Niikuni, Seiichi

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Seiichi Niikuni (1925-1977) hingegen lernte konkrete Poesie etwas später als Kitasono kennen, weil er damals noch nicht in Tokio wohnte und darum noch keine Gelegenheit hatte, irgendeine Information über diese neue Literaturgattung zu bekommen. Einige seiner Texte, die schon 1955 in einer literarischen Zeitschrift in Sendai veröffentlicht wurden, hatten sich jedoch erstaunlicherweise der konkreten Poesie stark angenähert. Er bezeichnete sogar seine Texte als "Miru-shi" (Seh-Gedichte) und "Kiku-shi" (Hör-Gedichte), und eine Reihe der Texte wurde dann 1963 als "Zero-On" (Null-Laut) betitelt und in Tokio publiziert. L.C. Vinholes, der von diesem Gedichtband tief beeindruckt war, spielte hierbei eine große Rolle. Er empfahl nämlich Niikuni, ihn der Noigandres-Gruppe, der Redaktion der Zeitschrift "rot", hrsg. von Max Bense und Elisabeth Walther, und dem französischen konkreten Dichter Pierre Garnier zu schicken. Das führte bei ihm zur Teilnahme an der internationalen konkreten Bewegung. Die genannte Ausstellung 1964 wurde von der brasilianischen Botschaft, dem deutschen Kultur-Institut und dem Sogetsu-Kunstzentrum in Tokio veranstaltet. Von den Ausstellern kamen 13 aus Brasilien, 9 aus dem deutschsprachigen Bereich, einer aus Frankreich und 5 aus Japan: Katue Kitasono, Toshihiko Shimizu, Yasuo Fujitomi, Akiyoshi Miyagishi und Seiichi Niikuni.

Niikuni, der durch die Ausstellungen starke Impulse erhielt, gründete gleich darauf mit Fujiyomi die Gruppe ASA (Abk. von Association for Study of Arts) und veröffentlichte schon 1966 das erste Heft der gleichnamigen Zeitschrift.


Aus: Hiroo Kamimura: Japanische konkrete und visuelle Poesie im internationalen Kontext hier

[Nachwort zu: Aktuelle konkrete und visuelle Poesie aus Japan. Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Hiroo Kamimura. Experimentelle Texte, Nr. 6. Siegen 1986. Das Nachwort wurde berücksichtigt für die Essayfolge "Stuttgart - Japan und zurück oder Ein japanisch-deutscher Literatur- und Schriftwechsel " (1995) von Reinhard Döhl und Hiroo Kamimura]

Seiichi Niikuni in Wikipedia