Mine Heimat

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1. Plattdeutsches Gedicht

von Martha Müller-Grählert, zuerst gedruckt in ihrem Gedichtband "Schelmenstücke", Berlin 1907. 1908 erschien es mit einer Illustration von Lothar Meggendorfer in den "Meggendorfer Blättern", einer in München und Esslingen in hoher Auflage erscheinenden "Zeitschrift für Humor und Kunst". Der Komponist Simon Krannig (1866-1936) vertonte es unter dem Titel "Heimatlied" oder "Friesenlied".

Der Text wurde mehrmals umgedichtet, platt- und hochdeutsch, und dabei auf verschiedene Landschaften bezogen (u.a.: "Wo die Nordseewellen trecken...", "Wo die Haffeswellen...").

Das Lied war anonym erschienen und wurde ein Erfolg. Der Autor Friedrich Fischer-Friesenhausen behauptete, der Autor zu sein. Er ersetzte "Ostseewellen" durch "Nordseewellen" und kassierte reichlich Tantiemen. Prozesse wurden um die Herkunft geführt. Erst 1936 wurde von der "Reichsmusikkammer" die Urheberschaft von Müller-Grählert und Krannich anerkannt. Bis das Urteil rechtskräftig wurde, war die Autorin verstorben. Noch nach 1945 versuchte Fischer-Friesenhausen die Urheberrechte am Lied zu bekommen. (Quelle: Krüger 2001, s.u.) In der "Nordseewellen"-Version wurde es weithin bekannt. Freddy Quinn, Lale Andersen und viele andere verdienten mit dem Lied der verarmt verstorbenen Autorin Geld.

Abgesehen von der Tantiemengeschichte wurde das Lied ein echtes Volkslied. Es existieren Fassungen auf allerlei Landschaften, nicht nur an der Küste, auf Berufe (Bergmann, Jäger) und mindestens zwei Fassungen aus den Konzentrationslagern Esterwegen (Wo das Lager [die Hölle] steht, so dicht am Waldesrand) und Dachau (polnisch: Ciągle widzę cię). Hier verschiedene Textfassungen und hier eine Aufnahme des polnischen Lieds.



Erfolg und Tragik einer Hymne: “Wor de Nordseewellen…”


2. Buch mit diesem Titel:

Martha Müller-Grählert: Mine Heimat. Plattdeutsche und hochdeutsche Gedichte und Geschichten. Hrsg. vom Freundeskreis Martha Müller-Grählert. Auswahl und Nachwort Manfred Krüger. Leipzig: Inlibro, 2001