Müller-Grählert, Martha
Martha Müller-Grählert (* 20. Dezember 1876 in Barth als Johanna Karoline Friedchen Daatz;† 18. November 1939 in Franzburg) war eine vorpommersche Heimatdichterin. Sie wuchs bei ihrer Großmutter in Barth auf . Prägend für ihren künstlerischen Lebensweg war die Heirat ihrer Mutter mit Karl Friedrich Matthias Grählertik Jahr 1879, der aus Zingst stammte und Müllermeister war. Sie konnte so Fremdsprachen- und Klavierunterricht erhalten, das ihr vor der Heirat vewehrt geblieben wäre, da sie in eher bescheidenen Verhältnissen aufwuchs. Der heimatliche Bezug in ihren Gedichten verdankt sich durch das Sprechen von Plattdeutsch, schon von frühen Kindesbeinen an, sowie die Berührung mit Volks-, Semanns- und Leierkastenmusik. Auch das alltägliche Leben auf dem Gutshof war entscheidend für die thematische Färbung ihrer Lyrik. Ihre Affinität zur Literatur fand Ausdruck beim Besuch des Lehrerseminars in Franzburg, nachdem Müller-Grählert Hauslehrerin am Lyzeum Friedenshof in Stettin wurde. 1898 beginnt sie für einige Zeitungen in Berlin zu arbeiten, was zum Bruch mit ihrer Familie führt, die über den Ortswechsel nicht froh gestimmt sind. Ihren zukünftigen Ehemann Max Müller lernt sie bei ihrer Arbeit in der Redaktion des "Deutschen Familienblatts" kennen. 1904 heiraten die beiden. Neben der Korrektur der wissenschaftlichen Arbeiten ihres Ehemanns, schreibt Müller-Grählert eigene erste Texte nieder. In ihrem ersten Gedichtband mit dem Namen "Schelmenstücke" befindet sich auch ihr bekanntestes Gedicht "Meine Heimat" oder auch "Wo die Ostseewellen trekken an den Strand", besser bekannt als Ostseewellenlied. Simon Otto Louis Krannig vertonte das Gedicht, wodurch es zu einer Art vorpommernschen Hymne aufsteigen konnte. Eine andere Version des Liedes War das "Nordseewellen" oder "Friesenlied". Um das Ostseewellenlied wurden mehrere Urheberschaftsprozesse geführt, da man sich durch die hohe Beliebtheit des Liedes entsprechende Einnnahmen versprach. Martha Müller-Grählert war nicht in diese Prozesse involviert und bekam daher auch keine Beteiligung an Gewinnen. 1911 erschien ihr Gedicht im renommierten "Plattdütsch Lederbook", herausgegeben vom Allgemeinen Plattdeutschen Verband. Im gleichen Jahr begibt sie sich mit ihrem Ehemann auf eine Japan-Reise. Die dort gesammelten Impressionen dienen ihr als Grundlage für ihre später gehaltenen Japan-Vorträge. Nach der Trennung von ihrem Mann zieht sie in den 1920'er jahren wieder nach Zingst und lebt dort von Klavier- und Sprachstunden, die sie gibt, ferner verdingt die sich als Wahrsaherin , hält Vorträge über Japan und vermietet ihre Kate an Urlaubsgäste. Sie tritt bei Kaffeetafeln und ähnlichen Gelgenhenheiten als "Mudder Möllersch" auf, als launische Frau aus Pommern, die auf niederdeutsch ihre Vorträge hält. Müller-Grählert veramt zusehends. Der Verleger Adolf Dahlfeld gibt im Barther Tageblatt wieder einige ihrer Gedichte heraus. Die Nachfahren von Dahlfeld veröffentlichen die gesammelten Schriften von Martha Müller-Grählert nach ihrem Tode. Ihre Gesundheit verschlecht sich 1939 so sehr, dass sie einen Platz im Altersheim in Franzburg erhält, der ihr von der Gemeinde finanziert wird. Wenig später stirbt sie in Franzburg. Das Ostseewellenlied ist auch heute noch eines der bedeutensten lyrischen Texte Vorpommerns.
Quelle: Müller-Waldeck, Gunnar (2015): Müller-Grählert, Martha (1876-1939) Heimatdichterin. In: Dirk Alvermann/Nils Jörn (Hrsg.) Biographisches Lexikon für Pommern, Bd.2. Köln, S. 185-188.