Oder

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Fluß in Polen und Deutschland


Brockhaus 1911

[299] Oder, ein Hauptfluß Deutschlands, entspringt im Odergebirge in Mähren (am Lieselberge; 634 m ü. d. M.), erreicht bei der Oppamündung die Grenze Österreichs, bildet 28 km weit die Grenze, tritt bei Oderberg auf preuß. Gebiet [Karte: Brandenburg etc. I], durchfließt Schlesien, dann Brandenburg (unterhalb Frankfurt das wiesenreiche Oderbruch, 640 qkm), bildet dann in mehrern Armen (Kranichstrom, Reglitz) den Dammschen See, fließt in das Pommersche Haff und mündet aus diesem in drei Armen (Dievenow, Swine und Peene, welche die Inseln Wollin und Usedom umschließen) in die Ostsee [Karte: Ostpreußen etc. I u. I, 2]. Stromlänge 907 km, Stromgebiet 118.611 (112.000) qkm; Förderung der Schiffbarkeit durch Anlage des Großschiffahrtsweges bei Breslau (1897) und zahlreiche Kanäle (Verbindung mit der Havel durch den Finowkanal, mit der Spree durch den Müllroser oder Friedrich-Wilhelm-Kanal und den Oder-Spree-Kanal). Hauptnebenflüsse l. Oppa, Glatzer Neisse, Ohlau, Weistritz, Katzbach, Bober, Lausitzer Neisse, r. die Bartsch und die Warthe (durch Netze und Brahe mit der Weichsel verbunden). – Vgl. »Der Oderstrom« (3 Bde., 1896), Brämer (1899).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 299. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001403745


Meyers 1905

[900] Oder, 1) (lut. Viadŭa, neulat. Odagra, slaw.Vjodr und Odra) einer der Hauptströme Deutschlands, entspringt in Mähren auf dem Odergebirge, dem südöstlichsten Ausläufer der Sudeten (s. d.), 627 m ü. M., am Lieselberg. Bald tritt sie im südöstlichen Lauf in das österreichisch-schlesische Fürstentum Troppau ein, geht dann wieder nach Mähren über und wendet sich mit dem Eintritt in die Lücke Prerau-Oderberg, welche die Sudeten von den Karpathen scheidet, nach NO. Nachdem sie links die Oppa empfangen hat, bildet sie die Grenze zwischen Schlesien und Mähren und nach Aufnahme der Ostrawitza die Grenze zwischen dem preußischen und österreichischen Schlesien und geht, nachdem sie die Olsa aufgenommen, unterhalb des Städtchens Oderberg ganz in den preußischen Staat über, den sie nun in seiner größten Breite (die Provinzen Schlesien, Brandenburg und Pommern) auf einer Strecke von 714 km durchfließt. Ihr Lauf hat anfangs, mit bedeutenden Krümmungen nach W., nordwestliche, dann nördliche Hauptrichtung. Im Regbez. Frankfurt ist sie durch den 100,6 km langen Oder-Spreekanal mit der Spree verbunden, während der Müllroser oder Friedrich Wilhelms-Kanal weiter abwärts eine Verbindung mit dem erstern herstellt; im Regbez. Potsdam verbindet der Finowkanal (s. d.) die O. mit der Havel. Zwischen Göritz und Reitwein tritt die O. in das Oderbruch, das sich bis Oderberg ausdehnt, 56 km lang, 12–30 km breit ist und im obern und mittlern Teile vorwiegend fruchtbares Ackerland, im untern größtenteils vortreffliche Wiesen umschließt (vgl. die Schriften von Christiani, 2. Aufl., Freienwalde 1872; Hilliges, Wriezen 1874; Borkenhagen, Neubarnim 1905). Im nördlichen Teile desselben machte ehemals die O. die größte Krümmung, die aber durch den 1747–53 angelegten Oderkanal oder die Neue O. beseitigt ward, indem dadurch nach und nach der Alten O. das Wasser gänzlich entzogen wurde, so daß diese 1832 bei Güstebiese vollständig abgedämmt werden konnte. Gegenwärtig sammelt die Alte O. die Gewässer aus den Abzugsgräben des Oderbruchs sowie aus einer Reihe von Bächen von der Platte von Barnim, die, mit dem Finowkanal vereinigt, bei Hohensathen der Neuen O. zugeführt werden. Hier wird auch ein 1905 vom Landtag zum Bau genehmigter neuer Kanal, der Großschiffahrtsweg Stettin-Berlin, die O. verlassen, um mit teilweiser Benutzung des Finowkanals und andrer Wasserstraßen die Reichshauptstadt zu erreichen. Seine Länge wird von Hohensathen bis zur Mühlendamm-Schleuse in Berlin 106,7 km betragen. Unmittelbar darauf beginnt die O. den Durchbruch durch den pommerschen Landrücken und tritt unterhalb Schwedt in die Provinz Pommern ein, die sie in Vor- und Hinterpommern scheidet; oberhalb Garz teilt sie sich in zwei Hauptarme, von denen der östliche unter dem Namen der Großen Reglitz oder des Zollstroms sich nach Greifenhagen wendet und zwischen Stettin und Damm in den Dammschen See fließt, während der westliche Arm den Namen O. beibehält und auf seinem Laufe nach Stettin durch mehrere kleinere Arme mit der Großen Reglitz in Verbindung steht. Ein oberhalb Stettin aus der eigentlichen O. abgehender Arm heißt die Kleine Reglitz, die sich in den Dammschen See ergießt. Der Abfluß des letztern, der Damansch, in den die Ihna mündet, vereinigt sich wieder mit dem Hauptstrom; dieser geht alsdann, dreifach geteilt, die Jasenitzsche Fahrt links, die Große Strewe in der Mitte und die Kleine Strewe rechts, in das Papenwasser, darauf in das Stettiner oder Pommersche Haff, das durch die Inseln Wollin und Usedom von der Ostsee getrennt ist, mit derselben aber wieder durch drei starke ausfließende Ströme, Dievenow, Swine und Peene, welche die Inseln Usedom und Wollin bilden, in Verbindung steht (s. Karte »Pommern«).

Das Flußgebiet der O. umfaßt 112,000 qkm (2034 QM.) und wird durch die Sudeten vom Donau- und Elbegebiet getrennt. Ihr Lauf beträgt 905 km. Die Nebenflüsse der O. sind rechts: außer den schon genannten Flüssen Ostrawitza und Olsa die Ruda, Birawka, Klodnitz, Malapane, Brinitze, Stober, Weida, Bartsch, Warthe, Miezel, Schlibbe, Rörike, Thue, Plöne und Ihna; links: außer der schon genannten Oppa die Zinna, Hotzenplotz (Ossa), Glatzer Neiße, Ohlau (Ohle), Lohe, Weistritz, Katzbach, der Bober mit dem Queis, die Lausitzer Neiße, Finow und Weise. Von den Städten, die an der O. liegen, sind die bemerkenswertesten im Österreichischen: Odrau; in Schlesien: Ratibor, Kosel, Oppeln, Brieg, Ohlau, Breslau, Steinau, Glogau, Beuthen und Neusalz; in Brandenburg: Krossen, Frankfurt, Küstrin und Schwedt; in Pommern: Garz, Greifenhagen und Stettin. Der Strom wird auf seinem Laufe zuerst bei seinem Eintritt in das preußische Gebiet von sanften Höhen begleitet, die meist sehr waldig sind. Dann aber fließt er größtenteils zwischen flachen, zum Teil sumpfigen Ufern, und nur stellenweise treten Höhen an ihn heran, wie z. B. in der Gegend von Krappitz, wo sich der Annaberg erhebt, bei Krossen, wo einige mit Wein bebaute Hügel sich dem Ufer nahen, weiter unten, wo Sandhügelreihen den Strom bis Frankfurt begleiten, und endlich zwischen Hohensathen und Stettin im Durchdruch durch den pommerschen Landrücken. Die Tiefe der O. ist im ganzen gering und beträgt bei niedrigem Wasserstand oberhalb Glogau nur 0,9, von Glogau bis Schwedt 1 m, die Breite bei Ratibor über 30, bei Oppeln 78, bei Brieg 132, bei Breslau 176 und im Oderbruch 250 m. Um den Wasserspiegel immer auf einer bestimmten Höhe zu halten, ist an der Hotzenplotz bei Krappitz die Erbauung eines Stauweihers geplant. Das Gefälle des Stromes ist bedeutend, besonders in Schlesien,[900] wo es oberhalb Brieg auf 10 km mehr als 4, unterhalb bis zur brandenburgischen Grenze 3–4 m beträgt; bei Schwedt liegt der Wasserspiegel der O. nur noch 0,2 m ü. M. Das starke Gefälle und der Umstand, daß dem Strome mehrere reißende Gebirgsflüsse zufließen, die ihm bei der Schneeschmelze im Gebirge oder bei starkem Regen bedeutende Wassermassen öfters plötzlich zuführen und dadurch große Anschwellungen und gefährliche Überschwemmungen veranlassen, bewirken, daß derselbe nur mit bedeutendem Kostenaufwand als ein schiffbarer Hauptstrom erhalten werden kann; trotzdem ruht im Hochsommer die Schiffahrt wegen Wassermangels oft eine Zeitlang. Die Regulierung der O. von Kosel bis Breslau ist teils ausgeführt, teils in der Ausführung begriffen. Unterhalb Breslau ist die Arbeit seit 1886 beendet. Auch unterhalb Küstrin werden ähnliche Verbesserungen ausgeführt und so die Schiffahrt auf dem ganzen Strome bedeutend gebessert. Die schiffbare Strecke beträgt 715,9 km und beginnt bei Ratibor, die Tiefe wechselt zwischen 1 und 6 m. Die Fischerei ist an der O. bedeutend, namentlich in der Gegend von Stettin. Von Stettin hinab kann der Strom von Seeschiffen befahren werden. Der Haupthafen desselben, der zugleich der Handelshafen für Stettin ist, befindet sich bei Swinemünde auf der Insel Usedom. In Breslau kamen 1903 an: 2653 beladene Frachtschiffe mit 440,000 Ton. Ladung; es gingen ab: 4020 Schiffe mit 908,000 T. Ladung. Vgl. »Der Oderstrom, sein Stromgebiet und seine wichtigsten Nebenflüsse; hydrographische, wasserwirtschaftliche und wasserrechtliche Darstellung« (Berl. 1896, 3 Bde., mit Atlas von 36 Karten; daraus besonders erschienen: »Karten des Oderstromgebietes«, 5 Blatt, 1: 600,000); »Führer auf den deutschen Schiffahrtstraßen«, bearbeitet im preuß. Ministerium der öffentl. Arbeiten, 5. Teil: Das Odergebiet (2. Aufl., das. 1904); Wutke, Die schlesische Oderschiffahrt in vorpreußischer Zeit (Bd. 17 des »Codex diplom. Silesiae«, Bresl. 1896); Kotze, Die Wasser-, Deich- und Schiffahrtspolizei im Stromgebiet der O. (das. 1905); Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 2: Das Oderland (8. Aufl., Stuttg. 1905); K. Brämer, Die O. und ihr Gebiet (in der »Zeitschrift des königl. preußischen Statistischen Büreaus«, Berl. 1899).

2) Fluß im Südharz, im preuß. Regbez. Hildesheim, entspringt südwestlich vom Brocken, bildet den 1632 m langen Oderteich, aus dem der 1713–22 angelegte, 71/4 km lange Rehberger Graben die Andreasberger Hüttenwerke und Gruben mit dem nötigen Aufschlagwasser versorgt, durchfließt das romantische Odertal, verläßt den Harz bei Lauterberg und mündet rechts in die Rhume.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 900-901. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007175582


Pierer 1861

[210] Oder, 1) ein Hauptstrom Deutschlands u. Hauptfluß des Preußischen Staats; entspringt im Odergebirge, einem Zweige der Sudeten, im mährischen Kreise Olmütz, geht, nachdem sie die Grenze zwischen dem Österreichischen u. Preußischen Schlesien gemacht hat, unterhalb Oderberg in den Preußischen Staat über, welchen sie über 100 Meilen lang durchfließt, u. gehört mit ihrem ganzen, von Ratibor an für kleine, von Oppeln für mittlere, von Breslau für größere Fahrzeuge schiffbaren Lanse allein diesem Staate an. In Braudenburg wird sie sehr inselreich u. theilt sich unterhalb Küstrin in zwei Arme, wovon der rechte, Neue Oderkanal, 1753 zur Abkürzung der Schifffahrt u. Urbarmachung eines Oderbruchs, aus dem Strome geführt u. allmälig so erweitert worden ist, daß er jetzt allein zur Schifffahrt gebraucht wird u. bei Hohensaaten sich wieder mit der O. vereinigt. Unterhalb Schwedt gelangt sie in die Provinz Pommern; bei Garz theilt sie sich in zwei Hauptarme, von denen der östliche die Große Regelitz od. der Zollstrom heißt, der westliche Arm aber den Namen O. beibehält. Ein Arm oberhalb Stettin heißt die Kleine Regelitz, welche in den Dammschen See fällt, Ein anderer Arm, die Parnitz, ergießt sich, so wie auch der Arm auf der andern Seite, Dunoch, ebenfalls in den Dammschen See. Unterhalb Stettin bildet die O.[210] einen neuen Arm, Schwantestrom, u. verliert dann ihren Namen, indem sich hier der Ausfluß des Dammschen Sees, die Wopape, mit ihr vereinigt hat. Der Dammsche See ergießt sich durch drei Ausflüsse in das Papen- od. Pfaffenwasser, welches in das Stettiner od. Frische Haff geht, u. dieses sendet seine Gewässer durch die drei Ausflüsse: Dievenow (östlicher Ausfluß, zwischen den Dörfern Ost- u. Westdievenow), Swine u. Peene, in die Ostsee. Diese drei Ausflüsse werden Odermündungen genannt. Die O. steht durch die Warthe, Netze, den Bromberger Kanal u. die Brahe mit der Weichsel, durch den Friedrich-Wilhelmskanal mit der Spree u. durch den Finowkanal mit der Havel in schiffbarer Verbindung u. berührt 27 preußische Städte, darunter Breslau, Frankfurt u. Stettin. Das gesammte Gefälle der O. beträgt 1700 Fuß, am stärksten ist dasselbe in Schlesien, geringer in Brandenburg u. am geringsten in Pommern. Ihr Flußgebiet begreift 2072 QM. (n.A. 2400), ihr Lauf 132 Meilen u. die wichtigsten Nebenflüsse auf dem linken Ufer sind: die Oppa, Zinna, Hotzenplotz, Stradune, Schlesische Neiße, Ohlau, Lohe, Weistritz, Katzbach, Bober, Lausitzer Neiße u. Welse, auf dem rechten Ufer: die Ostrawiza, Ölsa, Ruda, Birawka, Klodnitz, Malapane, Brinitza, Stober, Miniska, Weida, Bartsch, Obra, Pleiske, Miezel, Plöne, Ihna, Stöpultz, Volzer u. Warthe, der stärkste unter allen. In das Stettiner Haff gehen die Ucker u. Peene; Karte vom Lauf u. Flußbette der O., Lpz. 1812, 6 Bl. Fol.; 2) rechter Nebenfluß der Ruhme, entspringt bei St. Andreasberg im Harz, nimmt rechts die Sieber auf u. mündet bei Lindau.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 210-211. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010543724