Ballett

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Das Ballet

[113] Das Ballet, (schöne Künste) die Darstellung menschlicher Gefühle und Leidenschaften durch die Tanzkunst, welches sich von dem gewöhnlichen gesellschaftlichen Tanz dadurch unterscheidet, daß das Ballet nicht von einer Gesellschaft, sondern für dieselbe getanzt wird. Wollte man den Unterschied des Ballets von dem gesellschaftlichen Tanze darin finden, daß jenes, gleich einem Drama, einen bestimmten Plan, einen Knoten und eine Entwickelung haben müsse (wie Noverre, ein Ballet meister und Schriftsteller über die Ballete in Frankreich thut); so würde man 1), wie Heydenreich (kurzgefaßtes Wörterbuch d. s. K. Ballet) bemerkt, den Begriff des Ballets zu sehr einschränken – warum sollte die schöne Darstellung einer Leidenschaft ohne Knoten und Entwickelung nicht auch Ballet heißen können? – 2), wie mir dünkt, den Umstand übersehen, daß selbst in guten gesellschaftlichen Tänzen ein Plan und (wenn sie von einer gewissen Länge sind) ein Knoten und eine Entwickelung anzutreffen sei. Man nennt das Ballet auch die höhere Tanzkunst, im Gegensatz des gesellschaftlichen Tanzes, den man die niedere Tanzkunst nennt; dieser hat bloß geselliges Vergnügen zum Zwecke, die höhere Tanzkunst hingegen arbeitet auf Erregung der Gefühle des höchsten Schönen hin. – Der Tanz der Alten war von unserm Ballet unterschieden: er war eben so sehr Gesticulation, Mimik, als Tanz; er war Pantomime. Das Ballet der mittlern Zeiten war mit Rede untermischt, aber keine Pantomime. Gegen das Ende des 17. und den Anfang des 18. Jahrhunderts wurde [113] das Ballet in Frankreich mit dem eigentlichen musikalischen Drama oder mit Gesang verbunden: der Tanz wurde den Worten untergeordnet; und so entstand diejenige Dichtungsart, welche bei den Franzosen noch jetzt Ballet heißt. Endlich versuchte Noverre aus dem Tanz allein etwas für sich bestehendes zu machen, oder bloß durch ihn ganze Handlungen darzustellen. Ueber das Ballet und überhaupt die Tanzkunst s. Lettres fur la Danse et fur les Ballets par Mr. de Noverre, Deutsch übers. Hamburg 1769; und Compan Dictionaire de Danse etc. à Paris, 1787.


Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 113-114.

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