Katzenelson, Jizchak

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Jizchak Katzenelson

(auch: Isaak, Itzhak, Ytshak, Yitzhok, Icchak-Lejb, Kazenelson, Kacenelson, Katznelson usw.; hebräisch יצחק קצנלסון, jiddisch יצחק קאצנעלסאָן; polnisch Icchak Kacenelson; russ. И́цхок Кацене́лсон; belaruss. Іцхак Кацэнэльсан), jiddischer und hebräischer Dichter aus Russland / Polen / Belarus, geb. 1. Juli* 1886 in Korelicze, heute Karelitschy bei Minsk; gest. 1. Mai** 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau. Er gilt als Begründer des neuhebräischen Dramas. Seine in einem Lager in Ostfrankreich versteckten letzten Dichtungen (Das Lied vom ausgerotteten jüdischen Volk) sind erschütternde Dokumente jüdischen Erlebens während der Shoa. Er schrieb Dramen und Gedichte (Hebräisch und Jiddisch) sowie Erzählungen und Erinnerungen (Jiddisch) und übersetzte Heinrich Heines Buch der Lieder ins Hebräische.


  • ) Nur die deutsche Wikipedia hat 21. Juli. Die polnische Ausgabe gibt den 1. Juli nach dem in Russland damals gültigen julianischen Kalender, den 19. Juni nach dem gregorianischen.
    • ) Nach anderen Angaben 3. August



Biografie in der Ausgabe von Hubert Witt (1965 / 1993)

geboren 1886 in Karelitsch bei Nowogrudok als Sohn eines hebräisch-jiddischen Autors und Pädagogen. 1896 Übersiedlung nach Łódź. Begann früh zu schreiben. Um 1910 besuchte er Genf, Bern und Berlin. Eröffnete eine private hebräische Schule in Łódź. 1921 Reisen nach Amerika, 1925 und 1935 nach Palästina. Schrieb Gedichte und Dramen in hebräischer und jiddischer Sprache, auch Erzählungen. 1939 Flucht nach Kraków, dann Warschau. Im Getto war er literarisch sehr produktiv. Verlor 1942 seine Frau und zwei Söhne. Teilnahme am Gettoaufstand. Flucht mit südamerikanischem Paß mißlang, Lager Vittel in Frankreich. Schrieb Erinnerungen an das Warschauer Getto und sein großes Poem „Das Lied vom ermordeten jüdischen Volk". Im April 1944 wurde er mit seinem Sohn Zwi nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nach dem Krieg fand man in Vittel und Warschau seine vergrabenen Manuskripte.

Aus: Der Fiedler vom Getto. Jiddische Dichtung aus Polen. Reclam Leipzig: 5., neu durchgesehene und veränderte Auflage, 1993, S. 46.


Ergänzung aus Wikipedia

Katzenelson war aktiv am Aufstand im Warschauer Ghetto beteiligt, der am 19. April 1943 begann. Um sein Leben zu retten, verschaffte ihm das Kommando der jüdischen Kampforganisation gefälschte honduranische Papiere und schleuste ihn in den „arischen Teil“ von Warschau, wo er, wie viele andere, vergeblich hoffte, über das Hotel Polski in die Freiheit zu gelangen. Stattdessen kam er in ein Sonder-KZ nach Vittel am Rande der Vogesen. Dort waren überwiegend amerikanische und britische Staatsbürger interniert, die gegen internierte Deutsche im feindlichen Ausland ausgetauscht werden sollten. Dort schrieb er auch sein Lid funm ojsgehargetn jidischen folk (Fertigstellung des Manuskripts am 17. Januar 1944). Das Manuskript vergrub er, in Flaschen verpackt, gemeinsam mit der Mitgefangenen Miriam Novitch, die überlebte, unter einem Baum. Das Lager wurde dann am 12. September 1944 von den Alliierten befreit. Eine Kopie des Manuskripts wurde, in einen Koffergriff eingenäht, durch eine Lagerkameradin, der er es übergeben hatte, 1944 nach Palästina geschmuggelt. Beide Exemplare sind erhalten geblieben.

Ende April 1944 wurde Katzenelson mit seinem siebzehnjährigen Sohn Zwi im „Konvoi 72“ nach Auschwitz deportiert, wo sie am 1. oder 3. Mai 1944 vergast wurden. Zuvor hatte er in Vittel seinen alten Freund aus früheren Lodzer Tagen, Dr. Nathan Eck (gest. Tel Aviv 22. Februar 1982), wiedergetroffen, der ebenfalls im April 1944 von Vittel nach Auschwitz deportiert werden sollte, dem es aber gelungen war, vom Zug abzuspringen und nach Paris zu entkommen. Im Februar 1945, noch vor Ende des Krieges, gab er Katzenelsons Werk Dos Lid … im jiddischen Original in Paris heraus. Nathan Eck hatte Katzenelson in Vittel versprechen müssen, Dos Lid … herauszugeben, sollte der Dichter den Krieg nicht überleben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jizchak_Katzenelson


Übersetzungen ins Deutsche

  • Hermann Adler: Das Lied vom letzten Juden. Zürich: Europa Verlag AG, 1951 (Jiddisch in lateinischer und hebräischer Schrift - Deutsch; neu herausgegeben: Berliner Edition Hentrich 1992).
  • Nachdichtung des 1., 12. und 15. Gesangs durch Hubert Witt in: Der Fiedler vom Getto. Jiddische Dichtung aus Polen. Leipzig: Reclam, 1965. – 2. Aufl. 1968. – 5., neu durchgesehene und veränderte Auflage, 1993.
  • Wolf Biermann, Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1994 (Faksimile des Originals - Jiddisch in lateinischer Transkription durch Arno Lustiger mit zahlreichen Randkommentaren – deutsche Nachdichtung, ISBN 3-462-02355-1)
  • Helmut Homfeld: Das Lied vom ausgemordeten jüdischen Volk. 1996 (wörtliche Übersetzung von „dos lid funm ojsgehargetn jidischen folk“, private Veröffentlichung).
  • Helmut Homfeld: Oh mein Volk! Mein Volk … Aufzeichnungen aus dem Internierungslager Vittel. (Übersetzung des „Vittel Diary“. Berlin: Metropol Verlag, 1999, ISBN 3-936411-12-3)


Andere Übersetzungen

  • Vittel Diary (22.v.43 – 16.9.43), Israel: Ghetto Fighters' House, 1964. Translated from the Hebrew by Dr. Myer Cohen; includes biographical notes and appendix of terms and place names.
  • Le Chant du peuple juif assassiné, France: Bibliothèque Medem, 2005. Yiddish-French edition, French translation by Batia Baum, introduction by Rachel Ertel [fr].