Hohenstaufen

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Meyers 1907

[450] Hohenstaufen (Staufer), Herrschergeschlecht, das von 1138–1254 den deutschen Königsthron innehatte. Der erste Ahnherr war der Ritter Friedrich von Büren um die Mitte des 11. Jahrh., so genannt nach dem Ort Büren, d. h. Wäschenbeuren, jetzt dem sogen. Wäscherschlößchen bei Lorch in Schwaben; sein Sohn Friedrich von Staufen (gest. 1105) baute auf dem benachbarten Hohenstaufen die neue Burg, die fortan dem Geschlecht den Namen gab, erhielt von Kaiser Heinrich IV. wegen der ihm bewiesenen Treue 1079 das Herzogtum Schwaben, seine Tochter Agnes zur Gemahlin und, als der Kaiser 1081 zur Bekämpfung des Papstes über die Alpen zog, die Stellvertretung in Deutschland. Bertold, der Sohn des Gegenkönigs Rudolf, und Bertold II. von Zähringen machten Friedrich den Besitz Schwabens streitig, und erst nach langen, wechselvollen Kämpfen (bei Höchstädt erlitt er 1081 eine Niederlage) erhielt er 1097 nochmals eine feierliche Belehnung. Seine Söhne Friedrich II. (gest. 1147) oder der Einäugige, den Heinrich IV. als Herzog von Schwaben bestätigte, und Konrad, den Heinrich V. mit dem Herzogtum Franken belehnte, unterstützten den Kaiser beim Investiturstreit und in den Kämpfen mit dem Herzog Lothar von Sachsen. Mit dem Tode Heinrichs V. fielen dessen Hausgüter infolge der Vermählung seiner Schwester Agnes an die H.; Friedrich trat 1125 auf dem Wahltag zu Mainz als Bewerber um die Königskrone auf, unterlag aber seinem Nebenbuhler Lothar von Sachsen. Langwierige Kämpfe zwischen dem König, den Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern, unterstützte, und den beiden H. waren die Folge: Konrad zog mit Heeresmacht nach Italien und erreichte 1128 in Monza seine Krönung zum König von Italien; allein die Welfen und der Papst bedrängten ihn hart, und am Ende mußten die H. nachgeben. Konrad verzichtete 1135 auf die Königswürde, erhielt nebst seinem Bruder vom Kaiser Verzeihung und Rückgabe seiner Besitzungen und ward nach dem Tode Lothars (1137) sogar 1138 zum König gewählt. Unter Konrad III. (1138–52) entbrannte der heftige und langwierige Kampf zwischen den H. (Ghibellinen) und den Welfen (Guelfen). Auf seinem Sterbebett schlug Konrad mit Übergehung seines eignen unmündigen Sohnes Friedrich IV. von Rotenburg (gest. 1167), der das Herzogtum Schwaben erhielt, seinen Neffen Friedrich I., Barbarossa, zu seinem Nachfolger vor, der von 1152 bis 1190 regierte und die königliche Macht in Deutschland wieder befestigte. Unter ihm blühte das Geschlecht in stattlichen Söhnen, Heinrich VI., Friedrich, Konrad, Otto und Philipp, auf, und am herrlichsten zeigte sich dessen Glanz auf dem Hoftag zu Mainz Pfingsten 1184. Friedrichs Nachfolger Heinrich VI. (1190–97) erwarb durch seine Gemahlin Neapel und Sizilien und hegte neben andern großartigen Plänen den, die deutsche Königskrone seinem Haus erblich zu sichern, starb aber zu früh. Sein Bruder Philipp (1198–1208) mußte gegen den von der welfischen Partei aufgestellten und von Papst Innozenz III. begünstigten Gegenkönig Otto IV. einen langwierigen Krieg führen und, um sich seine Anhänger zu erhalten, viele Besitzungen des Hauses veräußern und Reichsgut verschenken; als er endlich die Oberhand erlangt hatte und sich zum letzten Feldzug rüstete, ward er 1208 in Bamberg von Otto von Wittelsbach ermordet. Unter seinem Neffen, Heinrichs VI. Sohn, dem jungen König von Neapel und Sizilien, Friedrich II., der 1212 als Gegenkönig gegen Otto IV. auftrat und 1215 allgemeine Anerkennung in Deutschland erlangte, stieg noch einmal der Glanz der H. aufs höchste. Friedrich strebte nach der Weltherrschaft, erwarb seinem Hause die Königreiche Sardinien und Jerusalem, unterlag aber in dem langen, großartigen Kampf mit den lombardischen Städten und dem übermächtigen Papsttum, das in Deutschland und in Italien das Volk zur Empörung gegen ihn reizte und nach seinem Tode 1250 sein Geschlecht mit unversöhnlichem Haß verfolgte. Konrad IV. (1250–54), Friedrichs Sohn, der letzte Hohenstaufe, der die deutsche Krone trug, suchte, wie sein Halbbruder Manfred, vergeblich seinem Hause das Königreich beider Sizilien zu erhalten. Als Manfred endlich seine Herrschaft in Neapel befestigt und durch den Sieg von Montaperto (1260) das Übergewicht auch in Mittelitalien erlangt hatte, rief Papst Clemens IV. Karl von Anjou zu[450] Hilfe und gab ihm Sizilien als päpstliches Lehen. Manfred verlor Krone und Leben in der Schlacht bei Benevent (26. Febr. 1266); seine Gemahlin und seine Söhne blieben bis zu ihrem Tod in strenger Kerkerhaft. Der junge Sohn Konrads IV., Konradin, der 1267 nach Italien zog, um sein väterliches Erbreich wiederzuerobern, unterlag bei Tagliacozzo 23. Aug. 1268, wurde auf der Flucht in Astura gefangen, von Karl von Anjou zum Tode verurteilt und 29. Okt. 1268, kaum 17 Jahre alt, in Neapel hingerichtet. Der letzte Sohn Friedrichs II., der schöne König Enzio von Sardinien, starb 14. März 1272 in Bologna nach 22jähriger Gefangenschaft, seine letzte Tochter, Katharina, 1279 als Nonne in einem französischen Kloster bei Montargis. Die Rechte der H. auf das Königreich beider Sizilien erbte König Peter III. von Aragonien als Gemahl Konstanzes, der Tochter Manfreds. Vgl. F. v. Raumer, Geschichte der H. und ihrer Zeit (5. Aufl., Leipz. 1878, 6 Bde.); Zimmermann, Geschichte der H. (2. Aufl., Stuttg. 1865); Schirrmacher, Die letzten H. (Götting. 1871); Meister, Die Hohenstaufen im Elsaß 1079–1255 (Straßburger Diss. 1890); Jastrow und Winter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der H. (Stuttg. 1897 bis 1901, 2 Bde.).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 450-451. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000678299X


Brockhaus 1838

[403] Hohenstaufen, das berühmte, durch Bildung und ritterliche Gesinnung ausgezeichnete Geschlecht aus Schwaben, welchem das deutsche Reich mehre seiner größten Kaiser verdankt, das aber auch die Veranlassung zu unzähligen blutigen Fehden wurde und bald nach seiner schönsten Blüte ein trauriges Ende nahm, entlehnte seinen Namen von dem Berge Hohenstaufen im Königreich Würtemberg, auf welchem die alte Stammfeste des Geschlechts stand, die 1525 im Bauernkriege zerstört wurde und von der man gegenwärtig nur noch wenige Ruinen erblickt. Der Ritter Friedrich von Staufen, Herr zu Hohenstaufen, zeichnete sich in der Schlacht bei Merseburg 1030 so durch seine Tapferkeit aus, daß ihn Kaiser Heinrich IV. mit seiner Tochter Agnes vermählte und mit dem Herzogthum Schwaben belehnte. Von seinen beiden Söhnen wurde Friedrich Herzog von Schwaben und Konrad erhielt vom Kaiser Heinrich V. das Herzogthum Franken. Als Heinrich V. gestorben war, wurde nicht allein, wie wohl Viele erwartet hatten, keiner der H. zum Kaiser erwählt, sondern der neue Kaiser Lothar II., früher Herzog von Sachsen, foderte sogar, unterstützt von dem Herzog von Sachsen und Baiern, Heinrich dem Stolzen aus dem mächtigen Hause der Welfen, von den H. die Besitzungen zurück, welche sie unter dem verstorbenen Kaiser erworben hatten. Eifersucht der Welfen gegen die Macht der H. entzündete so den berühmten langwierigen Kampf der H., oder, wie sie auch von ihrem Erbgut Waiblingen in Würtemberg genannt wurden, Waiblinger (ital. Ghibellinen) und Welfen (ital. Guelfen), an welchen sich damals alle Privatinteressen einzelner Staaten und Städte anschlossen. Im Frieden von Mühlhausen, 1135, befestigte sich die Macht der H. und als Lothar gestorben war, wurde Konrad, Herzog von Franken, 1138 zum Kaiser erwählt, indem man ihn dem Welfen Heinrich dem Stolzen vorzog. Die deutsche Verfassung verbot, daß ein Fürst mehr als ein Herzogthum besitze, und hierauf gründete Kaiser Konrad III. die Foderung, daß Heinrich der Stolze das Herzogthum Sachsen und noch andere Besitzungen abtreten solle. Heinrich weigerte sich und wurde dafür in die Acht und aller seiner Lehne verlustig erklärt. Die Feindschaft zwischen Welfen und H. wurde hierdurch genährt. Nach Konrad III. Tode ward Friedrich (s.d.), der Rothbart genannt, ein Sohn des oben genannten Friedrich's, Herzogs von Schwaben, und nach diesem erst Heinrich VI. (s.d.), dann Friedrich II. (s.d.) Kaiser. Die Freisinnigkeit dieser Kaiser und ihre wachsende Macht, welche die Oberherrschaft des Papstes nicht anerkennen wollte, war der Grund zu der Feindschaft der Päpste, welche dem stolzen Hause der H. verderblich wurde, indem sie ihnen Gegner von allen Seiten aufregte. Friedrich II. hatte mehre Söhne, aber sein ältester Sohn Heinrich starb im Kerker, in den ihn sein Vater als Empörer hatte setzen lassen, der zweite Sohn Konrad IV. folgte zwar seinem Vater 1250 als Kaiser, wurde aber gleichfalls vom Papste angefeindet und starb schon 1254, wahrscheinlich an Gift. Noch hatte Friedrich zwei natürliche Söhne hinterlassen, den schönen Enzius (s.d.), welcher im Kerker der Bologneser starb, und den edlen Manfred, welcher sich noch einige Zeit als König von Neapel und Sicilien hielt, aber endlich gegen Karl von Anjou fiel, den der Papst 1266 zum Könige von Neapel gekrönt hatte. Nun war von dem Hause der H. nur noch Konradin, der einzige Sohn des verstorbenen Kaisers Konrad IV., übrig. [403] Er wurde auf einem Zuge nach Italien, den er zur Wiedereroberung seines Erbtheils unternommen, gefangen und 1268 am 29. Oct. zu Neapel hingerichtet. (S. Konradin.) Baiern, Baden und Würtemberg erhielten die Besitzungen der H. in Deutschland. Raumer hat eine treffliche »Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit« (6 Bde., Leipz. 1823–25) geschrieben.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 403-404. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000833649


Damen Conversations Lexikon 1835

[306] Hohenstaufen (Familie). Das Geschlecht des Ruhmes und des Unglücks. Das Unglück ist der Schlagschatten der Größe, aber die Weltgeschichte verzeichnet mit ehernem Griffel ihre Titanenstürze. Sie fällt mit blutenden Gliedern dröhnend auf die Felsklippe; die Felsklippe bebt und das ist der Nachhall in der Geschichte. – Die Hohenstaufen erschienen um zwei Jahrhunderte zu früh; das war ihr Unglück und dieses ihr Fehler. Friedrich von Hohenstaufen, der um 988 lebte, soll der Stammvater des Hauses gewesen sein. Friedrich von Büren bauete 1056 das Schloß auf dem Hohenstaufenberge und zeugte mit seiner Gattin Hildegardis, Friedrich von Staufen, der 1197 vom Kaiser Heinrich IV. dessen Tochter Agnes zur Gemahlin und das Herzogthum Schwaben erhielt. Sein ältester Sohn Friedrich folgte in Schwaben, der jüngere, Konrad, erhielt vom Kaiser Heinrich V. das Herzogthum Franken. Nach des Kaisers Tode hatten Beide Hoffnung, die Kaiserkrone zu erhalten. Doch erhielt sie Lothar, Herzog von Sachsen, und ein 10jähriger Krieg war die Folge. Aber nach Lothar's Tode 1137 wurde Konrad zum deutschen König gewählt. Hierüber entstand Streit mit Heinrich dem Stolzen von Baiern und daraus der große Zwist zwischen den Gibellinen und Guelfen (s. d.). Friedrich I., der Rothbart (s. d.), erhielt die deutsche Krone nach seines Onkels Konrad Tode. Sein Sohn Heinrich VI. suchte vergebens [306] dieselbe erblich an sich zu bringen. Es gelang ihm nur die Anerkennung seines unmündigen Sohnes, des nachherigen Friedrich's II. unter> der Vormundschaft Philipp's von Schwaben, seines Bruders, zu erhalten. Philipp kämpfte gegen mehrere Gegenkönige mit abwechselndem Glücke. Er wurde durch Otto von Wittelsbach ermordet. – Babo hat in seinem schlechten Drama »Otto von Wittelsbach« den Charakter dieses redlichen, edlen Fürsten verleumdet. – Friedrich II. (s. d.), der größte der Hohenstaufen, mußte die deutsche Krone erst erkämpfen. Sein ganzes Leben war ein Ringen gegen die Uebermacht der Hierarchie, gegen aufrührerische Vasallen. Sein Leben bestand aus Größe und Unglück. Sein Sohn Heinrich empörte sich gegen ihn; Enzio, ein zweiter Sohn, starb im Gefängnisse. – Ihm folgte Konrad IV. Er wurde vom Papste, wie fast alle Hohenstaufen, mit dem Bann verfolgt und mußte wider den Gegenkönig Wilhelm von Holland kämpfen. Er starb 1254 in Italien an Gift-Sein Bruder Manfred bemächtigte sich nach seinem Tode der dem Hause erblich angehörenden sicilianischen Krone; aber der Papst hatte sie an Karl von Anjou verschenkt und Manfred wurde aus seinem Besitzthume vertrieben, Konradin, der Sohn Konrad's, erbte die Rechte seines Vaters. Anjou's grausame Regierung erregte Haß, man rief Konradin herbei. Er erschien, gewann eine Schlacht gegen Karl von A., wurde aber gefangen und auf Befehl des blutgierigen Gegners in Neapel 1268 hingerichtet. In Uhland's »Konradin« (dramat. Fragment) charakterisirt Galvano die Hohenstaufen und ihren letzten männlichen Sprößling wahr mit folgenden Worten

»Ja! das ist hohenstaufisches Geschlecht.
Der einz'ge Sprößling ist's des Herrscherstammes,
Des geistesmächt'gen, dem kein andrer gleicht,
In dem die Trefflichkeit nie ausgeblüht,
Und große Väter große Söhne zeugen.
Stellt mir ihn her, den Dränger dieses Landes,
Den finstern Anjou, stellt ihn neben diesem,
Und sagt mir: wo ist königlich Geblüt?«

[307] Mit ihm erlosch der männliche Stamm des glorreichen, thatkräftigen, heldenmüthigen, aber stets unglücklichen Geschlechtes. Als ob ein Fluch auf der ganzen Dynastie liege, so endete auch die letzte Hohenstaufin unglücklich. Margarethe war die Gattin Albrecht des Unartigen v. Thüringen; sie wurde von ihm verstoßen, ja mit dem Tode bedroht. Die Geschichte der Hohenstaufen ist eine fortlaufende Tragödie. Meisterhaft hat sie Raumer geschildert; seinem Geschichtswerke schließt sich Raupach's Tragödiencyclus aus den Hohenstaufen, worunter wir besonders Friedrich II., Enzio und Konradin hervorheben, an.

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 306-308. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001738402


Herders 1855

[330] Hohenstaufen, deutsches Kaisergeschlecht, so genannt von einer Burg auf dem Berge H., einem Vorsprunge der rauhen Alp unweit Schwäbisch-Gmünd. Das Geschlecht war ein nicht bedeutendes schwäb. adeliges, das sich von Büren (Wäschenbeuren) nannte. Friedrich v. Büren baute im 11. Jahrh. eine Burg auf den H. und nannte sich von derselben. Sein Sohn Friedrich zeichnete sich als Anhänger Kaiser Heinrichs IV. aus, wurde dessen Schwiegersohn und Herzog von Schwaben (1180), sein Sohn Konrad durch Kaiser Heinrich V. Herzog von Franken; außerdem erbten die H. die Allode des kinderlos gestorbenen Kaisers. Schon damals strebten sie nach dem Kaiserthrone, und Kaiser Lothar konnte sich nur dadurch gegen sie behaupten, daß er Bayern u. Sachsen unter dem Geschlecht der Welfen vereinigte [330] und so gegen Schwaben u. Franken ein Gegengewicht schuf, woraus die Erbfeindschaft zwischen H. und Welfen entstand. Mit Konrad III. bestieg das Haus den Kaiserthron (1138), den es unter Friedrich I., Heinrich II., Philipp, Friedrich II. u. Konrad IV. bis 1254 einnahm. Ueber die Politik dieses Hauses u. die einzelnen Fürsten s. Deutschland u. die Namen Friedrich I., Friedrich II., Heinrich IV. etc. Konrads IV. Sohn, Konradin, st. 1268 zu Neapel auf dem Blutgerüste, Manfreds Söhne beschlossen ihr Leben im Kerker, König Enzio (Heinrich). Friedrichs II. schöner natürlicher Sohn; st. 1272 als Kriegsgefangener zu Bologna, u. nur durch weibl. Nachkommen erhielt sich hohenstaufisches Blut in den Herrscherhäusern von Aragonien und Thüringen. (Raumer, Geschichte der H. und ihrer Zeit, 2. Aufl. Leipzig 1840–42.)

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 330-331. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003374025


Pierer 1859

[461] Hohenstaufen, deutsches Kaisergeschlecht, welches aus Schwaben stammte; als Stammvater wird Friedrich um 988 genannt; Heinrich soll unter Kaiser Heinrich III. schon eine eigene Kanzlei in Waldhausen besessen haben; dessen Sohn Friedrich von Büren (einem Dorfe bei H.), ist der erste völlig erwiesene, er lebte um 1056, zog auf den H. hinauf u. zeugte mit Hildegard außer Otto, Bischof von Strasburg, u. mehrerern anderen Söhnen, Friedrich (s.d. 175) von Staufen, Herrn zu H., der wegen seiner Tapferkeit vom Kaiser Heinrich IV., welchem er treu gegen Rudolf von Schwaben beigestanden u. für welchen er tapfer 1080 bei Mösen gefochten hatte, dessen Tochter Agnes zur Gemahlin u. das Herzogthum Schwaben erhielt; s.u. Schwaben (Gesch.); sein älterer Sohn, Friedrich (s.d. 176) der Einäugige, folgte ihm nach seinem Tode (1105) in Schwaben, während der jüngere, Konrad (1112), vom Kaiser Heinrich V. das Herzogthum Franken erhielt. Nach dem Tode Heinrichs V. hatten beide Hoffnung die Kaiserkrone zu erhalten, aber der Erzbischof Adalbert von Mainz u. der Legat Gerhard leiteten die Wahl auf Lothar, Herzog von Sachsen, u. ein Krieg entspann[461] sich nun mit diesem u. den H., welchen erst der Friede zu Mühlhausen 1135 endigte. Konrad entsagte dem Titel als König von Italien, welchen er seit 1128 geführt hatte, u. erhielt wie sein Bruder sein Herzogthum zurück. Nach Lothars Tode 1137 wurde Konrad als Konrad III. zum deutschen König gewählt, hieraus aber entwickelte sich die Feindschaft zwischen den Ghibellinen, den Anhängern der H., u. Guelfen, den Anhängern Heinrichs des Stolzen, welcher ebenfalls Kaiser werden wollte: s.u. Guelfen. Der Sohn des Kaisers Konrad III., Friedrich von Rothenburg, erhielt nach dessen Tode (1151), da er erst 7 Jahre alt war, die Kaiserkrone nicht, vielmehr wurde sie Konrads Bruder, Friedrich I. (s.d. 1) dem Rothbart, zu Theil, welcher dagegen seinem Vetter das Herzogthum Schwaben gab; seine Nachfolger als deutsche Kaiser waren seine Söhne Heinrich VI. u. Philipp, u. nach dessen Ermordung durch Otto von Wittelsbach, Sohn Heinrichs VI., Friedrich II., welcher den guelfischen Gegenkaiser Otto IV. von Braunschweig bezwang; dessen Sohn Konrad IV., welcher die Kaiserkrone mit Übergehung seines Bruders, des bereits erwählten römischen Königs, Heinrich VII. (welcher, da er sich gegen den Vater empört hatte, im Gefängniß starb), erhalten hatte, st. 1254 in Italien; s.u. Deutschland (Gesch.) VIII. Friedrichs II. unehelicher Sohn u. Konrads IV. Stiefbruder Manfred, bemächtigte sich nach Konrads IV. Tode der von Friedrich II. u. Konrad IV. zugleich besessenen Krone von Sicilien, wurde jedoch von Karl von Anjou, welchem der Papst dieses Reich 1266 geschenkt hatte, daraus vertrieben u. fiel 26. Februar 1266 bei Benevent. Dessen ungerechte Regierung erregte den allgemeinen Haß, man rief Konrad in, den einzigen Sohn Konrads IV., herbei. Dieser schlug zwar Karl von Anjou, wurde aber 1268 gefangen u. am 29. Octbr. in Neapel hingerichtet. So erlosch der echte Mannsstamm der H.; Manfreds Söhne, Friedrich, Heinrich u. Anselm, starben im Kerker, ebenso Enzio, Manfreds Bruder, zu Bologna. Die Tochter Friedrichs II., Margarethe, war die Gemahlin des Landgrafen Albrecht des Unartigen von Thüringen, wodurch der Haß der Guelfen auch auf das Haus Thüringen (s.d.) überging; Manfreds Tochter, Constanze, heirathete den König Peter von Aragonien. Die H. waren durch Geist, Beförderung der Wissenschaften u. durch richtigen Blick in die Zukunft über ihre Zeit erhaben, gingen aber, da sie ihr voraus eilen wollten, unter; den Papst haßten sie u. strebten stets, ihre Staaten von dem Einfluß der Geistlichkeit zu befreien. Ihre Allodialbesitzungen kamen nach Erlöschen des Hauses theils an Baiern, theils an Baden u. Württemberg, die Herzogthümer Franken u. Schwaben gingen ein. Vgl. Deutschland (Gesch.) VIII., Schwaben (Gesch.), Sicilien (Gesch.). Raumer, Geschichte der H. u. ihrer Zeit, Lpz. 1823–25, 6 Bde., 6. Aufl. 1857.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 461-462. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010125469


Brockhaus 1911

[816] Hohenstaufen, Staufer, deutsches Fürstengeschlecht, das 1138-1254 den Kaiserthron innehatte und 1268 mit Konradin in männlicher Linie erlosch. – Ahnherr ist Friedr. von Büren, benannt nach einem Dorfe (jetzt Wäschenbeuren) nahe dem Hohenstaufen in Württemberg; sein Sohn Friedr. von Staufen erbaute die Burg auf dem Hohenstaufen, erhielt 1079 von seinem Schwiegervater Kaiser Heinrich IV. das Hzgt. Schwaben, gest. 1105. Seine Söhne Friedrich II. der Einäugige, von Heinrich V. als Herzog von Schwaben bestätigt, und Konrad, mit dem Hzgt. Franken belehnt, waren treue Anhänger des Kaisers; sie erbten dessen Hausgüter, worauf Friedrich gerechte Ansprüche auf die Königskrone erhob; allein durch die Umtriebe des Erzbischofs Adalbert von Mainz wurde sein erbitterter Feind, Lothar der Sachse, zum König gewählt (1125). Dies und die Zurückforderung der an die H. vererbten Besitzungen von seiten Lothars entzündete einen heftigen Krieg zwischen diesem und den H., in welchem durch die Verbindung des Kaisers mit dem Welfen Herzog Heinrich dem Stolzen von Bayern der Keim zu dem mehrhundertjährigen Kampfe der Welfen und Ghibellinen (Waiblinger) gelegt ward. Die H. unterwarfen sich 1135, aber nach Lothars Tode 1138 ward Konrad (III.) zum König erwählt. Ihm folgte 1152 der Sohn Friedrichs des Einäugigen, Friedrich I. Barbarossa, diesem sein Sohn Heinrich VI. (1190-97). Nach dessen Tode stellte die ghibellinische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, die welfische Heinrichs des Löwen Sohn Otto IV., als König auf; nach zehnjährigem Kriege verschaffte Philipps Ermordung Otto die Alleinregierung, bis Heinrichs VI. Sohn, Friedrich II., 1212 zum König erwählt wurde. Dieser hielt in fortwährendem Kampfe mit dem Papsttum die Macht seines Hauses noch aufrecht, aber schon sein Sohn und (1250) Nachfolger, Konrad IV., suchte mit Unterstützung seines Halbbruders Manfred vergeblich Sizilien dem Hause zu erhalten; nach Konrads Tode (1254) ward Manfred 1258 König von Sizilien, fiel 1266 bei Benevent gegen Karl von Anjou. Der Sohn Konrads, Konradin, wollte darauf seine ital. Erblande erkämpfen, ward nach der Schlacht bei Tagliacozzo (1268) gefangen und in Neapel enthauptet (29. Okt. 1268). Friedrichs II. Sohn Enzio, König von Sardinien, starb 1272 zu Bologna im Gefängnis. Friedrichs II. Tochter, Margarete, wurde die Gemahlin Albrechts des Unartigen; Manfreds Tochter, Konstanze, vermählte sich mit Peter III. von Aragonien. Die hohenstaufischen Besitzungen fielen an Bayern, Baden und Württemberg. – Vgl. F. von Raumer (5. Aufl. 1878), Zastrow und Winter (1897-1901).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 816. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000119450X