Bugenhagen, Johannes: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 21. Juni 2022, 17:45 Uhr


Deutscher Reformator, Freund und Weggefährte Luthers, war auch "der Reformator Pommerns". Er schuf neue Kirchenordnungen u.a. für Pommern (1535) und bereitete die Aufnahme Pommerns in das Bündnis protestantischer Fürsten (u.a. durch die Heirat des Herzogs Philipp I. mit Maria von Sachsen) mit vor.


Meyers 1905

[573] Bugenhagen, Johann, geb. 24. Juni 1485 in Wollin, gest. 20. April 1558 in Wittenberg, von seinen Zeitgenossen gewöhnlich Doctor Pomeranus, auch Dr. Pommer genannt, neben Luther und Melanchthon der einflußreichste Vertreter der deutschen Kirchenreformation. Er studierte in Greifswald und wurde 1504 Rektor der Schule zu Treptow. Durch Luthers Schrift »Von der babylonischen Gefangenschaft« der Reformation gewonnen, ging er 1521 nach Wittenberg. Hier wirkte er, eng mit Luther verbunden, als Lehrer an der Universität und als Pfarrer. Er verheiratete sich 1522. Nachdem er an der Kirchenvisitation 1528 teilgenommen, folgte er einer Berufung nach Braunschweig zur Ordnung des dortigen Kirchenwesens, ebenso 1529 nach Hamburg, 1530 nach Lübeck, 1535 nach Pommern; 1537 begab er sich auf mehrere Jahre nach Kopenhagen, um die Reformation hier durchzuführen und die Universitätumzugestalten. Die letzten Jahre seines Lebens nach Luthers Tode, dem er die Leichenpredigt hielt, waren trübe. Zu den Sorgen und dem Kummer, die der Schmalkaldische Krieg und das Interim mit sich führten, und den Streitigkeiten mit den lutherischen Zeloten, die auch seine Rechtgläubigkeit verdächtigten, kam der Verlust des Gesichts. Außer dem großen Verdienst, das sich B. durch seine Kirchenordnungen um die deutsche Kirche erworben hat, ist sein Anteil an der Lutherschen Bibelübersetzung, die er auch 1533 ins Plattdeutsche übertrug, rühmend hervorzuheben. Im Auftrag des Herzogs Boleslaw schrieb er »Pomerania«, eine Geschichte Pommerns (gedruckt Greifsw. 1728; neu hrsg. von Vogt, das. 1857; von O. Heinemann, Stettin 1901). Bugenhagens »Kirchenordnung für die Stadt Braunschweig« wurde herausgegeben von Hänselmann (Wolfenb. 1885), diejenige für Hamburg von Bertheau (Hamb. 1885), sein Briefwechsel von O. Vogt (Stettin 1888, mit Nachträgen 1890). 1902 wurde ihm in Braunschweig ein Denkmal (von Echtermeyer) errichtet. Vgl. H. Hering, Doktor Pomeranus, J. B. (Halle 1888); E. Görigk, J. B. und die Protestantisierung Pommerns (Mainz 1895); Graepp, Joh. B., ein Lebensbild (Gütersl. 1897).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 573. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006379893


Brockhaus 1837

[348] Bugenhagen (Joh.), einer der wackersten Gehülfen Luther's am großen Werke der Kirchenverbesserung, geb. 1485 zu Wollin bei Stettin in Pommern, daher er auch nach damaliger Sitte und nachdem er Doctor der Theologie war, Dr. Pommer oder Pomeranus genannt wird, studirte in Greifswalde und war Rector in Treptow, als er durch Luther's Schriften für die neue Lehre gewonnen wurde. Dies zog ihm aber die Verfolgung seines Vorgesetzten, des Bischofs von Camin, zu und er flüchtete deshalb 1521 nach Wittenberg, wo er freudige Aufnahme und baldige Anstellung fand. Thätig für das Gedeihen und die Ausbreitung der Reformation war er durch seine Theilnahme an der Ausarbeitung der lutherischen Bibelübersetzung, mehr noch aber als Ordner und Gründer kirchlicher Verfassungen. Zu diesem Zwecke nach Braunschweig, Lübeck, Hamburg und Pommern berufen, beruht die heutige Kirchenverfassung der genannten Länder und Städte noch auf der Einrichtung, welche damals B. ihr gab. König Christian III. von Dänemark entbot ihn sogar zu sich nach Kopenhagen, ließ sich von ihm bei seiner Krönung salben und behielt ihn drei Jahre in seinen Ländern, während welcher Zeit B. die Reformation in Dänemark und Norwegen einführte und die kirchliche Verfassung daselbst ordnete, daher er in beiden Ländern mit Recht als ihr Reformator geehrt wird, und auch die Wiederherstellung der Universität zu Kopenhagen bewirkte. Das ihm angebotene Bisthum Schleswig schlug er aus und kehrte 1542 nach Wittenberg zurück, wo er schon früher Generalsuperintendent für Sachsen geworden war. In seinen letzten Jahren hatte er noch vielseitige Angriffe zu dulden, weil er der Familie des abgesetzten Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich des Großmüthigen, nicht folgte, sondern in Wittenberg blieb, auch mit Melanchthon das leipziger Interim (s.d.) auf Befehl des neuen Kurfürsten Moritz abfaßte. Niedersachsen verdankt der wohlthätigen Wirksamkeit B.'s, der sein Leben 1558 beschloß, auch eine Übersetzung von Luther's deutscher Bibel ins Plattdeutsche.

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 348. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000816582


Herders 1854

[715] Bugenhagen, Johann, gewöhnlich Dr. Pommeranus genannt, zu Wollin 1485 geb., wurde Priester und Mönch und begab sich 1522 von Luther angezogen nach Wittenberg als Privatdocent. Er war Luthers treuester Anhänger und wurde deßwegen nach Braunschweig, Hamburg, Lübeck und Pommern geschickt um die neue Kirchenordnung einzurichten; zu gleichem Zwecke war er von 1537–42 in Dänemark und lehrte zugleich Theologie an der Universität Kopenhagen. Er hielt Luthern die Leichenrede, verfaßte mit Melanchthon das Leipziger Interim und st. 20. Apr. 1558. Außer theologischen Schriften und einer Bibelübersetzung in das Plattdeutsche lieferte er eine »Geschichte von Pommern« Greifsw. 1728.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 715. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003251446


Pierer

[818] *Bugenhagen, Johann, gewöhnlich Pomeranus od. Dr. Pommer genannt, geb. 24. Juni 1485 zu Wollin in Pommern, studirte seit 1502 in Greifswald Theologie u. Philologie u. wurde 1505 Rector an der Lateinischen Schule in Treptow u. 1517 Lector in der Mönchslehranstalt zu Belbuck; hier lernte er Luthers Schriften kennen u. ging 1521 nach Wittenberg, wo er alsbald mit Luther u. Melanchthon Freundschaft schloß u. seit 1522 Collegia über die Psalmen las u. 1523 Pastor an der Pfarrkirche wurde. Er wurde an mehre Orte berufen, um die Reformation einzuführen u. die neue Kirche zu ordnen, so war er 1528 in Braunschweig, wo er auch die Braunschweigsche Kirchenordnung schrieb, 1529 in Hamburg, 1530–31 in Lübeck, 1534–35 in Pommern; er wohnte hierauf 1536 dem Abschluß der Wittenberger Concordia u. im Februar 1537 dem zu Schmalkalden abgehaltenen Convent bei. Im Jahr 1536 war er Generalsuperintendent des Kurkreises geworden. Darauf ging er, auf einen Ruf des Königs Christian III., nach Dänemark, wo er zunächst 12. Aug. 1537 die Königin Dorothea krönte u. dann die Dänische Kirche einrichtete u. 1538 die Universität in Kopenhagen reorganisirte, an welcher er selbst Collegia las. 1539 kehrte er nach Wittenberg zurück; 1542 war er in Reformationsangelegenheiten in Holstein u. Schleswig u. organisirte die Evangelische Kirche in Hildesheim. Luthers Tod betrübte ihn tief u. er hielt seinem alten Freunde die Leichenpredigt; im Schmalkaldischen Kriege, wo die Universität sich auflöste, blieb B. furchtlos in Wittenberg u. erhielt nachher das Vertrauen seines neuen Herrn, des Kurfürsten Moritz. In den darauf folgenden Streitigkeiten wegen des Interim wurde er nebst Melanchthon von den hitzigen Lutheranern verketzert u. st. 19./20. April 1558 in Wittenberg. Er[818] schr. u.a.: Historie des Leidens u. der Auferstehung Jesu (nach den Evangelien), 1530; Monotessaron historiae evangelicae, herausgegeben von P. Crell, 1566; Pomerania, 1518, herausgegeben von Balthasar, Greifsw. 1728; Interpretatio in librum psalmorum, Bas. 1524, so wie Anmerkungen zu alttestamentlichen Büchern u. Paulinischen Briefen; auch übersetzte er Luthers deutsche Bibel ins Plattdeutsche, Lüb. 1533. Vgl. Melanchthons Oratio de vita Jo. Bugenhagii, 1558, n.A. von Lämmel, Kopenh. 1706; Lebensbeschreibungen von Lange, Bautz. 1731; von Jäneken, Stett. 1734; von Engelken, Berl. 1817; von Zietz, Lpz. 1829, 2. A. 1834; von Bellermann, Berl. 1859; von Meurer, Lpz. 1862.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 818-819. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011371285


Brockhaus 1911

[285] Bugenhagen, Joh., Reformator, geb. 24. Juni 1485 zu Wollin in Pommern (daher Dr. Pommer oder Pomeranus), Gehilfe Luthers, 1523 Stadtpfarrer, 1525 Prof. in Wittenberg, 1539 auch Generalsuperintendent des Kurkreises, führte die Reformation in Braunschweig, Hamburg, Lübeck, Pommern, Dänemark ein, übertrug Luthers Bibelübersetzung ins Plattdeutsche (1534); gest. 20. April 1558 in Wittenberg. – Biogr. von Graepp (1897).

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 285. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000989223