Knebel, Karl Ludwig von

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Meyers 1907

[169] Knebel, Karl Ludwig von, ein Genosse des Weimarer Musenhofs, geb. 30. Nov. 1744 auf dem Schloß zu Wallerstein in Franken, gest. 23. Febr. 1834 in Jena, studierte auf der Universität in Halle einige Zeit die Rechte, trat dann in Potsdam in das Regiment des Prinzen von Preußen und rückte bereits nach wenigen Monaten zum Offizier auf. Während seines zehnjährigen Militärdienstes machte er die nähere Bekanntschaft Ramlers, Nicolais, Gleims, Moses Mendelssohns u. a. Da sich ihm jedoch keine Aussicht auf weitere Beförderung eröffnete, nahm er seinen Abschied. Auf der Reise in die Heimat ließ er sich in Weimar fesseln, wo er 1774 die Stelle eines Hofmeisters beim Prinzen Konstantin übernahm. Auf einer Reise nach Frankreich, die er mit diesem und dem ältern Bruder noch in demselben Jahr unternahm, besuchte er Goethe in Frankfurt a. M. und vermittelte dessen erste Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Karl August. 1779 schied K. aus seiner Stelle aus; er erhielt eine lebenslängliche Pension mit dem Majorscharakter und lebte nun in enger Verbindung mit jenem Kreis, dem die größten Geister Deutschlands, Goethe, Herder, Schiller, Wieland, Herzog Karl August etc., angehörten. Besonders eng schloß er sich an Goethe und Herder an. Nachdem er sich 1798 mit Luise v. Rudorf, der Kammersängerin der Herzogin Amalie, vermählt, zog er sich in das Bergstädtchen Ilmenau zurück, wo er schon früher aus Interesse an Mineralogie öfters verweilt hatte. Als seine Kinder heranwuchsen, vertauschte er (1805) diesen Aufenthalt mit Jena. Knebels bedeutendste Arbeiten sind seine Übersetzungen, z. B. die des Alfierischen Trauerspiels »Saul« (Ilmenau 1829), von der jedoch nur wenige Exemplare ins Publikum kamen, die der »Elegien des Properz« (zuerst in Schillers »Horen«, dann Leipz. 1798) und vor allem die Übertragung von Lucretius' Lehrgedicht »Von der Natur der Dinge« (das. 1821, 2 Bde.; 2. Aufl. 1831). Seine eignen Poesien (»Hymnen«, »Elegien«, »Lebensblüten in Distichen« etc.) stehen gesammelt im 1. Band seines von Varnhagen v. Ense und Th. Mundt unvollständig herausgegebenen »Literarischen Nachlasses und Briefwechsels« (mit Biographie Knebels von Mundt, Leipz. 1835, 3 Bde.). Seinen sehr anziehenden »Briefwechsel mit Goethe« (Leipz. 1851, 5 Bde.) gab Guhrauer heraus. Düntzer veröffentlichte die Briefe von Schillers Gattin an K. (»Briefe von Schillers Gattin an einen vertrauten Freund«, Leipz. 1856) sowie »Briefe des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an K. und Herder« (das. 1883) und eine Auswahl »Aus Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette« (Jena 1858). Vgl. Beaulieu-Marconnay, Anna Amalie, Karl August und der Minister v. Fritsch (Weim. 1874); v. Knebel-Doberitz, Karl Ludwig v. K. (das. 1890).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 169. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006905587


Pierer 1860

[599] Knebel, Karl Ludw. von K., geb. 30. Novbr. 1744 zu Wallerstein in Franken, wo sein Vater Kanzler war, zog mit diesem nach Ansbach, wo der Dichter Uz bedeutenden Einfluß auf seine erste Bildung hatte, studirte Jurisprudenz in Halle, wurde aber dann Offizier in Potsdam, 1774 Erzieher des Prinzen Constantin von Weimar (Bruder Karl Augusts), mit dem er im Dec. 1774 eine Reise über Strasburg nach Paris machte; lebte, nach dem frühen Tode seines Zöglings, mit dem Charakter eines Majors, mehre Jahre in Weimar, dann in Ilmenau u. hierauf in Jena u. st. daselbst 23. Febr. 1834; er schr.: Gedichte, Lpz. 1815; übersetzte den Properz, ebd. 1798; den Lukrez, ebd. 1821, 2 Bde., 2 Aufl. (ohne den lateinischen Text), ebd. 1831; Saul, Trauerspiel nach Alfieri, Ilm. 1829 u.a.m. Literarischer Nachlaß u. Briefwechsel, herausgeg. von Varnhagen von Ense u. Th. Mundt, Lpz. 1835, 3 Bde. (darin K-s Biographie). Sein Briefwechsel mit Goethe wurde von Guhrauer herausgegeben, Lpz. 1851.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 599. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010251375


Brockhaus 1911

[978] Knebel, Karl Ludw. von, Schriftsteller, geb. 30. Nov. 1744 zu Wallerstein (Franken), 1763-74 im preuß. Militärdienst, dann Hofmeister des Prinzen Konstantin von Weimar, Freund Goethes, lebte später in Ilmenau und Jena, gest. 23. Febr. 1834, trefflicher Übersetzer des Properz und Lukrez. »Literar. Nachlaß« hg. von Varnhagen und Mundt (1835), »Briefwechsel mit Goethe« von Guhrauer (1851). – Vgl. Knebel-Döberitz (1890).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 978. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001256866