Kappadokien

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Alte Lexika

Pierer 1860

[291] Kappadokien (a. Geogr.), Landschaft in Kleinasien. a) Vor der Eroberung der Perser begrenzt vom Pontos Euxinos, Armenien, dem Antitauros, Lykaonien, Paphlagonien u. Groß-Phrygien; b) die Perser theilten es in zwei Satrapien, Kappadokia am Pontos (K. Pontĭke) od. Pontos u. K. am Tauros das eigentliche od. alte K. mit [291] Melitene u. Kataonien. Es war gebirgig durch den Antitauros, dessen höchste Spitze hier der Argäos (j. Ardschisch) war; daher rauh, nur an wenigen Stellen fruchtbar, wie in Melitene, wo alle Gewächse Kleinasiens, selbst der Ölbaum u. Wein, gediehen; Kataonien war zur Viehzucht geeignet; Hauptproducte waren noch: Oryxe, Alabaster, Krystall, Marienglas, Zinnober, Weizen, Pferde, wilde Esel; Flüsse: Halys mit dem Kappadox, der Melas, Karmalas u.a. Die Einwohner waren syrischen Stammes u. hießen Leukosyrer, welcher Name später für die Bewohner des nördlichen Küstenstrichs beibehalten wurde, während die südlichen Kappadŏkes genannt wurden; sie waren leichtsinnig, treulos u. sklavischen Sinnes. Getheilt war das Land in sechs Districte: Morimene, Kammanene, Gaosauritis, Sargarausene, Cilicien u. Tyanitis; die vornehmsten, meist erst zur Zeit der Römer gegründeten Städte waren: Mazaka, die Hauptstadt, Tyana, Komana, berühmte Tempelstadt, Melitä etc. Bei den Römern standen die Kappadokier in solcher Verachtung, daß ein Kappadokier u. ein Einfaltspinsel bei ihnen synonym war; ihre Religion war ein Gemisch der hellenischen Mythen u. der Lehre des Zoroaster. c) Zur Zeit der römischen Herrschaft wurde zu dem alten K. noch Pontos u. Kleinarmenien geschlagen u. so das Land eine der größten Provinzen des Römischen Reichs, es begriff in der Größe von mehr als 3000 QM. fast den dritten Theil von ganz Vorderasien u. war in fünf Unterabtheilungen getheilt: K. längs des Antitauros, Kleinarmenien mit Melitene u. Kataonien, Pontus Galaticus. Pontus Polemoniacus u. Pontus Cappadocius.

Der Satrap Ariarathes I., Sohn des Ariamnes I., Enkel des Datames (der auch einst Statthalter in Kappadokien gewesen war), erhielt 363 v. Chr. dies Land als persisches Vasallenreich. Mit Artaxerxes Ochos 361 gegen Ägypten ziehend, übergab er seinem Bruder Holofernes die Regierung u. st. nach seiner Rückkehr als Privatmann. Sein Sohn, Ariarathes II., seit 333, wurde von Perdikkas 321 überwunden u. getödtet, u. sein Reich unter macedonische Herrschaft gethan; aber schon dessen Sohn, Ariarathes III., warf das macedonische Joch 310 wieder ab. Nach ihm regierte um 300 Ariamnes II., dann dessen Sohn Ariarathes IV., der 254 die Parther schlug. Dessen Sohn Ariarathes V. erhielt das Reich von seinem noch lebenden Vater als Knabe; als Schwiegersohn Antiochos des Großen focht er mit diesem gegen die Römer, mußte aber später deren Freundschaft erkaufen. Diese schützten dann seinen Sohn Ariarathes VI. gegen seinen Stiefbruder Holofernes u. die Syrier. Als Ariarathes 130 im Kriege gegen Aristonikos umgekommen war, folgte ihm sein Sohn Ariarathes VII., welcher allein der Herrschsucht seiner Mutter Laodike, die nach ihres Gemahls Tode ihre fünf anderen Söhne umbringen ließ, um selbst zu herrschen, entgangen war, aber auf Befehl seines Schwagers, des Mithridates von Pontos, wurde er getödtet u. seine Gemahlin Laodike heirathete den König Nikomedes von Bithynien. Nach dessen Vertreibung setzte Mithridates den Sohn der Laodike, Ariarathes VIII., auf den Thron, aber dieser gerieth mit seinem Oheim in Streit u. wurde ermordet. Nun wurde Ariarathes IX., Sohn des Vor., als Knabe von acht Jahren König, aber er verlor das Reich durch Rikomedes u. Mithridates nach einem Ausspruche der Römer, welche dasselbe nach dem Wunsche des Volkes dem Ariobarzanes I. 90 v. Chr. zutheilten. Dieser wurde drei Mal von Mithridates vertrieben, welcher den Tigranes an seine Stelle setzte, aber er kehrte eben so oft auf den Thron zurück. Ariarathes X., Sohn des Ariobarzanes I., stand in den römischen Bürgerkriegen auf der Partei des Pompejus, söhnte sich jedoch nachher mit Julius Cäsar aus u. folgte seinem Bruder Ariobarzanes II., wurde aber auf Befehl des Antonius ermordet. Als 34 v. Chr. Ariobarzanes III., welcher erst die Partei des Pompejus, dann die des Cäsar ergriffen hatte, von Cassius ermordet ward, wurde Archelaos König. Tiberius aber lockte diesen nach Rom, ließ ihn tödten u. verleibte K. 16 n.Chr. dem Römerreiche ein. In der Folge unterlag es den Schicksalen der Byzantinischen Monarchie. Bis zum 12. Jahrh. regierte die Dynastie der Danischmende; dieser entriß das Land Kilidsch Arslan 1106 durch Eroberung der Hauptstädte Malatia u. Karaman. In dem heutigen Karaman ist von dem alten Stamme nichts mehr übrig, die Einw. sind Turkmanen; die Städte bewohnen Osmanen, Griechen, Armenier u. Juden.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 291-292. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010212604


Meyers 1907

[601] Kappadokĭen (altpers. Katpa-tuka, d. h. Land der Tucha), im Altertum eine Landschaft Kleinasiens, umfaßte zur Zeit der Perserherrschaft das Gebiet vom [601] Salzsee Tatta im W. bis zum Euphrat im O. und vom Taurusgebirge im S. erst bis aus Schwarze Meer, später nur bis an den mittlern Halys (Kyzyl Irmak). Hier erhebt sich der Argäos, die größte Gipfelhöhe Kleinasiens, zu 3960 m. Das Land brachte Weizen und Wein reichlich hervor; die Stutereien waren berühmt wegen ihrer schönen, leichten Pferde, die wie bei den Perserkönigen, so später im Zirkus von Byzanz sehr geschätzt waren. Die Assyrer machten schon unter Tiglatpilesar I. (1120–1100) in K. Eroberungen. In der Perserzeit zerfiel es in zwei Satrapien, aus denen in der Diadochenzeit Königreiche wurden: Groß- (Cappadocia ad Taurum) und Kleinkappadokien (C. ad Pontum, das nachherige Reich Pontos). Die Bewohner des am Pontus Euxinus gelegenen Teils, mit assyrischen Kolonisten gemischt, hießen bei den Griechen Leykosyrer (»weiße Syrer«) wegen ihrer hellern Hautfarbe; die des Innern waren die eigentlichen Kappadokier, ein Volk arischer Abkunft, tapfer und mutig, aber auch verschlagen. Tiberius schlug 17 n. Chr. das eigentliche K. als Provinz zum römischen Reich (s. Karte »Römisches Weltreich«). – Eine selbständige Rolle spielte K., das im übrigen die Geschicke Kleinasiens teilte, erst unter der Dynastie Dānischmend. Kurz nach 1086 eroberte Ahmed Gumuschtegin, der Sohn des Turkmenen al-Dānischmend (= Schulmeister) Tailu, von Malatia und namentlich von Siwar (griech. Sebaste) aus, Hochkappadokien und das benachbarte Kleinasien bis Kastamuni; er starb 1104, nachdem er im Sommer 1100 den Fürsten Bohemund I. von Antiochia bei der Belagerung Malatias gefangen und erst nach drei Jahren gegen 100,000 Goldstücke freigegeben hatte. Sein Sohn Mohammed Abu' l-mozaffar Malik Ghazi hatte nach anfänglicher Freundschaft mit den westlichen Seldschuken von Ikonion (s. Konia) viel von deren Sultan Kilidsch Arslan (s. d.) zu erdulden, der ihm 1106 sogar Malatia wegnahm. Aber als dieser 1107 vor Mossul gescheitert war, lebte die Dynastie Dānischmend wieder auf; im Februar 1130 gelang es Ghazi sogar, Bohemund II. von Antiochia in Kilikien entscheidend zu schlagen. Doch 1142/43 ging Malatia endgültig an die Seldschuken verloren; Jāgy Bassan (Yagupasan) Abu 'l-mozaffar, der Bruder und seit eben jener Zeit Nachfolger Mohammeds, wurde trotz seiner Verheiratung mit einer Tochter des Seldschuken Masud von Ikonion (1127–56) nur in einem Reste des ehemaligen Reichs anerkannt, da außerdem in Kaisarî und Siwas du'l-Nūn (Danunes), der älteste Sohn Mohammeds, herrschte (bis 1174). Dem Jagy Bassan folgten 1165 sein Sohn Abu Mohammed Dschemal Ghazi (gest. 1167) und Ibrahim (gest. 1169), der zweite Sohn Mohammeds, mit seinem Sohne Abu 'l-Kadir Ismail (ebenfalls 1169 gestorben). 1174 fiel der letzte Sproß der Dynastie Dānischmend, Ismail, der Sohn du 'l-Nūns, dem erneuten Ansturme des Seldschuken Kilidsch Arslan II. zum Opfer, und K. bildete fortan einen Teil des Sultanats Ikonion. Nur der Zwiespalt der Byzantiner und der fränkischen Kreuzfahrer hatte die rechtzeitige Zerstörung dieses vorgeschobenen Postens des Islams verhindert; von hier aus haben die osmanischen Türken Kleinasien und Konstantinopel erobert. – Für die Aufhellung der Frühgeschichte Kappadokiens ist neuerdings (1901) vor allem Waldemar Belck tätig gewesen. Vgl. E. Chantre, Missionen Cappadoce, 1893–1894 (Par. 1898).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 601-602. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006868029


Landkarten

Großer historischer Weltatlas 1954

Hrsg. vom Bayerischen Schulbuch-Verlag München. I. Teil. Vorgeschichte und Altertum. 2., verbess. Aufl.

  • Steinzeit 1, 2
  • Urnenfelder-Bronzezeit, Zeit der großen Wanderung (Hattireich) 5
  • Die bekannte Erde im 2. Jh. v.Chr. 9
  • Vorderasien um 1700 v.Chr. 10
  • Reich der Meder und Perser 11
  • Assyr. Reich 681-668 v.Chr. 11
  • Perserkriege 12
  • Völker u. Kulturen der alten Welt 500 v.Chr. 13
  • Reisen des Herodot; Anabasis des jüngeren Kyros 15
  • Alexanderreich 17
  • Hellenistische Städtegründungen 20
  • Diadochenreiche 20
  • hellenistische Staatenwelt 240 v.Chr. 21
  • hellenistische Welt um 185 v.Chr. 22
  • Ausgrabungs- und Fundstätten 22
  • Römerreich 56 v.Chr. 29
  • Mittelmeerwelt 133 v.Chr.
  • Keltenwanderungen 32
  • Römerreich von Augustus bis Trajan 34
  • Wirtschaftskarte des Röm. Reiches 37
  • Ausbreitung des Christentums 38
  • sassanidenreich 224-642 38
  • Römerreich 395 40
  • Römerreich 454 41
  • Europa 565 43


Atlas zur Geschichte Gotha/Leipzig 1973

Hermann Haack Gotha/leipzig 1973. 2 Bd.

  • Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht 1-4
  • Metallurgie 7.-2. Jt. v.u.Z. 1-5
  • Griech. Kolonisation 1-8
  • Neuassyr. Reich 1-8
  • Meder- u. Perserreich 1-8
  • Hethiterreich 1-9
  • Sprachfamilien um 500 v.u.Z. 1-9
  • Alexanderreich 1-11
  • Hellenistische Staaten 1-11
  • Expansion Roms 1-13
  • Wirtschaft u. Kultur im Röm. Reich 1-15
  • Ostrom 5./6. Jh. 1-19
  • Byzantin. Reich 4.-7. Jh., arabische Feldzüge 1-22
  • Byzanz + Abbasidenreich 9.-11. Jh. 1-23
  • Volksaufstände 9.-11. Jh. 1-26
  • Seldschukenreich und 1. Kreuzzug 1-27
  • Mongolische Eroberungen 13. Jh. 1-28
  • Sultanat der Rum-Seldschuken 11.-13. Jh., Wirtschaft 1-29
  • Kreuzzüge 1-30
  • Handel Osman. Reich 13.-15. Jh.
  • Osman. Reich 14.-16. Jh. 1-39
  • Europa Ende 15. Jh. 1-40
  • Ausbreitung des Christentums 6.-13. Jh. 1-44
  • Grenzen der Erdkenntnis 15. Jh. 1-56
  • Dän. Entdeckungsreise 1762 1-63
  • Osman. Reich 17.-19. Jh. 1-64
  • territoriale Entwicklung der Türkei 1920-23 2-7


Knaurs Neuer Historischer Weltatlas 1990

Herausgegeben von Geoffrey Barraclough 3. Auflage herausgegeben von Norman Stone 600 farbige Karten und Illustrationen Glossar • Register mit mehr als 20000 Hinweisen Droemer Knaur

The Times Atlas of World History © 1978, 1984, 1990 Times Books Limited, London Übersetzung und deutsche Bearbeitung: © 1979, 1990 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München

  • Reich Alexanders 76
  • Welt des Hellenismus 240 / 185 v.Chr. 77
  • Alexanders Einfall in Indien 82
  • Röm. Reich 264-31 v.Chr.
  • Röm. Reich von Augustus bis 280 n.Chr. 89
  • Byzantin. Reich 113


Putzger Atlas und Chronik zur Weltgeschichte 2002

Berlin: Cornelsen 2002

  • Frühe Indogermanen 2500-1750 v.Chr., hethit. Großreich, Hattusa 1250-750 v.Chr. 25
  • Pers. Achämenidenreich 559-486 v.Chr. / Darios I. 36
  • Reich Alexanders / Diadochenreiche / Seleukidenreich 42f
  • Rom unter Cäsar u. Augustus 49
  • Europa um 1000 74


Historica. Der große Atlas der Weltgeschichte 2009

Bath: Parragon o.J. Hrsg. Ludwig Könemann

  • Mongolenreich, Byzanz 26
  • Seldschukenreich 27
  • Byzanz 6.-8. Jh. 266
  • Osman. Reich 26-36
  • Byzanz unter der makedon. Dynastie 267
  • Osman. Reich 1299-1402, 1413-81 270
  • Blüte des Osman. Reichs 1481-1683 271
  • Stagnation 1683-1923 272
  • Gründung d. Republik 273
  • Türkei 37
  • Von den Hethitern bis zur Republik 296-298


Putzger Historischer Weltatlas 2012

Berlin: Cornelsen, 2012 104. Aufl.

  • Pers. Reich 529-485 v.Chr. 35
  • Alexanderreich, Diadochenreiche 38f
  • Röm. Reich 42, 45
  • Europa um 1000 72


Historischer Atlas der antiken Welt (Der Neue Pauly) 2012

Anne-Maria Wittke, Eckart Olshausen, Richard Szydlak Historischer Atlas der antiken Welt Unter Mitarbeit von Vera Sauer und weiteren Fachwissenschaftlern Sonderausgabe Verlag J.B. Metzler Stuttgart • Weimar

2012 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verla GmbH in Stuttgart Ungekürzte Sonderausgabe des 2007 als Bd. 3 der Reihe »Der Neue Pauly. Supplemente« erschienenen Werks

  • Die Welt in den Augen antiker Autoren 2 NK
  • Das Achaimenidenreich (6.-4. Jh. c.Chr.) 87
  • Die Feldzüge Alexanders 336-323 v.Chr. 113
  • Die Diadochenreiche um 303 v.Chr. 115
  • Hellenist. Staatenwelt 3. Jh. v.Chr. 117
  • Städtegründungen u. Bildungsstätten 4.-2. Jh. v.Chr. 118f
  • Hellenist. Staatenwelt 2. Jh. v.Chr. 129
  • Roms Kriege im Osten bis 129 v.Chr. 151, 153
  • Kriege der Römer gegen Mithridates VI. 89-63 v.Chr. 159
  • Neuordnung des Vorderen Orients durch Pompeius 67-59 v.Chr. 161
  • Rom im Bürgerkrieg 44-30 v.Chr. 171
  • Ausbreitung christlicher Gemeinden 1.-4. Jh. 227
  • Byzantinische Themenverfassung 7.-9. Jh. 239
  • Byzantin. Reich unter Basileios II 976-1025 245


Atlas der Weltgeschichte von 10.000 v.Chr. bis heute (2013)

Von einem Historikerkollektiv unter Leitung von Geoffrey Wawro. Eleanora Heights (Australia). Millennium House 2008. Dt. Ausgabe h.f.ullmann publishing, 2013

  • Pers. Reich 62
  • Alexanderreich 72
  • Seleukidenreich 83
  • Ausbreitung des Christentums 85
  • Spätes Röm. Reich 120 n.Chr. 91
  • Oström. Reich 395: 93
  • Jüdische Diaspora 700-500 v.Chr. 103
  • Byzantin. Reich 527 u.Z. 113
  • Kreuzzüge 114, 142
  • Seldschukenreich 143ff, 150
  • Osman. Reich 1430 115, 155, 167, 214f
  • Ausbreitung des Islam 187