Fallada, Hans

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Hans Fallada (* 21. Juli 1893 als Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Rudolf Ditzen wurde in der Steinstraße 58/59 geboren, wo sich heute das Hans-Fallada-Haus befindet und verbrachte seine ersten fünf Jahre als Sohn vermögender Eltern in Greifswald. Seine Mutter, Elisabeth Lorenz, war die Tochter eines Gefängnisgeistlichen aus Lüneburg und sein Vater, Wilhelm Ditzen, war Jurist, erst am Landgericht, später am Kammergericht Berlin und nachfolgend Reichsgericht in Leipzig, wodurch der junge Rudolf und die Familie Ditzen oft den Wohnort wechselten. In Greifswald selbst zog die Familie insgesamt zweimal um: 1896 lebten die Ditzens am Karlsplatz 17, am heutigen Karl-Marx-Platz und zogen darauf in die Bachstraße, die damals noch nach Bismarck benannt war. Der junge Rudolf Ditzen litt als Kind häufig an Krankheiten und war auch des öfteren in Unfälle verwickelt, die seine körperliche Gesundheit beeinträchtigten. Auch sein Gemütszustand war davon betroffen: Rudolf Ditzen war ein Mensch mit Depressionen, die sich bereits in Kindheitstagen äußerten: Er fand wenig sozialen Anklang bei Gleichaltrigen und Klassenkamerad*innen; seinen einzigen Schulfreund, Dietrich von Neckar, starb bei einem Scheinduell in Rudolfstadt. Rudolf Ditzen überlebte nur knapp. Die extreme und unstete Lebensweise Falladas fand ihren Ausdruck in seinem leidenschaftlichen und wie besessenen Schreiben, aber auch in seinen Zwangsstörungen und der Alkoholsucht. An Greifswald selbst vermochte sich Fallada kaum zu erinnern: Die prominenteste Erinnerung sei die der sogenannten "Treppenhausgeschichte" gewesen, die wahrscheinlich frei aus den Erzählungen seines Vaters übernommen wurde. Fallada schildert darin sein vermeintliches Erlebnis als Kind, bei dem er in seinem damaligen Wohnhaus den Kopf zwischen die Gitterstäbe des Geländers steckte, um den Passanten einen Streich zu spielen - beim Vorbeigehen versuchte Rudolf ihnen auf die Köpfe zu spucken. Er konnte sich nicht eigenständig aus dem Geländer befreien und musste vom Hausbesitzer selbst aus der misslichen Lage geholt werden. Die abstehenden Ohren Falladas, sein Markenzeichen, sollen auf dieses Ereignis zurückgehen. Am 20. Juni 1924 wurde Fallada in das Greifswalder Gerichtsgefängnis in der Domstraße wegen Unterschlagung eingewiesen und musste hier mehrere Monate Haft verbüßen. Sein Vater, der von Berufes wegen Jurist war, hatte zuvor im verbundenen Gerichtsgebäude, ebenfalls in der Domstraße, gearbeitet. Hans Fallada dokumentiert seine Zeit in der Haftanstalt auf das Genaueste und verarbeitet seine Eindrücke im 1934 erschienen Roman "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst". Er wird zur Arbeit auf dem Holzhof des Gefängnisses eingeteilt und belieferte das brave und gesetzte Bürgertum Greifswalds. Diese erniedrigenden Erlebnisse inspirierten ihn zu seinen Schilderungen der "kleinen Leute" der Unbeachteten und Unpriviligierten, die er ehrlich, liebevoll und detailreich beschrieb. Falladas Verhältnis zu Greifswald verblieb ambivalent.

Bibliographie, eine Auswahl:

  • Kleiner Mann – was nun? Rowohlt Verlag, Berlin 1932
  • Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Rowohlt Verlag, Berlin 1934
  • Wolf unter Wölfen. Rowohlt Verlag, Berlin 1937
  • Der eiserne Gustav. 1938
  • Jeder stirbt für sich allein. Aufbau-Verlag Berlin 1947
  • Der Trinker. 1950 (Manuskript von 1944)

Lieferbare Bücher:

Quellen: Müller-Waldeck, Gunnar: "O du Fallada..." - Rudolf Ditzen, ein Sohn unserer Stadt, in: Literarische Spuren in Greifswald, Greifswald 1990, S. 113-114. Müller-Waldeck Gunnar: Fallada, Hans, in: Biographisches Lexikon für Pommern, Bd. 1, Dirk Alvermann/Nils Jörn (Hrsg.), Köln/Weimar/Wien 2013, S. 60-66.