Scaliger, Iulius Caesar

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Julius Caesar Scaliger (* 23. April 1484 in Riva del Garda; † 21. Oktober 1558 in Agen, Lot-et-Garonne), auch Giulio Cesare Scaligero genannt, war ein italienischer Humanist, Dichter und Naturforscher. Er schlug die fortlaufende Zählung der Tage - das heute sogenannte Julianische Datum - ohne Bezug auf einen bestimmten Kalender vor. Sein Hauptwerk, die Poetik in sieben Bänden (Poetices libri septem) erschien erst postum 1561 und wurde mehr gerühmt und zitiert als gelesen. [1]


[1] Vgl. Einleitung von Luc Deitz in Scaliger, Poetices libri septem. Sieben Bücher über die Dichtkunst. Band I. Stuttgart / Bad Cannstatt: frommann-holzboog, 1994


  • Luc Deitz, Gregor Vogt-Spira (Hrsg.): Poetices libri septem. Sieben Bücher über die Dichtkunst. (lateinisch-deutsch). Stuttgart: Frommann-Holzboog, 1994-2003, 7 Bände


Meyers 1909

[656] Scalĭger, 1) Julius Cäsar, Philolog und Arzt, geb. 23. April 1484 in Riva am Gardasee, gest. 21. Okt. 1558 in Agen, hieß eigentlich della Scala, diente zuerst als Page unter Maximilian I., dann (unter Franz von Valois) als Soldat und siedelte 1529 als Arzt nach Agen in Frankreich über. Durch Selbststudium im Besitz einer umfassenden Kenntnis des Altertums, schrieb er außer einigen philosophischen Schriften und einigen Kommentaren zu Werken des Hippokrates, Aristoteles und Theophrast: »De causis linguae latinae« (Lyon 1540, Genf 1580, Heidelb. 1623); »Poetices libri VII« (Lyon 1561 u. ö.) und »Epistolae« (Leid. 1600). Seine »Lettres grecques à Imbert« erschienen Bordeaux 1877. Vgl. A. Magen, Documents sur J. C. S. et sa famille (Agen 1880).

2) Joseph Justus, berühmter Philolog, Sohn des vorigen, geb. in der Nacht vom 4. zum 5. Aug. 1540 in Agen, gest. 21. Jan. 1609 in Leiden, studierte in Bordeaux und Paris (unter Turnèbe) die klassische und die orientalische Literatur, reiste 1565 nach Italien und 1566 nach England und Schottland, studierte 1570 (unter Cujacius) in Valence und bekleidete 1572 bis 1574 eine Professur in Genf. Die folgenden 19 Jahre lebte er an verschiedenen Orten, besonders im südlichen Frankreich; 1593 wurde er, nachdem er zur protestantischen Kirche übergetreten, an Lipsius' Stelle nach Leiden berufen. Er handhabte nicht bloß die höhere und niedere Kritik mit gleicher Virtuosität, sondern schuf auch der Epigraphik und Numismatik, ganz besonders aber der Chronologie festere Grundlagen. In ersterer Beziehung sind hervorzuheben: »Conjectanea in Terentium Varronem de lingua latina« (Par. 1565); »Vergilii Catalecta« (Leid. 1573); »Festus« (Par. 1576); »Catullus, Tibullus, Propertius« (das. 1577); »Manilii Astronomicon« (das. 1579); »Emendationes in Theocritum, Moschum et Bionem« (das. 1588); »Publilius Syrus« (Leid 1598); »Apulejus« (das. 1600); »Caesar« (das. 1606) u.a. Auf dem zweiten Gebiete ist vor allem zu nennen: »De emendatione temporum« (Par. 1583, am besten Genf 1629) und dessen Ergänzung: »Thesaurus temporum, complectens Eusebii Pamphili Chronicon« (Leid. 1606, 2 Bde.; 2. Aufl., Amsterd. 1658); dann die 24 Indices zu der von Gruter besorgten und von S. geleiteten großen Inschriftensammlung (»Thesaurus inscriptionum«, Heidelb. 1602) und die (posthume) Abhandlung: »De re nummaria« (Leid. 1616). Von seiner unglaublichen Vielseitigkeit geben besonders die »Opuscula varia antehac non edita« (von Casaubonus, Par. 1610), ergänzt durch »Scaligerana nusquam antehac edita« (von T. Faber, Groning. 1669 und Utrecht 1670) und die »Epistolae« (Leid. 1627) Zeugnis. Seine »Lettres françaises inédites« gab Ph. Tamizey de Larroque (Par. 1881) heraus. Vgl. Bernays, Joseph Justus S. (Berl. 1855).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 656. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007408404


Brockhaus 1841

[53] Scalĭger (Julius Cäsar) ist der Name eines ausgezeichneten Gelehrten, welcher sich fälschlich rühmte, ein Nachkomme des fürstlichen Geschlechts della Scala (s.d.) zu sein. Sein eigentlicher Name soll Bordone gewesen sein und bis in sein 42. Jahr soll er zu Venedig oder Padua gelebt haben, ohne Aufsehen zu erregen. Im J. 1520 vermählte er sich zu Agen mit der Tochter einer vornehmen und reichen Familie, und erlangte nun durch die gelehrten Schriften, welche er herausgab, eine große Berühmtheit. Er starb zu Agen 1558. – Sein Sohn Joseph Justus S., geboren zu Agen 1540, erwarb sich eine fast noch größere Gelehrsamkeit, trat zur protestantischen Kirche über und wurde 1593 Professor zu Leyden, wo er 1609 starb. Er hat sich namentlich große Verdienste um Begründung der Wissenschaft der Chronologie erworben.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 53. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000861871


Herders 1857

[57] Scaliger, Giulio Cesare, eigentlich della Scala, Philolog und Arzt; geb. 1484 zu Padua oder Venedig, nach seiner eigenen Angabe ein Abkömmling der Scala, Fürsten von Verona, nach andern der Sohn eines armen Illuminirers, gest. 1558, wurde weit berühmter durch seine Eitelkeit und spät erlangten Kenntnisse in der Philologie und in den Naturwissenschaften sowie als Gegner des Cardanus, als durch seine Schriftstellerei (de causis linguae latinae; de arte poetica; Commentare zu Hippokrates, Theophrast u. Paracelsus u.s.f.). – S., Joseph Justus. der Sohn des Vorigen; geb. 1540 zu Agen, gest. 1609 als Professor zu Leyden, malte das Märlein von der fürstl. Abkunft ins Abgeschmackte aus, in Eitelkeit und bissiger Streitsucht mit seinem Vater wetteifernd, wurde Protestant, machte sich weniger um die Philologie als um die Chronologie (Opus de emendatione temporum, Paris 1583) und Numismatik (de re numeraria, Lugd. Bat. 1616) verdient. Sein Andenken verherrlichten D. Heinsius u. Baudius, neuestens Ch. Nisard, der ihn neben Justus Lipsius und I. Casaubon stellte (Paris 1852), und Bernays (Berl. 1855).

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 57. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003504565


Pierer 1862

[33] Scalĭger, 1) Julius Cäsar, Sohn eines Malers, Benedetto Bordone, geb. 1484 in Padua od. Verona od. La Ferrara, studirte in Bologna die Arzneikunde u. lebte dann in Venedig; er ging von da um 1525 nach Agen u. heirathete das Fräulein Andietta de Roques. Dies scheint den eiteln Mann zu der Erdichtung von seiner Abkunft aus dem fürstlichen Geschlecht della Scala veranlaßt zu haben. Nach derselben (aufgestellt in einem von seinem Sohn herausgegebenen Briefe: De splendore et vetustate gentis Scaligerae et vita Julii Sc., Leyden 1594), stammte er aus dem veronesischen Fürstenhause della Scala u. war 1484 auf dem Schlosse Riva geboren, wurde nachher Page des Kaisers Maximilian, welchem er 17 Jahre in Frieden u. Krieg diente, studirte dann in Bologna die Naturwissenschaften u. begleitete 1525 den Bischof von Agen in seine Diöcese. Als Gelehrter machte er zu seiner Zeit Aufsehen, wiewohl seine Anmaßung ihm viele Gegner zuzog; er st. 21. October 1558 in Agen u. schr.: Exercitationes in H. Cardanum de subtilitate, Paris 1557, Frankf. 1576, Hanau 1634; De sapientia et beatitudine, Genf 1573; Commentar zu Hippokrates über die Träume, Leyd. 1538; über die Theophrastischen u. Aristotelischen Werke von den Pflanzen, ersteres Lyon 1566 u. 1584, Fol., letzteres Paris 1556, Marb. 1598; u. über die Aristotelische Naturgeschichte der Thiere; De causis linguae latinae, Leyd. 1540, Genf 1580, Heidelb. 1623; De arte poetica, Leyd. 1561, Genf 1563 u.ö.

2) Joseph Justus, Sohn des Vor., geb. 4. Aug. 1540 in Agen, studirte erst in Bordeaux, dann in Agen u. seit 1559 in Paris die Klassischen u. Orientalischen Sprachen. Er führte darauf, da er wegen des Übertrittes zur Protestantischen Kirche in Frankreich keine Anstellung fand, lange ein unstetes Leben; erst 1592 wurde er Professor in Leyden, wo er 21. Jan. 1609 starb. Er schr.: De emendatione temporum, Par. 1583, Fol., Genf 1629 (in ihm stellte er zuerst ein System der Chronologie auf u. begründete so diese Wissenschaft); Thesaurus temporum, Leyd. 1606, 2. A. Amsterd. 1658, 2 Bde., Fol.; De re nummaria, herausgeg. von W. Snell, Leyd. 1616; er bearbeitete den Aufonius, Leyd. 1575 u.ö.; Catullus, Tibullus u. Propertius, Par. 1577; den Manilius, ebd. 1579, die Catalecta des Virgilius, 1573, den Festus, 1575, den Varro, 1573 u.ö.; J. Cäsar, 1608, u. die Tragödien des Seneca, 1611; schrieb auch Gedichte (meist Übersetzungen aus dem Italienischen, Griechischen etc. ins Lateinische u. aus dem Lateinischen ins Griechische, bes. eine große Anzahl Epigramme des Martialis), Leyden 1615; Epistolae, ebd. 1627, Frkf. 1628; Opuscula varia, herausgeg. von Casaubonus, Par. 1610; Scaligerana, herausgeg. von Tan. le Febre, Grön. 1669, Köln 1695; von Is. Voß, Haag 1667; Leubscher, Historia Scaligeranorum, Wittenb. 1695; Maizeaux, Histoire des Scaligerana, Amsterd. 1740. Vgl. Bernays, Das Leben J. J. S-s, Berlin 1855.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 33. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010825002


Brockhaus 1911

[617] Scalĭger, Jul. Cäsar, eigentlich della Scala, Arzt, Philolog und Kritiker, geb. 23. April 1484 zu Riva, gest. 21. Okt. 1558 zu Agen in Frankreich. – Sein Sohn Joseph Justus S., geb. 5. Aug. 1540 zu Agen, gest. 21. Jan. 1609 als Prof. zu Leiden, ebenfalls Philolog, [617] Begründer einer verbesserten Chronologie (»De emendatione temporum«, 1583).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 617-618. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001530976


Eisler 1912

[623] Scaliger, Julius Cäsar, 1884-1558, Schüler des Pomponatius, Gegner des Cardanus. SCHRIFTEN: Exercitationes exotericae, 1557.

Quelle: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 623. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001833006