Freyburg

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Freyburg (Unstrut), Stadt an der Unstrut im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt, Zentrum des Weinanbaugebietes Saale-Unstrut, Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Unstruttal. Einwohnerzahl 4563 (31. Dez. 2021)


Meyers 1907

[97] Freyburg (F. an der Unstrut), Stadt im preuß. Regbez. Merseburg, Kreis Querfurt, an der Unstrut und der Staatsbahnlinie Naumburg-Artern, 106 m ü. M., hat eine evang. Kirche in halb gotischem, halb romanischem Stil, eine von der deutschen Turnerschaft 1894 errichtete Gedächtnis-Turnhalle (erbaut von G. Weidenbach-Leipzig) über dem Grab des Turnvaters Jahn, mit Denkmal Jahns, neben dem das ebenfalls von der deutschen Turnerschaft 1903 errichtete Jahnmuseum im romanischen Stil (erbaut[97] von Weidenbach u. Tschammer) steht, ein Standbild des Herzogs Christian IV. von Sachsen-Weißenfels, Amtsgericht, Schaumweinfabrik, chemische Fabrik, Holzstoffabrik, Dampfmolkerei, Ziegelbrennerei, Weinbau, eine Handelsmühle und (1900) 3296 Einw. Unmittelbar über der Stadt erhebt sich das von Ludwig dem Springer um 1062 erbaute und nach seiner Zerstörung durch den Erzbischof von Magdeburg (1139) vom Landgrafen Ludwig dem Eisernen wieder aufgebaute (lebendige Mauer), in seiner jetzigen Gestalt aber größtenteils von den Herzogen von Sachsen-Weißenfels herrührende Bergschloß Neuenburg, jetzt Wirtschaftsgebäude des dazugehörigen Kammergutes. In der Nähe von F. ist der »Edelacker«, den der Sage nach unter Ludwig dem Eisernen der die Bauern arg bedrückende Adel, zur Strafe vor den Pflug gespannt, umackern mußte.- 1293 wurde F. vom König Adolf von Nassau erobert und verwüstet, von Friedrich dem Freidigen wieder aufgebaut. Am 21. Okt. 1813 kam es hier zu einem Gefecht zwischen den Preußen unter Henckel v. Donnersmark und einigen polnischen Bataillonen, denen ein großer Trupp österreichischer Gefangener abgenommen wurde. In F. starb 15. Okt. 1852 der Turnvater Jahn (s. oben).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 97-98. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006635296


Brockhaus 1911

[620] Freyburg an der Unstrut, Stadt im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, (1900) 3296 E., Amtsgericht, Bergschloß (Neuenburg); Champagnerfabrik, Weinbau. Hier starb 15. Okt. 1852 Friedr. Ludwig Jahn (Museum).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 620. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001120298


Topographia Superioris Saxoniae

Aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor): Topographia Superioris Saxoniae. Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 85.

Freyburg.

Ein Stättlein / vnnd Superintendentz / in Thüringen / an dem vornehmen Wasser der Vnstrut / aber etwas hoch gelegen / darzu ein Ampt / vnd vnder dasselbe / die Stättlein Laucha / vnd Mücheln: Item die Voigthey Schmohen / gehörig seyn; wie Melchias Nehel p. 227. meldet. Ist Chur-Sächsisch / vnd kompt besagtes Wasser / die Vnstrut / nit fern davon / vnd bey der Statt Naumburg vber / in die Sal. Von welchem Wasser in einer geschriebnen Thüringischen Chronic also stehet: Anno 1194. ward die Vnstrut also gar zu Grund trocken / daß man in 2. gantzen Monaten nirgend kein Wasser darinnen fand / vnd das geschah an andern Wassern nicht. In einer andern geschriebenen Chronic wird gelesen / daß man damals in vielen Tagen nirgend kein Wasser darin gefunden. Also schreibet Becherer in der Thüringischen Chronic p. 580. daß die Vnstrut den 8. Martii Anno 1575. bey Freyburg außgeblieben / vnd vertrucknet / daß man die Fisch mit den Händen hat greiffen können. Der ander Graff in Thüringen vnnd Hessen / Ludwig der Springer / hat / nach dem er Pfaltzgraff Friederichen vmbgebracht / Freyburg erbawt. Ward mit der Zeit / nemblich im Jahr 1293. vom Keyser Adolphen belagert / vnd mit Verrähterey eingenommen; welcher den armen Hauffen zwar vnbeschädigt abziehen lassen; aber Männer / vnnd Jungegesellen / hat er alle vmbgebracht; wie Dresserus in seinem Stättbuch / p. 267. schreibet. Laurentius Peccenstein sagt part. 2. Theatri Saxon. fol. 38. daß dieser Orth in Anno 1260. außgebronnen / vnnd es ein feines Schloß / vom Churfürst Augusto renoviret / da habe. Daher auch theils solchen Orth nur vor ein Schloß halten: weilen aber gemelter Dresserus ihn vnder die Stätte gesetzt; vnd auch die Vmbstände / daß noch ein Stättlein darein ein Superintendens wohnet / dabey / es geben; So haben wir solches auch hieher bringen wollen. Wie dann in der Franckfurter Herbst Relation deß 1642. Jahrs stehet / daß in solchem / vnd zwar im Mayen / das Stättlein[WS 1] Freyburg / darin Keyserische lagen / von der Schwedischen Besatzung zu Erfurt / vberfallen worden seye. Also wird in der außgangenen Klag-Schrifft / wie es der Zeit im Lande zu Meissen / vnd der Nachbarschafft stehe / auch Freyburg vnder die jenige Stätte gezehlet / deren Gottes- Rahts- Bürger- oder gemeiner Statt Häuser / in diesem Krieg / darauff gangen seyn. Wie dann Anno 1631. den 29. Augusti / dieser Orth außgeplündert / vnd verbrant worden. So sagt ein Thüringische geschriebne / Chronic / so deß Hartungk Cammermeisters seyn solle / außdrucklich / daß gemelter Graf Ludwig / der Springer / auß Vergünstigung deß Keysers / vnd deß Bischoffs zu Mäyntz / erstlich allhie einen Burgfrieden auffgeschlagen / Graben vnnd Plancken darumb gebawet / darnach / als er Pfaltzgraff Friederichen zu Sachsen bey Schiplitz erstochen / in dem andern Jahr / neben dem Berge / im Grund ein Stättlein / so er Freyburg genant / erbawet habe: vnd heisse das Schloß allda Naumburg / so er Anno 1075. vber dem Stättlein gar vollendet. Obgedachter Keyser Adolph habe das Stättlein / nach dem er das Wehrhaffte Volck getödtet / verbrent; das Schloß Naumburgk aber / auff welchem er Edel vnd Vn-Edel erschlagen / zerbrochen / vnd zerstöret. / Wikisource