Akunian, Ilse

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Brümmer

Akunian, Jlse, geb. Levien,

pseud. Jlse Frapan und Jlse Frapan-Akunian, entstammt einer aus Frankreich geflüchteten hugenottischen Familie und wurde am 3. Febr. 1852 im Hamburg geboren. Sie widmete sich dem Berufe einer Lehrerin und wirkte als solche eine Zeitlang am Paulsen-Stift in Hamburg, einer Art gehobener Volksschule. Hier hat sich sicher ihr liebevolles Verständnis für das Volksleben und die Fähigkeit, sein feinstes und tiefstes Wesen aufzuspüren, ausgebildet. Jm Jahre 1883 begab sich Jlse nach Stuttgart zu Friedrich Vischer, dem großen Ästhetiker, dessen Vorlesungen über Literatur am dortigen Polytechnikum auch den Frauen geöffnet waren. Vier Jahre, bis zum Tode Vischers, blieb sie hier u. trat zu ihrem Lehrer in ein intimes Freundschaftsverhältnis; ihre später veröffentlichten "Vischer-Erinnerungen" (1889) zeugen von der Liebe u. dem feinen Verständnis, womit sie das Porträt des großen Meisters zeichnet. Nach Vischers Tode (1887) begab sich Jlse nach München, dann zurück nach Hamburg und 1892 nach Zürich, wo sie sich an der Universität dem Studium ihres Lieblingsfaches, den Naturwissenschaften, widmete. Hier verheiratete sie sich 1898 mit dem aus seinem Vaterlande geflüchteten Armenier Akunian, mit dem sie einige Zeit auch in Hamburg (1903) und im Kaukasus (1905) lebte u. dann ihren dauernden Aufenthalt in Genf nahm. Jm Jahre 1908 von einer unheilbaren Krankheit (Magenkrebs) befallen, bestimmte sie ihre Freundin Emma Mandelbaum, eine Malerin, mit der sie seit längerer Zeit zusammen lebte, sie zu erschießen. Das tat die Freundin am Morgen des 2. Dezbr. 1908 und schied dann hinterher gleichfalls freiwillig aus dem Leben.

S: Hamburger Novellen, 1886. 2. A. 1889. - Bescheidene Liebesgeschichten (Ham- burger Nn. Neue Folge), 1888. - Vischer-Erinnerungen, 1889. - Zwischen Elbe und Alster (Hamburger Nn.), 1890. - Enge Welt (Nn.), 1891. - Gedichte, 1891. - Bittersüß (Nn.), 1891. - Bekannte Gesichter (Nn.), 1893. - Zu Wasser u. zu Lande (Nn.), 1894. - Flügel auf! (Nn.), 1895. - Querköpfe (Hamburger Nn.), 1895. 2. A. 1905. - Vom ewig Neuen (Nn.), 1896. - Jn der Stille (Nn. u. Sk.), 1897. - Die Betrogenen (R.), 1898. - Wir Frauen haben kein Vaterland (Mono- loge einer Fledermaus), 1899. - Hamburger Bilder für Hamburger Kinder, 1899. 2. A. 1905. - Was der Alttag dichtet (Nn.), 1899. - Wehrlose (Nn.), 1900. - Schreie (Nn. u. Sk.), 1901. - Altmodische Leute (E.), 1902. - Pitje Ohrtens Glück (Eine deutsche Kom.), 1902. - Arbeit (R.), 1. u. 2. A. 1903. - Wandlung. Fräulein Doktor (En.), 1903. - Jugendzeit (Ausgewählte En.), 1904. - Die Retter der Moral (Dr.), 1905. - Auf der Sonnenseite (Nn., En. u. Sk.), 1906. - Erich Hetebrink (Hamburger R.); II. 1907.

Aus: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913. http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/bruemmer_lexikon01_1913

Quelle: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2021. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.