Hrotsvit von Gandersheim

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Hrotsvit von Gandersheim, auch Hrotswith, Hrosvith, Hroswitha, Roswith genannt, lateinisch Hrotsvitha Gandeshemensis, modernisiert Roswitha von Gandersheim, * um 935; † nach 973 / um 1002


Damen Conversations Lexikon 1837

[486] Roswitha, oder Helene von Rossow, lebte in der zweiten Hälfte des 10. Jahrh. als Nonne und spätere Aebtissin des Klosters zu Gandersheim, und bearbeitete mehrere Heiligenlegenden in 6 lateinischen Lustspielen, wobei sie den Terenz zum Muster nahm. Außerdem verfaßte sie noch viele andere lat. Gedichte, so wie das Leben des Kaisers Otto I.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 486. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001763458


Herders 1856

[773] Roswitha, eigentlich Hrosuita od. Hrothsuit, eine der bedeutendsten literarischen Berühmtheiten ihres Jahrh., geb. um 935, gest. nach 968 als Nonne zu Gandersheim in Braunschweig, dichtete 6 geistliche Schauspiele in latein. Sprache, um den leichtsinnigen Terenz zu verdrängen (herausgeg. durch Magnin, Par. 1845); besang Christi Himmelfahrt, die Geschichte der heil. Jungfrau, das Leben mehrer Heiligen, dann die Thaten Kaiser Ottos I. sowie die Geschichte ihres Klosters. Erste Gesammtausgabe von Konr. Celtes, Nürnberg 1501; das Gedicht de gestis Oddonis I. imperatoris sowie die versificirte Geschichte de primordiis coenobii Gandersheimensis nahm Pertz in den 6. Bd. der Monumenta Germaniae historica auf.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 773. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003496740


Pierer 1859

[566] Hrosuitha (d.i. Starkstimmige; angeblich eigentlich Helene v. Rossow), geb. 912, war Nonne im Kloster Gandersheim u. st. hier nach 968; sie schr.: Panegyris in Odonem (ein historisches Gedicht über die Thaten des Kaisers Otto I., herausgegeben in Maiboms Ausgabe von Widukinds Annalen, in dessen Scriptores rer. germ. u. Neubers Scriptores vett.); Opera carmine conscripta (die Geburt Marias, Himmelfahrt Christi u. sechs Legenden in Leoninischen Versen); das Gedicht De coenobii Gandersh. fundatione (deutsch von Fr. Horn im 1. Bde. der Nordalbingischen Blätter); Liber dramatica serie contextus (die Dramen Gallicanus, Dulcitius, Kallimachus, Abraham, Paphnutius, Sapientia nach Terentius, französisch von Charl. Maguin, Par. 1848); ohne Grund sind ihr beigelegt worden Liber epigrammaton u. De castitate religiosarum; Werke von K. Celtes, Nürnb. 1501, Fol.; Schurzfleisch, Wittenb. 1707; Barack, Nürnb. 1858; Lebensbeschreibung von Wüstemann, Dresd. 1759, von Hoffmann, Berl. 1839.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 566. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010138552


Vollständiges Heiligen-Lexikon 1882

[149] 2V. Rosweidis (5. Sept.), eine Nonne im Kloster der hl. Anastasius und Innocentius zu Gandersheim, aus Sachsen gebürtig, wird in alten Urkunden auch Hrotsuith, Rosuida, Roswitha genannt. Sie war in der lateinischen und griechischen Sprache sehr bewandert, und hinterließ geschätzte Schriften in beiden Sprachen, sowohl in gebundener als ungebundener Rede: Comödien und historische Gedichte, so daß man sie für das Wunder des Jahrhunderts hielt. In neuester Zeit hat Aschbach die Aechtheit ihrer Werke angezweifelt, aber Ruland, Waiz u. a. Gelehrte haben dieselbe siegreich vertheidigt. Es spricht aus denselben nicht bloß viele dichterische und wissenschaftliche Begabung, sondern auch der lebendigste Glaube, die zarteste Andacht, namentlich auch eine innige Verehrung der seligsten Jungfrau, offenbar jener Verehrung nachstrebend, die der Liebesjünger Johannes gegen die Mutter seines göttlichen Meisters trug. Sie war ums J. 930 geboren, während als Todesjahr annähernd 986 genannt wird. Als Lehrerin hatte sie die Novizenmeisterin Richardis und eine andere jüngere Klosterfrau Namens Gerberga.

Quelle: Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 149. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003119971


Meyers 1905

[585] Hroswitha (Hrotsuitha, Hruodswintha, gewöhnlich Roswitha), neulat. Dichterin, geb. um 932 aus einem sächsischen Adelsgeschlecht, trat in das Benediktinerinnenkloster zu Gandersheim im Braunschweigischen und starb daselbst wahrscheinlich 1002. Von den drei Büchern ihrer Dichtungen enthält das erste 8 geistliche Gedichte oder Legenden, das zweite 6 Dramen (von Celtes fälschlich als Komödien bezeichnet), das dritte zwei historische Gedichte: »De gestis imperatoris Ottonis I.« und »De primordiis coenobii Gandersheimensis«. Der Versuch Aschbachs (»Roswitha und Konrad Celtes«, Wien 1867, 2. Aufl. 1868), diese Dichtungen als eine Fälschung von Celtes zu erweisen, ist widerlegt (s. Aschbach). Ihre Gesamtwerke wurden zuerst von Konrad Celtes (Nürnb. 1501), am besten von Barack (das. 1858), und besonders von P. v. Winterfeld (Berl. 1902), die Dramen allein von Bendixen (Lübeck 1857), die beiden historischen Gedichte[585] von Pertz in den »Monumenta Germaniae« (Bd. 6) herausgegeben. Ins Deutsche übersetzt wurden die beiden historischen Gedichte von Pfund (2. Aufl., Leipz. 1891), das »Ottolied« allein von Gundlach (Innsbr. 1894), die Dramen von Bendixen (Altona 1850–53, 2 Tle.) und Piltz (in Reclams Universal-Bibliothek). Vgl. R. Köpke, Hrotsuit von Gandersheim (Berl. 1869); Ebert, Geschichte der Literatur des Mittelalters im Abendlande, Bd. 3 (Leipz. 1887); Strecker in den »Neuen Jahrbüchern für das klassische Altertum« vom 15. Sept. und 15. Okt. 1903.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 585-586. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006794734


Brockhaus 1911

[561] Roswītha (Hrotsvitha, Hrôthsuîth), niedersächs. Dichterin, geb. um 935, Nonne im Benediktinerkloster Gandersheim, gest. nach 1001, verfaßte lat. Dramen (deutsch von Bendixen, 1850-51, und Pilz bei Reclam), Legenden, eine Geschichte Ottos I. in Hexametern (deutsch von Gundlach, 1894), die Gründung von Gandersheim (beides deutsch von Pfund, 2. Aufl. von Wattenbach in den »Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit«, 1891). Gesamtausg. ihrer Werke von Barack (1858), Schulausg. von von Winterfeld (1902). – Vgl. Köpke (1869).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 561. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001508113


Gottsched, Versuch einer Critischen Dichtkunst

Im X. Jahrhunderte, und also mitten in der barbarischen Finsterniß des Occidentes, hat HROSWITHA, eine gelehrte Klosterjungfrau zu Gandersheim, eine PANEGYRIN ODDONUM, das ist, ein heroisches Gedicht auf die sächsischen Kaiser, die Otten verfertiget ...


Goethe an Boisserée

Merkwürdig ist es daß gerade die Vorlesung Villemains mir zur Hand kommt, über denselben Gegenstand. Er hebt, auf eine hübsch-gallische Weise, vielbesprochene Hroswitha, Aebtissin von Gandersheim, hervor und ihre christlichen Dramen, die sie, angeregt durch Terenz, mit heiterem Geist und religiosem Sinn vortrug. Ich will sehen ob ich in einem guten Stündchen Ihrem Aufsatz dadurch etwas Paralleles an die Seite stellen kann.

Da noch Platz ist laß ich die Stelle ausschreiben, das Heft möchte Ihnen schwerlich zu Handen seyn.

Unwandelbar

d. 3. October 1830.

Goethe.

[Beilage.]

Ainsi, en Allemagne, dans un monastère qui comptait cinquante religieuses de noble famille, il paraît que, vers 1080, on avait dressé un petit théâtre, comme à Saint-Cyr, sous madame de Maintenon, et que là quelques jeunes sœurs, ayant sans doute obtenu dispense pour s'habiller en hommes, représenterent une espèce de tragédie, la Conversion de Gallicanus. Voici le sujet de la pièce: Constantin le Grand avoit promis de donner la belle Constantia, sa fille, à un jeune Romain de haute naissance et de grand courage, mais encore attaché au culte des faux dieux. Une guerre suspend ce projet: le jeune amant y vole et se couvre de as gloire dans un combat, où il est miraculeusement sauvé. Touché de ce secours de la Providence, il se laisse convertir a la foi par deux officiers de l'empereur, Paul et Jean. Dans sa pieuse ferveur, il renonce à la main de la princesse, qui, de son côté, se consacre à la vie religieuse. Voilà le premier acte, où l'unité de temps, comme vous le voyez,[269] n'est pas fort rigoureuse. C'est une pièce libre qui, en tout, dure vingt-cinq ans. Au second acte, trois empereurs ont déjà passé; c'est Julien qui règne. Julien, après avoir exilé Gallicanus, le fait tuer en Égypte. Puis sa persécution s'attache avec plus de violence et de haine aux deux officiers du palais qui avaient autrefois accompli l'heureuse conversion de Gallicanus. On ne voit pas le motif de cette colère. Mais l'auteur, dans la prose assez correcte de son drame, fait habilement parler Julien. Il y a là un sentiment vrai de l'histoire; Julien ne paraît pas un féroce et stupide persécuteur, comme l'auraient imaginé les légendaires du VIe siècle. La religieuse de Gandersheim avait saisi le caractère de Julien; on le voit avec sa modération apparente, son esprit impérieux et ironique. Il ne peut triompher de l'obstination chrétienne des deux officiers de l'empereur; il les exile. en laissant prévoir leur supplice.