Petőfi, Sándor

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Sándor Petőfi

[ˈʃaːndor ˈpɛtøːfi] (ungarisch Petőfi Sándor, Slovakisch Alexander Petrovič; Serbisch Александар Петровић; * 1. Januar 1823 in Kiskőrös als Sándor Petrovics; † 31. Juli 1849 bei Segesvár) war ein ungarischer Dichter, Volksheld und Freiheitskämpfer der ungarischen Revolution 1848. https://de.wikipedia.org/wiki/Sándor_Petőfi


Petőfi in Lexika

Meyers Kleines Lexikon in 3 Bänden (1968)

Petôfi [ˈpɛtøːfi] Sándor, 1. 1. 1823-31. 7. 1849 (gefallen im Freiheitskampf), ungar. Nationaldichter. 1842 erschien sein erstes Gedicht «Der Zecher», 1844 sein erster Gedichtband, im selben Jahr schrieb er die volkstüml. Dichtung in Märchenform «Held János» (dt.). Weitere Gedichtbände folgten, u. a. «Zypressenzweige», «Perlen der Liebe». P. war ein konsequenter Verfechter der Freiheitsideale von 1848, die in seiner volksverbundenen Dichtkunst zum Ausdruck kommen; sein «Nationallied» war der poet. Auftakt zur Revolution.

Quelle: Meyers Kleines Lexikon in drei Bänden. 3. Band. Pallen-Z. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1968 (Nachdruck der 10., völlig neubearbeiten Auflage, 101.-200. Tausend), S. 40.


Meyers 1908

[660] Petöfi (spr. péttöfi), Alexander, berühmter ungar. Dichter, einer der größten Lyriker des 19. Jahrh., geb. 1. Jan. 1823 zu Kis-Körös im Pester Komitat, wo sein Vater Stephan Petrovics ein wohlhabender Fleischer war, gest. 31. Juli 1849 bei Schäßburg, besuchte[660] die Schulen in Kecskemék, Gyönk, Pest u.a. O. und ging 1838 nach Schemnitz, um das Gymnasium zu besuchen, verließ jedoch die Bergstadt mitten im Schuljahr und begann ein mehrjähriges Wanderleben, in dem wir ihn bald als Schauspieler, bald als Soldat, bald wieder als Student (in Papa) finden. 1842 erschien sein erstes Gedicht: »A borozó« (»Der Weintrinker«), im »Athenaeum« gedruckt und noch mit »Petrovics« unterzeichnet. Die erste Sammlung seiner Gedichte (Ofen 1844) begründete seinen Namen als Dichter. Von nun an entfaltete er seine wunderbare Fruchtbarkeit als Lyriker und versuchte sich auch im Roman mit »A hóhér kötele« (»Der Strick des Henkers«, deutsch in Reclams Universal-Bibliothek) sowie im Drama, doch in beiden letztern Gattungen ohne Erfolg. Unter allen Verhältnissen seines bewegten Jugendlebens an seiner Bildung arbeitend, studierte er die moderne Literatur, lernte deutsche, englische und französische Dichter im Original lesen und übersetzte unter anderm Shakespeares »Coriolan« (Pest 1848), der seitdem im ungarischen Nationaltheater in Petöfis Übersetzung ausgeführt wird. Mit begeisterungsvollem Eifer beteiligte er sich an der Revolution von 1848, deren Vorgefühl sich schon in einigen seiner frühern Gedichte kundgegeben hatte. Am 15. März 1848 veröffentlichte er das Lied »Talpra, Magyar« (»Auf, Magyar«), das in jener Zeit allgemein gesungen wurde, und mit dem er eine längere Reihe revolutionärer Lieder eröffnete. Obwohl er erst ein Jahr zuvor Julia Szendrey geheiratet hatte, trat er im September 1848 in die Honvédarmee, diente unter Bem und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch Tapferkeit aus. Bei Gelegenheit der entscheidenden Schlacht bei Schäßburg 31. Juli 1849 wurde er zum letztenmal gesehen, und nach längerm Zweifel und dem Auftauchen mehrerer »falscher Petöfis« ward endlich mit Gewißheit angenommen, daß er dort gefallen und mit vielen andern Opfern jenes Tages in einem gemeinsamen Grabe bestattet worden sei. Petöfis Lyrik zeichnet sich durch Wahrheit und Natürlichkeit aus; er war der erste, der sich gegen die trockne Schul- und Regelpoesie auflehnte, die bis dahin in der ungarischen Literatur alleinherrschend gewesen, und an Stelle der klassischen konventionellen Rhetorik den ungekünstelten Naturausdruck setzte. Diese Wahrheit und Realistik verschaffte seinen Dichtungen einen ungeheuern Erfolg bei seiner Nation und machte sie zu wahren Volksliedern, in denen die leidenschaftliche Glut sowie die Melancholie und der Humor des ungarischen Naturells zum reinsten Ausdruck kamen. Die erste vollständige Sammlung erschien 1874 in einer illustrierten Prachtausgabe, der später zahlreiche andre, darunter auch billige Volksausgaben und neuerdings eine kritische Ausgabe von A. Haras (1894 ff.) folgten. 1877 wurde in Budapest vorwiegend zur Förderung des Petöfi-Kultus die literarische Petöfi-Gesellschaft gegründet. Die erste deutsche Übersetzung Petöfischer Gedichte veröffentlichte A. Dux (Wien 1846, neue Ausg. 1867); ihm folgten Kertbeny (mit mehreren Sammlungen), Szarvady und M. Hartmann (Darmst. 1851), Opitz (2. Aufl., Pest 1868, 2 Bde.), H. v. Meltzt (2. Aufl., Münch. 1883), Neugebauer (2. Aufl., Leipz. 1885), Aigner (Budapest 1880–82), A. Teniers (Halle 1887), M. Farkas (in »Meyers Volksbüchern«), A. v. Sponer (Leipz. 1895). Aus dem Deutschen wurden Petöfis Dichtungen auch in andre fremde Sprachen übertragen, so ins Englische von Bowring, Butler u.a., ins Französische von Sayous, Desbordes-Valmore, Dozon u.a., ins Italienische von Cassone. Vgl. Opitz, Alexander P. (Bern 1868); kleinere biographische Schriften von Teniers-Herzl (Wien 1866) und Bubenik (das. 1882). Der literarhistorischen Werke über P. in ungarischer Sprache ist Legion; die hervorragendsten sind: Gyulai, Petöfis Leben und Dichtung (Budapest 1884), Ferenczi, Petöfis Biographie (das. 1896, 3 Bde.) und Alexander Fischer, Petöfis Leben und Werke (das. 1890; deutsch, Leipz. 1888).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 660-661. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007238304


Herders 1856

[507] Petöfi, Alexander, geb. 1822 in Kleinkumanien, in der Revolution von 1848 bis 49 Bems Adjutant, soll in einem Gefechte geblieben sein, lyrischer und epischer Dichter, auch Romanschriftsteller. (»Gedichte« Pesth 1847.)

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 507. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003467783


Pierer 1861

[913] Petöfi, Alexander, geb. in der Nacht vom 31. Dec. 1822 zum 1. Jan. 1823 zu Kiskörös in Kumanien (Ungarn), war erst Soldat, dann Schauspieler, seit 4843 bei der Redaction des Divatlap in Pesth beschäftigt u. wurde 1847 Mitredacteur des Eletképek; 1848 betheiligte er sich bei der Erhebung der Magyaren, trat zur Armee u. wurde bei Bem Adjutant; er soll 1849 bei Schäßburg gegen die Russen gefallen sein, wenigstens ist er seitdem verschollen; er schr.: Janos vitez (Epos), Ofen 1845 (deutsch von Kertbeny, Stuttg. 1850); Cyprus lombok, 1845; Szerelem gyöngyei, 1845; A'hóhér' kötele (Roman), 1846 (deutsch: Der Strick des Henkers, von Kertbeny, Halle 1852); Gedichte, Pesth 1847, 2 Bde. (deutsch von Dux, Wien 1848, von Kertbeny, Frankf. 1849); Nachgelassene Werke, Pesth 1849, 2 Bde.; Auswahl seiner Gedichte von Szarvady u. Hartmann, 1853.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 913. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010619771


Brockhaus 1911

[387] Petöfi, Sándor (d.i. Alexander), eigentlich István Petrovics, ungar. Dichter, geb. 31. Dez. 1822 zu Kiskörös, in der Revolution 1848-49 Bems Adjutant, seit dem Treffen bei Schäßburg 31. Juli 1849 vermißt; genialster ungar. Lyriker. Zahlreiche deutsche Übersetzungen von Neugebauer, Aigner, Melas, Sponer, Goldschmidt, Kohut u.a. – Biogr. von Bubenik (1882), Alex. Fischer (1889).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 387. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001438425


Zur Lyrik

Rollengedicht (role poems)

Petőfi's early poetry was often interpreted as some kind of role-playing, due to the broad range of situations and voices he created and used. Recent interpretations however call attention to the fact that in some sense all lyrical poetry can be understood as role-playing, which makes the category of "role-poems" (coined especially for Petőfi) superfluous. While using a variety of voices, Petőfi created a well-formed persona for himself: a jaunty, stubborn loner who loves wine, hates all kinds of limits and boundaries and is passionate in all he feels. In poems such as Jövendölés ("Prophecy", 1843) he imagines himself as someone who will die young after doing great things. This motif recurs in the revolutionary poetry of his later years. https://en.wikipedia.org/wiki/Sándor_Petőfi


Bibliografie

Werke

  • Der Zecher, A borozó – erstes Gedicht, veröffentlicht 1842 in der Zeitschrift Athenaeum
  • Erste Gedichtsammlung, erschienen 1844
  • Zweite Gedichtsammlung, erschienen 1846
  • Petőfi Sándor összes költeményei (Alle Gedichte von Sándor Petőfi) (Pest, 1847)
  • Nationallied. 13. März 1848
  • Alle Gedichte von Sándor Petőfi (Petőfi Sándor összes költeményei) (Athenaeum, Budapest, 1882). Illustrierte Ausgabe mit Zeichnungen von ungarischen Künstlern, mit reichen intertextuellen Illustrationen und Initialen.
  • Alle Werke von Sándor Petőfi (Petőfi Sándor összes művei) (I-VI, die erste kritische Ausgabe, Athenaeum, Budapest, 1892-1896)
  • Sándor Petőfi, Összes költeményei (Alle seine Gedichte, Géza Voinovich, Budapest, 1921)
  • Alle Werke von Sándor Petőfi (Összes művei) (I-VII, Kritische Ausgabe der MTA, Budapest, 1951-1964)
  • Alle Werke von Sándor Petőfi (Összes művei) (I-III., Reihe Ungarische Klassiker, Pándi Pál, Budapest, 1955)
  • Sämtliche Gedichte von Sándor Petőfi (Petőfi Sándor összes költeményei) (Szépirodalmi Könyvkiadó, Budapest, 1972), herausgegeben anlässlich des 150. Geburtstages des Dichters, mit Zeichnungen von Miklós Borsos.


Deutsche Ausgaben (Auswahl)

  • Gedichte. Aus d. Magyar. übertr. v. Heinrich Melas. 2 Bd. Hermannstadt : W. Krafft, 1891
  • Gedichte. Aus d. Ungar. von Ladislaus von Neugebauer. Mit d. Bildn. d. Dichters. Leipzig : Hesse, 1910, Ausg. d. Petőfi-Gesellschaft, 3. verb. u. verm. Aufl.
  • Poetische Werke. In deutscher Nachdichtg v. Ignaz Schnitzer. - Wien : Halm & Goldmann, Neue, durchaus revid. u. wesentl. bereicherte Ausg. in 2 Bdn, 1915
  • Gedichte. Aus d. Magyar. von Otto Hauser. Weimar : Duncker, 1918
  • Der Fährmann: Die Burg der Schrecken. Mit Orig. Lithogr. [6 Taf.] von Edmund von Màrffy. [Übers. von J. Schnitzer]. Budapest : Amicus-Verlag, 1920
  • Gedichte. Ausw. u. Nachw. von Robert Gragger. Leipzig : Insel-Verlag, [1923] (Enth. ferner: Bettina von Arnim: Petöfi dem Sonnengott)
  • Eine Blütenlese aus seinen lyrischen Dichtungen. 1 Teile. Budapest : Schlaraffia, 1923/1924 (In neuer Übers. von Lorenz Landgraf)
  • Lyrische und epische Dichtungen. Neu übers. v. Lorenz Landgraf. Budapest : Kókai, 1938
  • Bettelsack und Freiheit. Leben u. Werk. [Hrsg.:] René Schwachhofer. Weimar: Kiepenheuer, 1954
  • Petöfi : Ein Lesebuch f. unsere Zeit. Von Gerhard Steiner in Gemeinschaft mit Josef Turóczi-Trostler u. Endre Gáspár 1.-5. Tsd. Weimar : Thüringer Volksverl., 1955
  • Held János. Petőfi, Sándor. - Berlin : Holz, 1958
  • Denn mein Herz ist heiß. Ausgew. Lyrik u. Prosa. Hrsg. v. Gerhard Steiner. Leipzig : Reclam, 1959, 1.-5. Tsd.
  • Gedichte. [Budapest] : Corvina-Verl., 1970
  • Gedichte. [Nachgedichtet von Martin Remané. Ausw. u. redaktionelle Mitarb.: Géza Engl. Mit e. Nachw. von Jörg Buschmann]. Berlin, Weimar : Aufbau-Verlag, 1973, 1. Aufl. Gemeinschaftsausgabe mit Corvina Verlag Budapest (Bibliothek der Weltliteratur)
  • Das Meer hat sich erhoben. Gedichte. Übertr. von Gerhard Steiner. Leipzig : Insel-Verlag, 1973, 1. Aufl.
  • Gedichte. Übers. u. mit e. Vorw. von Zoltan Franyó. Bukarest : Kriterion-Verlag, 1975
  • Doch währt nur einen Tag mein Leuchten. Ausgewählte Prosa. [Hrsg. u. mit e. Einl. vers. von Vera Thies. Aus d. Ungar. übers. von Henriette u. Géza Engl u. Vera Thies] Leipzig : Reclam, 1977, 1. Aufl.
  • Gedichte. [Budapest] : Corvina Kiadó, 1984 [Die Nachdichtungen sind von Martin Remané... Ausgewählt von István Kerékgyártó]
  • Nemzeti dal : National-Lied, vorgetragen am 15. März 1848. Mit einem Essay von Zsuzsanna Gahse. Hamburg : Europ. Verl.-Anst., 1993
  • Gedichte. hrsg. von Jörg Buschmann. [Nachdichtungen von: Endre Gáspár ...] Budapest : Corvina, 1995
  • Held János. Budapest : Corvina, 2001, Zweisprachige Ausg.
  • Gedichte 1842-1843. Guth, Karl-Maria (Herausgeber). Berlin : Contumax, 2014, 1. Auflage (Pdf)
  • Ungarische Gedichte. Übertragen von Hedwig Lachmann. Wien : Verlag Monte Verita, [2021]