Hausa

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Pierer 1859

[102] Haussa, das Land im inneren Nordafrika zwischen 10° u. 13° 10' nördl. Br. u. 22°–29° östl. L., westwärts vom Niger begrenzt, ostwärts vom Reiche Bornu; größtentheils ganz eben, hat das Land nur im Innern u. im südwestlichen Theil Gebirgszüge, welche zahlreichen Flüssen, Gulbin-Sokoto, Gindi, Mayarrow, Kaduna, Gongola, Komadugu Waube u.a., ihre Entstehung geben; der außerordentlich fruchtbare Boden wird in den Niederungen während der Regenzeit häufig überschwemmt u. in Folge davon entstehen weite Sümpfe, welche auf das Klima nachtheilig wirken. Die Bevölkerung ist muhammedanisch, u. besteht aus den ursprünglichen Einwohnern, den Haussanern, u. den jetzt herrschenden Fellatah's. Die Haussaner beschäftigen sich mit Ackerbau, Handel u. Industrie, namentlich werden viele u. schöne Baumwollen- u. Lederwaaren verfertigt. Die Sprache der H. (s.d.) ist in Folge des lebhaften Handels der Bewohner fast für das ganze innere Nordafrika die allgemeine Verkehrssprache geworden. Ehemals bildeten die Haussaner eigene Staaten, zu Anfang dieses Jahrh. wurden sie jedoch fast sämmtlich von den Fellatah's unterworfen, u. stehen jetzt zumeist unter Botmäßigkeit des Reiches Sokoto, zu geringerem Theile unter dem Reiche Gando, nur sehr wenige Districte, wie z.B. Soma, haben ihre Unabhängigkeit bewahrt.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 102. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010087591


Meyers 1907

[893] Haussa, großes Negervolk in den Haussaländern (s. d.) Nordwestafrikas, soll früher auf dem Hochland zwischen Sokoto und Bornu gewohnt haben, bildet jetzt aber, von den Fulbe unterworfen und mit diesen vermischt, die Hauptmasse der Bevölkerung in dem großen Fulbereich Sokoto mit Gando (wo sie sich am reinsten erhalten haben) und Adamáua. Im Gegensatz zu den viehzüchtenden Fulbe beschäftigen sich die intelligenten, arbeitsamen H. mit Ackerbau und Gewerbe; sie sind geschickte Schmiede, Weber, Färber, Goldarbeiter, Gürtler, ganz besonders aber beschäftigen sie sich mit Handel, den sie nach N. durch Vermittelung der Tuareg betreiben (vgl. die Tafeln »Geräte der Naturvölker I«, Fig. 22, und »Wohnungen der Naturvölker II«, Fig. 18). Von den Fulbe haben sie den Islam angenommen. Die Haussasprache wird aber nicht allein in jenen Gebieten gesprochen, sie ist im ganzen mittlern Sudân (im N. bis Aïr, im SW. bis Joruba) als Handelssprache im Gebrauch. Sie bildet einen Zweig der hamitischen Sprachfamilie. Grammatische Hilfsmittel hat besonders J. F. Schön geliefert (z. B. ein grammatisches Handbuch, Lond. 1877, Texte das. 1885–86), kürzere Grammatiken: Rat (das. 1889), Robinson (das. 1897), Marré (zum Selbstunterricht, Wien 1901), Mischlich (Berl. 1902), ein Wörterbuch Robinson u. Brooks (Cambridge 1899 bis 1900, 2 Bde.), eine sprachvergleichende Bearbeitung Fr. Müller (im »Grundriß der Sprachwissenschaft«, Bd. 1, Wien 1877). Die 1892 in London gegründete H.-Gesellschaft (The Hausa Association) hat sich das Studium der Haussasprache und die geistige Hebung dieses Volksstammes zum Zweck gesetzt und durch Übersetzung der Bibel, Herausgabe von Texten etc. schon Bedeutendes geleistet. Vgl. Robinson, Specimens of Hausa literature (Lond. 1896). Lepsius hält die H. geradezu für eine mitten unter die Negervölker vorgeschobene alte Kolonie der Hamiten (s. d.); Fr. Müller sieht in ihnen zwar reine Neger, glaubt aber, daß ihre frühern Wohnsitze weiter gegen O., in der Nähe der hamitischen Völker, lagen. Vgl. Flegel, Lose Blätter aus dem Tagebuch meiner H.-Freunde (Berl. 1885).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 893. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006750303


Brockhaus 1911

[770] Haússa, Negermischstamm in den Haussastaaten, seit 1802 von den mohammed. Fulbe beherrscht und bekehrt. Die Haussasprache, eine Mischsprache, vom Tsadsee bis zur Guineaküste Handels- und Verkehrssprache.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 770. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001177540


Herders 1855

[240] Haussa, afrikan. Binnenland, größtentheils eben u. fruchtbar, am mittleren Niger und dessen Zuflüssen, von schwarzen Eingebornen u. Fellatahs bewohnt, in mehre Staaten getheilt, in welchen Ackerbau, Viehzucht, Handwerke u. Handel getrieben wird. Der Islam ist herrschende Religion. Die Hauptstadt Saccatu am Quarramaflusse soll über 80000 E. zählen. Vergl. Clapperton und Fellatahs.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 240. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003365735