Müller, Friedrich

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39) Friedrich, genannt »Maler M.«, Dichter, Maler und Kupferstecher, geb. 13. Jan. 1749 in Kreuznach als Sohn eines Bäckers und Wirtes, gest. 23. April 1825 in Rom, bildete sich, von einem Gönner unterstützt, seit 1766 oder 1767 in Zweibrücken als Maler aus und siedelte im Winter 1774/75 nach Mannheim über, wo er in den nächsten Jahren, von der Sturm- und Drangbewegung angeregt, vor allem als Schriftsteller tätig war. 1777 wurde er kurfürstlicher Kabinettsmaler; durch eine Subskription, für deren Zustandekommen besonders Goethe tätig war, wurde es ihm ermöglicht, 1778 nach Italien zu reisen. In Rom verbrachte er fast den ganzen Rest seines Lebens. 1780 ließ er sich während einer Krankheit zum Übertritt zur katholischen Kirche bestimmen. Müllers noch in Deutschland herausgegebene radierte Blätter (Hirtenszenen, Tierstücke und Genrebilder im niederländischen Geschmack) waren nicht ohne Beifall aufgenommen worden; in Italien wirkte das Studium Michelangelos auf ihn wie auf viele andre ungünstig. Seine künstlerischen Mißerfolge veranlaßten ihn, sich auf kunstgeschichtliche Studien zu verlegen und als Cicerone tätig zu sein. Goethes freimütiger Tadel seiner Gemälde verstimmte ihn, so daß während dessen römischen Aufenthalts M. mit ihm fast gar nicht in Berührung kam; doch wurde er in seinen alten Tagen von den Romantikern, besonders von Tieck und auch von dem spätern König Ludwig II. von Bayern, mit Auszeichnung behandelt. Die Hauptcharakterzüge seiner Poesie sind kraftgeniale Wortfülle neben stellenweise hervortretendem derben Realismus. Von seinen dramatischen Bei suchen ist das lyrische Drama »Niobe« (Mannh. 1778) das mindest gelungene; charakteristischer ist »Fausts Leben, dramatisiert« (1. Teil, das. 1778; neu hrsg. von Seuffert, Heilbr. 1881). Am höchsten steht »Golo und Genoveva« (begonnen ca. 1776; bruchstückweise gedruckt in der »Zeitung für Einsiedler«, 1808; zuerst vollständig von Tieck, 1811; s. unten). Das Stück vermag sich allerdings, obschon in den Einzelszenen und in der Charakteristik von einem nicht selten energischen Naturalismus, nicht zu einer Totalwirkung zu erheben, weil es der künstlerischen Komposition entbehrt; immerhin aber wirkte es mit seiner phantasievollen Versenkung in vergangenes deutsches Leben mächtig auf die spätere Entwickelung des historischen Dramas und Romans ein und war eine der besten Nachahmungen von Goethes »Götz« (vgl. B. Golz, Pfalzgräfin Genoveva in der deutschen Dichtung, Leipz. 1897). Viel Anerkennung hat M. als Idyllendichter erfahren. Während er hier anfangs mehr unter Geßners Einfluß stand, zeigen seine Darstellungen aus dem pfälzischen Landleben: »Die Schafschur« (Mannh. 1775) und »Das Nußkernen«, unvergleichlich mehr Lebendigkeit und Naturwahrheit und einzelne sehr glückliche Züge. Seine frühesten lyrischen Dichtungen, von denen einige im »Göttinger Musenalmanach« erschienen, zeigen den Einfluß Klopstocks und der Anakreontiker, ungleich wertvoller sind die spätern Lieder, in denen er den inzwischen aufgekommenen volkstümlichen Ton anschlug, besonders der zum Volkslied gewordene »Soldatenabschied« (»Heute scheid' ich«). 1905 wurde ihm in Kreuznach ein Denkmal (von Cauer) errichtet. Eine Ausgabe von Müllers Werken, von Tieck besorgt, erschien in 3 Bänden (Heidelb. 1811 u. 1825); ausgewählte Dichtungen veröffentlichten H. Hettner (Leipz. 1868, 2 Bde.) u. Sauer (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 81); eine Nachlese Hans Graf Yorck (Jena 1873). Vgl. B. Seuffert. Maler M. (Berl. 1877).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 226-238. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007118856