Curt Christoph von Schwerin
Curt Christoph von Schwerin
[195] Curt Christoph von Schwerin (geb. 1684 in Schwedisch-Pommern), studirte zwar anfangs, ging aber nach seines Vaters Tode (1700) in Holländische Kriegsdienste, und wurde bei einer Compagnie seines ältesten Bluders als Fähndrich angestellt; und so streng ihn auch dieser hielt, so hatte er doch, da er besonders unter Eugens und Malboroughs Augen focht, hierbei Gelegenheit, sich zu jenem großen Feldherrn nachher auszubilden, für den man ihn allgemein anerkannt hat. Nach einiger Zeit ging er zum Herzog von Mecklenburg-Schwerin, wurde von diesem als Oberster (1711) an Carl XII. von Schweden geschickt (bei welchem er während seines einjährigen Aufenthalts bei Bender sehr viel in der Kriegskunst erlernte), und konnte nun bald im Jahr 1718 seine militairischen Talente zeigen, indem er, bei Gelegenheit eines Zwistes seines Herzogs mit den Ständen, einer vom Kaiser abgeschickten Commissions-Armee von 13,000 Mann als Generalmajor mit 12,000 Mann entgegenging und sie aufs Haupt schlug. Da der Herzog seine Armee abdankte, so trat unser Schwerin bei Friedrich Wilhelm von Preußen in Dienste, der ihn als Gesandten nach Warschau schickte. Nach einiger Zeit erhielt er sein Infanterie-Regiment, rückte 1733 als Preußischer Generallieutenant ins Mecklenburgische, wo die Streitigkeiten noch immer fortdauerten, nöthigte hier die Hannöverschen Truppen zum Abzuge, und wurde endlich 1740 von Friedrich II. in den Grafenstand erhoben, zugleich auch zum Feldmarschall der Armeen ernannt. In den darauf folgenden Kriegen half er den Sieg bei Mollwitz mit erfechten, und krönte endlich seine Heldenthalten im siebenjährigen Kriege, wo er als 72 jähriger Greis den Tod fürs Vaterland starb. In der mörderischen Schlacht bei Prag (6. Mai 1757), als er sein Regiment beim Passiren eines hohlen Weges, durch das feindliche Kartätschenfeuer zurückgeschreckt, zaudern sah, riß er einem Fahnjunker die Fahne hinweg, rief seinen Soldaten zu: »Heran, meine Kinder! heran!« und führte sie so gegen die Oesterreicher: aber wenig Schritte vorwärts – und er sank, von vier Kartätschenkugeln getroffen, todt zur Erde nieder. Der König beweinte innigst gerührt seinen Verlust, und ließ ihm nachher (1771) zu Berlin [195] auf dem Wilhelmsplatze eine marmorne Bildsäule errichten. So groß Schwerin als Held war – obgleich von Statur nur klein – so angenehm war er als Gesellschafter; er verstand und schrieb mehrere Sprachen, und war vorzüglich, wo ihn nicht das Kriegsgetümmel beschäftigte, eben ein so guter Landwirth als er dort großer Feldherr war.
Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 195-196.
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