Koeppen, Wolfgang

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Wolfgang Koeppen, eigentlich Wolfgang Arthur Reinhold Köppen (* 23. Juni 1906 in Greifswald; † 15. März 1996 in München), war ein deutscher Schriftsteller. Wolfgang Koeppen wurde als Sohn der alleinerziehenden Marie Koeppen im Haus der Witwe Dalberg in der Bahnhofsstraße 4 geboren. Die Wohnung selbst gehörte der Großmutter Emilie Koeppen, die eine verwitwete Weißnäherin war. Mutter und Großmutter Koeppen stammten aus eher ärmlichen Verhältnissen, wodurch die Familie häufig zu Umzügen gezwungen war. Wolfgang Koeppens Mutter, Emilie Koeppen, übte zu ihren Lebzeiten einige Berufe aus, darunter der einer Schneiderin und einer Souffleuse. Letzteres mag einen Einfluss auf das leidenschaftliche Interesse Koeppens am Theater gehabt haben. Ein weiterer Bewohner des Geburtshauses von Koeppen war Dannenberg, ein Buchhändler, der auch als "guter Stern" für das von der Literatur geprägte Leben Koeppens bezeichnet wird. Koeppen hatte jedoch keinerlei Erinnerung an das Haus und deren Menschen, in dem er geboren wurde. In den Kinderjahren Koeppens zieht die Familie nach Ortelsburg in Masuren; Koeppen kann dort das Gymnasium besuchen. Als der Erste Weltkrieg beginnt, flieht er mit seiner Mutter nach Greifswald. Er muss auf die ungeliebte Bürgerschule wechseln, die er als Zwangsanstalt empfindet und ohne Abschluss verlässt. Mit Geld des Nennonkels aus Ortelsburg kann er Bücher kaufen. Er ist liest expressionistische Autoren, auch Anatole France und Franz Kafka. Seine erste Publikation ist ein Leserbrief über Expressionismus in der Greifswalder Zeitung. Er engagiert sich am Theater und am kulturellen Leben in seiner Heimatstadt. Nach dem Tod der Mutter 1924 geht er nach Berlin.

Am 8. Juni 1990 verlieh ihm die Universität Greifswald den Titel des Ehrendoktors. Er wurde besonders für seinen kritischen Blick auf die Nachkriegszeit, die seine Texte prägten, ausgezeichnet, womit es im Besonderen ihm zu verdanken gewesen sei, die deutsche Literatur nach dem II. Weltkrieg wieder zu etablieren.

Das Werk von Wolfgang Koeppen ist einerseits geprägt von den unterprivilegierten Verhältnissen, in denen er in den ersten Jahren seines Lebens aufgewachsen ist und andererseits von dem gutbürgerlichen Milieu, das in starkem Kontrast zu der Lebenswirklichkeit seiner Familie stand. Er empfand die Stimmung der Stadt und seiner Leute als erstickend: "Das Kind hatte das Gefühl unter Menschen zu leben, die es strafen wollten, die es schädigen wollten." Diesen erdrückenden Ton fängt Koeppen als Grundstimmung in seinem autobiographisch geprägten Roman "Jugend" von 1976 ein. Er schreibt über einen Jungen, der in Armut in einer kleinen Wohnung in der Hunnenstraße aufwächst und Sohn einer Dienstmagd ist. Detailreiche und kinematisch wirkende Beschreibungen des Greifswalder Stadtbildes sind dabei besonders einprägsam.

Im ehemaligen Geburtshaus von Wolfgang Koeppen befindet sich heute das Koeppenhaus, in dem kulturelle und literarische Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden. In dem im Haus befindlichen Wolfgang-Koeppen-Archiv wird der literarische Nachlass des Autors durch die Universität Greifswald verwaltet.


Bibliographie, eine Auswahl:

  • Tauben im Gras. Roman. Scherz & Goverts, Stuttgart 1951
  • Das Treibhaus. Roman. Scherz & Goverts, Stuttgart 1953
  • Der Tod in Rom. Roman. Scherz & Goverts, Stuttgart 1954
  • Jugend. Erzählung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976


Quelle: Müller-Waldeck, Gunnar: Literarische Spuren in Greifswald, Greifswald 1990, S. 132-134.; https://www.koeppenhaus.de/nachlass/