Homophonie

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Terminus der Musikwissenschaft und der Poetik.


Poetik

Homophonie (von homo = gleich, phon = Klang) bezeichnet in der Poesie den Gleichklang von Silben oder Wörtern. Der Reim ist eine konventionelle Form des Gleichklangs von Wörtern oder Silben. Ganze Wörter mit gleichem Klang und verschiedener Bedeutung heißen Homonyme. Manche Dichter spielen mit homophonen Klängen über mehrere Silben hinweg, wie im Französischen (wo das leichter ist als im Deutschen) Victor Hugo, bei dem "Héliogabale" auf "et li haut. – Gas, bats-le!" reimt (im Beispiel ebenso die beiden mittleren Verse):

L’empereur et le pédagogue, tradition du bas-empire.

– Eh bien, que fait mon fils ? dit Héliogabale.
– Sire, il fait des progrès. –Récompense-le, gas.
Un autre jour : Eh bien ?-Sire, il fait des dégâts,
Trouble la classe, rit, chante et lit haut. –Gas, bats-le !


Ungefähr: Der Kaiser Heliogabal zum Lehrer: Nun, wie macht sich mein Sohn? Die Antwort: Er macht Fortschritte! – Belohne ihn! Am anderen Tag: Nun? – Er macht Ärger, stört die Klasse, lacht, singt und liest laut. – Ah, schlag ihn!

Die von Frankreich ausgehende "Werkstatt für eine potentielle Literatur" (Oulipo) erlegt sich bewusst sprachliche Zwänge auf, darunter auch Homophonie auf Wortgruppen- und Satzebene. Von der deutschen Dichterin Angelika Janz stammt folgendes Beispiel:

Suchtiefe für Raymond Roussel

Lauter währt,
wenn dich Stil verfehlt, 
Leere. 

Laut, er wehrt:
wendig, still verfällt 
Lehre.


(Aus: Angelika Janz, Schräge Intention. Gedichte. Wien: edition ch, 2005, S. 30)


Meyers

[526] Homophōn (griech., »gleichtönend«) nennt man in der Musik (im Gegensatz zu polyphon) die Setzweise, die eine Stimme als Melodie hervortreten läßt, während die andern zur Rolle einfacher Begleiter herabgedrückt werden. Doch wird die Bezeichnung h. besser nur auf die antike und frühmittelalterliche, tatsächlich nur einstimmige oder in Oktaven sich bewegende Musik angewendet, und die oben gekennzeichnete Setzweise besser die »harmonische« im Gegensatz zur »kontrapunktischen« (polyphonen) genannt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 526. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006788521


Pierer

[515] Homophōn (v. gr.), gleichlautend; Homophonie, Singen im Einklang od. der Octave.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 515. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010131175