Jassy

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Jassy (rumän. Iași [jaʃʲ] (deutsch auch Jasch und veraltet Jassenmarkt, ungarisch Jászvásár, türkisch Yaş) ist eine Stadt im Nordosten Rumäniens in der Region Moldau und die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises. Historisch war sie die wichtigste Stadt des Fürstentums Moldau und später die zweitwichtigste Stadt Rumäniens, heute ist sie die drittgrößte Stadt Rumäniens. Sie gilt als die „Wiege der rumänischen Kultur“. Viele rumänische und Österreich-ungarische Persönlichkeiten lebten hier, darunter Dimitrie Cantemir (1673–1723), Vasile Alecsandri (1821–1890), Ion Creangă (1839–1889), Mihai Eminescu (1850–1889), Joseph Lateiner (1853–1935), Max Kahane (1866–1923) und Benjamin Fondane (1898–1944).


Meyers 1907

[204] Jassy (rumän. Iaşi, spr. jáschi), Kreisstadt in Rumänien, ehemalige Hauptstadt der Moldau, 318 m ü. M., links am Fluß Bachlui, 8 km vom Pruth entfernt, in reizender Lage, Knotenpunkt der Bahnlinien Paşcani-J.-Ungheni (Anschluß nach Odessa), Vaslui-J. und Dorohoi-J., ist unregelmäßig und weitläufig gebaut, mit meist einstöckigen Häusern und breiten, in neuerer Zeit mit Asphalt bedeckten Straßen. unter den 43 griechischen Kirchen der Stadt, neben denen es eine römisch-katholische, eine protestantische und eine armenische. Kirche neben 58 Synagogen gibt, sind die prächtig ausgestattete Kathedrale (jüngst restauriert) und die Kirche der drei Heiligen (aus dem 14. Jahrh.), unter den Profangebäuden der auf hohem Talrand stehende Fürstenhof (die ehemalige Residenz), das neue Universitätsgebäude, die Fleisch- und Gemüsehalle und mehrere Bojarenpaläste bemerkenswert. Auch ein Theater, stattliche Hotels, prächtige Läden und Lager von Modewaren und Delikatessen fehlen nicht. J. zählt (1899) 78,067 Einw., darunter ca. 50,000 Juden, außerdem Armenier, Russen, Ungarn, Tataren, Zigeuner. Die Industrie ist von keinem Belang, dagegen der Handel (Ausfuhr von Mais, Gerste, Steinsalz, Schweinen; Einfuhr von Geweben, Teppichen, Häuten, Zucker, Heringen) bedeutend; er wird, abgesehen von der Eisenbahn, vorzugsweise durch Galatz und die Donau vermittelt. J. ist Sitz eines griechisch-orthodoxen Metropoliten, eines römisch-katholischen Bischofs, eines Korpskommandos, eines Präfekten, eines Appellationsgerichts sowie eines deutschen Berufskonsuls und hat eine Universität, eine Malerakademie, 2 Lyzeen, 2 Gymnasien, ein Konservatorium, Seminare für Lehrer und Lehrerinnen, 2 Bibliotheken, Militärschule und 5 Hospitäler. In der Umgegend viele Lusthäuser der Bojaren. – Seinen Namen hat J. von einem Bauer, namens Jas, nicht von den Jazygen; als Markt kommt es zuerst im 14. Jahrh. vor. Das gegenüber auf einem Berge gelegene Kloster Tzitaznie diente früher als Festung. Eine Residenz der moldauischen Fürsten war die Stadt seit 1565. Die Bewohner genossen eine eigne Gerichtsbarkeit, Beglaubigungs- und Asylrechte, mußten aber dafür das von den Fremden an den Landesfürsten entrichtete, verschiedenartige Geld in weißes, reines Silber umwechseln. Am 19. Jan. 1792 wurde hier ein Friede zwischen Rußland und der Türkei geschlossen. In dem 1806–12 währenden Kriege zwischen Rußland und der Türkei war die Stadt mehrere Jahre von den Russen besetzt. Am 10. Aug. 1822 ward sie von den Janitscharen zerstört. In den Kriegen zwischen Rustland und der Türkei wurde die Stadt 1828 und 1853 wieder von den Russen, 1854 von den Österreichern besetzt. Nach dem Brande von 1827 ist J. meist neu erbaut.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 204. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000683843X