Mystik und Poesie (Goethe)

Aus Lyrikwiki

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Mystik: eine unreife Poesie, eine unreife Philosophie;

Poesie: eine reife Natur;

Philosophie: eine reife Vernunft.

Poesie deutet auf die Geheimnisse der Natur und sucht sie durchs Bild zu lösen;

Philosophie deutet auf die Geheimnisse der Vernunft und sucht sie durchs Wort zu lösen (Naturphilosophie, Experimentalphilosophie);

Mystik deutet auf die Geheimnisse der Natur und Vernunft und sucht sie durch Wort und Bild zu lösen.

Bildliche Vorstellung: Reich der Poesie; hypothetische Erklärung: Reich der Philosophie.

Das Wahre (Allgemeine), das wir erkennen und festhalten;

das Leidenschaftliche (Besondere), das uns hindert und festhält;

das Dritte, Rednerische, schwankend zwischen Wahrheit und Leidenschaft.

Die Laune ist ein Bewußtloses und beruht auf der Sinnlichkeit. Es ist der Widerspruch der Sinnlichkeit mit sich selbst.


Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen. Aus dem Nachlaß. Über Literatur und Leben. In: Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Kunsttheoretische Schriften und Übersetzungen, Band 18: Schriften zur Literatur II, Berlin 1972, S. 625.