Moore, Thomas

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Pierer 1860

Moore 3) Thomas, geb. 28. Mai 1780 (nach And. 1779) in Dublin, wo sein Vater Kaufmann war u. er die Dreifaltigkeitsuniversität besuchte; er beschäftigte sich schon früh mit der Poesie, wie er denn schon, 14 Jahre alt, vermischte Gedichte herausgab u. bald darauf einige Piecen für ein Liebhabertheater schrieb. Beim Ausbruch der Revolution 1797 u. 1798 neigte er sich auf die Seite der Patrioten, kam aber bald von den republikanischen Ideen zurück u. ging 1799 nach London, um im Middle Temple Rechtswissenschaften zu studiren. Er wurde 1803 Registrator am Admiralitätshof von Bermuda, bekleidete aber persönlich diesen Posten nicht lange, sondern kehrte, nachdem er Nordamerika bereist hatte, nach England zurück, wo er, mit Byron u. Th. Campbell befreundet u. mit der reichen Miß Dyke verheirathet, theils auf einem Landhause bei Devizes, od. auf der Mayfield Cottage in Derbyshire, theils in London lebte, aber auch Ausflüge nach dem Continent machte, so 1817 mit Sam. Roger nach Paris, 1819 mit I. Russel nach Italien, u. blieb dann, bis 1822 in Paris, indem ihn die Untreue seines Stellvertreters in Bermuda in Geldverlegenheiten gebracht hatte. Um 1825 nahm er seinen dauernden Sitz in Sloperton Cottage bei Bromham in Südengland, wo er am 26. Februar 1852 starb; ihm wurden in Glasgow u. Dublin Statuen errichtet. Er war Meister in der Satyre u. im Liede u. schr.: Übersetzung (od. vielmehr Paraphrase) des Anakreon, 1800; als Thomas Little Gedichte u. Lieder, 1801, 1806 u. 1808; Skizzen der Gesellschaft jenseit des Atlantischen Meeres; Two Penny Post Bag (Satyre); Blue-Stocking (komische Oper); Irish melodies, 1807–13 (mit Melodien; ins Lateinische, Italienische, Französische, Deutsche [bes. von Freiligrath] u. Russische übersetzt); Lalla Rookh (d.h. Tulpenwange, morgenländische Romanze), 1817 (wofür ihm Longman 3000 Pfd. Sterl. zahlte; deutsch von Fouqué); Fudge Family in Paris (satyrischer Roman in Briefen), 1818; Rhymes on the Road; The loves of the Angels (mystisches Gedicht) 1823; Fables for the Holy Alliance (Satyre); The Memoirs of Captain Rock (politische Parteischrift), 1824; Travels of an Irish Gentleman in search of Religion 1823, 2 Bde.; Life of Sheridan, 1825; The Epicurean (ethischer Roman), 1827; Notices of the life of Lord Byron (ein Theil der Memoiren Byrons, welche ihm derselbe auf seiner italienischen Reise in Venedig zur Herausgabe übergeben hatte), 1830; Memoirs of Lord Edward Fitzgerald, 1831, 2 Bde.; Alciphron (poetischer Briefwechsel), 1840. Er schr. auch eine History of Irland, von welcher Fragmente in Lardners Cyclopedia erschienen; seine Selbstbiographie steht vor der Longmanschen Ausgabe seiner Werke von letzter Hand. Seine Memoires, journal ad correspondence, herausgegeben von John Russell, Lond. 1853–56, 8 Bde.[440]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 440-441. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010465898


Meyers 1908

Moore 2) Thomas, berühmter engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 28. Mai 1779 in Dublin, gest. 26. Febr. 1852 in Sloperton Cottage, war der Sohn eines Weinhändlers und bezog, 15 Jahre alt, die Universität Dublin, um die Rechte zu studieren. Sein Jugendfreund Robert Emmet, der sich für den irischen Aufstand von 1798 mit Begeisterung einsetzte (hingerichtet 1803), und die ganze revolutionäre Stimmung jener Zeit machten einen dauernden Eindruck auf den jungen Mann, den inzwischen sein musikalisches Talent in die ersten Kreise der Stadt eingeführt hatte. 1799 zum Bakkalaureus promoviert, ging M. nach London, um einen Verleger für seine Übersetzung des Anakreon zu suchen; das Buch erschien indes nach einigem Zögern im Selbstverlag (Lond. 1800) und befreite den Verfasser durch seinen Ertrag aus drückender finanzieller Lage. Anakreontisch waren auch seine ersten Originalgedichte: »Poetical works of the late Thomas Little« (Lond. 1801), die auf den jungen Byron großen Einfluß übten. Nachdem er die Hofpoetenstelle ausgeschlagen, verschafften ihm seine Gönner von der Whigpartei eine Verwaltungsstelle auf den Bermudas, die er dann auf drei Monate besuchte. Gleich darauf kamen die Whigs aus Ruder, und M. war schon im Begriff, eine ihm übertragene Stelle in Irland zu übernehmen, als eine persönlich beleidigende Kritik in der »Edinburgh Review« über die »Odes and epistles« erschien, die er (Lond. 1806, 2 Bde.) veröffentlicht hatte. Ein Duell zwischen M. und dem Redakteur Jeffrey wurde nur durch die Dazwischenkunft der Polizei verhindert. Ein ähnlicher Handel mit Lord Byron, der in einer Satire auf diese Begebenheit angespielt hatte, wurde friedlich beigelegt, und von der Ausgleichung des Zerwürfnisses datiert die dauernde Freundschaft beider Dichter. Sein Hauptwerk sind die »Irish melodies« (1807–34; deutsch zum Teil von Freiligrath; von Kißner, Hamb. 1875), lyrische Gedichte als Texte zu irischen, von John Stevenson arrangierten Nationalmelodien gedacht und wie diese eine »seltsame Mischung von Gram und Leichtsinn«. Irisches Wesen und anakreontische Motive liegen zugrunde, Anspielungen auf das unglückliche Geschick Irlands und Emmet sind eingeflochten, die Salomonische Lehre von der Eitelkeit der Eitelkeiten ist der Nachhall. Als Seitenstücke dazu folgten von M. selbst die »National melodies« (1815) und »Sacred songs« (1816), von Byron die »Hebrew melodies« (1815). Sein größtes Werk ist die im Morgenland spielende Dichtung »Lalla Rookh« (1817; deutsch von A. Schmidt; 2. Aufl., Berl. 1876). Sie besteht aus vier poetischen Erzählungen, die ein persischer Prinz unerkannt seiner Braut auf der Reise zu seiner Residenz erzählt, um ihre Liebe zu gewinnen (deutsch von H. Kurz, Stuttg. 1844, und von M. Witte, 3. Aufl., Darmst. 1878); die Schilderungen sind reich an orientalischer Pracht, die sich M. aus zahlreichen Büchern über Persien angelesen hatte. Zugleich schrieb er eine Reihe witziger Episteln, in denen er die konservative Partei, den Prinz-Regenten und die heilige Allianz mit Erfolg angriff. Ausschließlich der Literatur und Geselligkeit ergeben, lebte er, mit der reichen Miß Dyle seit 1811 verheiratet, teils auf seinem Landgut Sloperton Cottage in Wiltshire, teils in London, bis ihn sein Vertreter auf den Bermudas in schwere Geldverlegenheit brachte. Er mußte auf einige Zeit nach Paris flüchten, wo er seine »Loves of the angels« schrieb (1823), ein Seitenstück zu »Lalla Rookh«. Nachdem es ihm gelungen war, seine Angelegenheiten zu ordnen und mit Ehren zurückzukehren, schrieb er noch einen Roman: »The Epicurean« (1827), dann aber historische Studien über Irland, die in einer vierbändigen »History of Ireland« gipfelten (Lond. 1835 u.ö.; deutsch von Ackens, Baden 1846). Bei der Herausgabe der »Memoirs of the life of Lord Byron« (1833) gab er dem Ansturm der Sittenrichter nach und willigte in die Vernichtung der ihm anvertrauten Papiere. Nach seinem Tode wurden ihm alsbald zu Glasgow und Dublin Statuen errichtet. »Memoirs, journal and correspondence of Th. M.« (Lond. 1853–56, 8 Bde.; im Auszug 1860) veröffentlichte Lord John Russell; sie enttäuschten alle, die in ihm einen größern Denker oder Menschen geehrt hatten. Ein Nachtrag dazu ist: »Prose and verse by Th. M., with suppressed passages from the memoirs of Lord Byron« (hrsg. von Shepherd, Lond. 1878). Seine sämtlichen Werke erschienen London 1840–43 in 10 Bänden (neue Ausg. 1861), 1893 in 1 Band; die poetischen Werke übersetzte Th. Ölckers (2. Aufl., Leipz. 1843, 5 Bde.). Vgl. die kurze Lebensbeschreibung von Symington, Thomas M. (Lond. 1830); Vallat, Thomas M., sa vie et ses œuvres (Par. 1886); S. Gwynn, Thomas M. (Lond. 1905).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 121-122. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007109903


Damen Conversations Lexikon 1836

[283] Moore, Thomas, einer der berühmtesten neueren Dichter Englands, Sohn eines Kaufmanns, geb. am 28. Mai 1780 zu Dublin, widmete sich der Jurisprudenz, und ward dem literarischen Publikum zuerst 1808 durch seine Uebersetzung des Anakreon bekannt, der bald eine Sammlung erotischer Gedichte folgte, die er unter dem Namen Thomas Little herausgab. M. erhielt eine Anstellung als Schreiber des Admiralitätsgerichts auf den Bermudischen Inseln, unternahm eine Reise nach den Freistaaten von Nordamerika, kehrte nach Europa zurück, gab seinen Posten auf, und widmete sich von da an nur der Literatur. Seinen Irish melodies folgten die Sacred songs 1816, im nächsten Jahre Lalla Rookh und 1823 die Loves of the angels, so wie die Memoirs of the life of Captain Rock, 1831 die Memoirs of Lord Edward Fitzgerald. Eine glänzende, aber viel bestrittene Sophistik zeigt sein 1833 herausgegebenes Werk: Travels of an Irish gentleman in search of religion; seine History of Ireland ist noch nicht beendigt. Er ist auch Herausgeber von Sheridans Werken, dessen Biographie er geschrieben. Bei genauer Zergliederung der Geistesprodukte Moore's wird man finden, daß wahre Innigkeit und Phantasie ihnen abgehen, dagegen aber sind sie voller Witz, enthalten eine reiche Bildersprache und eine besondere Anmuth im Ausdrucke. 22.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 283. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001752162


Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon 1839

[185] Moore (Thomas), geb. 1780 zu Dublin, gehört zu den ausgezeichnetsten unter den lebenden engl. Dichtern und ist der einzige Irländer unter ihnen. M. ist der Sohn eines Kaufmanns, beendigte seine Universitätsstudien mit Hülfe seiner guten Anlagen sehr frühzeitig, wurde Sachwalter, war eine Zeit lang als Schreiber beim Admiralitätsgericht auf den bermudischen Inseln angestellt, zog sich aber bald von aller amtlichen Thätigkeit zurück und lebte ganz den Musen und den Wissenschaften. Schon durch seine im J. 1800 erschienene Übersetzung des Anakreon (s.d.) erregte er Aufmerksamkeit, welche die später herausgegebenen »Gedichte von Thomas Klein« (eine Anspielung auf seine kleine Statur), in denen bei viel Witz und Phantasie auch etwas Leichtfertigkeit waltet, sehr gesteigert wurde. Überhaupt hat er im Gebiete der Liebe viel Reizendes und Schönes gedichtet und den Austausch zärtlicher Gefühle unschuldiger Herzen mit beredter Sprache geschildert. Allbekannt ist seine »Lalla Rookh« (Lond. 1817), eine morgenländische Dichtung, welchen Charakter auch »Die Liebe der Engel« theilt; vorzüglichen Ruhm erwarb er sich auch durch seine »Irischen Lieder«, in denen er zu den schönsten irischen Melodien nationale Texte lieferte. Für sein bedrücktes Vaterland und seine katholischen Glaubensgenossen sprach er mit beißendem Witze in mehren poetischen und prosaischen Schriften, so namentlich in den »Aufgefangenen Briefe oder das Pennyfelleisen«, einer Sammlung beißender Gedichte und poetischer Episteln, welche er den angesehensten Personen am Hofe zuschrieb, und wie mehre andere satirische Schriften unter dem Namen Thomas Brown herausgab. Von seinen Schriften in Prosa sind ein Roman »Der Epikuräer« (Lond. 1827), die gegen die in Irland heimischen Misbräuche gerichteten »Memoiren des Capitain Rook« (Lond. 1823), die »Reise eines Irländers zur Entdeckung einer Religion« (2 Bde., Lond. 1833), worin er zur allgemeinen Verwunderung für die alleinseligmachende katholische Kirche auftritt, und unter drei biographischen Werken das Leben seines Freundes Byron (s.d.) anzuführen, dessen gesammelte Werke er auch herausgegeben hat. Von den meisten seiner Werke sind deutsche Übersetzungen vorhanden.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 185. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000846449


Herders 1856

[237] Moore, Thomas, einer der vortrefflichsten Dichter und Schriftsteller Großbritanniens, geb. 1779 zu Dublin, gest. 1852 zu Sloperton Cottage, nachdem [237] er anfangs Advokat, alsdann einige Zeit Secretär der Admiralität auf den Bermudasinseln gewesen war und endlich lange Jahre einer glücklichen Unabhängigkeit den Musen gewidmet hatte. Lieferte außer bittern Satiren, womit er als Katholik u. Irländer die Torys bedachte, dramatische Stücke, eine gepriesene Uebersetzung des Anakreon, herrliche »Sacred songs« (1816), den Twopenny Postboy, dann »Irish melodies« (1817 bis 1837) d.h. Texte zu irischen Volksmelodien, vor allem »Lalla Rookh« (1817), welche Dichtung voll Gluth u. Phantasie vielleicht mit Unrecht sein Meisterwerk genannt wird. Später wandte sich M. mehr dem Erzählerfach (der Epikuräer) sowie der Geschichte zu (Lebensbeschreibung des Sheridan 1825, des Lord Byron; Memoiren des Kapitän Rock, des Lords Edward Fitzgerald, zusammenhängend mit der »History of Ireland«, London 1833 und oft). Am bekanntesten wurde M. bei uns durch die »Reisen eines Irländers zur Entdeckung einer Religion« (engl. London 1833, 2 B., mehrfach ins Deutsche übersetzt). Sein Freund. Lord John Russel, gab heraus: »Memoirs, journal and correspondence of T. Moore«, London 1853, 6 B.; Loménie: »Sir Th. Moore, par un homme de rien«, Paris 1844.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 237-238. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003439267