Palimpsest (Maurer)

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Pound verzahnt verschiedene Geschehnisse, die er in Satzsplittern andeutet. Zitate überkreuzen und durchkreuzen sich (wobei man freilich zuweilen gar nicht das Bedürfnis hat zu wissen, wann Sappho oder Catull aufhören und Pound beginnt – oder umgekehrt, so erstaunlich ist seine Einfühlung). Unmittelbarer würden wahrscheinlich manche Passagen im Italien des 15. und 16. Jahrhunderts verstanden worden sein, als die antike Mythologie und die Ereignisse im Land bis in die Einzelheiten lebendig waren.

All das sieht sich an wie ein Palimpsest. Die Lesung von Palimpsesten ist heute durch Differenzialfarbenphotographie und Fluoreszenzverfahren möglich, wie der große Brockhaus verrät. Durch literaturwissenschaftliche Akribie ist es wohl bei den Cantos auch möglich. Wer könnte Dante ohne Kommentar verstehen? Die Frage ist nur die: Was soll verstanden werden?


Georg Maurer: Welt in der Lyrik. In: Georg Maurer, Werke in zwei Bänden. Bd. II. Halle, Leipzig: Mitteldeutscher Verlag 1987, S. 379f.