Friedrich II. von Hohenstaufen
Friedrich II. von Hohenstaufen
1194-1250, deutscher König und Kaiser, Sohn von Kaiser Heinrich VI., Enkel von Friedrich Barbarossa, Autor und Förderer von Kultur und Wissenschaft. An seinem Hof in Sizilien wurde das Sonett erfunden.
Friedrich II. (italienisch Federico II di Svevia, * 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona, Reichsitalien; † 13. Dezember 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera, Königreich Sizilien) aus dem Adelsgeschlecht der Staufer war ab 1198 König von Sizilien, ab 1212 römisch-deutscher König und von 1220 bis zu seinem Tod Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Außerdem führte er ab 1225 den Titel „König von Jerusalem“. Von seinen 39 Regierungsjahren als römisch-deutscher Herrscher hielt er sich 28 Jahre in Italien auf. / https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(HRR)
Meyers 1907
2) F. II.,
geb. 26. Dez. 1194 in Jesi in der Mark Ancona, gest. 13. Dez. 1250 in Fiorentino, Enkel des vorigen, Sohn des Kaisers Heinrich VI. und der Konstanze von Neapel, als König von Sizilien F. I. genannt, wurde, noch ungetauft, von den deutschen Fürsten zum dereinstigen Nachfolger seines Vaters ernannt und schon im 3. Lebensjahr durch den Tod seines Vaters (28. Sept. 1197) Erbe der Krone von Sizilien. In kurzem auch seiner Mutter beraubt, die ohnmächtig unter den aufständischen Großen die Vormundschaft über ihn dem Papst Innozenz III., den sie als ihren Lehnsherrn anerkannte, übertragen hatte, verlebte F. in Palermo eine überaus klägliche Jugend; aber frühzeitig wurde er Meister seines Willens und seiner vielseitigen Begabung. Im 14. Jahr erklärte ihn der Papst für mündig und vermählte ihn bald nachher mit der zehn Jahre ältern Konstanze, der Tochter des Königs Alfons von Aragonien, der kinderlosen Witwe des Königs Emmerich von Ungarn. Als nun der Kaiser Otto IV. nach dem Tode seines Gegners Philipp von Schwaben mit dem Papst zerfiel, schlug dieser 1210 den deutschen Fürsten den jungen F. als zu erwählenden Herrscher vor. Er erhielt 1211 die Einladung, nach Deutschland zu kommen, um die Königskrone zu empfangen. Vom Geist seines Ahnen Barbarossa ergriffen, folgte er, nachdem er seinen erstgebornen Sohn, Heinrich, zum König von Sizilien hatte krönen lassen, dem Ruf, leistete Innozenz in Rom noch einmal den Lehnseid und brach in Begleitung eines päpstlichen Legaten und weniger Großen Siziliens zur See über Genua nach der Lombardei auf, sein väterliches Reich zu erobern. Glücklich gelangte er 1212 über die Alpen, gewann seinem Gegner Konstanz ab, dann auch Breisach, den Schlüssel des Reiches, worauf ihm ganz Schwaben, ja die meisten deutschen Fürsten und Städte zufielen. F. schloß ein Bündnis mit König Philipp August von Frankreich gegen Otto, trieb diesen den Rhein hinab und ließ sich 1215 in Aachen krönen. Aus Dankbarkeit für die von F. leichtsinnig gewährten Hoheitsrechte erwählten die Reichsfürsten seinen jungen Sohn, Heinrich, der schon im Sommer 1216 mit seiner Mutter nach Deutschland gekommen war, im April 1220 kurz vor Friedrichs Ausbruch nach Italien in Frankfurt zum römischen König. Der Nachfolger Innozenz' III., der friedliebende Honorius III., erkannte, wenn auch widerwillig, die Personalunion des Reiches und Siziliens an und setzte F. 22. Nov. 1220 in Rom die Kaiserkrone auf. F. kam den Wünschen der Kirche durch Erlassung strenger Gesetze gegen die Ketzer und gegen die in den städtischen Kommunen zum Nachteil der Kirche erlassenen Statuten sowie durch Erneuerung des Kreuzzugsgelübdes entgegen. Im August 1221 sollte er nach dem Orient aufbrechen. Bis dahin mußte aber im Königreich Sizilien Ordnung hergestellt werden, und mit Einsicht und rücksichtsloser Machtentwickelung ging F., auch der Geistlichkeit gegenüber, an die Restitution der königlichen Rechte: die widerspenstigen Großen mußten sich beugen; nur die Unterwerfung der Sarazenen war in so kurzer Zeit nicht durchzusetzen. Wiederholt schob Honorius, der wohl wußte, daß eine Eroberung Jerusalems nur mit Hilfe des Kaisers möglich war, den Kreuzzug, zuletzt im Juli 1225, auf weitere zwei Jahre hinaus. Um F., der übrigens umfangreiche Rüstungen vornahm, auf das engste an die päpstlichen Interessen im Orient zu fesseln, vermählte er ihn mit Jolante, der Tochter Johanns von Brienne, Königs von Jerusalem. Nach Verlauf der zwei Jahre war durch die Verpflanzung der Sarazenen nach der Stadt Luceria in der Landschaft Capitanata in Sizilien Friede geschaffen, aber noch immer trotzten die Lombarden. Als sie F. zum Reichstag nach Cremona berief, blieben die Mailänder mit ihren Anhängern aus, erneuerten 6. März, im ganzen 15 Städte, den alten Lombardenbund und wurden, obwohl geächtet, durch Honorius' Vermittelung mit F. versöhnt, doch so, daß zwar die Rechte der Kirche, nicht aber die des Reiches gewahrt waren. Nun schiffte sich der Kaiser 1227 in Brindisi nach Palästina ein, kehrte aber, da auf der See eine Krankheit unter den Kreuzfahrern ausbrach, an der F. selbst erkrankte, wieder um. Obwohl von Honorius' Nachfolger, dem leidenschaftlichen Gregor IX., deshalb gebannt, erfüllte F. sein Gelübde und trat im Juni 1223 den Kreuzzug an. Aber der unversöhnliche Papst betrieb unterdessen in Deutschland den Sturz der staufischen Dynastie u. die Wahl eines Gegenkönigs u. eroberte das Königreich Neapel. Selbst in Palästina von den Päpstlichen verfolgt, bewog F. den Sultan Alkâmil zu einem für die Christen höchst vorteilhaften zehnjährigen Vertrag, brach, nachdem er sich in Jerusalem in der Grabeskirche 18. März 1229 selbst die Krone auf das Haupt gesetzt hatte, nach Italien auf, eroberte sein Königreich zurück und zwang Gregor im August 1230 zum Frieden von San Germano. Doch die[115] königliche Macht, deren Befestigung der Kaiser nunmehr in seinem Erbreich Sizilien mit Energie betrieb, blieb für die römische Kirche dauernd ein Stein des Anstoßes. Die ganze staatliche, wirtschaftliche und militärische Neuorganisation des Königreichs im Sinne des aufgeklärten Absolutismus erhielt ihren Ausdruck durch ein neues Gesetzbuch, die sizilischen Konstitutionen, woran neben dem Kaiser der Erzbischof Jakob von Capua und der Großhofrichter Peter de Vinea mitarbeiteten. Trotz des päpstlichen Zornes wurden diese Gesetze im August 1231 zu Melfi publiziert. Auf den 1. Nov. schrieb F. dann einen Reichstag nach Ravenna aus, worauf die feindlichen Kommunen in der Lombardei den Lombardenbund erneuerten und sich mit Friedrichs eignem Sohn Heinrich, der bisher in Deutschland vieles zur Unzufriedenheit des Vaters unternommen hatte und 1235 zum offenen Aufstand überging, verbanden. F. erschien ohne Heer in Deutschland, Fürsten und Städte schlossen sich ihm an; Heinrich mußte sich demütigen und wurde über die Alpen geschickt, wo er 1242 zu Martorano starb. F. ver heiratete sich 1235, seit 1227 zum zweitenmal verwitwet, mit Isabella, der Schwester König Heinrichs III. von England. Dann hielt er einen glänzenden Reichstag zu Mainz, übergab daselbst dem einzigen Nachkommen Heinrichs des Löwen, Otto, seine Stammländer als Herzogtum, endete so den langen Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen und sicherte sich Schwaben und andres Erbgut. Hierauf wurden die Rechte der Fürsten bestätigt und ein allgemeiner Landfriede in deutscher Sprache bekannt gemacht. Huldigend erschienen die Stände von Arelat und Burgund. F. stand auf der Höhe seines Glückes. 1236 entriß er dem widerspenstigen Herzog Friedrich dem Streitbaren Österreich und Steiermark und nahm diese Herzogtümer in eigne Verwaltung. Nachdem nach sein zweiter Sohn, Konrad, zum römischen Könige gewählt war, brach F. mit einem stattlichen Heer nach der Lombardei auf und besiegte 27. Nov. 1237 die Mailänder bei Cortenuova; nun zogen sich aber die Lombarden hinter die Mauern ihrer schwer einnehmbaren Städte zurück, ermutigt durch die mißglückte Belagerung von Brescia. Als F. seinen natürlichen Sohn Enzio mit einer sardinischen Fürstin vermählte und, trotz des Widerspruchs des Papstes, als König von Sardinien ausrufen ließ, traf ihn ein neuer Bannfluch (20. März 1239). Gregor begann den Vernichtungskampf mit einer Denkschrift voll der schwersten und ungerechtesten Anklagen zum Beweis der Ketzerei des Kaisers, wogegen dieser in einer Verteidigungsschrift protestierte und die Hilfe aller christlichen Fürsten anrief. Zugleich betrieb Gregor im Deutschen Reich die Erhebung eines Gegenkönigs, der sich aber nirgends finden wollte, und rief die sizilischen Großen zur Empörung auf. F. brach indessen in den Kirchenstaat ein, den er 1240 bis auf Rom eroberte, und 3. Mai 1241 siegte Friedrichs Flotte unter König Enzio in der Nähe der Insel Monte Cristo über die genuesische, auf der sich die von Gregor zu einem Konzil nach Rom berufenen, dem Kaiser feindlichen Prälaten Frankreichs und Spaniens befanden. Nachdem 21. Aug. 1241 Gregor IX. gestorben, schien die erst zwei Jahre danach erfolgende Wahl des F. befreundeten Innozenz IV. die wilden Parteikämpfe zu beenden, doch scheiterten die Unterhandlungen zwischen Papst und Kaiser, in denen dieser vor allem die Lösung vom Bann verlangte. Innozenz floh 1244 über Genua nach Lyon, berief eine große Kirchenversammlung (1245), forderte des Kaisers persönliches Erscheinen, um sich von der Anklage des Meineides, Friedensbruches, Kirchenraubes, der Heiligenschändung und Ketzerei zu reinigen, und entsetzte ihn, als er hierauf nicht einging, 17. Juli aller seiner Würden, befahl den Deutschen die Wahl eines neuen Königs, verband sich auf das engste mit den Lombarden und wurde sogar Teilnehmer einer Verschwörung zur heimlichen Ermordung des Kaisers. Wohl wehrte sich F. gegen den Bann, rechtfertigte in Schreiben an alle Monarchen Europas sein Streben nach Befreiung der weltlichen Macht von der Hierarchie und verteidigte in Deutschland und Italien tatkräftig seine Rechte. Indessen predigten Scharen von Bettelmönchen im ganzen Reich erfolgreich den Abfall vom Kaiser; in Deutschland erhoben sich zuerst die geistlichen Fürsten und wählten den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, nach dessen Tod (1247) Wilhelm von Holland zum Gegenkönig. F. erhielt jetzt aus Deutschland keinen Zuzug mehr, Siziliens Kräfte waren erschöpft, und die Niederlage vor Parma 18. Febr. 1248 vernichtete seine letzte Streitmacht. Die Bolognesen nahmen bei Fossalta (26. Mai 1249) Friedrichs Lieblingssohn, König Enzio, gefangen, und sein vertrautester Rat, Peter de Vinea, ward, von den Päpstlichen bestochen, zum Verräter seines Herrn. Nicht überwunden, aber wegen Erschöpfung seiner Hilfsmittel ohne Aussicht auf dauernden Sieg und innerlich gebrochen, starb F. 1250 zu Fiorentino in Apulien. Im Testament hatte er seinen Sohn, den römischen König Konrad IV., und für den Fall, daß dieser kinderlos sterben sollte, Isabellas Sohn Heinrich und dann in gleichem Fall Manfred, den Sohn seiner Geliebten Blanca von Lancia, mit der er sich erst auf dem Sterbebette trauen ließ, zu Haupterben eingesetzt. Für seinen unehelichen Sohn Friedrich von Antiochia (gest. 1258) hatte er Toskana bestimmt.
Ein an Schicksalen reicheres Fürstenleben hat das ganze Mittelalter nicht aufzuweisen; unter allen Hohenstaufen kommt ihm an geistiger Begabung keiner gleich. Dem sinnlichen Genuß über Gebühr ergeben, Krieger und Dichter, Gesetzgeber und Künstler, von den Christen verraten und von Sarazenen geehrt, heftig in der Liebe wie im Haß, fromm und doch als Ketzer gebrandmarkt, in seiner Ansicht über Kirchentum und Staat seiner Zeit weit vorauseilend und doch ihr huldigend, ist F. eine bei allen Fehlern bezaubernde Erscheinung. Obwohl seinem Wesen nach Italiener und Deutschland fremd gegenüberstehend, blieb er dem deutschen Volk als letzter gewaltiger Vertreter des Staufengeschlechts in lebendigstem Gedächtnis; man hielt ihn nicht für tot, und noch 30 Jahre nach seinem Tode traten Männer auf, die sich für F. ausgaben und viel Anhang fanden; ja die Sage vom Zauberschlaf in einem Berg bezieht sich ursprünglich auf F. II. (s. oben unter Friedrich I.). F. war der geschickteste Falkenier seiner Zeit und schrieb darüber »De arte venandi cum avibus« (Augsb. 1596; mit andern Schriften hrsg. von Schneider, Leipz. 1788; deutsch von Schöpffer, Berl. 1896), das von seinem Sohn, dem König Manfred, mit Anmerkungen versehen wurde. Vgl. Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Frederici II. (Par. 1852–61, 12 Bde.); Raumer, Geschichte der Hohenstaufen (5. Aufl., Leipz. 1878, 6 Bde.); Abel, Kaiser Otto IV. und König F. II. (Berl. 1856); Schirrmacher, Kaiser F. II. (Götting. 1859–65, 4 Bde.); Winkelmann, Kaiser F. II. Jahrbücher der deutschen Geschichte (Leipz. 1889–97, Bd. 1 u. 2, bis 1233); Köhler, Das Verhältnis Kaiser Friedrichs II. zu den Päpsten seiner Zeit (Bresl. 1888), A. del Vecchio, La legislazione di Frederico II [116] Imperatore (Turin 1874); Blondel, Etude sur la politique de l'empereur Frédéric IIen Allemagne (Par. 1892); Hampe, Kaiser F. II. (Münch. 1899).
13) F. II., der Eiserne, Kurfürst von Brandenburg, geb. 9. Nov. 1413, gest. 10. Febr. 1471, Sohn des vorigen, 1421 mit einer polnischen Prinzessin verlobt und als mutmaßlicher Erbe Polens dort erzogen, kehrte nach deren Tod 1431 nach Brandenburg zurück und folgte 1440 seinem Vater in der Regierung. Er brach die Selbständigkeit der Städte, namentlich der Zwillingsstädte Berlin-Kölln (1448), erwarb durch Kauf Kottbus und die Neumark (1455) sowie die Grafschaft Wernigerode, aber der Versuch, sich Pommern-Stettins nach Erlöschen der Herzoge zu bemächtigen, mißlang (1468). Da sein einziger Sohn vor ihm gestorben war, trat er 1470 die Regierung an seinen Bruder Albrecht Achilles ab und zog sich auf die Plassenburg zurück. Ein Denkmal (von Calandrelli) steht in der Siegesallee zu Berlin. Vgl. Gähtgens, Die Beziehungen zwischen Brandenburg und Preußen unter Kurfürst F. II. (Gießen 1890).
[Andere Friedrich II]
[Könige von Dänemark.] 18) F. II., Enkel des vorigen, geb. 1. Juli 1534 zu Hadersleben, gest. 4. April 1588, unterwarf, nachdem er 1559 seinem Vater Christian III. gefolgt war, die Dithmarschen. Der 1563–70 von ihm mit Schweden geführte Nordische siebenjährige Krieg (s.d.) verlief dagegen ergebnislos. Während seiner spätern Regierung machte er sich durch Verbesserung der Finanzen, Hebung von Handel und Ackerbau, Einschränkung der hanseatischen Privilegien und Begünstigung der Wissenschaften, besonders der Astronomie (s. Brahe [Tycho]), verdient. Dem Adel mußte auch er bedeutende Zugeständnisse machen. Vgl. Resen, Kong Frederich II.'s Krönicke (Kopenh. 1680); Bricka, Kong Frederik II.'s Ungdomskjärlighed (Anna Hardenberg, 1873); I. Grundtvig, Frederik II.'s Statshusholdning (1876); H. D. Lind, Fra Kong Frederik II.'s Tid (1902).
27) F. II., Landgraf von Hessen-Homburg (der »Prinz von Homburg«), geb. 9. Juni 1633, gest. 24. Jan. 1708, fünfter Sohn des Landgrafen Friedrich I., besuchte die Akademie in Genf, bereiste Italien und Frankreich, trat 1654 in schwedische Dienste und focht unter König Karl Gustav gegen Polen und Dänemark. Vor Kopenhagen ward ihm 29. Jan. 1659 das linke Bein zerschmettert; von dem künstlichen Bein mit silbernen Gelenken, das er seitdem trug, erhielt er den Beinamen »mit dem silbernen Beine«. 1661 mit der bereits bejahrten Gräfin Margarete Brahe, Witwe des Grafen Johann Oxenstierna, vermählt, verließ er den schwedischen Dienst und kaufte sich von dem Vermögen seiner Gemahlin, die schon 1669 starb, bedeutende Güter. 1670 verheiratete er sich zum zweitenmal mit Luise von Kurland, einer Base des Großen Kurfürsten, vertauschte das lutherische mit dem reformierten Bekenntnis und wurde brandenburgischer General der Kavallerie; seinen Kriegsruhm begründete er 1675 bei Fehrbellin. Nach dem Tode seines ältern Bruders, Georg Christian, 1681 zur Regierung in Homburg berufen, baute er das Schloß daselbst und mehrte durch Aufnahme flüchtiger Hugenotten und Waldenser Einwohnerzahl, Gewerbtätigkeit und Wohlstand des Landes. Nach dem Tode seiner zweiten Gemahlin (1690) vermählte er sich zum drittenmal 1692 mit Sophie Sibylle von Leiningen. Von seinen 15 Kindern überlebten ihn 7; sein Nachfolger ward Friedrich Jakob. 1889 erhielt das 2. hessische Husarenregiment Nr. 14 seinen Namen. Sein entschlossener und praktischer Sinn steht zu dem in H. v. Kleists Schauspiel gezeichneten romantischen »Prinzen von Homburg« in Widerspruch. Vgl. Hamel, F. 11., mit dem silbernen Bein, Landgraf von Hessen-Homburg (Berl. 1861); Jungfer, Der Prinz von Homburg (das. 1890).
[Liegnitz.] 31) F. II., Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau, geb. 12. Febr. 1480, gest. 17. Sept. 1547, Sohn des Herzogs Friedrich I. von Liegnitz und der Ludmilla Podiebrad, übernahm 1499 die Regierung von Liegnitz, während er Brieg seinem jüngern Bruder, Georg, überlief;. Als dieser ohne Kinder starb, nahm F. 1521 Brieg in Besitz und erwarb 1524 das Herzogtum Wohlau durch Kauf, führte 1523 die Reformation in seinem Land ein und verteidigte seinen religiösen Standpunkt 1527 in zwei Schriften, der »Grund-Ursach« und der »Apologie«. 1537 schloß er mit Joachim II. von Brandenburg die durch eine Doppelheirat bestegelte Erbverbrüderung, die Brandenburg-Preußens Ansprüche auf Schlesien begründete, obwohl sie König Ferdinand I. von Böhmen 1546 für ungültig erklärte. F. war zuerst mit der polnischen Prinzessin Elisabeth, dann mit der Prinzessin Sophie von Brandenburg vermählt.
[Schwaben.] 77) F. II., der Einäugige, Herzog von Schwaben, geb. 1090, gest. 6. April 1147 in Hagenau, älterer Sohn Friedrichs I., des ersten Herzogs aus dem staufischen Haus, und der Tochter Kaiser Heinrichs IV., Agnes, ward nach des Vaters Tode 1105 Herzog von Schwaben, kämpfte für die Sache seines Oheims Heinrich V., war während des Kaisers Zug nach Italien 1116 Reichsverweser, ward aber wegen seiner den geistlichen Fürsten feindlichen Haltung von einer Kirchenversammlung zu Köln 1118 gebannt. Kaiser Heinrich hinterließ ihm und seinem Bruder Konrad (s. Konrad 3) 1125 das reiche Erbe des salischen Hauses, aber zum König wurde, nachdem[141] ihn der Erzbischof von Mainz durch List zur Herausgabe der von Heinrich V. ihm übergebenen Reichsinsignien gebracht hatte, sein Nebenbuhler Lothar von Sachsen gewählt (1125). F. huldigte zwar Lothar; als dieser aber die Herausgabe der mit dem salischen Hausgut vereinigten Reichsgüter verlangte und F. auf seine Weigerung hin in die Reichsacht erklärte (Januar 1126), begann dieser den Krieg, anfangs mit Glück, konnte aber zuletzt der Übermacht nicht mehr widerstehen. Als der Herzog Welf Ulm einnahm und Lothar in Schwaben einfiel, unterwarf er sich auf dem Reichstag zu Bamberg im März 1135 und erhielt unter Vermittelung der Kaiserin Richenza Verzeihung und Bestätigung seines schwäbischen Herzogtums. Nach Lothars Tod ward sein Bruder Kon rad König, sein ältester Sohn war Kaiser Friedrich I.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 113-143.
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Pierer 1858
[722] Friedrich (lat. Friderīcus, franz. Frédéric, engl. Frederick), deutscher Vorname, bedeutet der starke Schutz. I Regierende Fürsten: A) Deutsche Kaiser: 1) F. I., genannt der Rothbart (Barbaross), ein Hohenstaufe, Sohn des Herzogs F. des Einäugigen von Schwaben u. der Judith, geb. 1121; wurde nach seines Vaters Tode 1147 von seinem Oheim, Kaiser Konrad III., als F. III. mit Schwaben u. Elsaß belehnt u. nach Konrads Tode 1152 zum Deutschen König erwählt u. gekrönt. Er hob durch sein energisches Auftreten das gesunkene Ansehen der kaiserlichen Macht sowohl den Reichsfürsten wie dem Papste gegenüber; er unternahm vier Römerzüge, auf deren zweitem er Mailand eroberte; von Heinrich dem Löwen verlassen, mißglückte ihm der vierte, weshalb er, den Papst Alexander III. u. den Lombardischen Städtebund anerkennend, nach Deutschland zurückkehrte, Heinrich den Löwen ächtete u. denselben 1180 besiegte u. seiner Länder beraubte. 1189 unternahm er einen Kreuzzug, schlug die Sarazenen bei Ikonium, ertrank aber 1190 im Flusse Kalykadnos bei Seleukia, durch welchen er reiten wollte. Sein Tod in fernem Lande machte mancherlei Sagen rege, welche noch jetzt in dem Munde des Volkes leben, namentlich soll er im Kyffhäuser schlafend sitzen u. sein großer rother Bart durch den vor ihm stehenden Tisch gewachsen sein. Wenn er erwacht u. wieder heraufkommt, soll in Deutschland die goldene Zeit wiederkommen. F. beschützte Wissenschaften u. Künste u. war namentlich der Baukunst sehr gewogen. Über sein Wirken in Deutschland s.d. (Gesch.) VIII. Er war vermählt seit 1149 mit Adelaide, Tochter des Markgrafen Thibald von Vohburg, von welcher er sich 1153 schied, u. in zweiter Ehe mit Beatrix, Erbtochter des Grafen Reinald von Burgund; seine Kinder waren: Heinrich VI., sein Nachfolger als Deutscher König; Friedrich V., Herzog von Schwaben; Konrad, Herzog von Franconien u. Schwaben; Otto, Graf von Burgund; Philipp, der nach seinem Bruder Heinrich VI. Deutscher König wurde; u. Sophie, vermählt mit dem Markgrafen Wilhelm III. von Montserrat. Vgl. Burkhard, Hist. Friderici Imperat. Magni, Ulm 1790; B. Hundeshagen, Kaiser F. I. Barbarossa; I. Voigt, Geschichte des Lombardenbundes u. seines Kampfes mit Kaiser F. I., Königsb. 1818; F. Kortüm, Kaiser F. I. mit seinen Freunden u. Feinden, Aarau 1818. 2) F. II., Enkel des Vor., Sohn Kaisers Heinrich VI. u. Constanzias von Sicilien, geb. 26. Dec. 1194 in Jesi, wurde, noch nicht 3 Jahre alt, 1196 römischer König, folgte aber seinem Vater, welcher 1197 starb, nicht, da sein väterlicher Oheim, Philipp von Schwaben, u. nach dessen Ermordung durch Otto von Wittelsbach, Otto IV. von Braunschweig die Krone von [722] Deutschland erhielt. Dagegen wurde er als F. VI. Herzog von Schwaben u. seine Mutter ließ ihn zum König von Sicilien u. Neapel könen. Als aber 1209 sich der Papst mit dem guelfischen Kaiser Otto IV. entzweit hatte, bewog derselbe die deutschen Fürsten, F. zum König zu wählen, u. dieser erschien 1212 in Deutschland, wurde von der hohenstaufischen Partei freudig empfangen u. von den Schwaben als geborener Herzog anerkannt. Den Gegenkönig besiegte er 1214 in der Schlacht von Bovines u. wurde 1215 in Aachen gekrönt. Durch die Pläne seines Großvaters zur Erhebung der kaiserlichen Macht über das Papstthum, gerieth er mit dem Papste u. dessen italienischen Bundesgenossen in langwierige Kämpfe, unternahm 1227 seinen ersten u. 1228 den zweiten Kreuzzug, setzte in Jerusalem sich die Königskrone auf, kehrte 1230 nach Italien zurück u. ließ sich vom Banne freisprchen. Bald darauf empörte sich sein Sohn Heinrich (VII.), welcher als römischer König u. Reichsverweser in Deutschland zurückgeblieben u. vom Papst Gregor IX. gegen ihn aufgereizt worden war. Nach Deutschland zurückkehrend, nahm er 1235 Heinrich VII. gefangen u. ließ seinen zweiten Sohn, Konrad, zum römischen Könige wählen, besiegte 1236 u. 37 die aufständischen Städte der Lombardei, wurde aber, als er seinen natürlichen Sohn Enzio zum König von Sardinien erhob, von Gregor IX. wieder mit dem Bann belegt. Er überzog deshalb den Papst mit Krieg u. eroberte 1241 Ravenna. Innocenz IV., dessen Wahl er selbst nach Gregors IX. u. Cölestins IV. Tode erwirkt hatte, bestätigte indeß den Bann u. wurde der unversöhnlichste Feind des Kaisers. Er ließ denselben durch ein Concil absetzen u. stellte Heinrich Raspe von Thüringen u. nach dessen Tode Wilhelm von Holland als Gegenkönig auf. Gegen die lombardischen Städte kämpfte er abermals, glücklich, obschon sein Sohn Enzio 1249 vor Parma gefangen genommen wurde, F. starb, nachdem der Mordversuch Peters de Vineis fehlgeschlagen war, am 13. Dec. 1250 in Fiorentino. F. war ein vielseitig gebildeter Fürst voll großartiger Entwü fe u. edler Absichten. Er beschützte die Wissenschaften, stiftete in Neapel eine Universität u. gab durch Petrus de Vineis u. Thaddeus Suessa weise Gesetze zu Gunsten des Handels, der Schifffahrt u. des Volkswohls. Seine Vorliebe für Italien vereitelte aber seinen Plan, die deutsche Kaiserwürde zu der Höhe der Macht zu erheben, welche er anstrebte; s. Deutschland (Gesch) VIII u. Neapel (Gesch). Er ist das Sujet zu Immermanns Tragödie: Kaiser Friedrich II., Hamb. 1828, u. zu einer der dramatischen Dichtungen in Raupachs Hohenstaufen. Er war vermählt seit 1208 mit Constanzia von Aragon (st. 1212); in zweiter Ehe seit 1225 mit Jolanta, Tochter Johanns von Brienne, Königs von Jerusalem (st. 1228); in dritter Ehe seit 1235 mit Isabella, Tochter des Königs Johann von England (st. 1241); seine Kinder waren: aus erster Ehe, Heinrich; aus zweiter sein Nachfolger Konrad IV.; aus dritter Ehe, Heinrich, Titularkönig von Jerusalem, u. Margarethe, Gemahlin des Landgrafen Albrecht von Thüringen; Enzio u. Manfred, König von Sicilien, u. Anna, Gemahlin des byzantinischen Kaisers Vatakos, waren natürliche Kinder von ihm. Er schr. ein lateinisches Werk über die Falkenjagd, beste Ausg. von Schneider, Lpz. 178-. Vgl. von Funck, Geschichte Kaisers F. II., Züllich. 1792; Huillard-Bréholles u. H. de Albertis de Luynes, Hist. diplomatica Friderici II., Par. 1852–57, 5 Bde.; Abel, Kaiser Otto IV. u. König F. II., Berl. 1856. 3) F. III., der Schöne, Sohn des Herzogs Albrecht I. von Österreich u. der Elisabeth von Kärn ten, geb. 1286; kam in Österreich 1308 zur Regierung, wurde aber 1314 zum Deutschen Könige gewählt u. von seinem Gegenkönig, Ludwig dem Baier, 1322 bei Mühldorf gefangen. Mit seinem Gegner, Ludwig, Wohnung u. Gesellschaft theilend, blieb er in der Gewalt desselben bis 1325, wo er unter dem Versprechen, der Krone zu entsagen, freigelassen wurde. Als er dies Versprechen nicht halten konnte, da seine Partei ihn als Kaiser anerkannte, kehrte er freiwillig nach München zur Hast zurück. Ludwig, solche Treue anerkennend, setzte das frühere Freundesverhältniß mit F. fort u. übertrug ihm sogar, als er 1327 gegen Polen zog, die Verwaltung seiner baierischen Erblande u. wollte ihn selbst zu seinem Mitregeulen annehmen, was aber die Reichsfürsten nicht bewilligten. F. zog sich nun auf den Guttenstein zurück, wo er frommen Betrachtungen lebte u. 13. Jan. 1330 starb. Seine Gebeine wurden in dem von ihm gestifteten Kloster Mauerbach beigesetzt u. 1783 nach Wien in den Stephansdom übergeführt; s. Deutschland (Gesch.) X. u. Österreich (Gesch.). Er war seit 1315 mit Isabelle, Tochter des Königs Jakob I. von Aragonien, vermählt (st. 1330); seine beiden Söhne starben jung. Vgl. Fr. Kurz, Österreich unter F. dem Schönen, Linz 18184) F. IV., Sohn des Herzogs Ernst des Eisernen von Österreich u. der Cymburgis von Masovien, geb. 21. Septbr. 1415 in Innsbruck, folgte 1424 als F. V. seinem Vater in Österreich unter Vormundschaft, wallfahrtete nach dem Gelobten Lande u. trat, mündig geworden, 1435 mit seinem Bruder Albrecht dem Verschwender die Regierung in Steyermark, Krain u. Kärnten an, wurde bald nach dem Tode seines Bruders u. Vetters Vorm und über die Prinzen der beiden anderen Linien, von denen noch die Linie Nieder-Österreich Ungarn u. Böhmen besaß. 1439 wurde er nach Kaiser Albrechts II Tode zum Kaiser gewählt u. 1442 in Aachen gekrönt. Über seine unruhige Regierung als Erzherzog in Österreich u. als Kaiser, s. Deutschland (Gesch.) XI. u. Österreich (Gesch.). F. st. 19. Aug. 1493 in Linz. In den letzten Jahren seines Lebens war ihm ein Bein abgenommen worden. Er war seit 1452 vermählt mit Eleenore, Tochter des Königs Eduard von Portugal ist. 1467); seine Kinder waren: Maximilian I., sein Nachfolger, u. Kunigunde, Gemahlin des Herzogs Albrecht des Weisen von Baiern. F. war bei aller Unthätigkeit doch ein geistreicher Mann, der die Wissenschaften, bes. die Botanik u. Astrologie, liebte; er schr. ein Tagebuch, welches sich in Lambecii Diar. itin. cell u. dessen Prodr. hist findet. Vgl. Fr. Kurz, Österreich unter Kaiser F. IV., Wien 1812, 2 Bde.; Chmel, Geschichte Kaiser F. IV., Hamb. 1840–43, 2 Bde.
Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 722-740. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009953868