Osten-Sacken

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Herders 1856

[425] Osten-Sacken, in Mecklenburg u. in den russ. Ostseeländern ansäßiges Geschlecht; Heinrich v. Osten übersiedelte im 15. Jahrh. nach Kurland u. nahm bei seiner Heirath mit der sackenschen Erbtochter Namen und Wappen der Sacken an. Seine Nachkommen theilen sich in die Linien Bathen, Dondangen u. Rothof. Unter den O.-S., die sich in russ. Diensten ausgezeichnet haben, sind die bekanntesten: Fabian Wilhelm, Fürst von, geb. 1752, diente seit 1766 in allen russ. Kriegen, wird 1813 bis 1814 oft genannt, wurde 1826 Feldmarschall, 1831 Fürst, st. 1837. – O.-S., Dmitry Jerofojewitsch, geb. um 1790, diente in den Feldzügen von 1812–15, 1827 im pers. Kriege, 1831 in Polen, seit 1853 gegen die Türken u. deren Verbündete, war 1854 Befehlshaber in Odessa, 1855 unter Gortschakow in Sebastopol und wurde im gleichen Jahre Graf.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 425. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003457451


Pierer 1861

[407] Von der Osten-Sacken, ein zum Theil der Lutherischen, zum Theil der Griechisch-katholischen Confession folgendes, altadeliges, pommernsches Geschlecht, welches sich von Pommern nach Mecklenburg, Polen, Kurland, Dänemark u. Preußen verbreitete.

1) Heinrich v. d. O.-S., welcher 1479 nach Kurland gekommen war, heirathete dort die Erbtochter eines Ritters von Sacken, seit welcher Zeit die Familie diesen Namen zu dem ihrigen hinzufügte; Heinrichs Nachkommen verbreiteten sich auch nach Liv- u. Esthland u. theilten sich in die Linien zu Bathen, Dondangen u. Rothof; die erstere derselben erlangte 1797 die Grafenwürde, aus der zweiten wurde

2) Karl v. d. O.-S. 1763 in den Reichsgrafen- u. als preußischer wirklicher Geheimer Staatsminister vom König Friedrich Wilhelm II. von Preußen 1786 in den. Fürstenstand erhoben; endlich aus der dritten erlangte

3) Fabian Wilhelm in Rußland 1821 die Grafen- u. 1833 die Fürstenwürde; er war geb. 1752 in Kurland, trat 1766 in russische Dienste, focht im Türkenkriege, 1794 gegen Polen, wurde Generalmajor u. focht 1799 unter Suwarow in Italien, führte 1807 unter Bennigsen das zweite Corps, mit dem er sich bes. bei Pultusk u. Eylau auszeichnete, wurde Generallieutenant, befehligte 1812 unter Tormassow das Corps in Volhynien gegen die Sachsen u. Österreicher u. führte nach der Abberufung Tormassows zur Armee bei der Verfolgung die vier Corps der volhynischen Armee allein, bekam aber nach Überschreitung der preußischen Grenze ein eigenes Corps, mit dem er während des Waffenstillstandes bei Ohlau stand, focht bei Leipzig, wo er General der Infanterie wurde, u. in Frankreich u. wurde 1814 Gouverneur von Paris. 1815 befehligte er das fünfte Armeecorps unter Barclay de Tolly, wurde nach dem Kriege Feldmarschall u. erhielt den Befehl über die erste Westarmee (Hauptquartier in Kiew), von wo aus er 1828 viele Truppen zum Einfall in die Türkei rüstete u. zur Unterdrückung des Polnischen Aufstandes 1831, bes. in Volhynien u. Podolien durch Rüdiger u. Roth, thätig war. 1833 bei der neuen Organisation der Armee wurde diese Armee aufgelöst u. O.-S. in Ruhestand versetzt. Er st. (1832 in den Fürstenstand erhoben) 1837 zu Kiew.

Die Genealogie der jetzt noch blühenden Linien ist folgende:

I. Freiherrliches Haus: A) Linie in Kurland, welche 1616 den schwedischen u. 1705 den preußischen Freiherrnstand, so wie 1802 u. 1853 eine russische Anerkennung desselben erhielt; jetziger Chef ist: 4) Freiherr Theodor, geb. 1800, folgte 1845 seinem älteren Bruder als Majorats- u. Schloßherr der Standesherrschaft Dondangen u. ist Erbherr auf Gulben, Sackenmünde u. Lenow. B) Linie in Livland, erhielt 1661 den schwedischen Freiherrnstand u. 1769 eine russische Anerkennung desselben; dermaliger Chef ist: 5) Freiherr Alexander, geb. 1789, ist Gutsbesitzer in Livland.

II. Gräfliches Haus: A) Linie in Mecklenburg-Schwerin, welche 1800 den preußischen Grafenstand erhielt, jetziger Chef ist: 6) Graf Friedrich, geb. 20. März 1778 zu Clausdorf in Preußen, machte als Oberst u. Commandeur eines Jägerregiments die Feldzüge 1813 u. 1814 mit, ist seit 1840 Wittwer von Amalie geb. Gräfin von Hoym-Droyssig u. hat keine Söhne. B) Linie in Rußland: a) in Kurland, deren Chef ist: 7) Graf Dimitry, geb. 1790, trat 1805 in die kaiserlich russische Armee ein u. kämpfte sowohl im Feldzug 1807, als später im Kriege von 1812–15 mit gegen Napoleon; er war schon 1825 Generalmajor u. Befehlshaber einer Uhlanenbrigade u. wurde 1826 nach Transkaukasien geschickt, wo er, als Pasktewitsch im Kriege gegen Persien an die Spitze der Strettkräfte gestellt wurde, zu dessen Generalstabschef berufen wurde. Er eroberte dort die Festung Achalkalaki u. leistete bei der Belagerung von Kars wesentliche Dienste, focht dann im Polnischen Insurrectionskriege, wo er die Verbindung des Feldmarschall Diebitsch mit den Garden aufrecht erhalten sollte, wurde dafür zum Generallieutenant befördert, führte dann noch mehre geschickte Diversionen nach der Schlacht von Ostrolenka zur Verfolgung der durchbrechenden polnischen Generale Gielgud, Dembinski u. Chlapowski aus u. nahm zuletzt noch Antheil an der Erstürmung von Warschau u. an den letzten Kriegsereignissen. 1843 zum General der Cavallerie befördert, wurde er 1849 mit einem Corps zur Intervention nach Ungarn gesendet, kam jedoch erst nach Beendigung der Feindseligkeiten auf dem Kriegsschauplatze an. 1850 erhielt er den Befehl über das vierte Infanteriecorps u. 1853 den über das dritte, mit welchem er dann unter Gortschakow im März 1854 am Pruth erschien, befehligte in Odessa während des Angriffs der alliirten Flotten auf diese Stadt u. wurde dann nach Sebastopol gesendet, um unter dem Befehl Mentschikows, dann Gortschakows, die specielle Leitung zur Vertheidi gung der belagerten Südseite zu übernehmen. 1855 wurde er für sich u. seine Söhne in den Grafenstand erhoben u. 1856 unter Entbindung vom Commando des vierten Infanteriecorps zum Mitglied des Reichsrathes ernannt. Er ist seit 1824 mit Anna geb. von Uschakow vermählt. b) In Livland, 1801 in den russischen Grafenstand erhoben, jetziger Chef ist: 8) Graf Karl, geb. 1809, ist russischer Generalmajor u. Gouverneur zu Charkow.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 407. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010568220


Meyers 1908

[169] Osten-Sacken, 1) Fabian Gottlieb, Fürst von der, russ. Feldmarschall, geb. 1752, gest. 19. April 1837 in Kiew, stammte aus einem alten pommerschen, jetzt in Kurland angesessenen Geschlecht (vgl. A. v. d. Osten, gen. Sacken, Nachrichten über Herkunft, Verzweigung etc. Derer von der O. etc., Berl. 1893), focht unter Suworow gegen die Türken und Polen, dann unter Korssakow, zeichnete sich 1807 bei Pultusk und Eylau aus, verlor aber 1812 am 16. Nov. die Schlacht bei Wolkowysk. 1813 befehligte er in der Schlacht an der Katzbach den rechten Flügel. Auch bei Leipzig kämpfte er sowie 1814 in vielen Gefechten. Bei Laon befehligte O. den rechten Flügel und war bei der Erstürmung des Montmartre. Darauf wurde er Kriegsgouverneur von Paris. 1815 befehligte er das 5. Armeekorps unter Barclay de Tolly, dann als Feldmarschall die erste Westarmee, kämpfte gegen die Polen 1831 in Wolhynien u. Podolien und wurde 1832 Fürst.

2) Dmitrij, Graf von der, russ. General, geb. 1790, gest. 27. März 1881 auf seinem Gut im Gouv. Cherson, machte den Krieg 1812–15 mit, eroberte als Stabschef Paskewitsch' in dem persischen Feldzug 1828 Achalkalaki und Gertwissy und führte bei Kainly 1. Juli 1829 den linken Flügel. 1831 ward er Generalleutnant und 1835 mit dem Oberbefehl über das 3. Reservekavalleriekorps betraut. 1843 ward er General der Kavallerie und rückte 1853 mit dem 3. Korps im Spätherbst in die Donaufürstentümer ein. Nach Menschikows Abgang erhielt er unter Gortschakow 1855 das Kommando von Sebastopol; zugleich ward er zum Grafen erhoben und sodann zum Mitgliede des Reichsrats und zum Generaladjutanten des Kaisers ernannt.

3) Nikolai Dmitrijewitsch, Graf von der, russ. Diplomat, geb. 26. März 1831, Sohn des vorigen, trat 1853 in das Auswärtige Ministerium, ward darauf in die diplomatische Kanzlei des Statthalters in Warschau versetzt, war während des Krimkriegs dem Oberbefehlshaber in Sebastopol beigegeben und wurde 1856 zum Gesandtschaftssekretär im Haag ernannt. 1857–61 war er Geschäftsträger in Madrid, dann in Bern und 1864–69 in Turin. 1869 wurde er zum Ministerresidenten in Darmstadt und 1880 zum Gesandten in München ernannt. Nachdem er 1882–84 im Auswärtigen Amt in Petersburg beschäftigt gewesen, übernahm er 1884 aufs neue den Posten als Gesandter in München und Darmstadt und wurde 1895 zum Botschafter in Berlin ernannt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 169. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007195478