Hermann von Thüringen

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Hermann I., Hermann von Thüringen (* um 1155; † 25. April 1217 in Gotha) aus der Familie der Ludowinger, Pfalzgraf von Sachsen und Landgraf von Thüringen.


Meyers 1907

[Sachsen-Thüringen.] 6) H. I., Pfalzgraf von Sachsen und Landgraf von Thüringen, zweiter Sohn Ludwigs des Eisernen und der Judith, zog 1180 mit seinem Bruder Ludwig gegen Heinrich den Löwen, ward bei Weißensee 11. Mai 1180 gefangen und erst 1181, um beim Kaiser einen billigen Frieden auszuwirken, wieder freigegeben. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig III. (1190) folgte er diesem in der Landgrafschaft Thüringen und verlegte seine Residenz von der Neuenburg an der Unstrut oberhalb Freyburg auf die Wartburg. Kaiser Heinrichs VI. Absichten auf Thüringen energisch bekämpfend, ergriff er in den Kriegen nach Heinrichs Tod (1198–1208) bald für Philipp von Schwaben, bald für Otto IV. von Braunschweig Partei. Als aber Otto mit dem Papst Innozenz III. zerfallen war, versammelte er 1211 eine Anzahl Fürsten in Nürnberg und veranlaßte sie zu dem Beschluß, den gebannten Otto abzusetzen und Friedrich II. zu wählen. Deshalb erhoben sich die Sachsen, bemächtigten sich der Städte Mühlhausen und Nordhausen, und da sich viele seiner Vasallen gegen ihn auflehnten, konnte ihn nur Friedrichs II. schnelles Einrücken in Deutschland retten. Kunstliebend und den Minnesingern zugezählt, lebt er in der Sage als Veranstalter des Wartburgkriegs (s. d.). H. starb 25. April 1217 in Gotha und wurde zu Reinhardsbrunn begraben. Durch seine Tochter erster Ehe, Jutta, Gemahlin des Markgrafen Dietrich von Meißen, wurde er Großvater Heinrichs des Erlauchten von Meißen. Mit seiner zweiten Gemahlin, Sophie, einer Tochter des Herzogs Otto von Bayern, zeugte er Ludwig, seinen Nachfolger in der Regierung und Gemahl der heil. Elisabeth, Heinrich Raspe, Ludwigs Nachfolger und Gegenkönig Friedrichs II., und zwei Töchter. – Sein Enkel Hermann II., der jüngere, Sohn Ludwigs des Frommen und der heil. Elisabeth, folgte 1227 seinem Vater unter der Vormundschaft seines Oheims Heinrich Raspe; er starb kinderlos 1241.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 213-214. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006765556


Brockhaus 1911

[792] Hermann I., Pfalzgraf von Sachsen (1181-1217) und (seit 1190) Landgraf von Thüringen, Sohn Ludwigs des Eisernen, Freund der Dichtkunst, veranlaßte angeblich 1207 den poet. Wartburgkrieg, gest. 25. April 1217 zu Gotha.

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 792. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001185616


Herders 1855

[283] Hermann I., Landgraf v. Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen von 1192 bis 1216, Schwestersohn Kaisers Friedrich I., einflußreicher deutscher Fürst, war meistens auf der Seite der Hohenstaufen (nur mit Heinrich VI. gerieth er in Streit), so Philipps, besonders aber Friedrichs II.; st. 1216; er war auch Förderer der Dichtkunst (s. der Sängerkrieg auf der Wartburg). Seine Söhne waren Landgraf Ludwig der Heilige u. Heinrich Raspe (s. d.).

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 283. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003369609


Pierer 1859

Landgrafen von Thüringen: 34) H. I., Sohn Ludwigs des Eisernen u. der Judith von Schwaben, Schwester des Kaisers Friedrich I., zog 1180 gegen Heinrich den Löwen u. wurde gefangen, aber 1181 freigegeben; er erhielt 1181 von seinem Bruder Ludwig die Pfalzgrafschaft Sachsen, folgte nach dessen. Tode 1190 als Landgraf von Thüringen, war ein Anhänger Philipps von Schwaben, welcher ihm Mühlhausen, Nordhausen, Saalfeld, Rahnis u. das Land an der Orla schenkte; nachher verließ er denselben u. schlug sich zur Partei Otto's; da Philipp in sein Land einfiel u. auch die Hülfe des Königs Ottokar von Böhmen ihm nichts half, so söhnte er sich mit Philipp aus, worauf Otto Thüringen verwüstete. H. st. 1216 in Gotha; er war erst vermählt mit Sophie, Tochter des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen (st. 1195); dann mit Sophie, Tochter des Herzogs Otto von Baiern; aus zweiter Ehe war sein Nachfolger Ludwig IV. Unter ihm war 1207 der Sängerkrieg auf der Wartburg.

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 271-274. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010104798