Pindar

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Pindar (altgriechisch Πίνδαρος Píndaros, latinisiert Pindarus; * 522 oder 518 v.u.Z. in Kynoskephalai bei Theben; † nach 446 v.u.Z.), berühmter griechischer Dichter. In alexandrinischer Zeit wurde er zum Kanon der neun (chor- und monodischen) Lyriker gezählt.


Sulzer 1774

[902] Pindar. Ein griechischer lyrischer Dichter, den die Alten durchgehends wegen seiner Fürtreflichkeit bewundert haben. Plato nennet ihn bald den göttlichen, bald den weisesten. Die Griechen sagten, Pan singe Pindars Lieder in den Wäldern, und das Orakel zu Delfi befahl den dortigen Einwohnern, daß sie von den Opfergaben, die dem Apollo gebracht wurden,[902] diesem Dichter einen Theil abgeben sollten. Ganze Staaten waren stolz darauf, wenn er in seinen Oden sie gelobt hatte. Für einige Verse, die er zum Lob der Athenienser gemacht hatte, wurd er nicht nur von dieser Stadt reichlich beschenkt; sondern sie ließ ihm auch noch eine eherne Statue sezen: und als Alexander in dem heftigsten Zorn Theben, Pindars Geburthsstadt, zerstöhren ließ, befahl er, daß das Haus darin der Dichter ehemals gewohnt hatte, verschont werde, und nahm dessen Familie in seinen Schuz. So dachten die Griechen von dem Dichter.

Horaz bezeuget bey jeder Gelegenheit, wie sehr er ihn verehre. Er vergleicht seinen Gesang einem gewaltigen von starkem Regen aufgeschwollenen Bergstrohm, der mit unwiederstehlicher Gewalt alles mit sich fortreißt. Ein andrer sehr feiner römischer Kunstrichter urtheilet also von ihm. »Von den neuen lyrischen Dichtern ist Pindar weit der erste. Durch seinen hohen Geist, durch seine erhabene Pracht, durch seine Figur- und Spruchreiche Schreibart übertrift er alle andere. Er ist von einer so glüklichen, so reichen und wie ein voller Strohm fließenden Beredsamkeit, daß Horaz ihn deshalb für unnachahmlich hält.«1 Horaz schäzet die Ehre von Pindar besungen zu werden, höher, als wenn man durch hundert Statuen belohnt würde.

–– Et centum potiore signis
Munere donat.2

Dieser große Dichter lebte zu Theben in Böotien ohngefehr zwischen der 65 und 85 Olympias. Von seiner Erziehung, den Veranlassungen und Ursachen der Entwiklung und Ausbildung seines poetischen Genies ist uns wenig bekannt: aber dieses wenige verdienet mit Aufmerksamkeit erwogen zu werden. Sein Vater soll ein Flöthenspiehler gewesen seyn, und den Sohn in seiner Kunst unterrichtet haben; von einem gewissen Lasus aber soll er die Kunst die Leyer zu spiehlen gelernt haben. Das fleißige Singen fremder Lieder mag sein eigenes dichterisches Feuer angefacht haben. Wenn es wahr ist, was Plutarchus von ihm und der Corinna erzählt; so scheinet es, er habe anfänglich in seinen Gedichten mehr auf den Ausdruk, als auf die Erfindung gedacht. Denn diese schöne Dichterin soll ihm vorgeworfen haben, daß er in seinen Gedichten mehr beredten Ausdruk, als Dichtungskraft zeige: und darauf soll er ein Lied gemacht haben, darin er seiner dichterischen Phantasie nur zu sehr den Lauf gelassen.3 Man meldet von ihm, er habe an der pythagorischen Philosophie Geschmak gefunden. Darin konnte seine von Natur schon enthusiastische Gemüthsart starke Nahrung finden. Noch zu des Erdbeschreibers Pausanias Zeiten, zeigte man in dem Tempel zu Delfi einen Seßel auf welchem Pindar, so oft er dahin gekommen, seine Päane soll abgesungen haben. Außer den Oden, davon wir noch eine beträchtliche Sammlung haben, hat Pindar noch sehr viel andre Gedichte, Päanen, Bacchische Oden, Hymnen, Dithyramben, Elegien, Trauerspiehle u.a. geschrieben. Die bis auf unsre Zeiten gekommenen Oden haben überhaupt nur eine Gattung des Stoffs. Der Dichter besingt darin das Lob derer, die zu seiner Zeit in den verschiedenen öffentlichen Wettspiehlen gesieget haben. Solche Siege waren damals höchst wichtig »die höchste Ehre im Volke war ein Olympischer Sieger zu seyn, und es wurde dieselbe für eine Seeligkeit gehalten: denn die ganze Stadt des Siegers hielte sich (dadurch) Heil wiederfahren; daher diese Personen aus den gemeinen Einkünften unterhalten wurden, und die Ehrenbezeugungen erstrekten sich auf ihre Kinder; ja jene erhielten von ihrer Stadt ein prächtiges Begräbnis. Es nahmen folglich alle Mitbürger Theil an ihrer Statue, zu welcher sie die Kosten aufbrachten, und der Künstler derselben, hatte es mit dem ganzen Volke zu thun.«4 Diese Sieger also beehrte Pindar mit seinen Gesängen.

Für uns sind jene Spiehle ganz fremde Gegenstände, und die Sieger völlig gleichgültige Personen. Aber die Art, wie der Dichter seinen Gegenstand jedesmal besingt; die Größe und Stärke seiner Beredsamkeit; die Wichtigkeit und das Tiefgedachte der eingestreuten Anmerkungen und Denksprüche, und der hohe Ton der Begeisterung, der selbst den gemeinesten Sachen ein großes Gewicht giebt, und gemeine Gegenstände in einem merkwürdigen Lichte darstellt; dieses macht auch uns den Dichter höchst schäzbar.

Es gehörte unendlich mehr Kenntnis der griechischen Sprache, und der griechischen Litteratur überhaupt, als ich besize, dazu, um zu zeigen, was für ein hohes und wunderbares Genie überall aus dem Ton, aus der Sezung der Wörter, aus der Wendung der Gedanken, aus dem oft schnell abgebrochenen Ausdruk und aus dem, diesem Dichter ganz [903] eigenen Vortrag, hervorleuchtet. Was man überall zuerst an ihm wahrnihmt, ist gerade das, was auch an unserm deutschen Pindar, ich meine Klopstoken, zuerst auffält, nämlich der hohe feyerliche Ton, wodurch selbst solche Sachen, die wir allenfalls auch könnten gedacht haben, eine ungewöhnliche Feyerlichkeit und Größe bekommen, und unsrer Aufmerksamkeit eine starke Spannung geben. Wir empfinden gleich anfangs, daß wir einen begeisterten Sänger hören, der uns zwingt Phantasie und Empfindung weit höher, als gewöhnlich, zu stimmen. Indem er uns mit Gegenständen unterhält, die für uns fremd, und nicht sehr interessant sind, treffen wir auf Stellen, wo wir den Sänger als einen Mann kennen lernen, der über Charaktere, über Sitten und sittliche Gegenstände tief nachgedacht hat, und sehr merkwürdige Originalgedanken anbringt, wo wir blos die Einbildungskraft beschäftigten; als einen Mann von dem feinesten sittlichen Gefühl und von der reichesten und zugleich angenehmesten Phantasie. Jeder Gegenstand, auf den er seine Aufmerksamkeit gerichtet hat, erscheinet seiner weit ausgedähnten, aber auch tiefdringenden Vorstellungskraft weit größer, weit reicher, weit wichtiger, als kein andrer Mensch ihn würde gesehen haben; und denn unterhält er uns auf eine ganz ungewöhnliche und interessante Weise darüber. Gar oft aber wendet er den Flug seiner Betrachtungen so schnell, und springt so weit von der Bahn ab, daß wir ihm kaum folgen können.

Aber ich unterstehe mich nicht, mich in eine Entwiklung des Charakters dieses sonderbaren Dichters einzulassen, die weit stärkere Kenner desselben nicht ohne Furchtsamkeit unternehmen würden. Wer ihn noch nicht kennt, der wird in den Versuchen über die Literatur und Moral des Hrn. Clodius5 noch verschiedene andere richtige Bemerkungen hierüber, mit Vergnügen lesen. Vielleicht wird der berühmte Hr. Hofrath Heyne in Göttingen, der uns kürzlich eine schöne Ausgabe dieses Dichters, mit wichtigen Bemerkungen gegeben hat, in dem zweyten Theile uns den Charakter desselben ausführlich schildern.

1	Quint. Inst. L. X.
2	Od. L. IV. 2.
3	Plut. in dem Traktat: ob die Athentenser im Krieg oder im Frieden größer gewesen.
4	Winkelm. Anmerk. über die Geschichte der Kunst.
5	Erstes Stük S. 19 u.s.f.

Quelle: Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 902-904. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2001144827X


Brockhaus 1809

[443] Pindar, der kühnste unter den lyrischen Dichtern der Griechen. Er lebte ungefähr sechsthalb hundert Jahr vor Chr. Geb. und schrieb, außer mehrern für uns verloren gegangenen Gedichten, Gesänge auf die in den olympischen, pythischen, nemeischen und ist h mischen Spielen gekrönten Sieger. Es herrscht darin eine Stärke und Erhabenheit des Ausdrucks, welche schwerlich von einem Dichter wieder erreicht worden ist. Aber eben diese Kühnheit der Tropen und Metaphern, diese Erhabenheit der Bilder und des Feuer-Ausdrucks erschweren die Lectüre dieses Dichters vor allen andern. Die olympischen und pythischen Siegshymnen hat Gedicke trefflich ins Deutsche übersetzt.

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 443. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000765090


Damen Conversations Lexikon 1837

[214] Pindar, jener berühmte griechische Dichter, welcher mit seiner Zeitgenossin Korinna (s. d.) fünfmal um die Dichterkrone rang, und eben so oft von derselben besiegt ward, wurde 520 v. Chr. bei Theben geb., doch hat die Geschichte Näheres über sein Leben nicht aufbewahrt. Von seinen Oden oder Siegeshymnen, welche die öffentlichen Wettkämpfe der Griechen besingen, besitzen wir noch 45, die von Fähse übersetzt mit einem Commentar in 2 Bänden (1804–6), erschienen sind.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 214. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001758780


Pierer 1861

[141] Pindăros, griechischer Lyriker, geb. 522 v. Chr. in Theben, Sohn des Skopelinos (n. Ein. des Daiphantos); die Sängerinnen Myrtis u. Korinna, die Lyriker Lasos u. Simonides bildeten das Dichtertalent des Knaben u. Jünglings, u. sein erstes Siegeslied dichtete er 502 auf den jungen Hippokleas aus dem Hause der Aleuaden. Er lebte gewöhnlich in Theben, von wo aus er die griechischen Nationalspiele u. viele seiner hohen Gönner besuchte, so den König Hiero in Syrakus, den Tyrannen Theron in Agrigent, Arkesilaos in Kyrene, die Aleuaden in Thessalien; eine besondere Ehre für ihn war regelmäßig zu dem Göttermahl der Theoxenien (s.d.) in Delphi eingeladen zu werden; er st. 442 auf dem Theater zu Thebä an der Seite seines geliebten Theoxonos. Länder u. Städte rangen darnach, von P. besungen zu werden; die Rhodier hingen einen ihre Insel verherrlichenden Siegesgesang (den 7. Olympischen) mit goldnen Buchstaben geschrieben in einem Tempel auf; zu Theben wurde ihm im Hippodrom ein Denkmal errichtet, die Lakedämonier u. Alexander der Große schonten bei der Einnahme u. Zerstörung Thebens das Haus, wo er gewohnt hatte. Nichts ist übrig von seinen Skolien, wenig Fragmente von seinen Hymnen, Päanen, Dithyramben, Threnodien, Hyporchemata, Epigrammen, Parthenien, Prosodien; von seinen Siegesgesängen (Epinikia) auf Sieger in den vier Nationalspielen der Griechen sind dagegen im Ganzen noch 45 erhalten u. zwar: 14 Olympische, 12 Pythische, 8 Isthmische, 11 Nemeische, wiewohl nicht alle (z.B. die zweite Isthmische) auf einen einzelnen Sieg sich beziehen, auch einige (z.B. die 9. Nemeische) in Folge anderswo errungener Siege gedichtet sind, einige sogar (wie die 11. Nemeische) den Regierungsantritt eines Regenten besingen; in der vierten Pythischen Ode besingt er den Argonantenzug. In seinen Gedichten zeigt sich schöpferische Kraft u. Fülle, sowie Erhabenheit der Gedanken, religiöse u. sittliche Tiefe, Großartigkeit der Weltanschauung. Schwierig ist das Verständniß theils durch den schnellen Wechsel der Gedanken u. durch die vielen Beziehungen auf, uns nicht mehr bekannte Verhältnisse. Der Dialekt ist wesentlich homerisch, aber mit äolischen u. bes. dorischen Formen untermischt; die metrische Anordnung rührt von den Alexandrinern her. Von den Scholien über P. hat man sogenannte alte (aus den Erklärungen alexandrinischer Gelehrten, des Aristarchos, Aristodemos, Didymos, Chrysippos, Palamedes, Trypho zusammengetragene u. mit Zusätzen späterer Zeit vermehrte) u. neue (nur über die Olympischen Oden, zuerst in der Kalliergischen Ausgabe; nach der Aufschrift von Demetrios Triklinios, wahrscheinlich von Thomas Magister u. Manuel Moschopulos gesammelt). Ausgaben: erste, Ven. bei Aldus 1513; mit den Scholien von Kallierg, Rom 1515; von Fr. Portus, Genf 1583; von Er. Schmidt, Witt. 1616; von Heyne, Gött. 1777, 2. A. 1798 f., 3 Bde.; von D. Beck, Lpz. 1792–95, 2 Bde.; Böckh, Lpz. 1811–18, 2 Bde. in 4 Theilen; von Ahlwardt, Lpz. 1820; von Boissonade, Par. 1825; von Dissen, Gotha 1830, 2 Bde., 2. A. 1843; von Schneider, Leipzig 1850; von Bergk in Poetae lyrici Graeci, ebd. 1854; deutsch: metrisch von Fähse, Penig 1804–6, 2 Bde.; von Thiersch, Lpz. 1820, 2 Thle.; von Mommsen, ebd. 1846; von I. I. C. Donner, Heidelb. 1860; die Olympischen Oden von Bothe, Berl. 1808; prosaisch von Gurlitt, Hamb. 1809; Wörterbücher von Äm. Portus, Hann. 1606; zugleich über Homer von Damm, 1765, vermehrt von Duncan, 1824, u. verbessert von Rost, Lpz. 1831. Vgl. Rauhenstein, Zur Einleitung in P-s Siegeslieder, Aarau 1843.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 141. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2001064220X


Brockhaus 1911

[412] Pindar, griech. Lyriker, geb. 522 v.Chr. zu Theben, gest. wahrscheinlich 448 zu Argos; von seinen für den Chorgesang bestimmten Oden (Epinikien) auf die Sieger in den griech. Nationalspielen 45 erhalten, hg. von Böckh (mit ausführlichem lat. Kommentar, 1811-22), Tycho Mommsen (1864), Bergk, »Poetae lyrici graeci« (Bd. 1), Christ (1896), mit deutschem Kommentar Metzger (1880); deutsch von Donner (1860), M. Schmidt (1869) u.a.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 412. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001447572


Meyers 1908

[889] Pindăros (Pindar), lyrischer Dichter der Griechen, geb. 522 v. Chr. in Kynoskephalä bei Theben, aus altadligem Geschlecht, gest. um 448 in Argos, war vom 20. Jahr an bis in sein hohes Alter dichterisch tätig. Meist lebte er in Theben, wegen seiner Kunst weit und breit berühmt und geehrt, auch von Fürsten, wie Alexander von Mazedonien, den Aleuaden in Thessalien, Arkesilas von Kyrene, Theron von Agrigent und Hieron von Syrakus, an dessen Hof er 476–472 lebte. Als besonderer Liebling Apollons hatte er im delphischen Tempel einen eignen Sessel und wurde zu den Theoxenien regelmäßig dorthin eingeladen. Die Athener erteilten ihm für die Verherrlichung ihrer Stadt eine Ehrengabe von 10,000 Drachmen und die Proxenie und errichteten ihm eine eherne Bildsäule. Er starb im Theater eines sanften Todes. Seinem Andenken zu Ehren soll Alexander d. Gr. bei Thebens Zerstörung sein Haus allein verschont haben. Er verachtete die rein gewerbsmäßige Lyrik und führte auch gelegentlich für eigne Kosten einen Chor auf. Sein frommer Sinn verleiht auch den weltlichen Liedern ein geistliches Gepräge. Seine Dichtungen, welche die alexandrinischen Gelehrten in 17 Bücher teilten, bewegten sich in den verschiedenartigsten Formen der chorischen Lyrik: Hymnen, Päanen, Dithyramben, Parthenien, Enkomien, Hyporchemata, Threnodien, Skolien und Epinikien. Außer Bruchstücken sind fast vollständig nur die 4 Bücher Siegeslieder (Epinikien) erhalten, die Sieger in den großen nationalen Festspielen verherrlichen: 14 olympische, 12 pythische, 11 nemeïsche und 8 isthmische. Diese auf Bestellung seiner adligen Standesgenossen gedichteten und zur Ausführung durch Festchöre komponierten Gesänge sind trotz ihres konventionellen Anlasses von P. mit edelster Kunst ausgestaltet; sie preisen den Sieg nicht durch eine eingehende Beschreibung, sondern den persönlichen Verhältnissen des Siegers und der Art seines Sieges entnimmt P. einen Hauptgedanken, den er nach kunstvollem, freilich oft durch Nebengedanken und Einflechtung passender Mythen verdunkeltem Plan durchführt. Das kleinste wie das größte Gedicht ist ein durch Harmonie von Inhalt und Form in sich abgeschlossenes Kunstwerk; mit einer bestimmten Ausnahme hat jedes eine besondere metrische Form, der auch eine besondere Melodie entsprach; gerade auch die Melodien des P. waren im Altertum hochgeschätzt. Der Charakter der Pindarischen Dichtung ist Großartigkeit und Erhabenheit in Gedanken, Ausdruck und Metrum und tiefe, warme Religiosität. Wortschatz und Dialekt beruhen auf Homerischer Grundlage, sind aber mit dorischen und äolischen Formen stark gemischt. Neuere Ausgaben von Böckh (Leipz. 1811–22, 3 Bde., mit Scholien und Kommentar), Dissen (Gotha 1830, 2 Bde.; 2. Aufl. von Schneidewin, unvollendet, das. 1843–47), T. Mommsen (Berl. 1864, 2 Bde.), Bergk (Bd. 1 der »Poetae lyrici graeci«, 5. Aufl. von Schröder, Leipz. 1900), Christ (Berl. 1896); deutscher Kommentar von Mezger (Leipz. 1880); Übersetzungen von Thiersch (mit griech. Text, das. 1820, 2 Bde.), Hartung (desgl., das. 1855–56, 4 Tle.), T. Mommsen (das. 1846), Donner (das. 1860), M. Schmidt (»Olympische Siegesgesänge« mit Text, Jena 1869). Neue Ausgabe der Scholien begonnen von Abel (Berl. 1884); »Lexicon Pindaricum« von Rumpel (Leipz. 1883). Vgl. L. Schmidt, Pindars Leben und Dichtung (Bonn 1862); Lübbert, Pindars Leben und Dichtungen (das. 1878 u. 1882); Croiset, La poésie de Pindare et les lois du lyrisme grec (3. Aufl., Par. 1896).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 889. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007255861