Buch von der Deutschen Poeterey. 1. Vorrede

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Buch von der Deutschen Poeterey. Das 1. Capitel. Vorrede.

WJewol ich mir von der Deutschen Poeterey/ auff ersuchung vornemer Leute/ vnd dann zue beßerer fortpflantzung vnserer sprachen/ etwas auff zue setzen vorgenommen; bin ich doch solcher gedancken keines weges/ das ich vermeine/ man könne iemanden durch gewisse regeln vnd gesetze zu einem Poeten machen. Es ist auch die Poeterey eher getrieben worden/ als man je von derselben art/ ampte vnd zuegehör/ geschrieben: vnd haben die Gelehrten/ was sie in den Poeten (welcher schrifften auß einem Göttlichen antriebe vnd von natur herkommen/ wie Plato hin vnd wieder hiervon redet) auffgemereket/ nachmals durch richtige verfassungen zuesammen geschlossen/ vnd aus vieler tugenden eine kunst gemacht. Bey den Griechen hat es Aristoteles vornemlich gethan; bey den Lateinern Horatius; vnd zue vnserer Voreltern zeiten Vida vnnd Scaliger so außführlich/ das weiter etwas darbey zue thun vergebens ist. Derentwegen ich nur etwas/ so ich in gemeine von aller Poeterey zue erinnern von nöthen zue sein erachte/ hiervor setzen wil/ nachmals das was vnsere deutsche Sprache vornemlich angehet/ etwas vmbstendtlicher für augen stellen.


Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey. Jn welchem alle jhre eigenschafft vnd zuegehör gründtlich erzehlet/ vnd mit exempeln außgeführet wird. Breslau; Brieg: Müller; Gründer, 1624. 1. Auflage https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/opitz_buch_1624