Heine und die Folgen

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Heine und die Folgen

Schrift von Karl Kraus, erschien im Dezember 1910 als Broschüre im Verlag Albert Langen in München und im August 1911 mit einem Vorwort in der "Fackel" (Nr. 329/330, S. 1-33

2. und 3. Auflage 1911 (Pdf des "Dritten Tausend" hier)


Aktuelle Leseausgabe:

Karl Kraus
Heine und die Folgen. ["Die wichtigsten"] Schriften zur Literatur
Hg. und kommentiert von Christian Wagenknecht und Eva Willms
Reihe: Bibliothek Janowitz (Hg. von Friedrich Pfäfflin); Bd. 21
€ 32,00 (D) | € 32,90 (A) | SFr 42,40
464 S., 1 Abb., geb., Schutzumschlag, 12 x 20


  • Der Band ist bis auf ein paar Zeilen, wenigen neu hinzugefügten Titeln im Literaturverzeichnis und einem nicht sehr bekannten Foto von Kraus (um 1913) auf dem Schutzumschlag identisch mit der Textauswahl gleichen Titels, die Wagenknecht 1986 bei Reclam herausgegeben hat. Hinzugekommen sind nur 3 Texte: die Streitschrift „Die demolirte Literatur“ von 1897, die erste größere literaturkritische Polemik, zwei Jahre vor dem ersten Heft der „Fackel“, der Artikel „Salome“ (von 1903) über die Kontroversen um Oscar Wildes Hauptwerk, in der in der Tat entscheidende Themen auch seines schon damals einsetzenden Kampfes um die Sexualjustiz zur Sprache kommen, und „Ein Brief“, als ein glänzendes Beispiel für die „Briefe aus der Fackel“, die dann und wann aus gegebenem Anlass als Antworten an Leser oder als Repliken auf Artikel in anderen Presseerzeugnissen geschrieben und gedruckt wurden, in diesem Fall geht es um das rechte Verständnis von Aphorismen Peter Altenbergs (1913). [1]
  • Mit dem Vorwurf, der deutschen Sprache "ans Mieder" zu gehen, trug Kraus zweifellos entscheidend dazu bei, der Anti-Heine-Position aus dem Ghetto des Deutsch-Nationalen herauszuhelfen. Heine und die Folgen sollte sich als wirkungsmächtigste Formulierung des ästhetischen Vorurteils gegen Heine und die "romantische Moderne" erweisen. Der wohl verständnisvollste Erklärungsversuch stammt von Walter Benjamin. Er sah die Tatsache, dass für Kraus "Gerechtigkeit und Sprache miteinander gestiftet bleiben", als Beweis, dass dieser keineswegs das "Judentum in sich niedergerungen" habe, und bezeichnete Kraus’ Verehrung der Gerechtigkeit in Form der deutschen Sprache als "echt jüdischen Salto mortale". [2]


Anmerkungen

[1] Rezension von Herbert Jaumann, literaturkritik.de)

[2] Willi Jasper: Karl Kraus und die Folgen. Die Zeit Nº 42/2003, 9. Oktober 2003


Literatur

  • Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthaß. Berlin: Jüdischer Verlag 1930. Neuausgabe, mit einem Vorwort von Boris Groys, Berlin: Matthes & Seitz 1984, 2004 (zu Kraus dort S. 72 f.).
  • Walter Benjamin: Karl Kraus (1931). In: W.B.: Gesammelte Schriften II/1, Suhrkamp 1977, S. 334
  • Theodor W. Adorno („Die Wunde Heine“, in: Noten zur Literatur I, 1958; „Sittlichkeit und Kriminalität. Zum elften Band der Werke von Karl Kraus“, in: Noten zur Literatur III, 1965; „Juvenals Irrtum“ (über die Satire heute) in: Minima Moralia 1951, Teil III, S. 134).
  • Mechthild Borries: Ein Angriff auf Heinrich Heine. Kritische Betrachtungen zu Karl Kraus. Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1971.
  • Dietmar Goltschnigg: Die Fackel ins wunde Herz. Kraus über Heine. Eine ‘Erledigung’? Texte, Analysen, Kommentar. Wien: Passagen Verlag 2000
  • Friedrich Rothe: Karl Kraus. Die Biographie. Piper Verlag, München 2003; 423 S.
  • Ruth Esterhammer: Kraus über Heine. Mechanismen des literaturkritischen Diskurses im 19. und 20. Jahrhundert. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005.



Netzquellen

  • Karl Kraus: Heine und die Folgen. Drittes Tausend. München 1911 hier)