Cholin, Igor

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Igor Cholin

russ. И́горь Серге́евич Хо́лин, engl. Igor Kholin (11.1. 1920, Moskau — 15.6. 1999, Moskau) — legendärer russischer Undergrounddichter, Dissident, Mitglied der Ljanosower Gruppe / Schule.


Vita

Igor Cholin wurde in Moskau als Sohn einer Näherin und eines zaristischen Offiziers geboren. Während des Bürgerkriegs starb der Vater und die Mutter gab ihn ins Waisenhaus. 1940-1946 diente er in der Roten Armee, zuletzt als Hauptmann in Prag. Nach dem Krieg geriet er in einen Kreis von Dichtern, darunter Jewgeni Kropiwnizki und Genrich Sapgir. Unter deren Einfluß begann er auch zu schreiben. Ende der 50er Jahre wurde er einer der führenden Vertreter der inoffiziellen, (post-)avantgardistischen Szene. In der Sowjetunion wurden bis 1988 nur seine Gedichte für Kinder veröffentlicht. Er war Mitglied der Gruppe "Konkret" mit Genrich Sapgir, Eduard Limonow und Wagritsch Bachtschanjan. 1999 starb er an Leberkrebs. Begraben ist er auf dem Friedhof Chimki.


Werk

"Cholin reproduziert die verkürzte harte Logik, welche weite Bereiche des sowjetischen Alltags formt, und füllt sie mit einer unerlaubten Semantik auf («Klavier zu verkaufen», «Bekanntschaft», «Da hat ein Automat»). In anderen Gedichten wie in «Meine Erde» oder «Ihr kennt ihn nicht den Cholin» durchbricht er festgefügte hierarchische Zusammenhänge und stellt neue Ordnungen her. Das freie Manipulieren mit Funktionskomplexen verschiedenster Art und dem semantischen Material, aus welchem sie aufgebaut sind, ist kennzeichnend für Cholins Lyrik." Liesl Ujvary in: Freiheit ist Freiheit (1975)