Croy (Fürsten)

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Croy [2] (Pierer)

[552] Croy (spr. Kroy), fürstliche Familie in den Niederlanden, Frankreich u. Deutschland; theilte sich in verschiedene Linien (Arschot, Chimay, Havré, Dülmen, Grafen v. Salern), wovon die erste 1480 den deutschen Reichsfürstenstand erhielt. Für seine auf dem linken Rheinufer verlorenen Güter erhielt der damalige Herzog von C. 1803 durch Reichsdeputationshauptreceß das Amt Dülmen im Münsterschen u. wurde durch den Wiener Congreß der Krone Preußen untergeben. Merkwürdig sind: 1) Wilhelm v. C., Herzog v. Soria u. Arci, Herr v. Chièvres, bekleidete hohe Stellen am Hofe des Kaisers Karl V. u. st. 1521. 2) Philipp, Graf v. Guines u. C., Herzog v. Arschot, wurde vom Kaiser Karl V. als Herzog v. Arschot (welches Herzogthum er erheirathet hatte) bestätigt u. war bei den niederländischen Unruhen treuer Anhänger Spaniens; 1576 von den Ständen zum Befehlshaber der Truppen ernannt, wurde er Statthalter von Flandern u. bewirkte als solcher, meist aus Haß gegen Wilhelm von Oranien, daß der Erzbischof Matthias die Oberstatthalterwürde erhielt. Worte der Strenge bei einem Aufruhr in Gent brachten ihn ins Gefängniß; bald wieder entlassen, mehrte er die Macht seines Gegners, des Prinzen von Oranien, durch sein gesunkenes Ansehen. Später neigte er sich mehr zur Partei der Patrioten u. ging, da er die spanischen Truppen nicht aus den Niederlanden entfernen konnte, nach Venedig, wo er 1595 starb; er war vermählt mit Anna von Lothringen. 3) Karl, Herzog v. C. u. Arschot, Prinz zu Chimay, Sohn des Vor., geb. 1560; studirte in Löwen, trat, als die Niederländer über das Benehmen des Don Juan d'Austria aufgebracht waren, auf ihre Seite u. wurde von Matthias, Statthalter der Niederlande, 1579 nach Köln gesandt, um mit den Spaniern zu unterhandeln. Als er kurz darauf die spanische Partei verlassen hatte u. zur reformirten Lehre übergetreten war, wurde er Gouverneur von Brügge u. 1582 von Flandern. Da er sich aber mit dem Prinzen von Oranien nicht vertragen konnte, trat er wieder zur spanischen Partei über, eroberte 1588 Bonn u. befehligte 1592 mit Alexander Farnese in Frankreich. Nach dem Frieden in Vervins 1598 ging er als Geisel mit nach Frankreich, erlangte von Heinrich IV., daß die Herrschaft C. in ein Herzogthum verwandelt wurde, u. st. 1612, ohne Nachkommen, worauf die Güter an dessen Schwester Anna, Gemahlin des Herzogs Karl v. Aremberg, fielen, weshalb das Haus Aremberg noch jetzt den Titel: Herzog v. C. u. Arschot, führt. Jetzt existiren noch A) Croy-Dülmen, von dieser Linie ist 4) Herzog Alfred Franz, Sohn des 1822 verstorbenen Herzogs August, geb. 22. Decbr. 1789, vermählt seit 1819 mit Eleonore geb. Fürstin v. Salm-Salm; Erbprinz ist Rudolf, geb. 1823; u. B) Croy-Havré, welche mit Herzog Joseph, geb. 1744, gest. 1839, im Mannsstamm ausstarb; als dessen Testamentserbe folgte mit Annahme des Namens C.-Havré 5) Maximilian, 2. Sohn des Prinzen Ferdinand aus dem Hause C.-Dülmen, geb. 21. Jan. 1821.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 552.

Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009735321


Croy [2] (Meyer 1906)

[355] Croy (spr. kreu), altes, jetzt in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden angesessenes Herzogsgeschlecht pikardischen Ursprungs, dessen Stammsitz C. (Crouy) im Depart. Seine-Marne liegt, erwarb 1397 die Grafschaft Chimay und teilte sich mit den Brüdern Anton (gest. 1475) und Johann (gest. 1473), den einflußreichsten Ratgebern Philipps des Guten von Burgund, in zwei Linien. Der ältern, die 1486 die Reichsfürstenwürde erlangte, gehören an: Wilhelm (gest. 1521), der Erzieher Kaiser Karls V., sein Neffe und Erbe Philipp (gest. 1549), seit 1533 Herzog von Aerschot, dessen Sohn Philipp (gest. 1595 in Venedig), der während des niederländischen Aufstandes eine oft zweideutige Rolle spielte, und sein Sohn Karl (geb. 1560, gest. 1612), der, 1582–84 Calvinist und Anhänger Wilhelms von Oranien, später in spanischen Diensten gegen die niederländische Republik und gegen Frankreich kämpfte, 1598 die Erhebung von C. zum Herzogtum durchsetzte und wertvolle Memoiren (hrsg. von Reiffenberg, Brüss. 1845) hinterließ. 1640 fielen die Besitzungen durch Heirat an die jüngere Linie, die sich wieder in mehrere Zweige teilte. Der eine, C.-Havré, starb mit Herzog Joseph 12. Nov. 1839 in der männlichen Linie aus; der andre, C.-Dülmen, erwarb 1677 die Reichsfürstenwürde,[355] empfing 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß für die am linken Rheinufer verlornen mittelbaren Güter das frühere münstersche Amt Dülmen (ca. 300 qkm) und ward durch die Wiener Krongreßakte preußische Standesherrschaft, seit 1854 mit erblichem Sitz im preußischen Herrenhaus. Die Herzöge von C. führen auch den Titel Granden von Spanien. Jetziges Haupt des Hauses ist Herzog Karl, geb. 29. Jan. 1859 in Brüssel.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 355-356.

Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006453015


Croy (Herder 1854)

[238] Croy (Kroa), altes niederl. Adelsgeschlecht, das jetzt in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden angesessen ist, theilte sich in die Linien Arschot, Chimay, Havré, Dülmen. Durch Reichsdeputationsschluß von 1803 wurde ein Herzog von C. für seine auf dem linken Rheinufer von den Franzosen weggenommenen Güter durch das bischöflich-münsterʼsche Amt Dülmen entschädigt und durch die Wiener Crongreßacte preußischer Standesherr.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 238.

Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003285863