere Commission dazu niedersetzte) u. Karl XII. In neuerer Zeit machte Schrevelius Epoche namentlich durch sein Werk über den schwedischen Civilproceß. Die Reichstagsbeschlüsse singen erst seit 1604 durch den Norköpings Receß an bedeutend zu werden, da die früheren immer wieder aufgehoben wurden; sie sind gesammelt in Smiedemanns Corpus Justitiae, Stockh. 1706. Zur Erklärung dieser Gesetze erschienen: Loccenius, Lexicon juris Sueo-Gothici, ebd. 1674, u. Synopsis juris privati ad leges Suecanas, Gothenb. 1673. Für die Praxis: Cl. Kalambs, Observat. juris practicae, Stockh. 1674; Cl. Kloois, Speculum jurisprudentiae Sueciae, Gothenb. 1676. Ein neues schwedisches Corpus juris entwarf der Reichstag 1731. Die Gesetzgebungscommission war von 1810–32 thätig 1839 wurde auch eine Commission niedergesetzt, welche Vorschläge zu Verbesserungen des Kirchensichts machen sollte. Schriften über Staatsrecht sind von M. Wexion (Gyllenstolpe), Politica generalis, Åbo 1646, u. Politica ad modernum imperii nueo-gothici statum, ebd. 1657; M. O. Wexion, Epitome descriptionis Sueciae etc., ebd. 1650; A. v. Hartmannsdorff, Vorschlag zur Einrichtung der schwedischen Staatsverfassung, Ups. 1823, 2 Thle.; L. G. Rabenius, Lehrbuch der schwedischen Cameralistik, ebd. 1825; Holmbergsson, Zerstreute Bemerkungen über den wahren Sinn des Gesetzes. Lund 1825; I. A. Gerelius Correctionssystem, 1825; Naumans Schwedisches Staatsrecht ist ein sehr verdienstliches Werk (1852). Das schwedische Wechselrecht stammt von 1671. In Christianstad erschien das juridische Archiv von Schmidt. Die theologische Literatur Schwedens nimmt keine hervorragende Stelle ein; der Grund davon liegt in der streng orthodoxen Haltung der Geistlichkeit. In der Exegese sind bes. zu nennen Ödmanns Philologische Versuche über das N. T. u. H. Reuterdahls Propheten; sonst übersetzt man die Deutschen, bes. Tholuck, Olshausen u. die deren Richtung folgenden Exegeten. Von Handbüchern der Dogmatik ist das von Lundblad, Ups. 1825, u. von Norbeck 1840 zu bemerken. Zerstreute Abhandlungen über theologische Gegenstände finden sich in der Zeitschrift Theophrosyne, herausgegeben von einer Gesellschaft Stockholmer Geistlichen; meist Übersetzungen deutscher Schriften bietet das von Rogberg u. Wiebom zu Upsala herauskommende theologische Journal. Andere theologische Zeitschriften sind die Ecclesiastisk Tidskrift, von Fahlcrantz, Knös u. Almquist in Upsala, die Theologiskk Quartalskkrift, von Thomander u. Reuterdahl in Lund herausgegeben. Die Bibelcommission zu Upsala bearbeitet eine neue Bibelübersetzung, von welcher bis jetzt das Neue Testament herausgegeben worden ist. Rumberg gab eine neue Übersetzung von Davids Psalter.

Was die Sprachkunde anlangt, so hat die klassische Philologie in Schweden nie rechten Boden gewinnen können, zum Theil wohl wegen Mangels an Handschriften u. größeren Bibliotheken. Das Erscheinende beschränkt sich meist auf Schulausgaben u. Übersetzungen griechischer u. römischer Autoren. Einen Beitrag zur Kritik des Virgil lieferte Ek, Professor zu Lund. Mancherlei zur Kritik u. Erklärung der Schriftsteller findet sich in den akademischen Gelegenheitsschriften. Die einheimischen Arbeiten über lateinische u. griechische Grammatik sind bis auf einzelne Monographien, welche ebenfalls in akademischen Disputationen sich finden, unbedeutend; die Arbeiten der Deutschen haben auch hier allgemeine Verbreitung gefunden. So wurden Passow's griechisches Wörterbuch von Gumälius (1841) übersetzt, das von Jacobitz u. Seiler durch Melin bearbeitet (1844 f.). Nicht unwichtige Beiträge zur lateinischen Lexikographie gab Törneros in seiner Bearbeitung von Ramshorns lateinischer Synonymik (Ups. 1838) u. seinem Svenskt och lat. suppl. lex. (1843); Zumpts lateinische Grammatik wurde von A. Hedner (1833), Kühners griechische Grammatik von Wimmerstedt (1847) übersetzt. Mit der literarischen Neugestaltung im Jahre 1809 wuchs das Interesse für die alten Klassiker; schon vorher hatte Adlerbeth Virgils Äneide (3. A. Stockh. 1831) übersetzt, welcher er später den Horaz u. Ovid folgen ließ; Homer wurde von Wahlenberg, J. Tranér (Ilias, 2. A. Örebro 1842), Sjöström in Åbo u. Johansson (1844), Sophokles (1841) u. Äschylos (1845) von Palmblad, Horaz von Ek (1845), die griechischen Bukoliker von Tranér, für die Bibliothek af Grekiska och Romerska Prosaiker (Stockh. 1830 ff.) wurde Curtius von Hedner, Herodot von Carlstedt, Iustin von Saundahl, Livius u. Tacitus von Kolmodin, Thucydides von Höijer, Plutarch u. Polybius von Emanuelsson etc. übersetzt. Etwas mehr Bedeutung für das übrige Europa haben die Leistungen der Schweden auf dem Gebiete der Orientalischen Sprachen, wenn sich auch dieses Verdienst fast nur auf das Hebräische, überhaupt auf Erklärung des Alten Testaments, erstreckte. Fast alle exegetischen Arbeiten über das Alte Testament sind in Disputationen u. Programmen enthalten u. deshalb wenig bekannt. Unter den Lehrbüchern für das Hebräische ist die Übersetzung des Lexikon von Gesenius (1829–32) u. die Grammatik von H. Tullberg (2. A. Lund 1845) sehr verbreitet; um das Syrische machte sich bes. Agrell, H. Tullberg u. in neuester[580] Zeit O. Tullberg verdient; schätzbare Arbeiten im Fach der Arabischen Literatur gab Tornberg (Codices arab. pers. turc. bibl. Upsaliensis, Lund 1849; Codices orientales bibl. Lundensis, ebd. 1850; Annales regum Mauritaniae, Ups. 1843; Ibn-el-Athiri Chronicon, Ups. 1851); mit dem Vulgärarabischen beschäftigt sich I. Berggrens Guide français-arabe (Upsala 1844); Wallin in Helsingfors (starb 1853), welcher einige Jahre lang Arabien bereiste, hat wichtige Beiträge zur Kenntniß dieses Landes u. dessen Bewohner geliefert. Das Sanskrit hat im eigentlichen Schweden an O. Tullberg (Malavika et Agnimitra, Bonn 1840), in Finnland an Kellgren (Nal och Damayanti, Helsingf. 1851 f.) Vertreter gefunden. Um die Persische Sprache hat sich Geitlin in Helsingfors (Grammatik, 1845) verdient gemacht Durch die Umstände begründet ist die große Thätigkeit der schwedischen Finnländer für Finnische Sprache u. Literatur; unter den neueren Arbeiten über die eigentliche Finnische Sprache ist bes. die Finsk språklära (Åbo 1849) von Euren u. das Lexikon von Renwall (1826) hervorzuheben; ein großes finnisches Wörterbuch wird von Elias Lönnrot bearbeitet. Andere sprachliche Arbeiten über das Finnische enthält das von der Finnischen Literarischen Gesellschaft seit 1840 herausgebene Jahrbuch Suomi. Über das Gesammtgebiet des Finnischen Sprachstammes erstreckten sich vor Allem die Studien des Reisenden Castrén (Grammatiken der Syrjänischen Sprache, 1846; der Tscheremissischen Sprache, 1846; der Ostjakischen Sprache, 1849; Nordische Reisen u. Forschungen, Petersb. 1853 etc.). Die anderen europäischen Sprachen hatten sich in Schweden bis jetzt noch keiner wissenschaftlichen Bearbeitung zu erfreuen; in Finnland erschienen mehre Hülfsmittel zur Erlernung des Russischen, worunter das Wörterbuch von Geitlin (1833); im eigentlichen Schweden dergleichen für das Englische, Französische (darunter A. F. Dalins Wörterbuch, 1842) u. Deutsche, doch ohne Werth für den Ausländer u. die Wissenschaft. Auch das Isländische, obgleich nahe mit der eigenen Landessprache verwandt, fand wenig Berücksichtigung; zu nennen dürften etwa sein Arwidsson (Förteckning öfver kongl. Bibl. Isländska handskrifter, Stockh. 1848), A. O. Lindfors (Inledning til Isländska Literaturen, Lund 1824), Liljegren (Runlära u. Runurkunder, Stockh. 1832 f., 2 Bde.) u. U. W. Dietrich (Runensprachschatz, Stock. 1844). Für das Gothische, welches Ihre u. Benzel zuerst in Schweden bearbeiteten, hat sich in neuester Zeit Uppström in Upsala interessirt u. den Ulfilas (Ups. 1854) u. andere gothische Überreste (Ups. 1861) herausgegeben. Für die wissenschaftliche Bearbeitung der Schwedischen Sprache nach den Grundsätzen der Schule Jak. Grimms ist namentlich durch Rydquist (Den historiska språkforsningen, 1851; Svenska språkets lagar, 1851 f., 2 Thle.) die Bahn gebrochen worden. Zu den besseren grammatischen Schriften gehören aus der neuesten Zeit noch die Grammatiken von Dieterich u. Strömborg; sehr verbreitet in Schweden sind die von A. Fryxell, P. E. Swedbom, C. I. L. Almquist, E. Schram; auch hat die Akademie eine Språklära (Stockh. 1836) herausgegeben; unter den lexikographischen Arbeiten sind die von C. I. L. Almquist, C. E. Kindblad u. bes. A. F. Dalin zu nennen (s.u. Schwedische Sprache). Zur Kunde der schwedischen Dialekte lieferten H. P. Klinghammer (1841), C. J. Lenström (Ordbok ofver Helsingedialekten, 1841), H. J. Schröder (Uplands dialekten, 1848) u.a. werthvolle Beiträge.

Die Alterthumsforschung fand an den Schweden vorzügliche Bearbeiter. Schon unter Gustav I. Wasa wurde sie durch die Regierung unterstützt, noch mehr durch Gustav II. Adolf. Diesem Studium widmeten sich Schwedens vorzüglichste Gelehrte, wie Peringskjöld, Verelius, Björner. 1629 wurde ein eigner Reichsantiquar zur Ansammlung vaterländischer Alterthümer u. Schriften angestellt; auf Kosten der Regierung reisten mehre nach Island, um Manuscripte zu sammeln, u. 1666 war die Anzahl derselben so gestiegen, daß unter der Protection des damaligen Reichskanzlers M. G. de la Gardie ein Antiquitätscollegium zu Upsala gegründet wurde, dessen Mitglieder die Instruction erhielten Alles, was zur Erläuterung u. Erhaltung des nordischen Alterthums dienen könnte, zu bearbeiten u. herauszugeben. Die Reisen nach Island wurden immer fortgesetzt u. durch reiche Ausbeute belohnt, bis 1785 Dänemark den Verkauf von Schriften an Fremde verbot, wo auch das Antiquitätscollegium nach Stockholm verlegt wurde. Jetzt ließ der Eifer für diese Wissenschaft nach, u. Gahms u. Nordins Sammlungen von Urkunden blieben unbenutzt. Durch die Phosphoristen u. Gothen (s. oben S. 572 f.) wurde wieder die Aufmerksamkeit auf Erhaltung der Denkmale des vaterländischen Alterthums hingelenkt. Schon in der Iduna u. in Atterboms Poetisk kalender finden sich namhafte Beiträge theils zur Enthüllung der nordischen Vorzeit, theils zur Wiedererweckung des Volksliedes u. Erörterung darauf bezüglicher Gegenstände, u. durch die Sammlungen schwedischer Volks- u. Heldenlieder von Geijer, Afzelius u. Arwidsson (s. oben S. 573) erhielt in Schweden der Enthusiasmus für die Vorzeit einen neuen Aufschwung. Es erschienen seitdem nicht nur andere ergänzende Sammlungen volksthümlicher Poesien, z.B. von Rich. Dybeck (Svenska vall-visor och hornlåtar, 1846; Svenska visor, 1848), sondern es wurde auch von Cavallius u. G. Stephens eine Sammlung der Volkssagen begonnen (Svenska folksagor och äfventyr, 1845 ff.), der sich F. Wipperlings Svenska sägner och äfventyr, 1849) anschließen. Zu gleicher Zeit begründeten Dybeck dir Zeitschrift Runa (1844 f.) zur Aufsammlung alles Volksthümlichen, u. 1844 wurde die Schwedische Alterthumsgesellschaft (Svenska Fornskrift-Sällskapet) zur Herausgabe älterer Schriftwerke gestiftet. Letztere hat seitdem eine erfreuliche Wirksamkeit entwickelt u. in den von ihr seit 1844 herausgegebenen Samlingar vieles Wichtige an das Licht gezogen. Dahin gehören die altschwedischen Bearbeitungen von Flores u. Blanzeflor (1844), Svenska medeltidens kloster-och helgonabok (herausgeg. von G. Stephens u. J. A. Ahlstrand, 1844), die Kriegskunst des Peter Månson (herausgegeben von Hyltén, 1844), Wadstena kloster-regeler (herausgeben von C. F. Lindström), Iwan och Gawian (1845) etc., sowie G. A. Klemmings Svenska medeltidens bibel arbeten (1848). Eine Reihe älterer schwedischer Literaturwerke gab Ern. Rietz (z.B. De ludo scaochorum, 1848; Tabula Alexandri Magni Suecana, 1850; Legenda Stae. Catharinae, 1849; [581] Praediorum monasterii Wadstenensis index, 1850; Svensk järteckens postilla, 1850 etc.) heraus. Gut angelegt ist P. O. Bäckstroms Sammlung der Svenska folkböcker (1846 ff). Altschwedische Sprüchwörter gab H. Reuterdahl (Lund 1840), die alten Gesetze von Schweden u. Gothland C. J. Schlyter im Corpus juris Sueo-Gotorum antiqui (1827–52, 1.–7. Bd.) heraus. Vorzügliche Arbeiten über schwedische Literaturgeschichte lieferten L. Hammarskjöld (Lit teraturens och de sköna kons ternas hist., 1828; Svenska vitterheten, 2. A. von P. A. Sondén, 1833), C. J. Lenström (Handbok i poesiens historia, 1840; Svenska poesiens historia, 1839 f., 2 Bde.; Sveriges literatur-och konst-historia i utkast, Ups. 1841); P. D. Atterbom (Svenska siare och skalder, 1841–49, 5 Bde.); P. Wiesolgren (Sveriges sköna literatur, 1833–49, 5 Bde., 2. A. 1846 ff.); O. P. Sturzenbecher (Die neuere Schwedische Literatur, deutsch, Lpz. 1850); Fryxel (Beiträge zur Schwedischen Literaturhistorie). Monographien über einzelne schwedische Dichter erschienen von A. I. Rydén (Om Atterboms lyriska poesie, Lund 1840), C. J. Lenström (Thorlids ästhetiska åsigter, 1837; Lars Forselius, 1838; Stjernhjelm, 1838); P. D. A. Atterbom (Sveriges komiska vitterhet i Bellmans tid, 1851), C. E. Fahlcrantz (Almquist såsom författere, 1845 f.) etc. Eine Geschichte des schwedischen Kirchenliedes gab J. W. Beckman (1846 f., 2 Bde.). Für Bibliographie sind außer Marklins Catalogus disputationum in academiis Scandinaviae et Finlandiae (Ups. 1820, 3 Bde.), einer Fortsetzung des Lidénschen Buchs, der Svensk bokhandelskatalog (1845–47, 3 Thle., Suppl. 1849), sowie die monatlich erscheinende Svenskk bibliographi eller allmän förtekning öfver utkomna böcker non Neustadt, seit 1828, u. das Svensk litteraturbulletin von Bonnier, seit 1844, die hauptsächlichsten Hülfsmittel Eine Bibliographia hodierna Fenniae über sämmtliche in Finnland erschienenen Bücher wird von Lillja seit 1846 in Helsingfors herausgegeben. In Deutschland ist noch kein selbständiges Werk über die Geschichte der S-n L. erschienen.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 572-582. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010882251


Meyers 1909

[147] Schwedische Literatur. Zahlreiche Runeninschriften bezeugen, daß die gemeingermanischen und speziell nordischen Sagen, Mythen etc. in Schweden bekannt waren. Von einer eigentlichen Literatur kann man aber erst reden, nachdem sich durch das Christentum die lateinische Sprache und die Mönchsschrift eingebürgert hatten. Aus der Zeit vom 13. Jahrh. bis zur Reformation ist zunächst der gelehrte Dominikaner Petrus de Dacia (gest. 1289) zu erwähnen, der ein ekstatisches »Leben der heil. Christina von Stumbelen« schrieb; eine »Chronica Gothorum« verfaßte Ericus Olai (gest. 1486), und der mystische Scholastiker Magister Mattias (um 1330) übersetzte unter anderm die »Revelationes« seiner Schülerin Sancta Birgitta (gest. 1373). Diese außerordentliche Frau aus dem alten Königsgeschlecht der Folkunger schrieb in ihrer Muttersprache Offenbarungen nieder, die sie in religiöser Entrückung von der Gottheit selbst empfangen haben wollte. Ihr Orden (die Birgittiner) übte durch Übersetzungen und Bearbeitungen aller Art weitgehenden Einfluß auf den ganzen Norden aus. In der Landessprache sind die wichtigen Landschaftsgesetze abgefaßt; sie zeigen, daß bereits um 1300 das Schwedische sich von dem Gesamtnordischen als eine besondere Sprache losgelöst hatte. Aus dieser Periode stammen auch die frühesten uns erhaltenen Volkslieder sowie Übersetzungen einiger südeuropäischer Ritterromane, welche die norwegische Königin Eufemia für ihren ritterlichen Schwiegersohn, Herzog Erik von Schweden, anfertigen ließ (»Eufemialieder«, um 1300). Als erster, namentlich bekannter Dichter begegnet uns der Bischof Thomas Simonsson (gest. 1434), mit seinen Liedern von »Engelbrekt«, der »Freiheit« und der »Treue«.

Im Zeitalter der Reformation (1521–1611) gelangte, wie überall, so auch in Schweden die Landessprache zur Herrschaft. Der große Reformator Olaus Petri (1493–1552) schrieb Erbauungsschriften jeder Art, eine berühmte Chronik und die kernigen »Richterregeln«, die das schwedische Gesetzbuch einleiten und den Grundsätzen des ungeschriebenen Rechtes zum Ausdruck verhelfen. Er beteiligte sich auch an der von seinem Bruder und Mitreformator, Laurentius Petri (1449–1573), geleiteten Bibelübersetzung (1541). König Gustav Wasa selbst war ein Redner und Stilist, dessen Schriften man heute noch mit Bewunderung liest. Unter seinen hochgebildeten Söhnen Erik XIV., Johan III. und Karl IX. wurde der Grund zur höhern weltlichen Kultur gelegt.

In der Periode der Großmachtstellung Schwedens (1611–1718) entwickelte sich unter der Ägide Gustav Adolfs II. und seiner genialen Tochter Christina im Norden eine Art Spätrenaissance. Die Wissenschaften gediehen an den Universitäten Upsala (gegründet 1477), Lund (1668), Åbo (1640), Dorpat (1632), die Volksbildung wurde durch Gemeindeschulen kräftig gefördert. Christina berief den Grundleger der neuern Philosophie, Descartes, den holländischen Rechtsgelehrten Hugo Grotius und den Rechtsphilosophen Pufendorf an ihren Hof. Die Großen des Reiches, Axel Oxenstierna, Johan Skytte, Per Brahe, Magnus Gabriel de la Gardie, Erik Lindschiöld, wetteiferten mit den Regenten als Mäcene. Johan Stiernhöök (geb. 1596) erwarb sich den Namen »Vater der schwedischen Rechtsgeschichte«, Johan Bure verfaßte eine mehr patriotische als wahrheitstreue Geschichte Schwedens; Verelius, Schefferus und Peringskiöld folgten seinem Beispiel, und Olof Rudbeck der Ältere (1630–1702) verklärte die Ideen von der Größe des Vaterlandes in seinem sonderbaren Werke »Atland«, in dem er seine ganze Gelehrsamkeit aufbot, um zu beweisen, daß Schweden das Märchenland Platos (Atlantis) und die Wiege der japhetitischen Kultur gewesen sei. Olof Rudbeck der Jüngere setzte seines Vaters botanische Untersuchungen fort, Urban Hjärne (1641–1724), der sich auch als Dramatiker betätigte, trat als wissenschaftlich geschulter Arzt und leidenschaftlicher Gegner der Hexenprozesse hervor. Kristoffer Polhem gewann in der Mechanik europäischen Ruf. Während dieser politisch und wissenschaftlich großen Zeit war die Dichtkunst wesentlich von deutschen, holländischen und italienischen Mustern abhängig. Die Kunstpoesie sing an, der Naturpoesie den Platz streitig zu machen. Der gelehrte Naturforscher, Mathematiker, Jurist, Philolog und Archäolog Georg Stiernhielm (1598–1672) führte im Anschluß an Martin Opitz und die erste schlesische Dichterschule eine an strenge Regeln gebundene Verslehre ein und schrieb selbst Musterpoesien (»Vater der schwedischen Dichtkunst«). Unter seinen Nachfolgern sind begabte Liederdichter zu verzeichnen: der frische, originelle Abenteurer Lars Wivallius, eine echte Renaissancegestalt (1605–69), Lasse Lucidor der Unglückliche (von 1640–74, »Helikons Blomster«), sowie die populären Humoristen Israel Holmström (1660–1708) und Johan Runius (1674–1713). Stiernhielms Schüler Samuel Columbus (1642–79), die Bischöfe Håkan Spegel (1645–1714) und Jesper Svedberg (1653–1735) pflegten die religiöse Dichtung; Jakob Frese (1691–1729) ließ zum erstenmal jene innigen, elegischen Töne erklingen, die den finnländischen Dichtern eigen sind. Gunno Dahlstierna (1661–1709) lehnte sich in vaterländischen Gedichten an italienische Vorbilder an; Sophia Elisabeth Brenner (1659–1730) schrieb formgewandte Lehrgedichte. Das Drama wurde für Schul- und Universitätszwecke von dem gelehrten Historiker Johannes Messenius (1579–1636; bemerkenswertes Geschichtswerk »Scondia illustrata«) und dem Rektor Magnus Afteropherus (gest. 1647; »Thisbe«) ausgebildet und von Stiernhielm in der Form von Balletten am Hofe Christinens weiter gepflegt (»Der gefangene Cupido«).

Die folgende Periode der bürgerlichen Freiheitspolitik (1719–72) setzt mit einer Reihe glänzender Förderer der Wissenschaft ein. An ihrer Spitze steht der Naturforscher Linné (1707–78) mit seinen Nachfolgern in der Mineralogie und Chemie: A. F. Cronstedt, Torban Bergman und Karl V. Scheele. Europäisch bekannt ist auch Anders Celsius, der Begründer einer hundertteiligen Thermometerskala, und der Philosoph Emanuel Swedenborg, dessen Lehre von der okkulten Welt noch heute Anhänger findet. Die Geschichte wurde nach neuen kritischen Methoden von Sven Lagerbring (1707–87), Bischof Olof Celsius dem Jüngern, Anders Botin und dem Dichter Dalin bearbeitet. Johan Ihre (1707–80) legte den Grund zu einer wissenschaftlichen Durchforschung der Sprache (»Glossarium Sviogothicum«). Als Theologen wirkten der Prediger Anders Nohrborg und der Pietist Erik Tollstadius, als Philosoph Bischof Anders Rydelius. Eine bedeutende gemeinsame Schöpfung der Volksvertretung und der Gelehrten war das zum Teil noch geltende Gesetzbuch von 1734, redigiert von Gustaf Cronhielm, kommentiert von David Ehrenstråle. Unter[147] den vielen Nationalökonomen ist besonders der finnländische Pfarrer Anders Chydenius zu nennen. Charakteristisch für die Zeit ist die Gründung zahlreicher Akademien und gelehrter Gesellschaften, so die Akademie der Wissenschaften (1739), der Akademie der freien Künste (1735), der Witterhetsakademie (1753) der Königin Luise Ulrike, der Schwester Friedrichs d. Gr., und der Musikalischen Akademie (1771) ihres Sohnes Gustav III. Die Parole der Zeit war »Aufklärung«, und bezeichnenderweise war der leitende Dichter der Periode, Olof v. Dalin (1708–1763), zugleich ein geistvoller Gelehrter und als Stilist Begründer der neuschwedischen Prosa. Mit der satirischen Wochenschrift »Argus« (1733–34) machte er die periodische Literatur nach englischen Mustern einheimisch. Seine von den Zeitgenossen sehr bewunderte große Dichtung (»Die schwedische Freiheit«, Dramen) steht hinter seinen Liedern und seinen Satiren zurück. Redekunst, Briefstil und Memoiren wurden in dieser Periode mit Vorliebe gepflegt, unter andern von den Mäcenen Karl Gustaf Tessin (1695 bis 1770) und Anders Johan v. Höpken (1712–1789). Jakob Henrik Mörk (1714–63) schrieb den ersten Prosaroman (»Adalrik och Götilda«), Jakob Wallenberg (1746–78) eine noch heute gelesene humoristische Reisebeschreibung: »Min son på galejan«. Der Lyriker Olof Bergklint (1733–1805) ist der erste ästhetische Kritiker Schwedens und Frau Hedwig Charlotte Nordenflycht (1718–63) die erste in Schweden, die in der Dichtung ihre Lebensaufgabe fand. Ihre Liebeslyrik ist leidenschaftlich und unmittelbar, ihre Reflexionspoesie ein Echo der Zeitstimmung. Ihrem Kreise gehörten die beiden Freunde Graf Fredr. Gyllenborg (Odendichter, 1731–1808) und Graf Gustaf Philip Creutz (1731–85) an, dessen Hirtengedichte das Entzücken seiner Zeit bildeten. Den Übergang zu der nächsten Periode bildet der Liederdichter Karl Mikaël Bellman (1740–95). Seine zur Laute improvisierten Bilder aus dem Stockholmer Leben (»Fredmans Episteln« und »Fredmans Lieder«) gehören in ihrem kräftigen Realismus, lebendigen Humor und zarten Naturempfinden zu den genialsten Schöpfungen der schwedischen Literatur.

In der Gustavianischen Zeit (1772–1809) war Gustav III., der selbst als Dramatiker und großer Redner hervortrat, die Seele der herrschenden Bestrebungen, die auf die völlige Einbürgerung des französischen Pseudoklassizismus und der Aufklärung hinausgingen. Er rief das 1737 gegründete Schwedische Theater zu neuem Leben, stiftete nach dem Muster der Académie Française die Schwedische Akademie (1786), die in jüngster Zeit durch die Nobel-Stiftung neue Bedeutung gewonnen hat, und unterstützte auch Talente, die andern Geschmacksrichtungen als der seinigen huldigten. Der bedeutendste unter den sogen. Akademikern oder Gustavianern, Johan Henrik Kellgren (1751–95), des Königs Freund, Sekretär und Mitarbeiter, übte durch seine Zeitung »Stockholmsposten« einen großen kritischen Einfluß auf die Gesellschaft aus. Mit der Zeit wurde seine Poesie tiefer und wärmer als die mehr rhetorische der Akademie. Der typische Akademiker war dagegen der elegante, witzige, gelehrte Karl Gustaf af Leopold (1756–1829). Ihm zur Seite standen Johan Gabriel Oxenstierna (1750–1818), Vertreter der akademischen beschreibenden Poesie, der Prosastilist Gudmund Göran Adlerbeth (1751–1818), der Redner Nils v. Rosenstein (1752–1824) u. a. Bei dem »unsichtbaren Mitglied der Akademie«, Frau Anna Maria Lenngren (1755–1817), findet man Klarheit, Witz und Formvollendung vereinigt; ihre Idylle und Satiren bewahren ihre Popularität. Dasselbe gilt von den beiden Schriften des Generaladmirals K. A. Ehrensvärd (1745–1800; »Philosophie der freien Künste« und »Reise nach Italien«). Auch die Bühnendichter der Periode sind wegen ihres Humors geschätzt geblieben: Karl Israel Hallman (1732–1800), Olof Kexél (1748–96), Karl Envallsson (1756–1806) und Gustav v. Paykull (1757–1826). Als Prosastilisten sind zu nennen: der Historiker Jonas Hallenberg (1748–1834), der Sammler und Herausgeber Gjörwell (1731–1834), der Dichter und Politiker Axel Gabriel Silfverstolpe (1762–1816), sein Bruder Gustaf Abr. Silfverstolpe (1762–1816) und Georg Adlersparre (1760–1835), die beiden letzten auch als Herausgeber freisinniger Zeitschriften. Unter den Gelehrten der Zeit verdienen die beiden Finnländer Henrik Gabr. Porthan als Sprachforscher und Historiker und Mattias Calonius als Rechtsgelehrter an erster Stelle Erwähnung. Benj. Höejer (1767–1812) brach der Kant-Fichteschen Philosophie die Bahn.

Der Anfang des 19. Jahrhunderts war eine Zeit politisch er und literarischer Umwälzungen. Schon in der vorhergehenden Periode war die akademische Richtung von dem Rousseau-Schwärmer Thomas Thorild (1759–1808) angegriffen worden. Jetzt wurde der Streit von den Anhängern der deutschen Romantik, nach ihrer Zeitschrift »Phosphoros« Phosphoristen genannt, aufs neue aufgenommen und auf beiden Seiten mit größter Leidenschaftlichkeit geführt. Der Leiter der Phosphoristen war der Lyriker Pehr Daniel Amadeus Atterbom (1790–1855), ihr streitbarster Kritiker und Satiriker Lorenzo Hammarsköld (1785–1827), ihr Humorist der Liederdichter Fredrik Dahlgrén (1791–1874). Um 1820 hatten sie im großen und ganzen gesiegt; ihre einseitigen Übertreibungen führten aber unmittelbar darauf die Reaktion herbei. Einerseits trat die liberale Presse gegen ihren politischen Konservativismus auf: Lars Hierta (1801–72) im »Aftonbladet«, Johan Johansson (gest. 1860) im »Argus«, Anders Lindeberg (gest. 1849) in der »Stockholmsposten«; anderseits wurde ihre Formlosigkeit von den Neutralen, d. h. den keiner Schule angehörigen Dichtern, besonders Esaias Tegnér (1782–1846), angefochten. Tegnér nahm von den phosphoristischen Ideen nur so viel auf, als sich mit seiner klassischen Erziehung vereinbaren ließ, und steht somit Goethe näher als den deutschen Neuromantikern. Er ist der berühmteste Dichter Schwedens; die Gestalten seiner »Frithjofs-Sage« (1820–24) sind dem Ausland typisch für das schwedische Volk geworden. Freilich ist der altnordische Stoff ganz modern romantisiert. Tegnér am nächsten standen Bischof Johan Olof Wallin (1779–1839), der große Psalmendichter und Kanzelredner, und Erik Gustaf Geijer (1783–1847), dessen markige Dichtung und weitgreifende wissenschaftliche Tätigkeit einen großen Einfluß besonders auf die akademische Jugend ausübte. Ein Hauptbestreben dieses Kreises (»Götiska förbundet«) war das Hervorheben des Einheimischen. Der Dichter Pehr Henrik Ling, der Vater der schwedischen Gymnastik (1776–1839), bemühte sich in Wort und Tat, die modernen Schweden zu würdigen Nachkommen der alten Wikinger zu machen. Karl August Nicander (1799–1839) dichtete unter andern patriotische Runen, Arvid August Afzelius (1785–1871) übersetzte die Edda und gab mit Geijer[148] und Rääf Volkslieder heraus. Eine humoristische Schilderung der vielen streitenden Schulen gab Bischof K. E. Fahlcrantz (1790–1866) in seiner allegorischen »Arche Noahs«; Fredrik Cederborgh (1784–1835) machte sich in realistischen Prosaromanen über seine Zeitgenossen lustig, der pessimistische Lyriker Erik Sjöberg (Vitalis, 1794–1828) griff sie gelegentlich in witzigen Satiren an. Mittenhinein klingen eigenartige Töne von nachhaltender Wirkung: die Jugendpoesie des Finnländers Franz Mikael Franzén (1772–1847) trug ein frisches, naives Element in die akademische Dichtung, Erik Johan Stagnelius (1793–1823) fand ergreifende Rythmen und Ausdrücke für den Weltschmerz und die Mystik, lange ehe sie Mode wurden.

Nach 1830 traten viele neue Dichter auf, die unter dem Einfluß Tegnérs standen. Zu den bedeutendern gehören »der letzte Phosphorist« Karl Wilh. Böttiger (1807–78), der Dramatiker Johan Börjesson (1790–1866), K. W. A. Strandberg (Talis Qualis, 1818–77), der sich Runeberg näherte, der elegante Vertreter des Skandinavismus Oscar Patrick Sturzenbecker (Orvar Odd, 1811–69), der ausgelassene Humorist Wilh. v. Braun (1813–60), der Idyllendichter Elias Sehlstedt (1808–74), Fredr. Aug. Dahlgrén (1816–95), der in wermländischem Dialekt humorvolle Lieder dichtete, Johan Nybom (1815–89), der formell Tegnér am nächsten stand, der Elegiendichter Bernh. Elis Malmström (1816–1865) und die Finnländer Zachris Topelius (1818 bis 1898), der schwedische Andersen, und Lars Stenbäck (1811–70), eine mächtige Dichternatur, der aber aus religiösen Gründen bald der Dichtung entsagte. Inzwischen fand auch die Romantik ihre zu den letzten Konsequenzen getriebene Vollendung in Karl Jonas Love Almquist (1793–1836), der die Neuromantik auflöste, indem er ihr moderne Ideen und Probleme gegenüberstellte. Seine widerspruchsvolle Genialität, Kraft der Phantasie und Originalität des Ausdrucks übten einen Einfluß auf Johan Ludwig Runeberg (1804–77), den größten Dichter der Periode, aus. Er setzte sich mit Schilderungen aus seiner finnländischen Heimat: »Die Elchjäger« (1832), »Fähnrich Stahl« (1848, 1860) u. a., in Widerspruch zu der abstrakten Schönrednerei der Tegnér-Schule und der phosphoristischen Phantasterei und gab der Literatur als neues Stilideal den Realismus. Dieser fand zuerst in dem nun aufblühenden modernen Roman seine Heimat. Die begeisterte Vorkämpferin der Frauenrechte, Fredrika Bremer, begründete mit ihren »Zeichnungen aus dem Alltagsleben« (1828 ff.) den bürgerlichen Roman; die Baronin v. Knorring (1797–1848) nahm, gegen Almquist polemisiernd, das von ihm eingeführte Genre der Volksschilderung (»Die Kapelle«) in ihrem Roman »Der Häusler« (»Torparen«, 1843) auf, und Emilie Flygare-Carlén beschrieb in spannenden Romanen ihre westschwedische Heimat und die Schären. Neben diesen Frauen, die in den 1840er Jahren das literarische Leben Stockholms beherrschten, standen in zweiter Linie die vielgelesenen Autoren historischer Romane: M. J. Crusenstolpe (1795–1865), G. H. Mellin (1803–1876), K. F. Ridderstad (1807–86), Pehr Sparre (1790–1871). K. G. Starbäck (1828–85), der unterhaltende Schilderer des Stockholmer Lebens August Blanche (1811–68), der gutmütige Moralist Karl Ant. Wetterbergh (Onkel Adam, 1801–89) und die tendenziöse Marie Sophie Schwarz (1819 bis 1895), die humorvolle Lea (Josefina Wettergrund, 1830–1903). In den sonst unfruchtbaren 1850er Jahren trat Victor Rydberg (1828–95) auf, der als Romanschriftsteller, Dichter, Publizist und Gelehrter einen nachhaltenden Einfluß in freiheitlicher Richtung auf das Kulturleben Schwedens ausübte. Er steht in seinem Stilideal einer Gruppe von Upsalaer Dichtern, den sogen. Signaturen, nahe, die den 1860 er Jahren ihre Prägung verliehen. Zu ihnen gehörten unter andern der Lyriker und streng konservative Gegner der neuern Literatur C. D. af Wirsén (geb. 1842), K. L. Östergrén (»Fjalar«, 1842–81), N. P. Ödman (geb. 1838), K. R. Nyblom (geb. 1832), der begabte, früh gestorbene Ernst Daniel Björck (1838–68) und der glänzende, vornehme Lyriker Graf Carl Snoilsky (1841–1900).

Inzwischen war in Dänemark der französische Naturalismus von Georg Brandes verkündet und von Ibsen und andern norwegischen und dänischen Dichtern in Großtaten umgesetzt worden. In Schweden hatten die revolutionären Strömungen aus Europa zweimal vergebens einzudringen versucht, und zwar im Zeichen Rousseaus durch Thorild und Almquist; jetzt schien es, als würde der Naturalismus mit seinem jugendlichen Vorkämpfer August Strindberg (geb. 1849) den Sieg davontragen. 1879 erschien dessen erbitterte Persiflage der ganzen Gesellschaft: »Das rote Zimmer«. Die junge Dichtergeneration der 1880er Jahre folgte seiner Fahne. So Anna Charlotte Leffler (1849–92), die Erzählerin Victoria Benedictsson (Ernst Ahlgrén, 1850–88), Gustaf af Geijerstam (geb. 1858), Georg Nordensvan (geb. 1855), Ola Hansson (geb. 1860), Oscar Levertin (geb. 1862), Tor Hedberg (geb. 1862), K. A. Tavaststjerna (1860–99), A. U. Bååth (1853), Axel Lundegård (geb. 1861). Sie wurden von dem Publikum und der ältern Dichterschule, C. D. Wirsén an der Spitze, mit Verständnislosigkeit empfangen. Eine wahre Hetze entstand gegen ihren Leiter Strindberg, dessen Oppositionslust und nervöse Empfindlichkeit ihn zu derben Geschmacklosigkeiten hinriß. Wenn sich die übrigen Anhänger der Richtung auch von der Übertreibung des Naturalismus fernhielten, so boten ihre tendenziösen Problemromane doch wunde Punkte genug. Und als nun zu Anfang der 1890er Jahre die zwei glänzenden Lyriker und Spracherneuerer Werner v. Heidenstam (geb. 1859) und Levertin gegen die Graumalerei des »Schusterrealismus« auftraten, fanden sie sogar bei den Naturalisten selbst Anklang. Damit war man »ins alte romantische Land« zurückgekehrt. Immerhin hatte der Naturalismus tiefe Spuren hinterlassen. Die leidenschaftliche Kraft des Gefühls und des Ausdrucks, die sich in der Lyrik Heidenstams, Levertins, Gustaf Frödings (geb. 1860), in den scharf beobachteten Novellen Per Hallströms (geb. 1866) oder Hjalmar Söderbergs (geb. 1869), oder in den seinen, warmen Lebensbildern Geijerstams neu und überraschend offenbart, wäre ohne die Kritik und die Analyse jener Kampfjahre nicht erklärlich. Und Selma Lagerlöf (geb. 1069), die geborne Märchenerzählerin, die mit der neu aufblühenden Romantik aus ihrem verborgenen Winkel hervorgetreten ist, hätte kaum die ihr eigne schillernde Farbenpracht gefunden, wenn Strindberg nicht gezeigt hätte, wie die schwedische Sprache zu malen vermag.

Es bleiben noch einige Schriftsteller zu erwähnen, die Aufmerksamkeit erregt haben. Zunächst die Romanschriftstellerinnen: Sophie Elkan (Ruft Roest), Anna Wahlenberg, Cäcilia Bååth-Holmberg, Jane [149] Gernandt-Claine, Hilma Angered-Strandberg, Mathilda Malling, dann die Märchendichterinnen Helena Nyblom, Anna M. Roos. Victor Hugo Wickström, Gustaf Jansson, Henning v. Melsted, Henning Berger verraten viel Talent und kräftige künstlerische Bestrebungen. Die Humoreske vertraten August Bondeson (geb. 1854) und Alfred af Hedenstjerna (Sigurd, 1852–1906), der an die burlesk-sentimentalen Amerikaner erinnert. Dem Lyriker Erik Axel Karlfeldt (geb. 1864) hat sogar die hochkonservative schwedische Akademie ihre Pforten geöffnet. Karl Axel Forßlund (geb. 1872) und die erst neuerdings aufgetretenen Sven Lidman, K. G. Ossian-Nilsson, Erik Brogren, Gustaf Ullman haben beim Publikum warmen Beifall gefunden.

Bedeutendes hat im 19. Jahrh. auch die wissenschaftliche Literatur Schwedens geleistet. In der Theologie sind berühmte Kanzelredner zu verzeichnen: die Bischöfe Wallin, Franzén (beide auch als Dichter bemerkenswert), Thomander (1798–1865) und Propst Per Wieselgrén (1800–77); H. M. Melin (gest. 1877) trat gegen Strauß' »Leben Jesu« auf, Erzbischof Reuterdahl (1795–1870) ist durch seine Kirchengeschichte (bis 1533), V. Rudin durch wertvolle populäre Schriften zu verschiedenen Fragen, F. Fehr (1849–95) als Ritschelianer bekannt geworden. Victor Rydberg, der Dichter, vertrat in freisinnigem Geiste die moderne rationalistische Richtung der Tübinger Schule (»Bibelns lära om Kristus«, 1862). Die deutsche Philosophie übte lange großen Einfluß aus. Benj. Höijer (1767–1812) führte durch bedeutungsvolle Schriften die Kant-Fichtesche Richtung ein. Schellings Lehre fand in den Phosphoristen eifrige Nachbeter; der finnländische Senator J. V. Snellman (1806–81) war der Hauptvertreter des Hegelianismus. Ein selbständiger Denker war Krist. Jak. Boström (1797–1866), der jedoch mehr vom Katheder aus als durch Schriften seine pantheistischen Ideen dargelegt hat. Zu seinen vielen Schülern gehören Krist. Claëson (1827–59), Pontus Wikner (1837–88), Sigurd Ribbing (1816–99), Axel Nybläus (1821–99; »Geschichte der Philosophie Schwedens«) und Fr. v. Scheele (geb. 1853). In der Geschichtschreibung hat sich in engem Zusammenhang mit den nationalen Bewegungen zu Anfang des Jahrhunderts vor allem Erik Gustaf Geijer, der Dichter, als vollendeter Meister bewährt (»Svea rikes häfder«, 1825, etc.). Zu seiner Schule gehören unter andern: F. F. Carlson (1811 bis 1887), C. G. Malmström (geb. 1822) und Reichsarchivar J. J. Nordström (1801–74). Geijers Widersacher, der scharfe Rationalist Anders Fryxell (1795–1881), hat durch seine »Erzählungen aus der schwedischen Geschichte« (46 Bde., übersetzt in viele Kultursprachen) die vaterländische Geschichte zur Volkslektüre gemacht. Seinem Beispiel ist K. G. Starbäck (1828–85) gefolgt. Von spätern Forschern behandelte der Reichsarchivar K. Th. Odhner (1836–1904) die Zeit unter Christinens Vormündern und Gustav III., Martin Weibull (1835–1902) Gustav Adolfs II. Regierung, Osk. Alin (1846–1900) die Union und Karl Johans Regierung, Ludw. Stavenow (geb. 1864) die Freiheitszeit und Gustav III., Claes Annerstedt (geb. 1839) schrieb die Geschichte der Universität Upsala, Gust. Björlin (geb. 1845) Kriegsgeschichte. Arvid Ahnfelt Kulturgeschichte, A. E. Silén die Geschichte des Handels. Als geistvolle Biographen und Essayisten sind Hans Forßell (1843–1901), Elof Tegnér (1844–1900), Harald Hjärne (geb. 1848), Harald Wieselgrén (1835–1905), Adolf Hedin (geb. 1834) und Ellen Fries zu nennen. Emil Hildebrand (geb. 1848) redigiert das Sammelwerk »Sveriges Historia«; mustergültig wurden die alten Gesetze von J. Schlyter (1795–1888) herausgegeben. Die bedeutendsten Altertumsforscher sind der Reichsantiquar Hans Hildebrand (geb. 1842; »Sveriges Medeltid«) und der vergleichende Archäolog Oscar Montelius (geb. 1843). Unter den Förderern der Naturwissenschaften steht der Systematiker der modernen Chemie Jöns Jakob Berzelius (gest. 1848) an erster Stelle. Neben ihm sind zu nennen: in der Physik Anders Joh. Ångström (gest. 1874), in der Botanik der vielseitige Karl Adolf Agardh (1785–1859), sein Sohn J. G. Agardh und Elias Fries (gest. 1878); in der Zoologie S. L. Lovén (Meerfauna); in der Geologie Sven Nilsson (gest. 1883) und Nathorst. In der Anatomie und Ethnologie arbeitete Anders Retzius (gest. 1860), in der Histologie Gust. Retzius (geb. 1842). Die Geographie fand Förderer in Palmblad, Tuneld und Tamm, später in dem Entdecker der Nordostpassage Adolf Erik Nordenskiöld (gest. 1901) und seinem Sohne Gustav Nordenskiöld. Als Reiseschilderer ragen Sven v. Hedin (geb. 1865), Gust. F. Steffen (geb. 1864) und Carl Bildt (geb. 1850) hervor. In der schwedischen Literaturforschung hat eine rege Tätigkeit eingesetzt. Nach dem Vorbilde deutscher und dänischer Forscher geben A. Afzelius, Geijer (s. d.) und L. F. Rääf die schwedischen Volkslieder heraus (»Svenska folkvisor från forntiden«, 1814–17, 3 Bde., neu 1881; deutsche Auswahl 1857), die von Adolf Ivar Arwidson (s. Finnische Literatur) erweitert wurden (»Svenska Fornsånger«, 1834–42, 3 Bde.). Bahnbrechend für die moderne schwedische Sprachgeschichte wirkte J. E. Rydquist (1800–77; »Svenska språkets lagar«, 1850 ff., 6 Bde.). Neben ihm sind zu nennen: J. A. Lundell (1851–93), Axel Kock (geb. 1857), L. F. A. Löffler (geb. 1847) und Adolf Noréen (geb. 1854), Esaias Tegnér der Jüngere (geb. 1843) und Gustaf Cederschiöld (geb. 1849). Das große Wörterbuch der schwedischen Akademie wird von K. F. Söderwall (geb. 1842) redigiert.

Die schwedische Literaturgeschichte steht inhaltlich und stilistisch hoch. Grundlegend wirkte der Phosphorist Lorenzo Hammarsköld, dessen reiche, wenn auch parteiische Geschichte »Svenska Vitterheten« (1818) von P. A. Sondén kommentiert 1833 neu erschien. Unter den zusammenfassenden Werken sind besonders hervorzuheben: Bernh. Elis Malmström, Grunddragen af svenska vitterhetens historia (1866–68, 5 Bde.; nach Stiernhielm bis 1820); G. Ljunggrén, Svenska vitterhetens häfder efter Gustaf III.'s död (1876–95, 5 Bde.; reicht bis 1821); Henrik Schück, Svensk literaturhistoria (1890 ff., Mittelalter und Reformation) und das Hauptwerk: »Illustrerad svensk literaturhistoria« (1896 ff.), bis 1718 von Schück, bis 1830 von Warburg u. a. verfaßt; der dritte Teil wird demnächst erscheinen. Über die verschiedenen Literaturperioden gibt es Arbeiten unter andern von dem Phosphorist P. D. A. Atterbom, Svenska siare och skalder (1841–55, 6 Bde.; 2. Aufl. 1862–63; speziell 17. und 18. Jahrh.); Hellen Lindgren, Sveriges vittra storhetstid (1895–96, 2 Bde.; von 1730–1809); Oscar Levertin, Teater och drama under Gustaf III; Gustaf III som dramatisk författare (1894); Diktare och drömmare (1898) und Svenska [150] gestalter (2. Aufl. 1904); Cecilia Bååth-Holmberg, Frihetens sångarätt (1889; die 1840er Jahre); Ola Hansson, Das junge Skandinavien (Dresd. 1891); Gustaf af Geijerstam, Nya brytningar (1894); Otto Sylvan, Svensk literatur vid 1800 talets midt. 1830–1860 (1900); Joh. Mortensen, Från Aftonbladet till Röda rummet, 1830–1879 (1905); David Sprengel, De nya poeterna (1902; die 1880er Jahre). Als geistvolle Biographen und Essayisten traten unter andern G. Ljunggren (Frese, Bellman, Vitalis, Sturzen-Becker), Schück (Wivallius u. a.) und Warburg (Dalin, Lidner, Lenngren, Ehrensvärd, Onkel Adam) hervor; weiter sind zu nennen: C. R. Nyblom (Fredrika Bremer u. a.), C. D. af Wirsén (Oxenstierna, Franzén, Beskow, Nicander), Nils Erdmann (Bellman, Geijer, Tegnér, Blanche), Hellen Lindgren (»Vittra stormän« [1894], »Skalder och tänkare« [1900]), Ellen Key (Almquist, Anne Charlotte Leffler). Über Tegnér schrieben unter andern sein Schwiegersohn K. V. Böttiger, sein Enkel Elof Tegnér (»Från farfarsfars och farfars tid«, 1900), Georg Brandes, Nils Erdmann; über Runeberg J. E. Strömborg, V. Söderhjelm, C. G. Estlander, Eliel Vest, Hellen Lindgren. Propst Per Wieselgrén verfaßte die Geschichte der Kirchenliteratur (1833–49, 5 Bde.); die dramatische Literatur wurde historisch von G. Ljunggrén, Svenska dramat till slutet af 1600 talet (1864), und bibliographisch von G. A. Klemming, Sveriges dramatiska literatur (1863–79), und F. A. Dahlgrén, Förteckning öfver svenska skådespel (1866) bearbeitet. Die Geschichte der Presse schrieben Otto Sylvan bis 1772 (1896) und Bernh. Lundstedt von 1812–94 (1896, 2 Bde.). – Die Kunstgeschichte behandelten H. Laurin, Konsthistoria (illustriert, 1900), und mit besonderm Erfolg Georg Nordensvan, Svensk konst och konstnärer i 19. årh. (illustriert, 1892) und De bildande konsternas historia i 19. årh. (illustriert, 1900–0 1).

Bibliographische Nachschlagewerke sind: »Biographiskt lexikon« (Upsala 1835 ff.); Schück, Bibliografiska och litteraturhistoriska anteckningar (das. 1896); Meyer, Svenskt literaturlexikon (1886). Von Ausländern schrieben über s. L. unter andern L. Dietrichson, Indledning i studiet af Sveriges literatur i vortaarhundrede (norweg., Stockh. 1862); F. Bajer, Nordens politiske digtning 1789–1807 (dän., Kopenh. 1895); Wollheim da Fonseca, Nationalliteratur der Skandinavier (Berl. 1871 bis 1877); Winkel-Horn, Geschichte der Literatur des skandinavischen Nordens (deutsch, Leipz. 1880); Schweitzer, Geschichte der skandinavischen Literatur (das. 1886–89, 3 Bde.). Als Anthologien seien genannt: Ad. Noreen und E. Meyer, Valda stycken af svenska forfattare 1526–1732 (Upsala 1893) und Svenska parnassen, und die guten Übersetzungen Hans v. Gumppenbergs: »S ch wedische Lyrik« (Münch. 1903). Unter dem Titel »Svenskt porträttgalleri« (Stockh., seit 1895) erscheint ein Sammelwerk mit Abbildungen und kurzen Biographien der bedeutendern modernern Schriftsteller. Als allgemeines Nachschlagewerk diene »Nordisk familjebok« (neue Aufl., Stockh. 1903 ff.).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 147-151. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000744687X


Brockhaus 1911

[667] Schwedische Sprache und Literatur. Die schwed. Sprache, eine der wohlklingendsten Europas, gehört zum nordgerman. Sprachzweige und hat neben dem Isländischen allein noch volle Endungen bewahrt. Das Altschwedische (älteste Denkmäler die zahlreichen Runeninschriften vom 10. bis 14. Jahrh.) bestand aus einer Reihe von Dialekten, die sich bald mit dem Norwegischen, bald mit dem Dänischen berührten. Vom 15. Jahrh. Verwilderung der Sprache durch fremde, bes. deutsche und dän. Einflüsse, nachdem sich seit der Mitte des 14. Jahrh. die Reichssprache zu entwickeln begonnen hatte. Die Bibelübersetzung der Brüder Olaus und Laurentius Petri (1541) ist die Grundlage des Neuschwedischen, das im 18. (unter Dalin, Kellgren) und 19. Jahrh. (Tegnér, Wallin) zur Blüte gelangt. – Geschichte der schwed. Sprache von Noreen (2. Aufl. 1897); »Svenska Språkets-Lagar« von Rydquist und Södervall (6 Bde., 1850-83); Grammatiken von Schwartz und Noreen (1881), Sundén (8. Aufl. 1885), Linders (1886), Poestion (2. Aufl. 1896), Walter (1899), für Altschwedisch Noreen (1901 fg.); Wörterbücher von Helms (1878), Hoppe (1886-92), Wörterbuch der schwed. Akademie (1893), Rietz (»Dialektlexikon«, 1867). Die ältesten Denkmäler der schwed. Literatur sind die Provinzialgesetze (Ausg. von Schlyter, 1825-77), denen sich Chroniken, Übersetzungen geistl. Werke, ausländischer romantischer Epen, Legenden etc. anreihen. Auch die Folkevisor (Volkslieder) gehören der vorreformatorischen Zeit an (Sammlung von Geijer und Afzelius, 2. Aufl. 1880; Arwidsson, 1834-42, u.a.). Von Einfluß war die Reformation: die Übersetzer der Bibel Olaus und Laurentius Petri, zugleich Chronikschreiber und Dichter; Erblühen der theol. Literatur und der Schulkomödie. Von Einfluß auf die Literatur wurde die Universität Upsala zur Zeit des Messenius, des Vaters des histor. Schauspiels (1579-1637), und des ältern Rudbeck (1630-1702; »Atlantica«), der neben dem Polyhistor Stjernhelm seine Zeit beherrschte. Im 17. Jahrh. die Dichter Wirsallius, Lagerlöf, Dahlstjerna, Lucidor, Frese, Triewald, der Kirchenliederdichter Spegel u.a.; als Geschichtsschreiber Verellius, Pufendorf, Peringskiöld, die Philologen Tjällman, Svedberg, der Mediziner Hjärne, die Rechtsgelehrten Stjernhöök, Abrahamson, der Philosoph Rydelius, der Mathematiker Swedenborg, der Physiker Celsius, der Mechaniker Polhem (Schwedens Archimedes). Um die Mitte des 18. Jahrh. steht Dalin im Mittelpunkt der schwed. Literatur: die sog. klassische, nach franz. Muster gebildete Schule wurde herrschend; die bedeutendsten Vertreter dieser: die Liederdichterin Nordenflycht, die Grafen Creutz und Gyllenborg; Mörk, Schwedens erster Romandichter. Damals lebten der Botaniker Linné (1707-78), der Geschichtsschreiber Lagebring, der Sprachforscher Ihre. Höhepunkt der schwed. Dichtkunst unter Gustav IV. (1778-1809); Gründung der schwed. Akademie (1786), die trefflichen Satiriker und Lyriker Kellgren und Leopold; ferner Oxenstjerna, Frau Lenngren, Adlerbeth; eigene Wege gingen der geniale Bellman und seine Nachahmer Kexél und Hallman, Lidner, Ehrensvärd, der schwed. Winckelmann. Rousseaus Ideen vertrat in Schweden zuerst Thorild, mit ihm, Franzén und Wallin beginnt eine neue Zeit: Aufblühen der Romantik, Beginn der eigentlichen schwed. Nationalliteratur.Den Kampf gegen die alte klassische Schule und für eine freiere Richtung führten Anfang des 19. Jahrh. zwei sich parallel entwickelnde Schulen: 1) die Phosphoristen (Romantiker nach deutschem Vorbilde, benannt nach der von Hammarskiöld herausgegebenen Zeitschrift »Phosphoros«, 1810-14), vertreten durch Atterbom, Dahlgren, Elgström, Hedborn als Dichter, Hammarskiöld, Palmblad, Graf Schwerin als Prosaiker; und 2) die Goten (die vaterländischen Romantiker, die auf die altnordische Zeit zurückgreifen); ihr Hauptführer Geijer, Stifter des Gotischen Bundes (Zeitschrift »Iduna«), vertreten durch Afzelius, Ling, von Beskow, vor allem aber durch E. Tegnér und seinen Nachahmer Lindeblad. Mehr Selbständigkeit zeigen Stagnelius, Sjöberg (Pseudonym Vitalis), Nicander, der vielseitige Fahlcrantz und der originelle Almqvist. Auch der Roman erblüht seit Anfang des 19. Jahrh.: Hauptvertreter Friederika Bremer, Margareta von Knorring, Emilie Flygare-Carlén, Wetterbergh, Blanche, Sparre, Crusenstolpe, Ridderstad, der Finne Topelius. Nach Verfall des got. Bundes treten bes. Rydberg und der Finne Runeberg als ausgezeichnete Dichter hervor, daneben Böttiger, Nybom, Malmström, Strandberg, Braun, Sturzenbecker, Wennerberg, Wetterbergh, der Lustspieldichter Hedberg, der Lyriker Graf Snoilsky; in jüngster Zeit der Lyriker Bååth, der Dramatiker und Romanschriftsteller Strindberg, Charlotte Leffler-Edgreu, die wichtigste Vertreterin des Realismus, Frau Agrell, Ahlgren, af Geijerstam, Wranér, Hedberg, der Novellist Hedenstjerna, Ola Hansson, Per Hallström, die Lyriker Fröding und Karlfeldt, die Romanschriftstellerin Selma Lagerlöf. In der Wissenschaft zeichneten sich aus: als Philosophen Bolström, Sahlin, Nybläus, als Theologen der Kirchenhistoriker Reuterdahl, der Bischof Thomander, die Geschichtsschreiber Geijer, Strinnholm, Fryxell, H. Hildebrand, der Archäolog Montelius, die Philologen Rydqvist, Säve, Rietz, die Literarhistoriker Klemming, Ljunggren, Schück, die Rechtshistoriker Schlyter, Järta, Agardh, die Mediziner Huß, Retzius (Vater und Sohn), Holmgren; die Botaniker Agardh (Vater und Sohn), Wikström, Fries; der Chemiker Berzelius, die Physiker Hållström, Adlund, [667] der Geologe Torell, der Astronom Gyldén, als Polarforscher von Nordenskiöld. – Literaturgeschichten von Wieselgren (1846-49), von Ljunggren (1873-96), Winkel-Horn (1880), Schweitzer (3 Bde., 1886-89), Warburg (4. Aufl. 1896), Schück (Bd. 1, 1890), Schück und Warburg (1896-97).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 667-668. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001549987