Futurismus, Russischer
Russischer Futurismus
Eine Richtung innerhalb der russischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, neben dem Akmeismus eine der zwei Hauptrichtungen der Opposition gegen den Symbolismus in der russischen Literatur. Bei allen Unterschieden einte die einzelnen Strömungen das gemeinsame Ziel, radikal mit dem literarischen Konventionen zu brechen und eine Kunst der Zukunft zu schaffen. Die russischen Futuristen bestritten die Abhängigkeit vom italienischen Futurismus, der mit Marinettis Manifesto futurista (1909) begann. Welimir Chlebnikow und Wassili Kamenski schufen bereits ab 1908 radikal experimentelle Arbeiten. Chlebnikows Gedicht Allerleilach entstand zwischen 1906 und 1908 (Erstdruck 1914), das aus ihm durch Radikalisierung entwickelte "Beschwörung durch Lachen" (Заклятие смехом – "О, рассмейтесь, смехачи!") wurde schon 1910 gedruckt. Im Februar 1914 reiste Marinetti nach Moskau und St. Petersburg, um seine Lehre zu verbreiten, aber die radikalen russischen Dichter gingen auf Distanz. Während seines Vortrags in St. Petersburg wurde ein von Chlebnikow und Benedikt Liwschiz unterzeichnetes Flugblatt als eine Art "Ohrfeige an Marinetti" verteilt.[1] Charakteristisch ist auch der Ausspruch Alexej Krutschonychs, der Marinettis Spruch, der Krieg sei "die einzige Hygiene der Welt" entgegenhielt: die Lautdichtung des Sa-um sei "Hygiene des Halses".
Eine "Familiengeschichte" des russischen Futurismus, die an Ernst Jandls Familiengeschichte der Wiener Schule der konkreten Dichtung erinnert, überliefert der aus der Sowjetunion nach Deutschland gekommene Dichter Valeri Scherstjanoi. David Burljuk wird der "Vater des russischen Futurismus" genannt. [2] Scherstjanoi: "Die 'Mutter des russischen Futurismus' war Wassily Kamenski und Majakowski war der Sohn. Wer war Krutschonych? Er war Inselbewohner." [3]
(Wird ergänzt)
Anmerkungen
- [1] in Valeri Scherstjanoi, Mein Futurismus, S. 79.
- [2] Iozef Kiblickij (Hrsg.): Futurismus in Russland und David Burliuk, „Vater des russischen Futurismus“, Von-der-Heydt-Museum Wuppertal/Staatliches Russisches Museum, Wetzlar: Palace Editions, 2000.
- [3] Valeri Scherstjanoi, Mein Futurismus, S. 99.