Kyjiw
Meyers 1907
[899] Kiew (besser Kijew, poln. Kijow), Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), ist die alte Residenz der Großfürsten, eine der ältesten Städte Rußlands und die Wiege des Christentums daselbst. Sie liegt 200 m ü. M. am rechten Ufer des Dnjepr, über den die Nikolaus-Kettenbrücke und unterhalb eine Eisenbahnbrücke führen (eine Brücke über den Rusanowarm ist im Bau), im Knotenpunkt der Eisenbahnen K.-Kursk, bez. Moskau, K.-Odessa, K.-Kowel und K.-Poltawa, auf 100–130 m sich erhebenden Anhöhen erbaut, und besteht eigentlich aus drei Teilen, die untereinander verbunden sind und den gemeinschaftlichen Namen K. führen. Der erste Teil, Podol genannt, liegt unmittelbar am Dnjepr auf einer Art Vorland, das sich hier zwischen dem Wasser und dem steilen Ufer erstreckt. Über Podol auf der Höhe liegen Altkiew und Petschersk, die durch den Kreschtschatik, die eleganteste Straße, miteinander verbunden sind. Die bergige Lage und die gewaltigen goldenen Kuppeln der vielen Kirchen geben K. ein ungemein malerisches Ansehen. Man zählt 81 orthodoxe Kirchen, eine der Raskolniken, 4 katholische, 2 protestantische, 10 Klöster und 18 jüdische Bethäuser. Im südlichen Teile von Petschersk liegt das berühmte Kloster gleichen Namens, um 1050 vom Russen Antonius angelegt und im 12. Jahrh. zur Lawra erhoben, und tief unter demselben das unterirdische sogen. Höhlenkloster, wo in weitverzweigten Gängen die zahlreichen Heiligen, jeder in einer besondern Nische, ruhen (vgl. Goetz, Das Kiewer Höhlenkloster als Kulturzentrum des vormongolischen Rußlands, Passau 1904). Die Zahl der Pilger, die jährlich dieses Kloster besuchen, beträgt etwa 200,000. Das goldgedeckte Michaelskloster (1008 gegründet) liegt auf einem Berg und enthält ein 1825 vom Kaiser Nikolaus geschenktes, reich mit Brillanten verziertes Bild des Erzengels Michael, des Schutzpatrons der Stadt, und das silberne Grabmal der heil. Barbara. Die 1037 von Jaroslaw dem Weisen gegründete Kathedrale der heil. Sophia enthält einen mit reichem Mosaikschmuck bedeckten Altar, der sowohl durch die Reinheit der Ausarbeitung als durch seine Größe berühmt ist und drei ganze Stockwerke einnimmt. Das Innere der Kirche stellt eine Art von Labyrinth dar. das aus Galerien, Scheidemauern, Säulen und Gewölben besteht; in den Zwischenräumen befinden sich die Gräber der Großfürsten sowie das Marmorgrab von Jaroslaw Wladimirowitsch. Von neuern Kirchen sind bemerkenswert die Wladimir-Kathedrale und die Kirche des heil. Andreas des Erstberufenen, auf dem höchsten Punkte von Altkiew 1744 in Anwesenheit der Kaiserin Elisabeth gegründet. Hervorragende Profanbauten[899] sind: das kaiserliche Schloß (mit Park), 2 Theater, ein Opernhaus, die Universität. K. hat Denkmäler Wladimirs I. (von Klodt), Bogdan Chmelnizkis u. a. Die Zahl der Einwohner betrug 1902: 319,000, worunter etwa 20,000 Polen und 12,000 Juden. In wirtschaftlicher Hinsicht ist K. vor allem das Zentrum der russischen Zuckerindustrie, hat daneben aber auch einen sehr bedeutenden Getreidehandel und ist der Punkt, von dem aus der ganze Südwesten Rußlands mit Maschinen, namentlich landwirtschaftlichen, Manufaktur- und Kolonialwaren versorgt wird. Von besonderer Bedeutung ist der vom 5.–26. Febr. stattfindende sogen. »Kontrakten«-Jahrmarkt, auf dem Millionenabschlüsse in Zucker, Korn etc. erfolgen. K. hat eine Börse, zwei Kommerz- und eine Agrarbank. Von Bildungsanstalten besitzt K. die Wladimir-Universität mit (1903) 2455 Studierenden, die sehr reich ausgestattet ist und wertvolle Sammlungen, ein schönes physikalisches Kabinett, ein Anatomikum und einen bedeutenden meteorologischen Apparat nebst botanischem Garten besitzt, eine Technische Hochschule, das Galagausche Kollegium, eine geistliche Akademie und zahlreiche andre Lehranstalten, darunter 16 mittlere Schulen und 6 Spezialschulen. Unter den letztern befinden sich eine Infanteriejunkerschule, 2 Priesterseminare, 2 Feldscherschulen, eine Handwerkerschule. In K. erscheinen 30 Zeitungen und Zeitschriften, darunter drei Tagesblätter größern Stils. K. ist Sitz eines Metropoliten, eines Generalgouverneurs und des Kommandos des 9. Armeekorps sowie eines deutschen Berufskonsuls. Die wichtige Festung K. liegt 7 km südlich von der Mündung der Desna auf dem rechten, über 100 m hohen Ufer des Dnjepr.
K., der Sage nach schon vor Christi Geburt von Griechen und Skythen oder 430 n. Chr. von Slawen gegründet, war Hauptsitz des altslawischen Götzendienstes. 864 besetzten die warägo-russischen Fürsten Askold und Dir K. Um das Jahr 882 war K. die Hauptstadt des russischen Reiches. 988, als Wladimir der Heilige hier das Christentum einführte, wurde K. auch die geistliche Metropole Rußlands. K. blühte rasch auf; es wird berichtet, bei einer großen Feuersbrunst 1124 seien allein 600 Kirchen abgebrannt. 1169 ward K. von dem Großfürsten Andrej Bogoljubskij erobert und hörte seitdem auf, Hauptstadt des russischen Reiches zu sein. 1240 wurde es von den Tataren verwüstet, 1320 von den Litauern unter dem Großfürsten Gedimin erobert. 1569 fiel es an das Königreich Polen, 1654 wieder an Rußland, dem es 1686 förmlich abgetreten ward. In K. rastete Katharina II. mehrere Wochen auf ihrer berühmten Reise in die Krim 1787. Vgl. de Baye, Kiev, la mère des villes russes (Par. 1896).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 899-900. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006891616
Damen Conversations Lexikon
[125] Kiew, Hauptstadt der Statthalterschaft Kiew, am Dnieper, mit 40,000 Ew., Festungswerken und einem kaiserlichen Schloß. Schon aus der Ferne glänzt der weiße Bergrücken, auf welchem die Stadt liegt, den Pilgrimen entgegen, die in Scharen zu diesem heiligen Ort wallfahrten, und die vielen Kirchen mit ihren grün angestrichenen Thürmen, versilberten oder vergoldeten Kuppeln, gewähren einen überraschenden Anblick. Universitätsstadt, ist sie zugleich einer der wichtigsten Handelsplätze für das mittlere und südliche[125] Rußland, ihre Fabriken liefern Fayence, Leder und Zuckerwaaren. Kiew's Glockengießereien versorgen ganz Rußland mit Glocken. Das große Petschorskische Kloster mit seinen berühmten Katakomben ist das Ziel der Pilgrime. Diese unterirdischen Gemächer, in welchen nur Heilige ruhen, enthalten eine Unzahl ausgetrockneter Leichname, mit den glänzendsten Stoffen bekleidet und mit Kostbarkeiten geschmückt. Der Eingang dahin ist eng, gewölbt und in Felsen gehauen. Die der Himmelfahrt der heiligen Jungfrau geweihete Cathedrale hat unermeßliche Schätze, prachtvolle Gemälde, und ist im Besitz der Reliquien der heiligen Barbara. Nirgends wie hier lernt man an großen Markttagen russische Sitten, Reichthum und Luxus der Großen kennen, wobei die Juden unter dem Namen Faktoren, die unentbehrlichen Unterhändler sind. Sie verschaffen Wohnungen, Getränke und Speisen, Geld und Credit, Kleider, Bräute, Bräutigame und Anstellungen. In dieser Zeit wechseln Gastmähler, Concerte und Balle mit Theater und Assembleen. Und in so hohem Ansehen stehen bei den Frauen diese Vergnügungen, daß sie sich oft in Heirathscontrakten jährlich eine Reise nach Kiew ausbedingen. Ost sieht man an solchen Meßtagen 1000 Gutsbesitzer und 500 Kaufleute mit ihren Waaren sich versammeln. Die Stadt hat viele Wohlthätigkeitsanstalten. und in ihren Umgebungen die reizendsten Gärten.
Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 125-126. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001742957
[899] Kiew (besser Kijew, poln. Kijow), russ. Gouvernement, begreift den größten Teil der ehemaligen polnischen Ukraine und die Stadt K. mit ihrem Kreisgebiet in sich, grenzt im N. an das Gouv. Minsk, im O. an Poltawa und Tschernigow, von denen es durch den Dnjepr geschieden wird, im S. an Podolien und Cherson und im W. an Wolhynien und Podolien und umfaßt 50,999,5 qkm (926 QM.). Das Land ist im allgemeinen flach; doch findet man malerische Punkte längs des Dnjepr, dessen Ufer an einigen Stellen gegen 50 m Höhe haben. Im Kreis von Tschigirin trennt sich eine kleine Reihe Hügel vom Fluß und bildet, nordwestlich bis nach Podolien sich erstreckend, leichte Bodenwellen, während der südlichste Teil eine große Steppe ist. Der bedeutendste Fluß ist der Dnjepr, der zwar nur die Grenzen berührt, zu dessen System aber die Flüsse, die das Land bewässern, gehören, wie Ush, Teterew, Irscha, Sdwish, sämtlich nicht schiffbar. Das Klima ist mild; die mittlere Jahrestemperatur beträgt +7,1°, die Niederschlagsmenge 568,5 mm. Die Bevölkerung beziffert sich auf (1897) 3,576,125 Köpfe (70 auf 1 qkm) und besteht hauptsächlich aus Kleinrussen. Dem Religionsbekenntnis nach gab es 1897: 84 Proz. Griechisch-Katholische, 12 Proz. Juden, 3 Proz. Römisch-Katholische. Vom Areal kommen auf Ackerland 57 Proz., auf Wiesen 16, auf Wälder 20 und auf Unland 7 Proz. Hauptbeschäftigung ist der Landbau, namentlich der Getreidebau. Die Ernte ergab 1902 759,000 Ton. Weizen, 747,000 T. Roggen, 403,000 T. Hafer, 185,000 T. Hirse, 148,000 T. Gerste und 82,000 T. Buchweizen. Daneben werden jedoch auch Hanf und Lein, Gemüse, Obst, Tabak und besonders Zuckerrüben angebaut. In dieser Kultur nimmt K. in ganz Rußland die erste Stelle ein. 1902 wurden 2270 Mill. kg Rüben geerntet. Der Viehbestand ist ansehnlich; man zählte 1902: 612,160 Stück Rindvieh, 911,000 grobwollige und 6000 feinwollige Schafe, 425,400 Schweine und 21,700 Ziegen. Die Pferdezucht wird (1901) in 88 Gestüten betrieben, die namentlich gute Reitpferde liefern. Im ganzen Gouvernement zählt man 420,600 Pferde. Die Industrie ist kräftig entwickelt. 1895 gab es 654 gewerbliche Etablissements mit über 40,000 Arbeitern und einem Produktionswert von 80 Mill. Rubel. Über die Hälfte entfällt davon auf die Zuckerindustrie, die weitaus der wichtigste Gewerbszweig ist. Daneben bestehen zahlreiche Mühlen. Branntweinbrennereien, Tabakfabriken, in der Stadt K. auch Maschinenfabriken. Der Handel befindet sich hauptsächlich in den Händen der sehr zahlreichen jüdischen Bevölkerung. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Korn und Zucker. Die Exarchie von K. und Galitsch datiert von den Zeiten des heil. Wladimir her und ward die erste Rußlands. Das Gouvernement zerfällt in zwölf Kreise: Berditschew, Kanew, K., Lipowetz, Radomysl, Skwira, Swenigorod, Taraschtscha, Tscherkassy, Tschigirin, Uman und Wassilkow. – Das gegenwärtige Gouvernement K. ist nicht mit dem von Peter d. Gr. 1708 gebildeten zu verwechseln. Letzteres bestand aus der ganzen östlichen Ukraine und einem großen Teil von Mittelrußland mit den Städten Orel, Kursk u. a. (im ganzen 55). 1782 wurde die Statthalterschaft K. aus Teilen des jetzigen Kiewschen, Poltawaschen und Tschernigowschen Gouvernements gegründet; 1796 erhielt sie die jetzige Form.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 899. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006891608
Herders 1855
[588] Kiew, russ. Gouvernement in der Ukraine, 913 () M. groß mit mehr als 11/2 Mill. E., sehr fruchtbares, ebenes Getreideland mit der gleichnamigen Hauptstadt auf einem Kaltfelsen am Dniepr. Dieselbe ist Sitz eines Metropoliten, hat 52 Kirchen und berühmte Klöster, eine 1833 gestiftete Universität, 50000 E., Tuch- und Leinwandfabrikation, großen Verkehr und eine sehr stark besuchte Messe vom 7. bis 31. Jan.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 588. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003398722
Pierer
[479] Kiew (Kijew polnisch Kijow), russisches Gouvernement in Kleinrußland, 913, 69 QM. u. (1851) 1.636.839 meist griechische Ew., doch auch viele Juden; Klima angenehm, doch ist der Winter hart, der Sommer oft regenlos; Boden: wellenförmig, mehr flach, doch durch das Dnieprgebirg etwas gebirgig; sehr fruchtbar; Fluß: Dniepr, welcher hier den Pripet, Teterew, Irpen, Stugena, Roß, Tiasmin u. m. a. aufnimmt; ferner der Bug mit Dimuka u. Wyß; Producte: sehr viel Getreide, Flachs, Hanf, Tabak, Hirse, Gartenbau (Gemüse, Melonen), viel Waldungen, bes. schöne Fichtenwälder für den Schiffsbau; Viehzucht (großes Rindvieh, kleine., doch gute Pferde, viel Schafe u. Schweine); Füchse häufen, weniger Wölfe u. Bären; Eisen, Thon, Kreide Fabrikwesen unbedeutend, Handel mit Landesproducten gegen Salz, Metalle, Colonialwaalder Verkehr ist fast ausschließlich in den Händen der zahlreichen Juden. Eingetheilt ist das Gouvernement in 12 Kreise u. die Kiewschen Militär-Ansiedelungen. Seit 1782 Statthalterschaft, genommen aus der Ukraine u. der ehemaligen Woiwodschaft K.; Wappen: weißer Engel mit Strahlenglanz in goldenem Felde, hält in der rechten Hand ein Schwert, in der linken die Scheide dazu mit der Spitze nach der Erde. Die Geschichte s.u. Rußland (Gesch.).
2) Kreis darin, am Dniepr, Irpen u. Zelwïce; waldig, gut angebaut; hat 150,000 Ew. 3) Hauptstadt des Kreises u. der Provinz, am Dniepr; Sitz der Oberbehörden, theilt sich in vier Theile, Alt- (Sophien-) stadt, mit einigen Festungswerken, sonst Residenz des Fürsten von K., mit Erzbischof, Kathedrale; Unterstadt (Podol), auch mit Erdwällen umgeben, darin kaiserliches Schloß, Collegium, Invalidenhaus u. m.; Wladimirstadt, von Katharina II. angelegt; Petscher (Petschersk), eigentliche Festung, mit dem Regierungs-Gouverneurspalast, Kasernen, Magazinen, Zeughaus u. Gräbern, worin viele Merkwerkwürdigkeiten aufbewahrt werden (Iwans Begräbniß, zu welchem jährlich viele Pilger wallfahrten). K. hat 27 (im 11. Jahrh. 300 u. im 12. Jahrh. 600) Kirchen mehrer Consessionen, viele Kapellen, Klöster u. milde Anstalten, griechisch-geistliche Akademie (seit 1588) im Kloster Petscherskaja, dem berühmtesten Kloster Rußlands, u. einige Bibliotheken, seit 1834 Universität (St. Wladimir-Universität), Bibliothek, Münzcabinet, mineralogische, physikalische u. zoologische Sammlungen, Maschinencabinet, Gemäldegallerie, Botanischen Garten, Chemisches Laboratorium u.a.; Gerberei, Glockengießerei, Fayencefabrik, Handel mit Talg, gefrorenem Wein, Zuckerwaaren etc.; 50,000 Ew. – K. ist nach Einigen schon v. Chr. von Griechen od. Skythen gegründet, nach Anderen 430 n.Chr. von Slawen (Polänen) erbaut; es war in der vorchristlichen Zeit der Ort, wo die meisten Gottheiten der Skythen u. dann der Slawen verehrt wurden. 880 eroberte es der Großfürst Oletz von Nowgorod u. nahm hier, wie auch Wladimir der Große seit 998, seine Residenz; 1037 wurde es zur Hauptstadt des Russischen Reiches erhoben. Unter dem Großfürst Mistislaw wurde K. 1169 von Andreas, Großfürsten von Weißrußland, erobert u. hörte von da auf die Hauptstadt des Russischen Reiches zu sein. 1240 wurde es von den Tataren erobert u. verwüstet; 1320 von den Lithauern unter Großfürst Gedymin erobert; 1340 u. 1416 von den Tataren verwüstet. Es blieb nun unter lithauischer u. polnischer Herrschaft, u. erst 1660 gewannen es die Russen wieder; 1834 wurde die Universität gegründet, im Januar 1839 aber auf ein Jahr suspendirt.
Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 479. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010236171
Vollmer
[298] Kiew, die Götterstadt, die heilige Stadt der Russen, am Bug, einem Flusse, der, wie der Ganges in Indien, göttlich verehrt wurde. Alle slavischen Götter hatten Tempel oder Altäre in jener Stadt, und während der Regierung des unter den Russen hochberühmten Königs Wladimir, erhielt K. die Bedeutung für die Slaven, welche Bennares für die Indier, oder Rhetra und Karenz für die Dänen und Rugen hatte. Perun, Walas, Daschebog, Led, Koliada, Korscha, Kupalo, Lado, Polel, Did, Dedilia, Makosch, Uslad, Smargl, Strschibo etc., hatten dort einen förmlich eingerichteten, durch zahlreiche Priester versehenen Dienst. Die oben angeführte Aehnlichkeit mit dem indischen Bennares ist hier nicht zu übersehen, und führt auf den asiatischen Ursprung der slavischen Völker zurück.
Quelle: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 298. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011491868
Brockhaus 1911
[963] Kiew (spr. kījeff), Gouvernement im südwestl. Rußland, 51.000 qkm, 3.559.229 E. – Die Hauptstadt K., r. am Dnjepr, Sitz des Generalgouverneurs (der Gouv. K., Podolien und Wolhynien), Militärgouverneurs, Gouverneurs, Metropoliten, 319.000 E., kirchliche Altertümer (Höhlenkloster, Sophienkathedrale u.a.), Universität (seit 1833), Geistliche Akademie, Technische Hochschule, Handel, Strjetenskische Messe (Kontrakty) im Februar; 882-1240 Hauptstadt der Großfürsten Rußlands, kam 1340 an Litauen, 1668 an Rußland; bis 1897 Festung.
Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 963. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001250299