Kategorie:Sulzer, Johann Georg

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Pierer 1863

Sulzer 2) Joh. Georg, geb. 5. Oct. 1720 in Winterthur, studirte in Zürich Hebräisch, Philosophie u. Naturwissenschaften, übernahm 1740 eine Hauslehrerstelle in Zürich, wurde dann Gehülfe eines Predigers in Maschwanden, 1743 Hauslehrer in Magdeburg u. ging von da nach Berlin, wo er 1747 Professor der Mathematik am Joachimthalschen Gymnasium wurde. Der Tod seiner Gattin, einer Schweizerin, 1760, führte ihn nach der Schweiz u. er legte 1763 sein Lehramt nieder, doch nahm er eine Wiederanstellung bei der neuerrichteten Ritterakademie in Berlin an, machte 1775 eine Reise durch die Schweiz, Frankreich u. Italien u. st. 27. Febr. 1779 in Berlin. Er schr.: Allgemeine Theorie der schönen Künste, Lpz. 1786, 4 Bde., n. Aufl. 1792–94, dazu literarische Zusätze von Blankenburg, ebd. 1796–98, 3 Bde., u. Nachträge von Dyck u. Schütz, ebd. 1792–1808, 8 Bde.; Moralische Betrachtungen über die Werke der Natur, herausgeg. von Sack, Berl. 1741; Vorübungen zur Erweckung der Aufmerksamkeit u. des Nachdenkens, Nürnb. 1763, 3. Aufl. von Meierotto, 1780 ff., 4 Thle.; Kurzer Begriff aller Wissenschaften, Lpz. 1745, 6. Aufl. 1786; Vermischte philosophische Schriften, ebd. 1773–81, 2 Bde., 3. Aufl. ebd. 1800; gab mit Ramler Kritischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, 1750, heraus. S-s Selbstbiographie haben Merian u. Nicolai, Berl. 1809, herausgegeben; vgl. Hirzel an Gleim über S. den Weltweisen, Winterth. 1780, 2 Thle.; Formey, Eloge de S., in den Mémoires de l'Academie de Berlin, 1799.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 84. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011041404

Eisler 1912

[734] Sulzer, Johann Georg, geb. 1720 in Winterthur, gest. 1779 in Berlin, wo er Prof. war. = S. ist ein Anhänger Chr. Wolffs (z.B. in der Teleologie ), hat aber als Psycholog und Ästhetiker eine gewisse Selbständigkeit. Unter den »Empfindungen« versteht er die lust- und unlustbetonten verworrenen Vorstellungen, die sich auf unsern eigenen Zustand beziehen, dessen Förderung oder Schwächung sie anzeigen; so stellt S. schon die Gefühle zwischen die eigentlichen, klaren Vorstellungen und die Begehrungen (vgl. Mendelssohn, Tetens, Kant). Das Schöne gefällt uns ohne Rücksicht auf den Wert des Stoffes, »wegen seiner Form und Gestalt, die sich den Sinnen oder der Einbildungskraft angenehm darstellt«. Schönheit ist Einheit in der Mannigfaltigkeit, sie beruht auf der Förderung des Vorstellens durch die einheitliche Zusammenfassung eines Mannigfaltigen. Der Zweck des Handelns ist die (eigene und fremde) Glückseligkeit (Eudämonismus). Die Seele des Menschen ist (nebst ihrem Seelenleibe) unsterblich. Schriften: Gedanken über den Ursprung der Wissenschaften u. schönen Künste, 1762. – Vermischte philos. Schriften, 1773-85. – Allgemeine Theorie der schönen Künste, 1771-74, 1778 ff., 1786 ff. – Selbstbiographie, 1809. – Vgl. PALME, J. G. S.s Psychologie, 1905. – L. HEYM, Darstellung und Kritik der Ästhet. Ansichten S.s, 1894. – K. GROSS, S.s Allgemeine Theorie der schönen Künste, 1905.

Quelle: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 734. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001835319


Brockhaus 1811

[378] Johann George Sulzer, einer der bedeutendsten Philosophen des verflossenen Jahrhunderts, war zu Winterthur im Canton Zürch d. 16. Oct. 1720 geboren, und stammte – das 25. Kind, das seinem Vater geboren wurde – aus einer der ältesten Familien in Winterthur her. Auf der Stadtschule zu Winterthur, wo er seinen ersten Unterricht empfing, waren ihm, bei den pedantischen Lehrern, die er hatte, geographische und kosmographische Studien weit lieber, und so kam er im 16. Jahr auf das academische Gymnasium zu Zürch, wo er den theologischen Cursus vollendete; doch waren Mathematik, Physik und Philosophie seine Hauptbeschäftigungen, ja aus Neigung zu mechanischen Arbeiten erlernte und übte er das Buchbinderhandwerk aus allen Kräften. Im Jahr 1739 zum Prediger ordinirt, versah er balo als Vicar die Geschäfte des Pfarrers zu Maschwanden, und hier von den Schönheiten der Natur hingerissen, schrieb er moralische Betrachtungen über die Werke der Natur, machte dabei öfters naturhistorische Alpenreisen, legte aber in der Folge, wegen Kränklichkeit, jenes Vicariat nieder, und ging 1743 als Hauslehrer zu einem Kaufmann nach Magdeburg, Hier mit mehreren bedeutenden Männern in Bekanntschaft gesetzt, ward er nun ein eifriger Verehrer der schönen Wissenschaften, kam 1747 als Professor der Mathematik an das Joachimsthalische Gymnasium zu Berlin, wurde daselbst 1750 in die königliche Academie der Wissenschaften aufgenommen und schrieb hier mehrere wichtige scharfsinnige Abhandlungen. Der Tod seiner innigst geliebten Gattin im Jahre 1760, mit der er sich 1750 verbunden hatte, nöthigte ihn, Berlin auf einige Zeit zu verlassen, und er machte 1762 eine Reise in sein Vaterland, nahm aber bei seiner Rückkehr 1763 seinen Abschied von dem Joachimsthalischen Lehramte und wurde, damit er Berlin nicht verlassen sollte, vom König zum Professor bei der neu errichteten Ritteracademie ernannt. Zugleich übertrug ihm der König nicht nur eine Stelle bei der zu Regulierung der ökonomischen Angelegenheiten der Academie [378] ernannten Commission, sondern auch die Visitation des Joachimsthalischen Gymnasiums. Und so wurde er noch zu mehreren Schulverbesserungen der preußischen Staaten gezogen, wodurch er auch um jene sich ein bleibendes Verdienst erwarb. Indessen wurden seine Gesundheitsumstände seit 1772 immer mißlicher, zu deren Verbesserung er zwar 1775 eine Reise in die Schweitz und die mittägigen Gegenden Frankreichs unternahm, während welcher er sogar zum Director der philosophischen Classe der Berl. Acad. d. Wissensch. vom König ernannt wurde; allein bei seiner Rückkehr stellten sich seine Beschwerden doch heftiger wieder ein, und sein Tod erfolgte endlich 1779 d. 25. Febr. im 59. Jahre. – Als tiefer Denker, als emsiger Naturforscher, Kenner der Alten, Beförderer des guten Geschmacks und der Künste erhält dieser liebenswürdige Weise immer sein Andenken; und seine Schriften sind ein bleibendes Denkmal von den Früchten seines Nachdenkens und Beobachtens. Das vorzüglichste seiner Werke bleibt die Allgemeine Theorie der schönen Künste in 4 Theilen, welche schon mehrere Auflagen erlebte, und wozu er durch la Combe Dictionnaire des beaux arts veranlaßt, den Plan lange mit sich herumtrug, und welches, wenn es auch nicht auf Vollständigkeit Anspruch machen kann und manche Artikel Berichtigungen und Erweiterungen bedürfen, dennoch das unverkennbare Verdienst, den ersten Schritt zu einer allgemeinen Uebersicht der Künste und zur nähern Bestimmung ihrer einzelnen Theile gethan zu haben, Sulzern auf immer sicherte. Auch der verdienstvolle Hauptmann v. Blankenburg hat bei einer der folgenden Ausgaben dieses Werkes durch seine literarischen Zusätze gleiche Ansprüche auf den Dank aller Freunde der schönen Künste sich erworben, so wie er dadurch auch den Weg zu den nachher von Dyk und Schatz herausgegebenen sehr verdienstlichen Nachträgen unter dem Titel: Charaktere der vornehmsten Dichter aller Nationen etc. gebahnt hat. – Sulzers übrige Schriften z. B. seine vermischten philosophischen Schriften; sein Versuch einiger vernünftigen Gedanken von Auferziehung und Unterweisung der Kinder; seine Vorübungen zur Erweckung [379] der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens (drei Theile) u. a. m. tragen insgesammt das Gepräge des denkenden, auf Vervollkommnung des Menschengeschlechts und Erhöhung der Glückseligkeit desselben hinarbeitenden wahren Philosophen.

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 378-380. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000805904


Brockhaus 1841

[332] Sulzer (Joh. Georg), Ästhetiker und Philosoph, wurde 1720 zu Winterthur im Canton Zürich geboren, studirte in der Folge Theologie und erwarb sich zugleich eine gründliche Bildung in mehren andern Fächern des Wissens. Nachdem er einige Jahre als Hauslehrer und Gehülfe eines Predigers thätig gewesen war, und 1741 »Moralische Betrachtungen über die Werke der Natur« herausgegeben hatte, machte er in Berlin des berühmten Mathematikers Euler Bekanntschaft, durch dessen und anderer Gönner Empfehlung er 1747 als Professor der Mathematik an dem joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin angestellt wurde. In der Folge wurde er Mitglied der Akademie und erwarb sich so das Zutrauen der Regierung, daß er nicht nur, als er 1763 seine Professur am joachimsthalschen Gymnasium niederlegte, um in die Schweiz zurückzukehren, von dem Könige durch eine Anstellung als Professor bei der neu errichteten Ritterakademie und andere Gunstbezeigungen zurückgehalten wurde, sondern auch mit mehren wichtigen Aufträgen zur Verbesserung des Unterrichtswesens in dem preuß. Staate geehrt und endlich, nachdem er wegen Kränklichkeit seine Stelle 1773 hatte niederlegen müssen, zum Director der philosophischen Classe der Akademie ernannt wurde. Um sich herzustellen, hatte er 1775 eine Reise nach der Schweiz, Frankreich und Italien unternommen, starb aber doch 1779. Sein wichtigstes Werk ist seine »Allgemeine Theorie der schönen Künste« (4 Bde., letzte Ausg. Lpz. 1792–1808), welches viel dazu beigetragen hat, um den Kunstsinn der Deutschen zu bilden, jetzt aber in seinen Ansichten veraltet erscheint.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 332. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000867721


Herder 1857

[377] Sulzer, Joh. Georg, ein tüchtiger und namentlich als Aesthetiker vielgenannter Schriftsteller des vor. Jahrh.; geb. 1720 in Winterthur, das jüngste von 25 Kindern, verlor er 14jährig Vater und Mutter an Einem Tage, fand in Zürich Gönner an Bodmer, Breitinger und Geßner, studierte besonders die Wolff'sche Philosophie und das Pflanzensystem Linnés, wurde Hilfsprediger im Kanton Zürich, dann Hauslehrer in Magdeburg, 1747 Professor zu Berlin, zuerst am Joachimsthaler Gymnasium, später an der Ritterakademie, auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften und st. 1799. Sein Erstlingswerk, die »Moralischen Betrachtungen über die Werke der Natur« gab Sack in Berlin 1741 heraus, auch wurde es ins Französische übersetzt; schrieb außerdem einen kurzen Inbegriff aller Wissenschaften, übersetzte Humes berühmte Untersuchung über den menschlichen [377] Verstand, sein Hauptwerk aber war die »Allg. Theorie der schönen Künste« (Lpz. 1771 u. oft), ein ästhetisch-philosophisches Wörterbuch, ergänzt durch Blankenburg, Dyk und Schatz. S.s Selbstbiographie gaben Merian u. Nicolai heraus, Berl. 1809.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 377-378. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003532429


Meyers 1909

[201] Sulzer, 1) Johann Georg, Ästhetiker, geb. 5. Okt. 1720 in Winterthur, gest. 27. Febr. 1779 in Berlin, erhielt seine Bildung in Zürich und ging 1742 nach Berlin, wo er mit Euler und Maupertuis in nähere Verbindung trat und 1747 die Professur der Mathematik am Joachimsthaler Gymnasium, 1763 an der neugestifteten Ritterakademie erhielt und auch in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde. Durch Kränklichkeit war er 1773 genötigt, seine Professur niederzulegen. Sein Hauptwerk ist die einst vielbenutzte »Allgemeine Theorie der schönen Künste« (Leipz. 1771–74, 2 Bde.; neue Ausgabe mit Zusätzen von Blankenburg, das. 1786–88, 4 Bde., und 1792–94, 4 Bde.; die Zusätze allein, das. 1796–1798, 3 Bde.; Nachträge von Dyk und Schatz, das. 1792–1808, 3 Bde.). S. suchte darin die Wolffsche Philosophie mit den Ansichten der Franzosen und Engländer eklektisch in Übereinstimmung zu bringen. Seine »Selbstbiographie« erschien Berlin 1809. Vgl. Dähne, J. G. S. als Pädagog (Leipz. 1903); K. J. Groß, Sulzers »Allgemeine Theorie der schönen Künste« (Berl. 1905); Palme, J. G. Sulzers Psychologie (das. 1905); Leo, J. G. S. und die Entstehung seiner allgemeinen Theorie der schönen Künste (das. 1907).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 201. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007547153


Brockhaus 1911

[789] Sulzer, Joh. Georg, Ästhetiker, geb. 6. Okt. 1720 zu Winterthur, Prof. zu Berlin, gest. 25. Febr. 1779. Hauptwerk: »Allgemeine Theorie der schönen Künste« (neue Ausg. 1792-94). »Selbstbiographie« (1809).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 789. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001598503

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