Interpretation (Celan)
Buchstäblichkeit des Gesagten, Wort Gewordenen. - Aber die Interpreten: sie wollen es nicht Wort haben, bauen ihr Gerede davor und dahinter, zerreden das Zitierte, Heraufbeschworene, Gegenwärtige mit Hilfe von Zitaten. Auf sichtbaren und unsichtbaren Gänsefüßchen kommen sie daher: Schönheit ist ihnen nicht Wahrheit, ist ihnen der Schnörkel am eigenen Namenszug. Auf solchen Schnörkel finden sie dann auch den „Reim“. (S. 187)
Gegen das mittelbare - vorwegnehmende - Assoziieren!! Für die unmittelbare Wahrnehmung!! (S. 140)
Das Verstehen eines Gedichts ist eine Weise des Mit-ihm-Sein-Könnens: das Gedicht ist immer dazu bereit... (S. 137)
Man belasse dem Gedicht sein Dunkel; vielleicht - vielleicht! - spendet es, wenn die Überhelle der Wissenschaften die Erbmasse des Menschen von Grund auf verändert hat, auf dem Grunde dieses Grundes den Schatten, in dem der Mensch sich auf sein Menschsein besinnt. (S. 89)
Paul Celan: Der Meridian. Endfassung - Entwürfe - Materialien (Tübinger Ausgabe). Frankfurt/ Main: Suhrkamp 1999