Calderón de la Barca, Pedro

Aus Lyrikwiki



Pedro Calderón de la Barca y Barreda González de Henao Ruiz de Blasco y Riaño (* 17. Januar 1600 in Madrid; † 25. Mai 1681 ebenda) war ein spanischer Dichter und Dramatiker. / https://de.wikipedia.org/wiki/Pedro_Calderón_de_la_Barca


Pedro Calderón de la Barca (Madrid, 17 de enero de 1600 - 25 de mayo de 1681) fue un escritor, dramaturgo y sacerdote español, miembro de la Venerable Congregación de Presbíteros Seculares Naturales de Madrid San Pedro Apóstol y caballero de la Orden de Santiago, conocido fundamentalmente por ser uno de los más insignes literatos barrocos del Siglo de Oro, en especial por su teatro. / https://es.wikipedia.org/wiki/Pedro_Calderón_de_la_Barca


Meyers 1905

[698] Caldĕron, 1) Pedro C. dela Barca Henao y Riaño, der größte dramatische Dichter der Spanier, war als Sprößling einer altadligen asturischen Familie 17. Jan. 1600 in Madrid geboren und starb 25. Mai 1681. In seinem 9. Jahr wurde er einem Jesuitenkollegium übergeben und bezog dann im 13. Jahr die hohe Schule von Salamanca, wo er sich juristischen, philosophischen und mathematischen Studien widmete, gegen den Wunsch der frommen Mutter, die ihn dem Priesterstande weihen wollte. Daneben lag er auch der Ausbildung seines poetischen Talents ob. Schon in seinem 14. Jahr konnte er die erste Frucht desselben, sein Schauspiel »El carro del cielo«, veröffentlichen. 1619 nach Madrid zurückgekehrt, beteiligte er sich an einem öffentlichen Dichterwettstreit bei der Seligsprechung des heil. Isidorus (1620), um blanke Münze zu gewinnen, hatte Erfolg, fand am dortigen Hof mächtige Freunde, verließ denselben aber 1625 wieder, um seinem kriegerischen Hang nachzugeben, und folgte den Fahnen des Königs 10 Jahre lang, namentlich in Mailand und in den Niederlanden, ohne sich besondern Heldenruf zu erwerben. Philipp IV. rief ihn 1635 an den Hof zurück, übertrug ihm die Leitung seines Theaters im Lustschloß Buen-Retiro sowie die Anordnung aller königlichen Feste und Lustbarkeiten und erhob ihn 1637 zum Ritter des Ordens von Santiago. Von ihm beauftragt, für die königliche Bühne ein dramatisches Werk zu liefern, schrieb C. das Schauspiel »Certamen de amor y celos«, eilte dann zu dem Heer der spanischen Ritterorden nach Katalonien und erntete jetzt auch kriegerischen Ruhm. Der König überhäufte ihn nun mit Auszeichnungen wie mit künstlerischen Aufträgen für Palast und Kirche, setzte ihm eine hohe Pension aus und ließ seine Dramen und Autos mit möglichstem Pomp ausführen. Daß C. damals oder früher sich in allerlei Liebeshändel einließ, in einem Eifersuchtskampf eine Wunde an der linken Schläfe davontrug und auch bei der Probeaufführung eines seiner Stücke in einer Rauferei verwundet ward, erzählt er selbst in einer autobiographischen, leider nur halb erhaltenen Romanze.[698] In seinem 50. Jahr bemachtigte sich des einst so lebensfrohen Dichters ein Hang zum Mystizismus; er trat 1651 in den geistlichen Stand und erhielt 1653 vom König eine der Kaplanstellen an der erzbischöflichen Kirche zu Toledo, die er auch beibehielt, als ihn Philipp IV., um ihn in der Nähe zu haben, 1663 zum Kaplan an der königlichen Hofkapelle zu Madrid ernannte. Schon ehe C. öffentlich in den geistlichen Stand getreten war, hatte sich seine poetische Tätigkeit überwiegend den Autos sacramentales (s. Auto) zugewendet; von jetzt an widmete er sich ausschließlich dieser dem spanischen Zeitgeist entsprechenden Dichtgattung und leistete darin in der Tat Ausgezeichnetes. Schneller als sein weltlicher Dichterruf verbreitete sich sein Ruhm als Schöpfer herrlicher geistlicher Schauspiele über ganz Spanien: von allen ersten Städten des Reiches, Madrid, Toledo, Sevilla, Granada u. a., wurde er mit Aufträgen überhäuft. 1663 zugleich Mitglied der Brüderschaft von San Pedro zu Madrid, wurde er einige Jahre später zum Capellan-Mayor derselben ernannt, und diese Ehre erfreute ihn so, daß er dem frommen Verein sein ganzes nicht geringes Vermögen vermachte. Seine Asche ruhte über anderthalb Jahrhunderte in der Kirche San Salvador zu Madrid; 1841 wurde dieselbe nach dem Kirchhof des Klosters San Nicolas vor dem Atochator übergeführt. Eine (sitzende) Bronzestatue des Dichters von Figueras wurde 1880 auf dem St. Annenplatz zu Madrid feierlich enthüllt.

C. ist ohne Zweifel das glänzendste poetische Genie, das der Katholizismus hervorgebracht hat, und zwar, obwohl vorzugsweise »katholischer Dichter«, von erstaunlicher Vielseitigkeit. Seine Werke sind sehr zahlreich (mehr als 200), aber weder in streng chronologischer Folge noch rein und vollständig erhalten. Sie zerfallen in Autos sacramentales (z. B. »La cena de Baltasar« und »La vida es sueño«, deutsch von Braunfels und v. Diepenbrock); Wunderkomödien (am berühmtesten das in sehr jungen Jahren verfaßte »La devocion de la cruz« und »El mágico prodigioso«); tragische Schauspiele (z. B. »El alcalde de Zalamea«, »El principe constante«, »La niña de Gomez Arias«); Konversationsstücke (wie »Dicha y desdicha del nombre«, »La dama duende«, »Guárdate del agua mansa«); mythologische Festspiele (z. B. »Eco y Narciso«, »El mayor encanto amor«); Ritterspektakelstücke (z. B. »La puente de Mantible«, »En esta vida todo es verdad y todo mentira«); historische Schauspiele (»Hija del aire«, »Afectos de odio y amor« u. a.); romantische Schauspiele verschiedener Qualität, worunter das weltberühmte »La vida es sueño« (»Das Leben ein Traum«) zu zählen ist. Was den poetischen Wert betrifft, so offenbaren sich in Calderons dramatischer Behandlungsweise der Stoffe ebensoviel künstlerische Absichtlichkeit des berechnenden Verstandes, dem die Phantasie bei aller ihrer Fülle untergeordnet ist, wie tiefe Weltanschauung und Erhebung des Gemüts bis zur äußersten Grenze der Welt der Erscheinungen. Er übertrifft seine Vorgänger durch den psychologisch-ethischen Gehalt seiner Dramen, durch die harmonische Gliederung ihrer Szenerie und durch den edlen, bis aufs äußerste gefeilten Ausdruck. Um Neuheit hat er sich wenig bekümmert, dagegen beherrscht er mit Sicherheit den einmal gewählten Gegenstand und faßt in der besondern Tatsache stets das Abbild allgemeiner Gesetze auf. Seine Lieblingsbilder kehren zwar oft wieder, gewinnen aber immer neuen Reiz durch andre Zusammenstellung. Der geistige Gehalt der dramatischen Werke Calderons ist natürlich ungleich. Während mehreren, wie »Die Tochter der Luft«, »Das Leben ein Traum«, »Die Andacht zum Kreuz«, »Der wundertätige Magus«, »Der standhafte Prinz«, der wunderbarste Zauber innewohnt, selbst wo das von ihm gepflegte katholisch-romantische Ideal sittlich und religiös unser Gefühl nicht befriedigt (wie im »Arzt seiner Ehre« und »Richter von Zalamea«), ermüden andre durch rhetorisierende Dogmatik. Auch stören in den religiösen Dramen die massenhaften Allegorien und Personifikationen abstrakter Begriffe, die C. handelnd auftreten läßt. Nicht wenige im höhern Alter verfaßte weltliche Schauspiele zeugen von kalter Unlust am Leben; manche Jugendwerke mißfallen wegen Überladung mit Bilderschmuck und durch Prunk des Ausdrucks (estilo culto). C. selbst legte in seinem Alter das meiste Gewicht auf seine Autos und zeigte gegen seine weltlichen Stücke um so mehr Gleichgültigkeit, je mehr man sie bis zur Unkenntlichkeit entstellte und ihm Fremdes unterschob. Als nachweisbar echt besitzen wir von C. 108 Schauspiele (Comedias) und 73 Autos sacramentales nebst den dazugehörigen Loas, während von seinen 100 scherzhaften Sainetes nur wenige vorhanden sind. Sein letztes Stück, im 81. Jahr geschrieben, war »Hado y divisa de Leonido y Marfisa«. Lieder, Sonette, Romanzen und andre kleine Gedichte sind zum größten Teil ungedruckt geblieben. Was davon aufzutreiben war, hat de Castro (»Poesias de C.«, Cadiz 1848) herausgegeben; ein Bändchen neu aufgefundener Gedichte erschien u. d. T.: »Poesias ineditas« (Madr. 1881, im 7 k. Bd. der Biblioteca universal, und 1886).

Die erste Sammlung seiner Dramen, von seinem Bruder besorgt (Madr. 1640–74), gedieh nur bis zum vierten Band. Vollständigere Ausgaben der Comedias lieferten Juan de Vera Tassis (Madr. 1685–94, 9 Bde.), Fern. de Apontes (das. 1760–1763, 11 Bde.), J. G. Keil (Leipz. 1827–30, 4 Bde.), am besten Hartzenbusch in der Biblioteca de Aut. Españ. in 4 Bänden (Bd. 7, 9,12,14, Madr. 1848–1852, enthaltend 123 Comedias und 16 kleine Bühnenstücke nebst 15 lyrischen Gedichten) und Garcia Ramon (Par. 1882–83). Die Autos, die als Eigentum der Stadt Madrid lange nicht gedruckt werden durften, erschienen zu Madrid 1717 in 6 Bänden, später von Apontes herausgegeben: »Autos sacramentales alegóricos y historiales del Phenix de los poetas, etc.« (das. 1759–60, 6 Bde.). Einen vorzüglichen kritischen Text des »Magico prodigioso« veröffentlichte Morel-Fatio (Heilbr. 1877); auch die Krenkelschen kommentierten Ausgaben des »Principe constante«, »Vida es sueño«, »Magico prodigioso« und »Alcalde de Zalamea« (Leipz. 1881–87, 3 Bde.) sind empfehlenswert, desgleichen die französischen Übertragungen der »Drames religieux« von Léo Rouanet. Deutsche Übersetzungen Calderonscher Dramen lieferten A. W. v. Schlegel (»Spanisches Theater«, Berl. 1803–1809, 2 Tle., 5 Stücke enthaltend), Gries (das. 1815–1829, 7 Bde.; 2. Ausg. 1840, 8 Bde.), v. d. Malsburg (Leipz. 1819–25, 6 Bde.), Martin (das. 1844, 3 Tle.) und M. Rapp (»Spanisches Theater«, Bd. 6, Hildburgh. 1870). Die geistlichen Schauspiele übertrugen I. v. Eichendorff (Stuttg. 1846–53, 2 Bde.), Lorinser (»Geistliche Festspiele«, 2. Ausg., Regensb. 1882–87, 18 Bde.; »Größte Dramen religiösen Inhalts«, Freiburg 1875–76, 3 Bde.) und im Anschluß an letztere Pasch: »Ausgewählte Schauspiele, zum erstenmal übersetzt« (das. 1891–96, 7 Bde.). Das Verdienst, die deutschen Bühnen dem Genius Calderons geöffnet zu haben, gebührt Goethe, der an[699] dem spanischen Dramatiker lebhaften und dauernden Anteil nahm, sowie Schlegel. Schon 1811 ging in Weimar »Der standhafte Prinz« über die Bühne; 1816 wurde dasselbe Stück in Berlin ausgeführt. In Wien wurde bereits 1668 das Drama »Alles geben und nichts geben« gespielt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. machte man verschiedene neue Anläufe. Später brachte West (Schreyvogel) »Das Leben ein Traum« (gedruckt 1867) nach der Griesschen Übersetzung in bühnenmäßige Form und zur Ausführung. Im allgemeinen blieb jedoch der Versuch, C. auf der deutschen Bühne einzubürgern, trotz aller Farbenpracht seiner Gebilde ohne nachhaltigen Erfolg, was zum größten Teil in dem ängstlichen Festhalten an der originalen, dem Deutschen nie mundgerecht zu machenden Form, mehr als in dem fremdartigen und widerstrebenden Geiste, der die Stücke erfüllt, seinen Grund hat. Neuerdings scheint ein freieres Umgeben mit den Originalen bessere Resultate zu erzielen. Drei Stücke: »Das Leben ein Traum«, »Der standhafte Prinz« und »Der Alcalde von Zalamea«, gehören zum Repertoire aller bessern Bühnen. – Die erste Biographie von C. schrieb sein Herausgeber und Freund Vera Tassis (abgedruckt vor dem ersten Teil der Komödien sowie in mehreren spätern Ausgaben). Gut über ihn urteilten außer Goethe und A. W. v. Schlegel (»Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur«, Bd. 3) namentlich Valentin Schmidt, der einen philologischen Kommentar entwarf (»Wiener Jahrbücher der Literatur«, Bd. 17–19,1822), Fr. v. Schack (»Geschichte der dramatischen Literatur in Spanien«, Bd. 3), dessen unparteiische Würdigung Calderons Verhältnis zu seinen Vorgängern und Mitlebenden aufhellt, K. Immermann (»Deutsche Pandora«, Bd. 3), Fr. v. Raumer (»Historisches Taschenbuch«, 1842), Klein (»Geschichte des Dramas«, Bd. 11, Leipz. 1874) und Schäffer (»Geschichte des spanischen Nationaldramas«, das. 1890). Vgl. Fr. W. Schmidt, Die Schauspiele Calderons (Elbers. 1857); Trench (Erzbischof von Dublin), Essay on the life and genius of C. (2. Aufl., Lond. 1880); Fastenrath, Calderon (Leipz. 1881); Derselbe, C. in Spanien (das. 1882); Dorer, Die Calderon-Literatur in Deutschland (das. 1881; fortgesetzt in den »Beiträgen zur Calderon-Literatur«, Dresd. 1884); Putman, Studien over C. en zijne geschriften (Utrecht 1880); Angel Lasso de la Vega, C. de la Barca. Estudios de las obras, etc. (Madr. 1885); Pelayo, C. y su teatro (das. 1881); A. Morel-Fatio, Calderon (Par. 1881); Günthner, C. und seine Werke (Freiburg 1888, 2 Bde.).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 698-700. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006391362


Pierer 1857

[568] Caldĕron, 1) Don Pedro C. de la Barca-Barreda, Gonzalez de Henao Ruiz de Blasco y Riaño, geb. 17. Jan. 1600 in Madrid, studirte in Salamanca, ging dann nach Madrid u. war mehrere Jahre Soldat; 1636 wurde er Hofbühnendichter, u. seit 1651 dem geistlichen Stande beigetreten, wurde er 1653 Kaplan in Toledo, 1663 Ehrenkaplan des Königs, 1681 Capelan mayor der Congregation von St. Petrus u. st. 25. Mai 1681. Sein Grab in dem Kloster S. Salvador wurde 1840 wieder gefunden u. seine Überreste nach der Kirche von Atocha, einer Art Nationalpantheon, versetzt. C. ist der größte Dramatiker der Spanier (s. Spanische Literatur) u. Verfasser von Intriguenstücken, heroischen Komödien, historischen Schauspielen u. Tragödien. Vor seinem 14. Jahre schrieb[568] er sein erstes Schauspiel: El Carro del Cielo. In Deutschland wurde er durch die Romantiker eingeführt u. zwar mit den Stücken: Der standhafte Prinz u. Die Andacht zum Kreuz; bei seiner strengkatholischen Anschauungsweise konnte der Geschmack an seinen Dichtungen indeß hier nicht lange anhalten. Außerdem hat er noch 95 Autos (bes. herausgeg. Madr. 1717, 6 Bde., 2. A. 1759 f.), 200 Loas (Vorspiele) u. 100 Saynetes (Divertissements) u. mehrere Lieder, Sonetten etc. geschrieben. Vollständige Ausgaben seiner Schauspiele Madr. 1683 ff., 9 Bde, 1760–63, 10 Bde.; von Keil, Lpz. 1820–23, 3 Bde. (unvollendet), 1830, 4 Bde.; Comedias von Hartzenbusch, Madr. 1848–50, 4 Bde.; deutsche Übersetzungen von A. W. Schlegel (in seinem spanischen Theater, Berl. 1803–9, 2 Bde., 5 Stücke), von Gries (ebd. 1815–24, 7 Bde., n. A. 1840 f., 8 Bde., Supplem. 1850), von der Malsburg (Lpz. 1819–25, 6 Bde.) u. von Martin (ebd. 1844, 3 Bde.); neueste Sammlung seiner kleineren Gedichte von Ad. de Castro, Cad. 1848; Geistliche Festspiele von Lorinser, Regensb. 1856 ff. Vgl. Schmidt, Die Schauspiele C-s, Elberf. 1857.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 568-569. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009623000