Brockhaus
Personen
Pierer
[324] Brockhaus, 1) Friedrich Arnold, geb. 1772 in Dortmund, etablirte sich 1795 als Kaufmann in seiner Vaterstadt, verlegte sein Geschäft 1802 nach Holland u. errichtete in Amsterdam 1806 eine Buchhandlung, verließ 1810 wegen der durch die französische Besitznahme Hollands eingetretenen Verhältnisse Amsterdam u. ging 1811 nach Altenburg, wo er ein Neues Verlagsgeschäft etablirte Bereits in Amsterdam hatte er 1808 das damals ins Stocken gerathene Conversations-Lexikon (s.d.) durch Kauf an sich gebracht, dem er, unter Mitwirkung bedeutender literarischer Kräfte, in der 2. Auflage u. der neuen Folge eine höhere Bedeutung gab. Dabei hob er nach u. nach sein Geschäft zu einem der größten Buchhändlergeschäfte Deutschlands, u. der immer wachsende Umfang desselben bewog ihn, zu Ostern 1817 nach Leipzig überzusiedeln, wo er mit demselben eine Druckerei verband. Er unternahm außer dem Conversations-Lexikon mehrere Zeitschriften, so die Deutschen Blätter, Altenb 1813–1816, die Zeitgenossen, das Literarische Conversationsblatt (jetzt Blätter für literarische Unterhaltung), Hermes, Isis u. m., das Taschenbuch Urania etc., den Verlag mehrerer bedeutender Werke. Nach mannigfaltigen Anfechtungen, namentlich von Seiten auswärtiger Censurbehörden u. verschiedenen literarischen Streitigkeiten, bes. mit Müllner, st. er 1823. Es gebührt ihm der Ruhm, die Literatur nach großartigen Ansichten u. ehrenwerthen Grundsätzen, mit selbstständiger Einsicht u. Kraft, mehrseitig in erfolgreicher Weise gefördert zu haben. Das von ihm begründete Verlagsgeschäft wurde nach seinem Tode zum Besten der Erben 6 Jahre lang durch ein von ihm selbst bestimmtes Comité, deren Hauptleiter seine beiden ältesten Söhne waren, verwaltet, worauf es 1830 in den alleinigen Besitz der Letzteren überging. Der älteste Sohn 2) Friedrich, geb. 1800 in Dortmund, der bei Vieweg in Braunschweig die Buchdruckerei erlernte, übernahm bes. die Leitung des Druckereigeschäftes, das er bald, auch in Folge[324] seiner Erfahrungen, auf mehreren großen Reisen, zu einer bedeutenden Höhe hob. Er trat 1850 aus dem Geschäft, das in den alleinigen Besitz von B. 3) überging, u. lebt seitdem auf seinem Gute Prossen bei Schandau. Den technischen Theil des Geschäfts hatte Friedrich vermehrt mit einer Schriftgießerei, Buchbinderei, Maschinenwerkstätte, Kupferdruckerei u. Stahlstecherei. Der 2. Sohn 3) Heinrich, geb. 1804 in Amsterdam, unterzog sich vorzugsweise der Leitung des buchhändlerischen Zweiges des Geschäfts, der nach des Vaters Tode noch mehr erweitert ward. Das Conversations-Lexikon wurde in immer verbesserter u. bereicherter Gestalt bis zur 10. Auflage (beendigt 1855) fortgeführt, demselben schlossen sich auch das Conversations-Lexikon der neuesten Zeit u. Literatur (1832 bis 1834, 4 Bde.); das Conversations-Lexikon der Gegenwart (1838–41, 4 Bde.); Die Gegenwart (1848–56, 12 Bde.), Unsere Zeit, 1857 ff.; das Bilder-Conversations-Lexikon; der Systematische Bilderatlas zum Conversations-Lexikon (1844–51) u. das Kleinere Conversations-Lexikon (1854 ff., 4 Bde.) an. Die vom Vater begonnenen großen periodischen Unternehmungen wurden, mit Ausnahme des Hermes, welcher einging, zum Theil nach umfassenderen Planen fortgeführt; andere traten hinzu, u.a. das Historische Taschenbuch von Raumer, das Pfennigmagazin u. seit October 1837 die Leipziger Allgemeine Zeitung (seit 1843 Deutsche Allgemeine Zeitung); Gutzkows Unterhaltungen am häuslichen Heerd (1852 ff.); Prutz' Deutsches Museum (1853 ff.). Die Gleditschische Buchhandlung wurde 1832 angekauft u. mit dem Verlage ein Commissionsgeschäft verbunden. Die zu dem Gleditschischen Verlage gehörige Allgemeine Encyklopädie von Ersch u. Gruber wurde seitdem in 3 Serien fortgeführt. Eine neue Ausdehnung gewann die Handlung durch Gründung einer Buchhandlung für deutsche u. ausländische Literatur in Paris u. Leipzig, 1837, unter der Firma Brockhaus & Avenarius, von der jedoch die Pariser 1844 verkauft u. die in Leipzig 1850 mit der Firma des Hauses vereinigt wurde. Dieser Zweig des Geschäftes wurde 1856 noch erweitert durch Hinzufügung eines Antiquariats, so daß das Etablissement alle Hauptzweige des Buchhandels in sich vereinigt. 4) Hermann, der jüngste Bruder der Vorigen, geb. 1806 in Amsterdam; studirte in Leipzig, Göttingen u. Bonn orientalische Sprachen, hielt sich lange Jahre in Frankreich u. England auf, privatisirte dann eine Zeitlang in Dresden, wurde 1839 Professor in Jena u. 1841 in Leipzig, wo er seit 1848 ordentlicher Professor der altindischen Sprache u. Literatur ist. Er schr.: Über den Druck sanskritischer Werke mit lateinischen Buchstaben, Lpz. 1841; gab heraus: Prabodha Candrodaya, von Krishna Misra, Lpz. 1835; Kathâ Sarit-Sâgara, Mährchensammlung von Somadeva, sanskrit u. deutsch, Lpz. 1839; Nachschebi's persische Bearbeitung der Sieben weisen Meister, 1845; den Vendidad Sade, 1850; Die Lieder des Hafis, 1855 ff., u. redigirt seit 1853 die Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft. 5) Heinrich Eduard, Sohn von B. 3), geb. 1829, studirte in Leipzig, Heidelberg u. Berlin u. trat 1850 in das väterliche Geschäft. welchem er seit 1854 mit seinem Vater zusammen vorsteht.
Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 324-325. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009591613
Meyers 1905
[442] Brockhaus, 1) Hermann, Orientalist, dritter Sohn von Friedrich Arnold B., geb. 28. Jan. 1806 in Amsterdam, gest. 5. Jan. 1877 in Leipzig, studierte daselbst, in Göttingen und Bonn, lebte dann lange in Frankreich und England und ließ sich später in Dresden nieder. Von hier siedelte er 1839 als Professor nach Jena und 1841 nach Leipzig über, wo er 1848 ordentlicher Professor der altindischen Sprache und Literatur wurde. Dem Gebiete des Altindischen gehören an seine Ausgaben des »Prabodhachandrodaya«, eines philosophischen Schauspiels von Krishnamiçra (Leipz. 1835), und des »Kathâ-sarit-sâgara«, einer Märchensammlung von Somadeva Bhatta (sanskr. u. deutsch, das. 1839–66), dem des Iranischen seine Ausgabe des Vendidâd Sâde (in lateinischer Schrift, mit Index und Glossar, das. 1850), die kritische Ausgabe der Lieder des Hafis (das. 1854 bis 1860, 3 Bde.) und eine desgleichen der persischen Bearbeitung des »Buches der sieben weisen Meister« (das. 1845). Seit 1853 redigierte er die »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, sowie seit 1856 die »Allgemeine Enzyklopädie« von Ersch und Gruber (Teil 62ff.). – Sein Sohn Friedrich Klemens, geb. 14. Febr. 1837 in Dresden, gest. 10. Nov. 1877 als außerordentlicher Professor der Theologie und Pastor an der Johanniskirche in Leipzig, veröffentlichte: »Gregor von Heimburg« (Leipz. 1861); »Aurelius Prudentius Clemens in seiner Bedeutung für die Kirche seiner Zeit« (das. 1872) u. a. – Ein jüngerer Sohn, Friedrich Arnold, Jurist, geb. 21. Sept. 1838 in Kiel, gest. 14. Okt. 1895 in Jena, seit 1871 Professor in Basel, 1872 in Kiel, 1888 in Marburg, 1889 in Jena, schrieb: »Das Legitimitätsprinzip« (Leipz. 1868); »Die Briefe des Junius« (das. 1878); »Das deutsche Heer und die Kontingente der Einzelstaaten« (das. 1888) u. a.
2) Heinrich, Kunstgelehrter, geb. 9. März 1858 in Leipzig, studierte Geschichte und Kunstgeschichte und habilitierte sich nach längern Studienreisen, deren Hauptfrucht das Werk: »Die Kunst in den Athosklöstern« (Leipz. 1891) war, an der Universität seiner Vaterstadt, wo er 1895 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1897 übernahm er die Leitung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. Von seinen übrigen Veröffentlichungen sind zu nennen: »Der Kurfürstentag zu Nürnberg 1640« (Leipz. 1883); »Unsre heutige Baukunst« (das. 1895); »Böcklin« (das. 1901); »Forschungen über Florentiner Kunstwerke« (das. 1902). Auch gab er den Traktat des Pomponius Gauricus: »De sculptura« (Leipz. 1886), heraus.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 442. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006370977
Brockhaus 1911
[270] Brockhaus, Buchhändlerfamilie. Firma F. A. Brockhaus, Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei und andern graphischen Zweigen, Export und Import, in Leipzig, gegründet 15. Okt. 1805 von Friedr. Arnold B. (geb. 4. Mai 1772 in Dortmund, gest. 20. Aug. 1823) unter der Firma »Rohloff & Ko.« (später »Kunst- und Industrie-Comptoir«) in Amsterdam, 1811 nach Altenburg, 1818 nach Leipzig verlegt. Das Hauptunternehmen wurde das 1796 begonnene, aber nicht beendete »Conversations-Lexikon«, das B. 1808 auf der Leipziger Buchhändlermesse kaufte, beendete und noch in fünf weitern gänzlich umgearbeiteten Auflagen herausgab. Biogr. von seinem Enkel Heinr. Eduard B. (3 Bde., 1872-81). – Seine Söhne: Friedr. B. (geb. 23. Sept. 1800 in Dortmund, gest. 24. Aug. 1865 in Dresden) und Heinr. B. betrieben das Geschäft bis 1849 gemeinsam, dann Heinrich allein. Letzterer, geb. 4. Febr. 1804 in Amsterdam, war 1842-48 Mitglied der sächs. Zweiten Kammer, gest. 15. Nov. 1874. Teilhaber seit 1854, bez. 1863, und spätere Nachfolger im Besitz wurden Heinrichs Söhne: Dr. phil. Eduard B., geb. 7. Aug. 1829 in Leipzig, 1871-78 Mitglied des Deutschen Reichstags (nationalliberal), Verfasser der Biographie seines Großvaters, 1880-94 Vorsitzender des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, langjähriger Vorsitzender des Deutschen Buchdruckervereins, 1892-94 erster Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, und Rudolf B., geb. 16. Juli 1838 in Leipzig, gest. 28. Jan. 1898, der einen Auszug »Aus den Tagebüchern von Heinr. B.« (5 Tle., 1884-87) bearbeitete. Beide traten 30. Juni 1895 vom Geschäft zurück und übergaben es ihren ältesten Söhnen: Albert B., geb. 2. Sept. 1855, seit 1901 erster Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, und Rudolf B. jun., geb. 4. Juni 1864, die schon 1881 bez. 1889 in die Firma eingetreten waren. Nach dem Austritt des letztern 30. Juni 1905 trat der Bruder Alberts, Rechtsanwalt Dr. Fritz B., geb. 27. März 1874, als Teilhaber ein. Das Hauptunternehmen ist das »Konversations-Lexikon« (14. Aufl. 1892-97; Neue Revidierte Jubiläumsausg. 1901-4) geblieben, sowie ein ausgedehnter populärwissenschaftlicher und wissenschaftlicher Verlag, in neuerer Zeit namentlich Reisewerke von Stanley, Nansen, Hedin, Fürst Uchtomskij u.a. Filialen in Paris und London, früher auch in Wien und Berlin; 1890 wurde mit J. A. Efron in Petersburg die Firma Brockhaus & Efron (seit 1898 Aktiengesellschaft) gegründet zur Herausgabe eines illustrierten russ. Konversations-Lexikons (41 Bde., 1890-1904) und populärwissenschaftlicher Literatur, der Werke von Shakespeare, Schiller, Byron etc. in russ. Übersetzung. Zum 100jährigen Jubiläum der Firma, 15. Okt. 1905, erschien ihre Geschichte von Dr. Eduard B. (1905).
Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 270. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000984000
Konversationslexikon
- Brockhaus Conversations-Lexicon 1. Auflage (1796-1808 / 1809-1811) „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“, von Gotthelf Löbel begründet und später von Christian Wilhelm Franke weitergeführt, von Friedrich Arnold Brockhaus aufgekauft. 6 Bände – 1809 unter dem neuen Titel „Conversations-Lexicon oder kurz gefasstes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit“
- Brockhaus Conversations-Lexicon 2./3./4. Auflage (1812-1819 / 1820) – zunächst auf 10 Bände angelegte zweite ganz umgearbeitete Auflage unter dem Titel „Conversations-Lexicon oder Handwörterbuch für die gebildeten Stände über die in der gesellschaftlichen Unterhaltung und bei der Lectüre vorkommenden Gegenstände, Namen und Begriffe, in Beziehung auf Völker- und Menschengeschichte, Politik und Diplomatik, Mythologie und Archäologie, Erd-, Natur-, Gewerb- und Handlungskunde, die schönen Künste und Wissenschaften: mit Einschluß der in die Umgangssprache eingegangenen ausländischen Wörter und mit besonderer Rücksicht auf die älteren und neuesten merkwürdigen Zeitereignisse“
- Brockhaus Conversations-Lexicon 5. Auflage (1819-1822 / 1826)
- Brockhaus 6. Auflage (1824) als „Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände (Conversations-Lexikon)“ in 10 Bänden
- Brockhaus 7. Auflage (1827) – „Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände (Conversationslexikon)“, 12 Bände
- Brockhaus 8. Auflage (1833)
- Brockhaus 9. Auflage (1843)
- Brockhaus 10. Auflage (1851)
- Brockhaus 11. Auflage (1864)
- Brockhaus 12. Auflage (1875)
- Brockhaus 13. Auflage (1882)
- Brockhaus 14. Auflage (1892)
- Brockhaus 15. Auflage (1928)
- Brockhaus 16. Auflage (1952)
- Brockhaus 17. Auflage (1966)
- Brockhaus 18. Auflage (1977)
- Brockhaus 19. Auflage (1986)
- Brockhaus Jahrbuch (seit 1993)
- Brockhaus 20. Auflage (1996)
- Brockhaus Bibliothek (ab 1997)
- Brockhaus, mittelgroße (ab 1997)
- Brockhaus 21. Auflage (2006) – "Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bänden. 21., völlig neu bearbeitete Auflage", 30 Bände
Siehe Verlagsseite https://www.lexikon-und-enzyklopaedie.de/Brockhaus-Lexikon-Enzyklopaedie-Auflagen/