Jahn, Otto

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Herders 1855

[463] Jahn, Otto, ein vielseitiger u. namentlich durch kritischen Scharfsinn hervorragender Philolog, geb. 1813 zu Kiel. wurde 1845 ordentlicher Professor zu Greifswalde, 1847 als Professor der [463] Archäologie nach Leipzig berufen, 1851 aber wegen seiner Haltung während der Revolution seiner Stelle enthoben. Kritische Ausgaben des Persius (1843), Censorinus (1845), Florus (1852), Juvenal (1852 ff.); dazu »Telephus und Troilus« (1841), »Pentheus und die Mänaden« (1842). »Die hellenische Kunst« (1846), »Göthes Briefe an Leipziger Freunde« (1849) u.a.m.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 463-464. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003389553


Pierer 1859

Jahn 5) Otto, geb. 16. Juni 1813 in Kiel, studirte seit 1831 daselbst u. in Leipzig u. Berlin Philologie, lebte 1837–39 in Rom, habilitirte sich dann in Kiel, wurde 1842 Professor der Alterthumswissenschaften in Greifswald u. 1847 in Leipzig; wegen seiner Theilnahme an den liberalen Bestrebungen 1848 u. 1849 im Jahre 1851 seines Amtes entsetzt, privatisirte er erst in Leipzig, dann längere Zeit in München, bis er 1856 Professor der Philologie u. Archäologie in Bonn wurde. Er schr. u.a.: Über Mendelsohn's Paulus, Kiel 1842; Archäologische Aufsätze, Greifswald 1845; Archäologische Beiträge, ebd. 1847; Beschreibung der Vasensammlung König Ludwigs in der Pinakothek in München, Münch. 1854; Biographie Mozarts, Lpz. 1856–1858, 3 Bde.; gab heraus den Persius, ebd. 1843; Censorinus, Berl. 1845; Florus, Lpz. 1852; Juvenalis, ebd. 1852 f.; Cicero's Brutus (Lpz. 1849) u. Orator (1851); des Apulejus Psyche et Cupido, ebd. 1855; auch Goethes Briefe an Leipziger Fremde, Lpz. 1819.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 713-714. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010155813


Meyers 1907

Jahn 3) Otto, Archäolog, Philolog und Musikschriftsteller, geb. 16. Juni 1813 in Kiel, gest. 9. Sept. 1869 in Göttingen, widmete sich zuerst in Kiel unter Nitzsch, dann in Leipzig unter Hermann, seit 1833 in Berlin unter Lachmann und Gerhard philologischen und archäologischen Studien. Eine Reise durch Frankreich und Italien (1836–39) und ein längerer Aufenthalt in Rom führten ihn dem Studium der lateinischen Inschriftenkunde zu. 1839 habilitierte er sich in Kiel, ging 1842 als außerordentlicher Professor der Archäologie und Philologie nach Greifswald und ward hier 1845 ordentlicher Professor. 1847 als Professor der Archäologie nach Leipzig berufen, gründete er hier eine archäologische Gesellschaft und ward Direktor des archäologischen Museums. Wegen Beteiligung an den nationalen Bestrebungen der Jahre 1848 und 1849 ward er 1851 seines Amtes entsetzt. 1855 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor der Altertumswissenschaft und Direktor des akademischen Kunstmuseums nach Bonn, wo er auch die Übungen des archäologischen und von 1861 an in Gemeinschaft mit Ritschl die des philologischen Seminars leitete. 1867 wurde er an Gerhards Stelle nach Berlin berufen, starb aber, noch ehe er die neue Stelle angetreten, in Göttingen, wohin er zum Besuche seiner Freunde gereist war. Von seinen zahlreichen archäologischen Arbeiten, die für die Archäologie durch feinsinnige Kritik und durch sein ausgebildetes Kunstgefühl epochemachend sind, sind hervorzuheben: »Telephos und Troïlos« (Kiel 1841); »Die Gemälde des Polygnot« (das. 1841); »Pentheus und die Mänaden« (das. 1842); »Paris und Oinone« (Greifsw. 1845); »Peitho, die Göttin der Überredung« (das. 1846); »Über einige Darstellungen des Parisurteils« (Leipz. 1849); »Die Ficoronische Cista« (das. 1852); »Beschreibung der Vasensammlung des Königs Ludwig« (mit ausführlicher Einleitung über Vasenkunde, Münch. 1854); »Die Wandgemälde des Columbariums in der Villa Pamfili« (das. 1857); »Der Tod der Sophonisbe« (Bonn 1859); »Die Lauersforter Phalerä erläutert« (das. 1860); »Über bemalte Vasen mit Goldschmuck« (Zürich 1865); »Über Darstellungen des Handwerks und Handelsverkehrs« (das. 1868) etc. Gesammelt sind sie z. T. in den »Archäologischen Aufsätzen« (Greifsw. 1845) und in den »Archäologischen [149] Beiträgen« (Berl. 1847). Kritisch-philologische Arbeiten sind seine Ausgaben des Persius (Leipz. 1843; Textausgabe, das. 1851), Censorinus (Berl. 1845), Florus (Leipz. 1852), »Pausaniae descriptio arcis atheniensis« (Bonn 1860, 3. Aufl. 1903), des »Brutus« (das. 1849; 4. Aufl., Berl. 1877) und des »Orator« von Cicero (das. 1851, 4. Aufl. 1877), des Juvenal (das. 1851), der »Psyche et Cupido« des Apulejus (Leipz. 1856, 5. Aufl. von Michaelis 1905), der »Electra« des Sophokles (das. 1861, 3. Aufl. 1882), des »Symposion« von Platon (das. 1864, 2. Aufl. 1875), des Longinos (das. 1867, 2. Aufl. von Vahlen 1887) und »Persii Flacci, Juvenalis, Sulpiciae Saturae« (Berl. 1868; 3. Aufl. von Bücheler 1893). Von seinen Gelegenheitsschriften verdienen die Reden über Winckelmann (Greifsw. 1844) und Gottfr. Hermann (Leipz. 1849; beide mit andern Reden te. abgedruckt in den »Biographischen Aufsätzen«, das. 1866, 2. Aufl. 1867) sowie sein Aufsatz »Die Bedeutung und Stellung der Altertumsstudien in Deutschland« (Berl. 1859) und die Schrift »Eduard Gerhard, eine Lebensskizze« (das. 1868) Erwähnung. Gesammeltes und Neues enthält sein Buch »Aus der Altertumswissenschaft« (Bonn 1868). Wertvolle Beiträge zur deutschen Literaturgeschichte bilden die Abhandlung »Über Goethes Iphigenia« (Greifsw. 1843), die Ausgabe von »Goethes Briefen an Leipziger Freunde« (Leipz. 1849, 2. Aufl. 1867), denen sich die »Briefe der Frau Rat an ihre lieben Enkeleins« (das. 1855) und »Goethes Briefe an Chr. Gottl. v. Voigt« (das. 1868) anschlossen, sowie die Schrift »Ludwig Uhland« (Bonn 1863). Als Früchte seiner musikalischen Studien sind besonders die Schrift »Über Mendelsohns Oratorium Paulus« (Kiel 1842), der Klavierauszug der zweiten Bearbeitung von Beethovens »Leonore«, mit den Abweichungen der ersten und kritischer Einleitung (Leipz. 1851), die »Gesammelten Aufsätze über Musik« (das. 1866), namentlich aber die Biographie Mozarts (das. 1856–60, 4 Bde.; 2. verkürzte Aufl., das. 1867, 2 Bde,; 3. Aufl. von H. Deiters, 1889–91, 2 Bde.; engl. Übersetzung, Lond. 1882, 3 Bde.), ein Meisterwerk der historisch-philologischen Methode, zu nennen. Aus Jahns Nachlaß gab sein Neffe Adolf Michaelis die »Griechischen Bilderchroniken« (Bonn 1873) heraus. Vgl. A. Springer, Gedächtnisrede auf Otto I. (»Grenzboten«, 1869, Nr. 45).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 147-150. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006835287


Brockhaus 1911

[888] Jahn, Otto, Philolog und Archäolog, geb. 16. Juni 1813 zu Kiel, 1842 Prof. zu Greifswald, 1847 zu Leipzig, 1851 wegen Teilnahme an den Bewegungen von 1848 seines Amtes entsetzt, 1855 Prof. und Direktor des akademischen Kunstmuseums zu Bonn, gest. 9. Sept. 1869 in Göttingen; schrieb: »Archäol. Aufsätze« (1845), »Aus der Altertumswissenschaft« (1868), lieferte zahlreiche kritische Ausgaben alter Klassiker; auch auf dem Gebiete der musikal. und literarhistor. Kritik bedeutend (»W. A. Mozart«, 4. Aufl. 1905 fg.; Schriften zur Goetheliteratur).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 888. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001221221