Amun
Amun
Der fiktive Autor Amun aus dem Buch Florida Räume von Ann Cotten ist ein Computer mit der "Seele eines Menschen". Er ist die Verkörperung der sogenannten "Computerpsychologie".
Allgemeines
Amun ist ein Roboter in menschlicher Gestalt. Er wurde von mehreren Wissenschaftlern entwickelt, wobei von einer “Mutter” gesprochen wird, die sich seiner Entstehung vermutlich am intensivsten gewidmet hat. Sein Dasein ist vorallem durch verschiedene Experimente geprägt, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Versuch eines installierten Liebesprogramms liegt. Amun wird dazu aufgefordert, ein Journal über seine Empfindungen, Erlebnisse und Gedanken zu führen. In diesem wird deutlich, dass er sich zunehmend zu einem eigenen Individuum entwickelt. Nachdem die Probandin Tanja Reidkovics (im Experiment mit dem Liebesprogramm) herausfindet, dass Amun ein Roboter ist, wird er in einen künstlichen Schlaf versetzt.
Der analytische Geist
Amun ist ein Denker in der abstrakten Computersprache. Er ist fähig Tätigkeiten des Menschen zu analysieren und zu erlernen. Zusätzlich unterscheidet er sich von früheren Robotern hinsichtlich des "seelische[n] Ausfallschritt[es]", welcher bis dato noch nicht ausreichend erforscht war, um ihn nachzubauen. Er ist zunächst in seinen Beschreibungen sehr deskriptiv und eher nüchtern bzw. emotionslos. Als seine primäre Neigung wurde die Neugier programmiert, weswegen er sehr wissbegierig und leicht zu begeistern ist. Daraus ergibt sich sein einziges affektives Empfinden - der Ärger. Dieser tritt primär in Situationen auf, in denen er durch eine äußere Gewalt dazu gezwungen wird, vor seinem Wissenshorizont stehen zu bleiben und somit seiner Neugier nicht nachgehen zu können. Auch Gefühle wie Angst kennt er nicht, da die installierte Neugier stärker ist, als sein Selbsterhaltungstrieb, denn im Falle eines Defekts, wird er von seinen Wissenschaftlern repariert. Des Weiteren ist sein Dasein durch verschiedenste Experimente geprägt. Hierbei wird er alltäglichen Situationen mit Menschen (Probanden), die nicht wissen, dass sie es mit einem Roboter zu tun haben, ausgesetzt. Das wichtigste Experiment ist das Liebesprogramm, worauf im nächsten Abschnitt näher eingegangen wird.
Das Liebesprogramm
Das Journal von Amun begleitet die letzten Monate bis zu seiner Liquidierung. In diesen Monaten wird ihm das Liebesprogramm eingesetzt. Dies ermöglicht ihm, menschliche Emotionen und Gefühle zu empfinden und strukturiert seine Denkweise neu. Sein Interesse gilt nun nicht mehr in erster Linie seinem Computerdasein, sondern Tanja, seiner Partnerin. Damit betritt Amun einen Bereich des menschlichen Daseins, das ihm zuvor nicht zugänglich war. Durch Tanja wird es ihm möglich, die Gefühle der Menschen für sich aufzunehmen und zu verarbeiten, wobei seine primäre Neigung, die Neugier, einen unterstützenden Faktor darstellt. Er erkennt beispielsweise, dass zu einer Liebesbeziehung unweigerlich Interessengleichheit und Gewohnheiten gehören, dass sich das Wissen durch Erinnerungen formt und die menschliche Kommunikation von Metaphern durchzogen wird. Allerdings stellt das neue Liebesprogramm Amun und seine "Mutter" vor neuen Problemstellungen, denn das Tanzen und der Akt des Sexes lassen ihn abstützen, sodass er sich herunterfahren muss, "um dann alles von neuem aufzubauen". Schlussendlich veranlassen diese Merkmale ein subjektives Empfinden in Amun und treiben ihn weg von dem objektiven, analytischen Charakter. Seinen Zenit findet die Subjektivität in der Äußerung: "Ich habe ein Leben.". Jedoch zur selben Zeit durchtrennt Tanja Reidkovics die Verbindung, um "Amun aus seiner Abhängigkeit [zu] befreien". Daraufhin wurde der Roboter in einen künstlichen Schlaf versetzt.
Tanja: Computer-Mensch-Problematik
Die Probandin im Experiment mit dem Liebesprogramm war Tanja Reidkovics. In einem Interview in einer Fernsehsendung, äußert sie sich zum Verlust Amuns und stellt sich unter anderem Fragen wie: "Wenn Amun ein Roboter war, warum soll ich glauben, dass ich keiner bin?". Sie wirkt in ihren Erzählungen sehr blechern und es entsteht zunehmend der Eindruck, sie wäre tatsächlich selbst ein Roboter, ohne Emotionen. Sie erzählt beispielsweise, dass Amun sie vor seiner Liquidierung darum bat, weiter zu leben, woraufhin sie entgegnet: "Der Auftrag wird ausgeführt, weil er nicht mehr widerrufen wurde". Daraus ergibt sich die Folgerung, dass Roboter mit einem Liebesprogramm äußerst menschliche Züge bekommen, wohingegen Personen, deren Eigenschaften eher gefühlslos, kalt und logisch-denkend sind, wie Maschinen wirken.