Bardesanes

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Pierer

[323] Bardesānes (Bardisanes), Gnostiker, geb. bei Edessa um 120, mit dem syrischen Fürsten Abgar Bar Maann erzogen u. befreundet. Den Aufforderungen des Philosophen Apollonios, Heide zu werden, widerstand er ebenso wie dessen Drohungen. Er schrieb Mehreres in syrischer Sprache (verloren), z.B. 150 Lieder nach Davidischen Psalmen, durch welche er seine ketzerischen Ansichten um so eindringlicher unter dem Volk zu verbreiten gedachte u. von welchen Fragmente bei Ephraem übrig sind. Sein gnostisches System war dem des Valentinus ähnlich. Er nahm einen höchsten guten Gott, den Vater, u. ihm gegenüber die Hyle, die Materie, aus welcher alles Böse entspringe, an. Aus jenem kommen die höchsten Äonen, Christus u. der Heilige Geist, aus letzterem andere, sie bilden das Pleroma. Die menschliche Seele ist ursprünglich höherer Natur, sobald sie Gottes Gebot übertritt, bekommt sie aus der bösen Materie einen Körper u. kommt als Mensch auf die Erde. Um sie von der Last des sündigen Körpers zu befreien u. zum Himmel zurückzuführen, kommt Christus in einem ätherischen Leibe auf die Erde u. kehrt nach erlittenem Scheintodte ins Pleroma zurück. Von nun an sehnen sich die Menschen nach dem Himmel, der Leib, als Ursache der Sünde, geht zu Grunde u. wird wieder Materie. B. erkannte alle kanonische Schriften des A. u. N. T. an u. wurde für rechtgläubig gehalten. Schüler von ihm war sein Sohn Harmonius, welcher sein System erweiterte u. auch zu den Liedern seines Vaters Melodien machte; seine Anhänger, die bis ins 4. Jahrh. reichen, heißen Bardesanisten, Vgl. Hahn, Bardesanesgnosticus, Lpz. 1819; Kühner, Bardesanis numina astralia, Hidb. 1833.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 323. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009470921


Herder 1854

Bardesanes

[407] Bardesanes, syrischer Gnostiker im 2. Jahrh., lehrte 2 ewige Urwesen, den unbekannten Vater und die Materie, aus der sich das Böse entwickelt, während aus jenem 7 Aeonen, die schaffenden Elemente alles Guten hervorgehen; zu diesen gehört auch der himmlische Christus, welcher zur Erlösung der Menschheit durch Maria geboren wurde, aber einen ätherischen, himmlischen Leib hatte. B. und sein Sohn Harmonius verbreiteten ihre Lehre in Versen und Liedern; im 4. Jahrh. verschwand diese Häresie wieder.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 407. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003223736


Meyer 1905

[375] Bardesanes (Bar-Daisan, »Sohn des Daisan«), syr. Gnostiker, gest. 223 (oder 222). Am Hofe von Edessa lebend, hat er diese Stadt für das Christentum erobert. Seine Religionsphilosophie steht, trotz ihrer Abhängigkeit von chaldäischer Mythologie und Astrologie, der Kirchenlehre näher als andre Formen der Gnosis. Durch zahlreiche Hymnen ist er mit seinem Sohne Harmonius, der des Vaters Gedichte sammelte und vermehrte, der Schöpfer des syrischen Kirchenliedes geworden. Das im syrischen Original erhaltene »Buch der Gesetze der Länder« rührt nicht von ihm, sondern von einem Schüler her. Vgl. Merx, B. von Edessa (Halle 1863); Hilgenfeld, B., der letzte Gnostiker (Leipz. 1864).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 375. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006291031


Eisler 1912

Bardesanes, geb. um 154 n. Chr. bei Edessa (Syrien), gest. um 225. = Gnostiker. Gott ist der »Urvater«, mit dem die Urmutter verbunden ist; beider Sohn ist der himmlische Christus, welcher die »Achamoth« erlöst, die dann mit ihm verbunden wird. Vgl. CURETOS, Spicilegium Syriacum, 1855. – A. MERX, B. von Edessa, 1863.

Quelle: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 46. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001816411